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Dienstag, 27. Oktober 2015

Ein Abenteuer geht zu Ende

19. Oktober 2015

An den Tagen, die wir auf der Insel Pag verbracht haben, die auch das Ibiza von Kroatien genannt wird, bekamen wir nichts vom lebhaften Partygeschehen mit, das hier im Sommer Musikfans aus aller Welt mit mehreren Festivals anzieht. Die Saison ist vorüber.

Bei trübem Wetter fuhren wir am Städtchen Novalja vorbei zur Anlegestelle der Fähre, die uns wieder aufs Festland bringen sollte. Die letzten Kilometer auf der Insel fuhren wir durch eine fast vegetationslose Mondlandschaft. Leider war die Fähre gerade abgefahren, so dass wir über eine Stunde warten mussten, doch uns drängte ja nichts und niemand.


Mondlandschaft auf der Insel Pag










Die Überfahrt dauerte lediglich 15 Minuten. Schade, auch die restlichen Kilometer entlang der Adriaküste mussten wir bei Nebel und teilweise leichtem Regen zurücklegen. Erst kurz vor Rijeka besserte sich das Wetter und wir konnten noch ein paar letzte schöne Ausblicke auf die Adria genießen.

In den letzten Tagen hatten wir viel über die Flüchtlingsströme gehört. Hunderttausende Menschen sollen vor dem Krieg in Syrien fliehen und über die Türkei und Griechenland, Kroatien, Slowenien und Österreich auf dem Weg nach Deutschland sein. Wir waren also darauf gefasst, wieder einmal längere Zeit an der Grenze zwischen Kroatien und Slowenien zubringen zu müssen. Umso überraschter und froher waren wir, als diese Grenze in neuer Rekordzeit hinter uns lag. Lediglich zwei Autos warteten vor uns auf die Abfertigung. Wir wurden praktisch durchgewunken und brauchten höchstens fünf Minuten. So einfach und schnell kann es gehen...

Slowenien ist wunderschön; trotzdem nutzten wir es nur als Transitland. Vom Grenzübergang Rupa fuhren wir auf guter Landstraße immer gen Norden, bis wir bei Postojna auf die autobahnähnliche E61 stießen. An Ljubljana vorbei ging es weiter durch grüne Mittelgebirgslandschaften. Man konnte meinen, wir wären schon in Österreich, so sahen hier überall die Häuser in den Dörfern aus.

Gegen 17:30 Uhr erreichten wir die österreichische Grenze, wo wir nun wirklich einfach nur durchgewunken wurden. Wir fuhren bis Villach und bogen dort zum Ossiacher See ab. Weil inzwischen wieder Dauerregen eingesetzt hatte und wir keine Lust auf klamme Schlafsäcke hatten, suchten wir nach einer Pension. Doch auch hier ist die Sommersaison beendet, und die Wintersaison hat noch nicht begonnen. Ein einziges Hotel hatte geöffnet, doch 100 Euro für eine Nacht wollten wir nicht ausgeben. Also klappten wir letzten Endes doch wieder auf einem Campingplatz das Dach unseres Geckos hoch, schalteten für einige Minuten die Standheizung ein und hofften, dass die Nacht nicht allzu kalt werden würde.


20. Oktober 2015

Was für ein Kontrast zum Vortag: die Sonne strahlte vom blauen Himmel und ließ die von frischem Schnee bedeckten Karawanken-Gipfel erstrahlen, die wir gestern in der Dunkelheit gar nicht wahrgenommen hatten, obwohl wir ja durch den Karawankentunnel gefahren waren.
die Karawanken

Da wir keine Lust hatten, auf der Autobahn zu fahren, wählten wir wieder die Landstraße 98, die uns am Millstätter See vorbei führte. „Traumhaft schön!“ Mehr kann man dazu kaum sagen. Wir waren einfach nur begeistert. Später kletterten wir mit unserem Gecko noch mal auf über 16 m Höhe, nämlich am Katschberg, wo wir auch völlig alleine waren. Es lag zwar schon etwas Schnee auf den Abfahrtspisten, doch zum Skifahren reichte es natürlich noch nicht.

Millstätter See



Am frühen Nachmittag erreichten wir auf der A8 den Grenzübergang Suben. Auch hier gab es, außer einem gesperrten und mit Polizei besetzten Parkplatz auf deutscher Seite, keinerlei Anzeichen für den Flüchtlingsansturm. Also wieder Glück gehabt. Das war der letzte Grenzübergang von insgesamt 25 auf unserer Reise!



Bei Passau verließen wir wieder die A8, um dann entlang der Donau in Richtung Westen zu fahren. Wir hofften, dabei eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden. Es regnete inzwischen wieder in Strömen. Doch die Suche blieb wieder längere Zeit erfolglos. Bei Straubing überquerten wir die Donau und fanden schließlich im winzigen Riederszell eine kleine Pension, in der wir für 50 Euro übernachten konnten.


21.-25. Oktober 2015

Nach einem kräftigen Frühstück brachen wir nach Zwickau auf, wo wir unsere Söhne und deren Freundinnen besuchten. Zwei Tage später besuchten wir alte Freunde in Chemnitz. Natürlich war die Wiedersehensfreude bei allen riesengroß und es gab viel zu erzählen.


26. Oktober 2015

Die letzten 300 Kilometer von Chemnitz bis Angenrod legten wir fast schweigend zurück. Jeder hing seinen Gedanken nach. Freude auf unser Zuhause, aber auch ein bisschen Wehmut beherrschten uns. Ein Abenteuer ging nach über einem halben Jahr und fast 30000 Kilometern zu Ende.

Wir haben unglaublich viel Schönes gesehen und erlebt, durften unfassbare Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft genießen, sahen aber auch unvorstellbare Armut und schlimmes Elend. Es war manchmal hart, sogar sehr hart, aber wir haben nie daran gezweifelt, dass wir das Richtige tun. Und es hat unheimlich viel Spaß gemacht. Mehr kann und möchte ich jetzt nicht schreiben.

Aber keine Angst, es wird noch einen letzten, abschließenden Bericht geben. Also bleibt noch ein letztes Mal neugierig...

Doch etwas ganz Wichtiges möchte ich jetzt noch los werden:

Vielen, vielen Dank an ALLE, die uns unterstützt und immer an uns geglaubt haben. Ohne Euch, liebe Nachbarn, Freunde und Familie, wäre unsere Reise gar nicht möglich gewesen! Es ist ein gutes Gefühl, besonders in der Ferne, sich auf die Vertrauten in der Heimat hundertprozentig verlassen zu können. Also nochmals herzlichen Dank an Euch alle! :-)

wieder zu Hause in Angenrod
so nett wurden wir zu Hause empfangen