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Freitag, 9. Dezember 2016

Wieder in Afrika

Von Salamanca nach Algeciras war es nur noch ein Katzensprung von 185 km. Unser Weg führte uns sofort zu Carlos, dem vielgepriesenen Ticketverkäufer. Freundlicher Empfang, problemloser Ablauf. 170 Euro für Hin- und Rückfahrt und als Geschenk eine Flasche Rotwein und einen Kuchen obendrauf, was will man mehr.

Sieht man häufig in Spanien: riesige Werbestiere

Unsere Fähre sollte am nächsten Vormittag um 10:30 Uhr in See stechen. Die Nacht verbrachten wir gemeinsam mit vielleicht zehn oder zwölf Wohnmobilen auf einem riesigen Parkplatz ganz in der Nähe von Carlos' Büro.

Um 9:00 Uhr öffnete der Carrefour-Supermarkt, wo wir schnell noch ein paar Einkäufe erledigten. Bis zum Fährhafen waren es nur sechs oder sieben Kilometer, wo wir eine Stunde vor Abfahrt eintrafen. Vor uns standen fünf Autos. Auf dem Dach des ersten Fahrzeugs, ein kleiner Peugeot mit marokkanischem Kennzeichen, türmten sich Kinderfahrräder, Dreiräder und andere Gepäckstücke. Die Autos in den Schlangen rechts und links neben uns rückten eins nach dem anderen vor, doch unsere Schranke blieb geschlossen.Auch eine Viertelstunde vor Abfahrt tat sich immer noch nichts. Alle anderen Autos waren weg, nur unsere Reihe blieb einfach stehen.Kurz vor halb zehn kam ein Angestellter der Fährgesellschaft und erklärte mühsam in gebrochenem Englisch, dass es irgendein Problem mit dem Schiff gäbe und wir auf die nächste Fähre warten müssten. Diese sollte 15 Uhr fahren. Uns blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Was soll's. Noch mal 4,5 Stunden Warten. Da haben wir auf unserer großen Tour 2015 noch ganz andere Wartezeiten hinter uns gebracht.

Die Autos vor uns verschwanden nach und nach, so dass wir schließlich als Erste ganz vorn an der Schranke standen. Die Zeit verging nicht gerade wie im Fluge, aber sie verging. Wir genossen derweil die Sonne und dachten an unsere Lieben, die zu Hause in der Kälte bibbern mussten.

13:30 Uhr öffnete sich die Schranke für uns, die Fähre machte am Pier fest, ein Dutzend LKW's und vielleicht ebenso viele PKW und kleinere Fahrzeuge fuhren in den Bauch des für unsere Begriffe riesigen Schiffs, das sich pünktlich 15 Uhr in Bewegung setzte. Die Fähre läuft unter der Flagge der Bahamas (wenn ich die Flagge richtig gedeutet habe, vielleicht gehört sie aber auch zu einem anderen mittelamerikanischen Land) und hat ihre besten Zeiten offensichtlich lange hinter sich. Weite Teile des Schiffes sind abgesperrt und für die wenigen Passagiere unzugänglich.

Unser Gecko erwartet die Fähre, die eben einläuft

Wir verlassen den Hafen von Algeciras

Praktischerweise wurden die Einreiseformalitäten für Marokko gleich auf dem Schiff erledigt. Wir verlassen den Hafen von Algeciras und steuern zunächst direkt auf das gewaltige Felsmassiv von Gibraltar zu. Komisch, vor über 20 Jahren standen wir mal da oben. Vonn der Südspitze Gibraltars aus sahen wir damals schemenhaft im Nebel die Berge auf afrikanischer Seite. Diesmal fuhren wir direkt hinüber.

Nach kurzer Zeit frischte der Wind auf, die Wellen wurden etwas größer und das Schiff begann, ganz allmählich zu schwanken. Obwohl Jutta solch eine Schaukelei erwiesenermaßen nicht gut verträgt, machte es ihr diesmal überhaupt nichts aus. Auf so einem riesigen Kahn merkt man das auch kaum. Lediglich beim Laufen durch die Gänge muss man sich darauf einstellen, sonst läuft man eben Schlangenlinien auch ohne Alkoholeinwirkung.
Gibraltar

Wir lassen Gibraltar hinter uns

Ein Segelboot kreuzt vor uns

Nach einer reichlichen Stunde wuchsen die Berge auf marokkanischer Seite aus dem Dunst und man konnte immer deutlicher die Kräne unseres Zielhafens Tanger Med erkennen. Ein rotes Licht auf der Hafenmole verweigerte uns jedoch die Einfahrt. So lagen wir eben nicht vor Madagaskar, sondern vor Marokko...
Afrikas Berge tauchen aus dem Dunst auf

Wer weiß, was die Schriftzeichen bedeuten?

