Blog durchsuchen:

Dienstag, 9. Juni 2015

Irkutsk und Listwjanka

6. Juni 2015

Schon am frühen Morgen nervten uns wieder diese lästigen Fliegen. Sie vertrieben uns regelrecht von diesem wundervollen Ort.

Wir versuchten, über holprige Wege direkt nach Süden zu gelangen. Anfangs ging das ganz gut, doch dann wurden die Auf- und Abfahrten immer steiler, die Seitenneigung immer stärker, so dass wir uns trotz Sicherheitsgurt kaum in den Sitzen halten konnten.Jedesmal, wenn der Gecko eine neue Bergkuppe oder einen Kamm erklommen hatte, öffneten sich uns neue herrliche Ausblicke auf die felsigen Ufer des Sees und die blinkende Wasseroberfläche. Und sobald ich mal den Motor abstellte, umfing uns diese grandiose Stille.




Die Wege bzw. Spuren im Steppengras waren immer schlechter zu erkennen, bis wir an eine steile Auffahrt kamen, die über und über mit spitzen Steinen gespickt war. Teilweise ragten sie 10 bis 15 cm aus dem Erdreich.Das wollte ich dann unseren Reifen doch nicht zumuten. Was bringt es, diese Hindernisse vielleicht überwunden zu haben und dann mit einem oder mehreren kaputten Reifen hier in der Einamkeit stehen zu bleiben. Es gab nur eine Alternative: Rückzug.

So, nun wende mal ein 3,5 Tonnen schweres Fahrzeug mit relativ hohem Schwerpunkt (druch die Kiste auf dem Dach) an so einem steilen Hang. Das Wendemanöver kostete schon Überwindung, denn der Hang war so steil, dass der Gecko eine bedenkliche Schräglage einnahm. Aber es ging alles gut.

Den späteren Weg über dieses üble Wellblech kannten wir ja schon. Diesmal hatten wir Glück. Wir fuhren direkt auf die Fähre, und wenige Minuten später legte sie ab. Das Erstaunliche und Angenehme an dieser Fähre ist: sie ist kostenlos! Tschüs, Trauminsel Olchon!


auf der kostenlosen Fähre
der Fähranleger auf dem Festland wird komplett neu gestaltet

Oben auf der Anhöhe, wo wir unseren ersten Blick auf den Baikal werfen konnten, wollten wir eine Pause einlegen und einen neuen Beitrag im Blog posten. Genau in dem Moment kam von Megafon eine SMS, dass ich die Abo-Gebühr von 590 Rubel für die SIM-Karte für den nächsten Monat bezahlen müsste. Ab diesem Moment hatten wir keinen Zgriff mehr aufs Internet, und die Telefon-App von Multifon funktionierte natürlich auch nicht mehr. Nun war guter Rat teuer. Wir konnten zu niemandem mehr Kontakt aufnehmen und uns auch nicht im Internet schlau machen, was nun zu tun sei. Aber spätestens in Irkutsk würden wir freies WLAN finden, und dann könnten wir sicher das Problem klären.


ein letzter Blick auf die Insel Olchon (rechts im Hintergrund)

Die spätere Suche nach einem vernünftigen Stellplatz verlief leider erfolglos. Bei einem Halt, ich stand neben dem Auto, um die Gegend zu sondieren, hörte ich ein Blubbern aus dem Motorraum. Motorhaube auf, da zischte und puffte es aus der im Motorraum untergebrachten Batterie. Sie war glühend heiß und kochte regelrecht. Das hatte uns gerade noch gefehlt. Es blieb erst mal nichts anderes übrig, als die Batterie abzuklemmen. Es gibt ja noch eine zweite im Innenraum.

Schließlich landeten wir wieder auf dem Hinterhof des Hotels, wo wir vor zehn Tagen auch schon standen. Diesmal war der Platz noch schlammiger. Immerhin konnten wir hier per WLAN mit unseren in der Ferne mitreisenden Micha und Reiner Kontakt aufnehmen. Alle kamen zu dem Schluss, dass die Batterie einen Plattenschluss hat und damit endgültig im Eimer ist.. Nun gut, wir werden sehen, ob wir auch mit einer Bordbatterie klar kommen. Wenn nicht, müssen wir irgendwo eine neue Batterie besorgen.

