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Samstag, 29. Juli 2017

Traumlandschaft Lofoten und Wal-Safari

Sonnabend, 22. Juli 2017

Ein herrlich fauler Tag bei Traumwetter. Da wir endlich auch mal wieder etwas Bewegung brauchten, liefen wir los, um auf den Berg hinter unserem Stellplatz hinaufzusteigen. Gleich am Anfang fanden wir direkt am Wegesrand einen wunderschönen Birkenpilz. Den konnten wir natürlich nicht stehen lassen. Ein ganzes Stück weiter trafen wir mitten im Wald auf einen Wohnwagen mit einem PKW daneben. Wenige Schritte weiter verlief sich der nun nur noch als schmaler Pfad erkennbare Weg in sumpfigem Gelände und wir kehrten um. Auf dem Rückweg unterhielten wir uns kurz mit dem Caravan-Besitzer. Er erzählte uns, dass die Deutschen vor knapp hundert Jahren hier eine Eisenbahnstrecke gebaut hätten und dass man von der Spitze des Berges sieben Kirchen sehen könne.


Wieder fast am Anfang des Weges angekommen, bogen wir auf den eigentlichen Wanderpfad ab, der bald steil anstieg. Unglaublich, hier wuchsen sogar Heckenrosen. In Serpentinen wand sich der Pfad den Berg hinauf und brachte uns ordentlich ins Schwitzen. An freien Stellen ergaben sich wunderbare Ausblicke auf den unter uns liegenden Fjord.Erst von hier oben überblickten wir, wie viele Inseln im Fjord verteilt liegen.




Wir überwanden ein Geröllfeld und stiegen weiter hinauf. Dann machte sich leider mein Hüftgelenk immer schmerzhafter bemerkbar, so dass wir nach vielleicht der Hälfte des Aufstiegs umkehren mussten. Schade, aber so ist das eben mit den alten Knochen.

Am Nachmittag saßen wir in der Sonne und beobachteten mit dem Fernglas riesige schwarz-weiß gemusterte Möwen, eine große Entenfamilie und andere Vögel. Dann probierte ich die GoPro mal unter Wasser aus. Da das Wasser sehr flach war, froren mir auch nicht gleich die Füße ab. Viele Muscheln lagen am Grund, einige Wasserpflanzen wiegten sich im Takt der Wellen. Eine Krabbe versteckte sich blitzartig unter einem großen Stein. Sie war zu schnell für mich. Dafür konnte ich einen kleinen Seestern filmen, wie er sich langsam am Boden bewegte. Wie sich später zeigte, sind ausgerechnet die Seestern-Aufnahmen unscharf geworden. Na gut, es war mein erster Versuch.



Spät am Abend, als die tief stehende Sonne hinter einem Berg verschwunden war, umgab uns ein bezauberndes gedämpftes Licht. Die Schneereste auf den Bergen schimmerten zart rosa. Dichter Nebel bildete sich an manchen Stellen über dem reglosen Wasser. Völlige Stille rundum; ein friedvolleres Bild kann man sich kaum vorstellen.

Standort: N 68° 21' 13.5“ E 14° 29' 26.0“
gefahrene Strecke: 0 km


Sonntag, 23. Juli 2017

Es war schon nach zehn Uhr, als es unterm Geckodach zu warm wurde und wir aufwachten. Wie kann man nur so lange schlafen? Weil es schon so spät am Vormittag war und weil uns der Platz so gut gefiel, blieben wir gleich noch einen Tag am selben Fleck. Wir füllten den Wassertank mit frischem Wasser aus dem Bach auf. Ansonsten faulenzten wir den ganzen Tag in der Sonne. Muss auch mal sein.

Standort: N 68° 21' 13.5“ E 14° 29' 26.0“
gefahrene Strecke: 0 km


Montag, 24. Juli 2017

Bei herrlichem Sonnenschein brachen wir auf, um einige der Lofoten-Inseln zu besuchen. Auf der E10 verließen wir die Insel Austvägöy in Richtung Westen. Über eine riesige Brücke gelangten wir zur Insel Gimsöya. Unmittelbar nach der Brücke hielten wir, um das kühne Bauwerk zu fotografieren. Dabei bemerkten wir, dass ein fast weiß leuchtender Ring die hoch am Himmel stehende Sonne umgab, ein sogenannter Halo. Dieser entsteht übrigens durch Reflexion und Brechung des Sonnenlichts an winzigen Eiskristallen in der Atmosphäre. Ich habe schon einige solcher Lichterscheinungen gesehen, aber so deutlich noch nie.





