Am Morgen nach unseren Versuchen, Gold
zu waschen, saßen wir gerade draußen beim Frühstück, als sechs
hübsche Karibus direkt an uns vorbei spazierten. Keine zehn Meter
entfernt liefen sie, schauten mal zu uns, ließen sich aber überhaupt
nicht stören. Wie immer in solchen Momenten hatten wir keine Kamera
zur Hand, um diesen schönen Moment im Bild festzuhalten. Aber so
etwas bleibt im Gedächtnis haften.
Einige Kilometer weiter nördlich
stießen wir auf eine aktive Goldmine. Gerne hätten wir bei den
Arbeiten zugeschaut, doch niemand war weit und breit zu sehen. Auf
einem Schild las ich, dass diese Gegend bekannt und berühmt war für
die besonders großen Nuggets, die hier gefunden wurden. Das Größte
soll 20 Pfund gewogen haben. Unvorstellbar! Die jetzigen Betreiber
der Mine glauben fest daran, dass dort auch jetzt noch jede Menge
Gold zu finden sei.
|
aktive Goldmine |
Dann kamen wir an die Grenze zu Kanada.
Diesmal dauerte es zwar ein paar Minuten länger als sonst, trotzdem
verlief alles problemlos. Die üblichen Fragen, die gleichen
Antworten, das war's.
|
von Alaska nach Kanada - neue Zeitzone |
Ade Alaska, ade USA, hello Kanada. Nun
befanden wir uns auf dem Top Of The World Highway in über 1000 m
Höhe und sahen zunächst NICHTS, denn wir fuhren genau in die grauen
Wolken hinein. Wenig später besserte sich zwar die Sicht, doch blieb
es bis Dawson City sehr diesig, so dass wir die Berge und Hügel in
der Ferne nur schemenhaft erkennen konnten.
|
Boundary - ein verlassener Ort kurz vor der Grenze zu Kanada |
|
In dieser Hütte befand sich noch vor wenigen Jahren ein Laden |
|
der Top Of The World Highway erstreckt sich vor uns |
Und dann lag sie vor uns, die ehemalige
Goldgräberstadt Dawson City am Zusammenfluss des Klondike River und
des Yukon River, die in ihrer Blütezeit kurz nach der
Jahrhundertwende 30000 vom Goldfieber gepackte Einwohner zählte.
Heute leben noch rund 2200 Menschen hier. Von den alten Gebäuden
sind nur noch wenige erhalten, die meisten befinden sich in
schlechtem Zustand. Immerhin hat man die Tradition der hölzernen
Gehsteige beibehalten, doch die Straßen sind asphaltiert. Statt
Hufgetrappel hört man die V8-Motoren der einheimischen Pickups
dröhnen.
|
Dawson City mit dem Zusammenfluss von Klondike und Yukon River |
|
ein Paddle Wheel Steamer - Schaufelrad-Dampfer, aber von einem Dieselmotor angetrieben |
|
auf diesem Schiffsfriedhof am Yukon River gammeln alte Paddle Wheel Steamer vor sich hin |
Um für die uns bevorstehende Fahrt bis
hinauf nach Tuktoyaltuk am arktischen Ozean zu bevorraten, kauften
wir einige Lebensmittel zu utopischen Preisen ein. Ein Liter Milch
kostete z. Bsp. 4,55 kanadische Dollars, das entspricht ungefähr
drei Euro. Irgendetwas essen und trinken müssen wir, also blieb uns
nichts anderes übrig, als hier einzukaufen. Die nächste Möglichkeit
wäre dann in Inuvik in 750 km Entfernung. Und dort kostet alles noch
viel mehr.
|
mit der Fähre über den Yukon hinüber nach Dawson City |
|
Supermarkt |
|
das Werkzeug der Goldgräber - Hacke , Schaufel und Pfanne |
|
hier verjubelten die Goldgräber ihr Geld wieder (achtet auf die Damen im oberen Stockwerk) |
|
Saloon, in dem jeden Tag drei Shows laufen |
|
Wohnhäuser |
|
so baut man hier neue Häuser |
|
1 Liter Milch kostet CAD 4,55 (ca. 3 Euro) |
Dann begann unser Abenteuer auf dem
Dempster Highway, der uns bis zum Eismeer bringen sollte. Insgesamt
lagen also mehr als 1700 km Schotterpiste vor uns. Der Dempster
begrüßte uns mit Regen und einer aufgeweichten Piste, auf der das
Fahren höchste Konzentration erforderte. Schwarzer, zäher Schlamm
machte die Fahrbahn rutschig und schmierig. Zwei Autos, die neben der
Fahrbahn auf der Seite bzw. auf dem Dach lagen, waren uns Warnung
genug. Nach gut 200 km Fahrt am ersten Tag ähnelte unser Gecko eher
einem Kohletransporter, als einem weißen Landcruiser.