Das Aufladen der SIM-Karte funktionierte auch hier nicht. Nach dem etwas stressigen Tag hatten wir keine Lust mehr, auf dem Schlammplatz hinterm Hotel stehend etwas zu Abend zu essen. Vor dem Hotel gab es eine Art Pavillon, in dem Schaschlik und Getränke angeboten wurden. Wir bestellten zwei Portionen Schweine-Schaschlik und zwei Bier. Der Spaß kostete uns schließlich 1100 Rubel, also ungefähr 19 Euro! Meine Güte, gepfefferte Preise...

7. Juni 2015

Wieder mal Großeinkauf im riesigen Supermarkt. Sonntag scheint hier der große Einkaufstag zu sein, denn es war richtig viel Betrieb hier. Nun war der Kühlschrank wieder voll, aber wir fanden nirgends einen Automaten, an dem wir hätten die SIM-Karte aufladen können. In jedem noch so kleinen Supermarkt steht ein solcher Automat, hier ausgerechnet nicht.

Wir fuhren hinaus an den Stadtrand, wo wir den Elektronik-Markt kannten. Hier konnte ich sowohl einen neuen Akku fürs Handy kaufen als auch endlich die SIM-Karte mit Geld versorgen. Das war nicht so ganz einfach, da der Automat alle Angaben auf Russisch anzeigte, aber irgendwie schaffte ich es. Und siehe da, kurz darauf stand das Internet und alle damit verbundenen Kommunikationswege wieder zur Verfügung.

Mit Micha, der inzwischen ganz in der Nähe von Irkutsk weilt, verabredeten wir, dass wir uns am nächsten Tag in Listwjanka treffen wollten. Am späten Nachmittag fuhren wir die 80 km bis zu diesem kleinen Ort direkt am Baikal und fanden auch einen Stellplatz direkt am See. Wahrscheinlich stand hier mal eine Werft, von der nur noch Ruinen übrig sind.

Im Ort, der sehr touristisch geprägt ist, bezahlten wir diesmal für Schaschlik und Bier für uns beide 520 Rubel. Diesmal also zum Glück kein Nepp. Die "Wächter" dieses Stellplatzes, zwei junge Kerle, wollten 500 Rubel pro Nacht kassieren. Ich bot ihnen 300 an, und sie akzeptierten.

8. Juni 2015 

Ein Spaziergang durch den sich lang am Seeufer hinziehenden Ort zeigte uns das, was wir schon an vielen anderen Stellen auch gesehen hatten: Zum Einen viele alte, halb verfallene Holzhäuser, die einst sicher hübsch aussahen, aber immer noch bewohnt wurden, und zum Anderen einige riesige Protzbauten, (sogar mit eigener kleiner Kirche!) die bis auf einen alle nicht fertiggestellt wurden und nun allmählich verfallen, bis sich vielleicht doch noch ein Käufer oder Investor findet. Erstaunlicherweise gibt es hier im Ort sogar Papierkörbe, und es liegt mal nicht so viel Müll herum wie sonst.

Gegen Mittag traf Micha ein. Das Wiedersehen wurde natürlich entsprechend gefeiert. Diesmal grillten wir unsere eigenen Schaschliks. Leider spielte das Wetter nicht mit. Eine große Plane, die wir als Wind- und Regenschutz aufgespannt hatten, riss eine Windböe mit einem einzigen Ruck weg. Trotzdem war es ein gemütlicher Abend.


so oder ähnlich versorgt sich die Bevölkerung überall dort mit Wasser, wo es keine Wasserleitung gibt, und das ist in weiten Teilen des Landes noch so

ein Protzbau in Listwjanka, der sogar bewohnt ist

mit eigener Kirche, steht aber unbewohnt zum Verkauf

Neubau eines Holzhauses

hübsches altes Holzhaus gleich daneben

Kunst am Bau

hier schützt uns noch die Plane