Auf einer schmalen Asphaltstraße umrundeten wir die kleine Insel. Beim Ort Gimsöy legten wir eine kleine Pause ein und staunten über den herrlichen, schneeweißen Sandstrand. Mangels einer Toilette und zu vieler Touristen eignete sich diese Stelle für uns leider nicht als Übernachtungsplatz.



Weiter ging es zur Insel Vestvagöy. Auch dort umrundeten wir eine kleine Halbinsel an der Nordseite, um anschließend zum Super-Strand von Haukland an der Westküste der Insel zu fahren. Dort sah es tatsächlich fast so aus wie in der Karibik. Hohe grüne Berge umsäumten eine Bucht, in der türkisblaues Wasser an den breiten, weißen Sandstrand plätscherte. Viele Menschen tummelten sich am Strand in der Sonne. Leider fanden wir kein freies Fleckchen für unseren Gecko und uns, weil alles zugeparkt war.

Strand von Haukland

Durch einen Tunnel gelangten wir zum nächsten Strand bei Utakely. Dort war es entschieden kälter, da die Sonne schon nicht mehr über den hohen Berg zwischen den beiden Stränden schauen konnte. Auch hier waren alle Stellplätze schon besetzt.

Utakely

Bis zur westlichsten Insel Moskenesöya wollten wir nicht mehr fahren, obwohl es mich schon gereizt hätte, ein Foto vom Ortsschild des Dorfes mit dem kürzesten Namen, nämlich „A“, zu schießen. Wir fuhren also nur bis Leknes und nahmen dort die 815, die an der Südküste der Insel entlang führt.

Ich müsste mich ständig wiederholen, wollte ich alle Schönheiten dieser Inseln beschreiben. Es ist einfach unglaublich schön hier und mit nichts vergleichbar, was wir bisher von der Welt gesehen haben (und das ist nicht gerade wenig).




Den ganzen Tag über hielten wir die Augen offen, um einen geeigneten Stellplatz zu finden. Es gelang uns nicht. Entweder ist die Küste besiedelt, oder es gibt einfach keine Möglichkeit, von der Straße abzufahren. Natürlich hätten wir auf einen der zahlreichen Campingplätze gehen können, aber da fühlen wir uns meistens nicht so richtig wohl. Hinzu kommen die horrenden Preise, die uns davon abhalten.

Letztlich landeten wir wieder an fast der gleichen Stelle , wie die Tage zuvor. Diesmal fanden wir allerdings einen noch besseren Platz, da wir ein Stück abseits der Straße standen, wo es dann doch noch etwas ruhiger war.

Standort: N 68° 21' 41.8“ E 14° 28' 35.6“
gefahrene Strecke: 262 km



Dienstag, 25. Juli 2017

Die zarten Nebelschleier vom gestrigen Abend schwebten immer noch über dem gegenüber liegenden Ufer. Die strahlende Sonne ließ sie weiß leuchten. Der Tag versprach, ein sonniger zu werden. Warum also nicht noch einen weiteren Tag faulenzen?



Nur 20 Minuten später sah es völlig anders aus. Dicke Nebelschwaden zogen von Norden heran und hüllten alles in dichtes, helles Grau. Die Sonne schaffte es nicht mehr, bis zu uns durchzudringen. Nur manchmal zeichnete sie sich schwach als weiße Scheibe in dem milchigen Dunst ab. Nix wurde es also mit Faulenzen in der Sonne.

Na gut, also fuhren wir eben doch weiter. Nach gut zehn gefahrenen Kilometern war von dem Nebel nichts mehr zu sehen. Wie sagte unser alter Freund Micha: „Wenn dir das Wetter in Norwegen nicht gefällt, warte einfach zehn Minuten.“ Recht hat er.