|
am Beginn des Dempster Highways leuchtet der Gecko noch weiß |
|
nach 220 km... |
|
...und nach 500 km |
|
Bergrutsch bei km 244, der noch vor wenigen Tagen die Straße versperrte |
|
Elch-Kuh am Two Moose Lake |
|
so endet Unachtsamkeit auf der schlammigen Piste... |
|
... oder so |
Auch an den nächsten Tagen besserte
sich das Wetter nicht. Von den so viel gerühmten Landschaften sahen
wir vor lauter Wolken und Nebel so gut wie nichts. Das Fahren
strengte an. Die Fahrbahn befindet sich fast immer auf einem Damm in
mindestens einem Meter, manchmal aber auch drei oder fünf Meter über
der Umgebung. Eine Unkonzentriertheit, ein Rutscher, und eine
Seitwärtsrolle ist dir garantiert. Die Straße liegt deswegen so
hoch, damit der Permafrostboden darunter nicht auftaut und die
Fahrbahn nach unten absackt.
Mit einer kostenlosen Fähre
überquerten wir zuerst den Peel River, wenig später den MacKenzie
River. Danach folgte eine 30 km lange Gerade, eine leichte
Rechtskurve und wieder über 20 km schnurgerade Schotter- bzw.
Schlammpiste. Wir wussten schon gar nicht mehr, wie und wo wir unsere
nassen und dreckigen Klamotten trocknen sollten.
Am Polarkreis schossen wir in
strömendem Regen zwei, drei Bilder, und weiter ging es. Bald darauf
verließen wir Yukon und betraten erstmals das Gebiet der Northwest
Territories. Das bedeutete, die Uhren eine Stunde vorzustellen, denn
hier zählt die Mountain-Zeit. Also nur noch neun Stunden Unterschied
zu Deutschland.
|
am Polarkreis |
|
an der Grenze zu den Northwest Territories liegt wieder alles im Nebel |
|
so lässt es sich ganz gut fahren |
|
trotzdem sieht das Auto eben so aus |
|
Fähre über den MacKenzie River |
Je weiter nördlich wir kamen, desto stärker fiel die Temperatur. Als wir Inuvik erreichten, zeigte das
Thermometer früh 4 Grad an. In der Mittagszeit „erwärmte“ es
sich auf doch schon 9 Grad. Wir bibbern hier vor Kälte, während
ganz Deutschland unter einer Hitzeperiode stöhnt. Inuvik hat sicher
auch seine schönen Seiten, uns blieben sie bei Kälte und Regen
verborgen. Highlight ist sicher das schön gestaltete Visitor Center
und die Iglu-Kirche. Sämtliche Gebäude stehen auf Stelzen, damit
sie den Permafrostboden nicht erwärmen und danach einsinken würden.
Einige Wohnhäuser leuchteten selbst im Regen in bunten Farben.
Diesen fröhlichen Eindruck verminderten ein paar Meter weiter Häuser
mit vernagelten Fenstern.
|
Visitor Center in Inuvik |
|
Iglu-Kirche in Inuvik (Igloo Church Our Lady of Victory) |
Wir nahmen die letzten 130 km bis zum
Polarmeer in Angriff. Diese Piste existiert erst seit November 2017
und ermöglicht es, nun zu jeder Jahreszeit, also nicht nur im
Winter, das Örtchen Tuktoyaktuk oder kurz Tuk (gesprochen Tak) per
Auto zu erreichen. Obwohl die Straße so neu ist, kämpften wir auf
einigen Abschnitten wieder mit bzw. gegen den Schlamm.
Ab Inuvik ist das Land völlig flach
und mit unzähligen Seen gespickt. Sicher ein wunderschöner Anblick
bei schönem Wetter. Dieser ständige Regen nervte uns immer mehr.