Zunächst drehten wir unsere Uhren um eine Stunde zurück. Gegen 16 Uhr Ortszeit standen wir wieder mal auf afrikanischem Boden. Die Zollabfertigung dauerte noch mal eine Stunde. Hier fielen wir doch tatsächlich auf einen „Schlepper“ herein. Nachdem wir schon fast eine Stunde auf die Abfertigung gewartet hatten, kam ein junger, netter Mann, riss mir förmlich die Papiere aus der Hand und erklärte mir, dass ich noch mal zurück laufen müsste, um mir von der Polizei eine Bestätigung geben zu lassen. Als ich diese bekommen hatte, lief er mit unseren Dokumenten zu einem Zöllner, der sofort zu uns kam, mich fragte, ob ich ein Gewehr dabei hätte, mal kurz in den Gecko hineinschaute und wieder mit einem kurzen „Okay“ verschwand. Unser „Schlepper“ verlangte nun „Bakschisch“. Fünf Euro wollte er haben, die wir ihm letztlich auch gaben. Wer weiß, wie lange wir ohne ihn noch dort zugebracht hätten.

Noch auf dem Hafengelände zogen wir aus einem Geldautomaten marokkanische Dirham. Die Dunkelheit war schon hereingebrochen und wir überlegten, ob wir gleich hier im sicheren Hafen übernachten sollten. Wir entschlossen uns jedoch, noch 35 km bis Tanger zu einem Campingplatz zu fahren.

Schade, dass wir die Küstenstraße nun im Dunklen befahren mussten und vom Meer nicht viel sahen. Aber ich musste mich ohnehin auf die Straße bzw. den Verkehr konzentrieren. Es war genau so, wie ich es schon vorher gelesen hatte. Mopeds, ja sogar Autos ohne Licht tauchten urplötzlich aus der Dunkelheit vor uns auf. In den Ortschaften laufen die Fussgänger ohne zu Schauen einfach über die Straße.

Wir erreichten Tanger. Einen Kilometer vor dem Campinplatz stoppte uns ein Stau. Nur mühsam ging es weiter. Genau da, wo die Einfahrt zum Campingplatz sein sollte, stand ein PKW quer vor uns. Er war in den Zaun gedonnert. Polizei und viel Durcheinander, aber kein Campingplatz! Also kurzerhand den nächsten CP in Tanger ins Navi eingegeben, und ab ging es mitten durch Tanger. Unglaublich, welche Menschenmassen um diese Zeit hier in der Stadt unterwegs waren. Ein Verkehr herrschte hier, der uns irgendwie an Ulan Bator in der Mongolei erinnerte, nur dass hier nicht ganz so viel gehupt wurde.

Kurz vor unserem neuen Ziel bogen wir in eine enge Gasse ab. Kaum kam ich um die nächste Ecke, so eng war es. Schließlich standen wir vor einem verschlossenen Tor. Mehrere Zettel wiesen darauf hin, dass der Campingplatz nun einen neuen Eingang hätte. Also wende auf engstem Raum. Auf dem Weg zurück durch die engen Gassen lief plötzlich ein junger Kerl vor uns her und bedeutete uns, ihm zu folgen. Er würde uns den Weg zeigen. Er rannte wie ein Verrückter vor uns her, bis es einen sehr steilen Berg hinab ging. Er sprang auf das Seitentrittbrett des Gecko, klammerte sich irgendwo fest und meinte, ich solle einfach weiterfahren. Schließlich sprang er ab, riss ein Tor aus Strohmatten auf und wies uns den Weg auf das Gelände des CP „Miramonte“. Ob wir das ohne ihn so schnell gefunden hätten? Natürlich wollte er auch sofort Bakschisch haben. Marokkanisches Kleingeld hatten wir noch nicht, also gaben wir ihm unsere letzten drei Euro. Er wollte jedoch wenigstens fünf haben. Schließlich trollte er sich.

Ein junger Mann nahm uns in Empfang, zeigte uns, wo wir uns hinstellen konnten und erklärte dann, dass die Nutrzung des CP kostenlos wäre. Na ja, auch nicht schlecht.

Am nächsten Morgen sahen wir dann, wie steil der Berg war, den wir am Vorabend herunter gefahren waren. Und den musste der arme Kerl, der uns gestern den Weg gewiesen hatte, wieder hinaufstiefeln.


Am 8. Dezember verließen wir Tanger in Richtung Süden. Nach nur 124 km erreichten wir den kleinen Küstenort Moulay Bousselham, wo wir uns auf dem riesigen CP einmieteten. Heute, am 9.12. legen wir eine Pause ein und genießen einfach die herrliche Sonne und die RuheIm Auto herrschen jetzt kuschelige 32 Grad, Lufttemperatur draußen 23 Grad bei strahlendem Sonnenschein und blitzblankem, tiefblauem Himmel. Das Leben kann so schön sein... :-)

In dem kleinen Wäldchen hinter den Fischerbooten steht unser Gecko

Blick auf die Dünen von Moulay Bousselham