Bei nun wieder hellem Sonnenschein rollten wir auf der E10 nach Osten und erfreuten uns, wie schon die letzten Tage, an diesen Traumlandschaften, die nie langweilig werden. Wir schwammen im Strom der zahlreichen Womos mit, nicht ohne da und dort anzuhalten, um zu gucken und zu fotografieren. Ein Stück nach Kongsvik bogen wir auf einen Feldweg ab, um zwischen E10 und dem nur wenige Meter entfernten Tjeldsunden eine Mittagspause einzulegen. Tja, und wie das dann manchmal so ist nach dem Essen: man wird faul und schläfrig. So blieben wir noch eine ganze Weile sitzen, bis wir beschlossen, heute gar nicht mehr weiterzufahren und die Nacht hier zu verbringen. Und so saßen wir bis in den Abend hinein in der Sonne und erfreuten uns am Anblick der Berge, die auf der anderen Seite des Sunds auf der Insel Tjetdöya aufrgaten. Der Abendwind raschelte im meterhohen, sich sanft wiegenden Gras und wehte einen süßen Kräuterduft um unsere Nasen...

Standort: N 68° 33' 55.1“ E 16° 25' 32.2“
gefahrene Strecke: 120 km


Moltebeere

Mittwoch, 26. Juli 2017

Wieder einmal gaben wir einer spontanen Eingebung nach. Nirgendwo kann man Wale besser beobachten, als hier oben in Nordnorwegen. Und diese Gelegenheit wollten wir nicht ungenutzt lassen. Bester Ausgangspunkt dafür sei Andenes auf der Insel Anöya, fanden wir im Internet heraus. Das lag nur 184 km entfernt, also ein besserer Katzensprung.

Über E10, 83 und 82 gelangten wir an unser Tagesziel. Leider ließen wir dabei das sonnige Wetter hinter uns. Tief hingen graue Wolken über uns. Die Hoffnung, noch am selben Tag mit dem Schiff um 16 Uhr mitfahren zu können, zerschlug sich, da es schon ausgebucht war. So kaufte ich ein Ticket für den nächsten Tag 11 Uhr. Nur ein Ticket deswegen, weil Jutta nicht dabei sein will. Sie verträgt die Schaukelei auf dem Schiff nicht und wird schnell seekrank. Eine weise Entscheidung, wie sich einen Tag später herausstellen sollte.

Wir suchten uns einen Stellplatz außerhalb des 2600-Seelen-Ortes. Von da aus spazierten wir zum nur zwei Kilometer entfernten Andöy Space Center. Von dort wurden seit den sechziger Jahren schon über 1000 wissenschaftliche Raketen gestartet. Außer ein paar einstöckigen Gebäuden und einer kleinen Rakete davor gibt es jedoch nichts Spektakuläres zu sehen. Daneben befindet sich das Spaceship Aurora, eine Art Erlebnismuseum, in dem man viel über das Weltall und das Polarlicht erfahren kann. Leider hatte die letzte Vorstellung schon begonnen, so dass wir unverrichteter Dinge wieder abzogen.

Standort: N 69° 17' 18.6“ E 16° 02' 38.7“
gefahrene Strecke: 380 km



Donnerstag, 27. Juli 2017

Die Wolken trieben dicht über unseren Köpfen dahin und hüllten alles in düsteres Grau., als das MS „Reine“ mit ca. 80 Passagieren an Bord in See stach, um die Wale zu finden. Es ging eng zu auf dem Kahn, der schon 68 Jahre auf dem Buckel hat, aber immer mal modernisiert wurde. So verfügt er über zwei Hydrophone (Unterwasser-Mikrofone), um die Wale anhand ihrer Klicklaute aufspüren zu können. Vor der Abfahrt wurden bei einer Führung durch das kleine Wal-Museum einige interessante Fakten über die riesigen Tiere erklärt. Der Pottwal, der am häufigsten vor Norwegens Küste gesichtet wird, kann stolz auf einige Rekorde sein. Mit einer Länge von bis zu 30 Metern ist er nach dem Blauwal das zweitgrößte Säugetier und das größte Raubtier der Erde. Sein Gehirn ist mit acht bis neun Kilogramm Gewicht das größte und schwerste aller Lebewesen. Mit seinem riesigen Schallorgan, das in seinem gewaltigen Kopf sitzt und mit dem er die Klicklaute erzeugt, bringt er die lautesten Geräusche hervor (175 dB, lauter als ein startendes Flugzeug).