Wir fragten uns dann, warum wir uns das überhaupt antun. Solch eine
Krise kann einen schon mal befallen, doch dann erinnert man sich an
die vielen schönen Begegnungen und Eindrücke, die wir schon erleben
durften, und man weiß, auch dies kommt wieder.
In Tuk leben rund 900 Menschen. Der Ort
wirkte auf uns sehr trist, aber das war sicher auch dem Regen
geschuldet. Seine Hauptattraktion sind die Pingos im Ort und rundum
in der Umgebung. Dies sind Hügel, die durch sich ständig über dem
Permafrostboden neu bildendes Eis in die Höhe wachsen. Der Höchste
misst 49 Meter, ist rund 1000 Jahre alt und wächst pro Jahr zwei
Zentimeter in die Höhe.
Dort standen wir dann am Polarmeer am
nördlichsten Punkt unserer Reise und ich steckte meinen Fuß in das
eisige Wasser (es heißt ja nicht umsonst auch Eismeer!), natürlich
im Regen und bei 4 Grad, die sich durch den eisigen Wind wie
Minusgrade anfühlten. Im winzigen Visitor Center zeigte man uns
täuschend echt aussehenden Plastik-Speck vom Beluga-Wal und wie
dieser dann in fermentiertem Zustand aussieht (ebenfalls
Plastik-Nachbildungen). Im Ort gibt es ein unterirdisches
Gefrierhaus. Dort bewahren die Bewohner in vielen in den
Permafrostboden gehauenen Kammern ihre Vorräte an Wal- und
Karibufleisch auf. Das hätten wir uns gerne angesehen, doch es ist
aus verständlichen Gründen nicht für die Öffentlichkeit
zugänglich.
|
Landschaft zwischen Inuvik und Tuktoyaktuk |
|
Ankunft in Tuk |
|
Tuktoyaktuk |
|
so wohnt man hier |
|
Stelzenhäuser |
|
hier hat man die Stelzen versteckt |
|
dieses neu errichtete Sod House wird das neue Visitor Center beherbergen |
|
Industriebauten |
|
am nördlichsten Punkt unserer Reise angekommen |
|
7 Grad und eisiger Wind |
|
wenigstens den Fuß ins Eismeer setzen, das musste sein! |
|
der größte Pingo in der Nähe von Tuk |
Von nun an ging es zurück gen Süden.
Klingt zwar verlockend, doch Ihr ahnt es sicher schon, es regnete mit
Unterbrechungen immer weiter. Das Auto wechselte immer mal die Farbe
von braun zu schwarz und zurück, je nach Farbe des Schlamms, durch
den wir fuhren. Am siebenten Tag dann endlich ein paar zaghafte
Sonnenstrahlen, die aber zwei Stunden später wieder durch Regen
abgelöst wurden. Immerhin konnten wir in der Zeit ein paar Pilze
sammeln. Noch einen Tag später, inzwischen weilten wir wieder in
Yukon, weckte uns doch tatsächlich die Sonne. Wir standen auf einem
Hügel mit einer traumhaft schönen Aussicht auf den 400 m unter uns
sich dahin schlängelnden Ogilvie River und eine dahinter aufragende
Bergkette. Hier legten wir einen Tag Pause ein. Das schöne Wetter
nutzten wir zum Haare- und Wäschewaschen.
|
man fährt oft wie auf einem Bahndamm |
|
Fähranlegestelle am MacKenzie River |
|
gleich zwei Kirchen in dem winzigen Nest Tsiigehtchic |
|
auch dieser riesige Tanklaster passt noch auf die Fähre über den MacKenzie |
|
endlich sahen wir auch mal die Landschaft rundum |
|
endlich besseres Wetter, wenn auch nur für Stunden |
|
Pilze sprießen ohne Ende |
|
Beeren reifen |
|
wir verlassen den Polarkreis ohne Regen |
|
stellenweise trocknet die Piste ab |
|
nach einem Waldbrand sprießt frisches Grün |
|
traumhaft schöner Blick über das Tal des Ogilvie River, aber ganz ohne Regen geht es eben doch nicht |
Den Tag über besuchte uns mehrmals ein
Rotfuchs, der aber ein grau und weiß gemustertes Fell trug.