Schädel eines Pottwals



Kaum verließ das Schiff den sicheren Hafen, als es auch schon wild zu Schaukeln begann, obwohl die Wellen gar nicht so hoch waren. Es schwankte von einer Seite zur anderen, dann hob sich der Bug hoch in die Luft, gleich darauf das Heck. Es dauerte auch nicht lange, und die ersten Seekranken füllten ihre Kotztüten. Mir machte die Schaukelei glücklicherweise nichts aus. Wenn es mal wieder ganz heftig schwankte, heftete ich meinen Blick an die Horizontlinie. Das beruhigte die Augen. Ab und zu schwappte eine Welle bis über die Reling. Normales Laufen war auf den glitschigen Decksplanken völlig unmöglich. Man musste sich für jeden Schritt guten Halt mit den Händen suchen und sich mit aller Kraft festhalten, um nicht lang hinzuschlagen.




Es dauerte über zwei Stunden, bis der Kapitän die Maschine stoppte und die drei Guides ganz aufgeregt hin und her liefen. 1500 Meter tiefes Wasser lag nun unter uns. Endlich hatte die Besatzung Wale aufgespürt. Und tatsächlich sah man erst eine und gleich darauf eine zweite Rückenflosse aus dem Wasser ragen. Durch das Auf und Ab der Wellen und das stark schwankende Schiff war es nicht leicht, sie im Blick zu behalten. Dann plötzlich hob sich die riesige Fluke (Schwanzflosse) eines Wals aus dem Wasser, um sofort langsam wieder in den Fluten zu versinken. Der Wal ging nun auf Tieftauchgang bis zu 600 Meter tief, um spätestens nach dreißig Minuten wieder an die Oberfläche zurück zu kommen und zu atmen. Der zweite Wal war inzwischen abgetaucht, ohne seine Fluke zu zeigen.

Dann fuhr das Schiff noch einmal ein Stück weiter und traf dabei auf ein anderes Schiff, das ebenfalls auf Wal-Safari war. Und dann sahen wir auch schon die nächsten zwei Wale. Diesmal waren wir näher dran und man konnte deutlich ihre breiten Rücken sehen und ihre gewaltigen Körper erahnen. Ab und zu bliesen sie Wasserfontänen aus ihrem linken Nasenloch. (Das rechte Nasenloch hat sich im Laufe der Evolution umentwickelt und gehört nun zum Schallorgan.)



Alle Passagiere befanden sich jetzt auf dem kleinen Oberdeck und hielten sich krampfhaft irgendwo fest. Ich umklammerte mit dem linken Arm irgendeine schräge Metallstrebe und versuchte, ein paar vernünftige Fotos zu schießen.Plötzlich rief einer der Guides laut „Diving“ und schon erhob sich wieder eine Schwanzflosse, um gleich darauf in der Tiefe zu verschwinden. Leider tauchte auch hier der zweite Wal ohne Abschiedsgruß mit seiner Fluke ab. Trotzdem war es ein großartiges Schauspiel, diese Giganten der Meere leibhaftig gesehen und erlebt zu haben.

Der Wal krümmt den Rücken, bevor er abtaucht




Ein bisschen enttäuscht war ich, als sich das Schiff sofort auf die Rückfahrt begab. Ich hatte gehofft, dass wir so lange gewartet hätten, bis die Wale zum Luftholen wieder aufgetaucht wären. Die Heimfahrt gestaltete sich dann noch heftiger. Immer öfter schoss das Wasser übers Deck. Einmal hatte das Schiff so eine Schräglage, dass ich komplett von meiner Sitzbank rutschte und mich gerade noch so festhalten konnte, um nicht auf den patschnassen Planken zu landen. Und es wurde kalt, richtig kalt. Die Mannschaft verteilte wärmende Decken. Ich war heilfroh, dass ich Handschuhe dabei hatte. Obwohl ich dicker angezogen war als im Winter, kroch mir die Kälte in die Glieder. Letztlich waren alle froh, als wir von Bord gingen und wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Jutta wartete schon am Kai. Gemeinsam liefen wir zurück zum Auto.

Am späten Nachmittag fuhren wir dann doch noch reichlich 200 km bis in die Nähe von Evenes, wo wir auf einem Parkplatz übernachteten. Verrückt war nur, dass schon nach 60 km Fahrt die dicken Wolken und der Nebel komplett verschwunden waren und wieder eitel Sonnenschein herrschte.

Standort: N 68° 33' 57.1“ E 16° 39' 51.3“
gefahrene Strecke: 202 km


Nebelbank


Samstag, 22. Juli 2017

Vom Nordkap zu den Lofoten

Sonntag, 16. Juli 2017

Bei herrlichem Sonnenschein fuhren wir auf der 98 am Tanafjord gen Norden. Zwischen Blumenwiesen rollten wir dahin und stoppten mal da, mal dort, um den Blick auf das blaue Wasser des Fjords und die Schneegipfel weit dahinter zu genießen.





Wir bogen ab auf die 888. Bald umgab uns wieder die Tundra. Am Ortseingang von Gamvik trauten wir unseren Augen kaum. Ein Schild mit einem Willkommensgruß stand inmitten eines Feldes sattblau blühender Lupinen. Dass diese herrliche Blumen sogar hier oben in diesem rauen Klima gedeihen, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Lupinen

In dem kleinen Ort leben etwa 1000 Menschen. Die bunten Häuschen strahlten in der Sonne. Nach weiteren drei Kilometern erreichten wir Slettnes fyr, den nördlichsten Leuchtturm auf europäischem Festland. Er steht auf dem 71. Breitengrad (N 71° 05' 33“). Nur noch wenige hundert Meter weiter befindet sich auch der nördlichste Punkt des europäischen Kontinents.


Slettnes fyr

Nun spürten wir deutlich, dass wir uns sehr weit im Norden aufhielten. Obwohl die Sonne schien, zeigte das Thermometer nur noch 9 Grad an. Der heftige Wind, der uns um die Ohren blies, ließ uns frösteln.

Unseren Plan, hier zu übernachten, ließen wir schnell fallen, denn es gab nirgends ein windgeschütztes Fleckchen. Also ging es am Nachmittag die gleiche Strecke auf der 888 zurück. Bei dem Örtchen Lebesby fanden wir eine schöne Stelle für die Nacht. Doch zwei Stunden nach unserer Ankunft schüttelten äußerst heftige Windböen den Gecko dermaßen durch, dass wir um unser Klappdach fürchten mussten. Was half es, wir mussten wieder alles zusammenpacken und nach einem ruhigeren Platz suchen. In der Tundra einen windgeschützten Platz zu finden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb mussten wir zurück bis zur 98, wo wir 4 km westlich von Ifjord endlich fündig wurden.

Standort: N 70° 27' 17.8“ E 26° 59' 48.8“
gefahrene Strecke: 324 km





Montag, 17. Juli 2017

Unser heutiges Ziel war das berühmte Nordkap. Auf der 98 fuhren wir bis Lakselv, wo wir auf die E6 trafen. Bei Olderfjord ging es auf der E69 immer weiter nach Norden. Ständig staunten wir über die einmalig schöne Landschaft. Die fast schwarzen Berge fallen an manchen Stellen fast senkrecht ab in den Porsangen genannten Fjord. Die Straße klebte dann förmlich an den Felsen, um dann zum wiederholten Mal in einem Tunnel zu verschwinden. In einem der Tunnels tropfte so viel Wasser von der Decke, dass ich mehrmals die Scheibenwischer einschalten musste.

Der längste Tunnel auf dieser Strecke verbindet mit seinen knapp 7 km Länge die Insel Mageröya, auf der sich das Nordkap befindet, mit dem Festland. Steil geht es im Tunnel abwärts bis 212 m unter der Wasseroberfläche. Eine zehnprozentige Steigung führt wieder zurück ans Tageslicht. Die Benutzung des Tunnels ist übrigens seit 2012 kostenlos.



Bis zum Nordkap geht es nun ständig bergauf und bergab. Die vielen Radfahrer, die in beiden Richtungen unterwegs waren, nötigten uns höchsten Respekt ab.

auf dem Weg zum Nordkap

viele Rentiere sahen wir hier


Bevor wir endlich den nördlichsten Punkt unserer Reise erreichten, wurden wir erst mal kräftig zur Kasse gebeten. 270 Kronen verlangte die nette Frau im Kassenhäuschen von mir. Pro Person! Ich wusste aber, dass es auch Tickets für 180 Kronen gibt. Nur widerwillig verkaufte sie diese an uns und wies nachdrücklich darauf hin, dass wir nicht über Nacht bleiben dürften, den Nordkap-Film nicht sehen und das Museum nicht besuchen könnten.