Neugierig und furchtlos kam er bis auf fünf Meter zu uns heran.
Aufmerksam schaute er uns mit seinen bernsteinfarbenen Augen an, die
aus seinem dunklen Gesicht heraus leuchteten. Dann gähnte er
gelangweilt (was hatte er wohl erwartet?), kratzte sich ausgiebig mit
dem Hinterlauf hinter seinem Ohr und trottete davon, nicht ohne sich
noch ein paarmal nach uns umzudrehen. Unsere Wäsche durften wir dann
im Auto fertig trocknen, denn am am Abend setzte wieder Regen ein,
was auch sonst.
|
... und tschüss |
Am nächsten Morgen verließen wir
diesen herrlichen Fleck. Die Piste war schon erstaunlich schnell und
gut abgetrocknet, so dass wir sogar eine Staubfahne hinter uns her
zogen. Nach nur 5 km Fahrt kamen uns zwei der riesigen Trucks
entgegen, wie wir sie hier schon einige Male gesehen haben. Beide
verringerten ihre Geschwindigkeit nicht. Als der zweite an uns
vorüber donnerte, gab es einen lauten Knall, und ich sah nicht
Sterne, sondern nur einen Stern. Dieser glitzerte direkt vor meiner
Nase in der Windschutzscheibe. Volltreffer mit einem größeren
Stein! Auf der Innenseite der Scheibe befindet sich dort, wo viele
keine Glassplitter abgesprungen sind, eine richtige Delle. Nun hoffen
wir, dass die Scheibe noch bis Halifax durchhält,ohne weiter zu
reißen. Hier in Kanada eine Frontscheibe zu bekommen, dürfte
schwierig werden.
|
wir passieren die Ogilvie Mountains |
|
a star was born - ein Stern ist aufgegangen :-( |
Und wir haben gleich noch ein Problem.
Seit zwei Tagen tut sich der Motor unseres Geckos immer schwerer.
Selbst an der kleinsten Steigung fällt die Geschwindigkeit ab.
Vermutlich liegt es an den Einspritzdüsen.
Inzwischen sind wir zurück in Dawson
City. Zehn Tage auf dem Dempster Highway liegen hinter uns, zehn
anstrengende, verregnete Tage, an die wir uns sicher noch lange
erinnern werden, auch wenn wir von den schönen Landschaften nur sehr
wenig gesehen haben.
|
endlich wieder sauber! |
In Dawson City werden wir uns
voraussichtlich ein paar Tage aufhalten. Der Gecko hat inzwischen
dank einer ausgiebigen Hochdruck-Wäsche wieder seine weiße Farbe
angenommen. Vielleicht (hoffentlich!) kann ich dem Motor noch mal ein
bisschen auf die Beine helfen. Wir wollen natürlich auch noch einen
der Saloons besuchen. Vielleicht versuchen wir auch mal unser Glück
an einem der Spieltische. Und dann gibt es hier zwei Claims, auf
denen Jedermann ohne Genehmigung Gold waschen darf. Den Ehrgeiz haben
wir, wenigstens ein klitzekleines Goldflitterchen selbst zu finden.
Über all dies lest Ihr
selbstverständlich wieder hier im Blog, nämlich im nächsten
Bericht, der garantiert (irgendwann) folgt. Schaut also immer wieder
mal rein, oder abonniert den Blog, dann verpasst Ihr keinen Artikel
und werdet bei Neuigkeiten per Mail automatisch benachrichtigt.
Bis dann...
Hallo liebe Jutta und Wolfgang,
AntwortenLöschenwir sind nun auch aus unserem Urlaub, Tschechen-Spindlermühle, zurück und haben Euren neuen Beitrag gelesen. Ihr habt ja wieder so einiges erlebt, auch wenn es mit dem Goldgraben nicht so richtig geklappt hat. Es sind wieder tolle Fotos und schöne Natur zu sehen und natürlich eine gute Beschreibung von Wolfgang dazu.
Bleibt weiterhin schön gesund und noch viele neue Eindrücke auf Eurer Reise.
Wir freuen uns jetzt schon auf Eure Heimkehr im Oktober und hoffen, dass wir uns danach bald sehen werden.
Viele liebe Grüße von Rainer und Petra