Auf dem riesigen Schotterparkplatz reihten sich die Womos in mehreren Reihen wie auf Perlenschnüren auf. Ungefähr 20 Reisebusse standen auch schon da. Massentourismus eben. Entsprechend groß war dann der Andrang an dem weltbekannten stählernen Globus, denn jeder wollte davor fotografiert werden. Wir natürlich auch.



Massenbetrieb


Wir ließen den Trubel jedoch bald hinter uns und liefen ein Stück an der Kante des Felsplateaus entlang, das 307 m hoch aus dem Wasser des Polarmeeres herausragt. Weit schweiften unsere Blicke hinaus auf die Barentssee, die völlig ruhig vor uns lag. Da standen wir nun auf 71° 10' 21“ nördlicher Breite und wussten, dass der Nordpol nur noch lächerliche 2100 km entfernt war. Und wir wussten auch, dass das Nordkap natürlich nicht der nördlichste Punkt Europas ist, wie von der Tourismusbranche immer gern behauptet wird. Uns war es egal. Wir genossen den Augenblick. Das Beste daran war, dass schließlich sogar die Sonne heraus kam, was am Nordkap wohl nur sehr selten passiert.


Vermutlich hätten wir uns auch den 14-minütigen Film und das Museum ansehen und auch über Nacht bleiben können, denn nirgends wurde kontrolliert. Wie auch. Für 180 Kronen gab es ja nicht mal eine Eintrittskarte. Lediglich einen schnöden Kassenbon wie im Supermarkt hatten wir bekommen.

Am frühen Abend machten wir uns auf den Rückweg. 25 km vor Olderfjord übernachteten wir auf einem Parkplatz in windgeschützter Lage.

Standort: N 70° 40' 03.7“ E 25° 23' 19.0“
gefahrene Strecke: 380 km




wie viele Trolle seht Ihr hier?

auch am Nordkap laufen Rentiere herum




Dienstag, 18. Juli 2017

Von heute an geht es nur noch nach Süden. Zunächst fuhren wir bis Alta. Die Nordlichtkathedrale als touristisches Highlight war nicht schwer zu finden. Eine moderne Kirche mit kühner Architektur, die uns wirklich gut gefiel. Natürlich wollten wir sie auch von innen sehen. ABER: Die Norweger spinnen! 150 Kronen Eintritt p.P. Für die Kirche! Nee, liebe Wikinger, wir finden das Geld auch nicht auf der Straße. Und seit wann muss man in einer Kirche Eintrittsgeld bezahlen, gleich wenn darin noch eine Ausstellung gezeigt wird?

Nordlichtkathedrale in Alta

Weiter ging unsere Reise erst am Ufer des Altafjorden entlang, danach am wunderschönen Langfjorden. Steil und schwarz ragten die Berge am gegenüber liegenden Ufer aus dem Wasser auf. Dunkle Wolken zogen darüber hinweg und zauberten dramatische Bilder in die Landschaft. Wie mag es erst bei Sonnenschein hier aussehen?

Immer wieder sahen wir, wie weiß leuchtende Wassermassen in zahlreichen Bächen von den Bergen in den Fjord stürzten. Noch beeindruckender sind die vielen riesigen Wasserfälle. Vor einer dieser gewaltigen Kaskaden fanden wir einen hervorragenden Platz, von dem aus wir sowohl den Wasserfall als auch den Fjord bewundern konnten. Schade nur, dass es immer wieder regnete.

Standort: N 70° 03' 42.7“ E 22° 31' 16.2“
gefahrene Strecke: 189 km



fast Weltuntergangs-Stimmung




Mittwoch, 19. Juli 2017

Leider zeigte sich auch heute wieder das Wetter von seiner miesen Seite. Kalter Wind bei 12 bis 13 Grad und häufige Regenschauer ließen uns die Sonne herbeisehnen. Wenn wir uns schon nicht über das Wetter freuen konnten, gab es Grund zur Freude an einer Tankstelle. Hier kostete der Liter Diesel „nur“ 12,49 Kronen (1,33 Euro). Beim ersten Tankstopp in Norwegen mussten wir noch 15,29 Kronen (1,63 Euro) bezahlen. Wenig Spaß machte dann das Einkaufen in einem Supermarkt. Hier ist einfach alles teuer. Lediglich einfaches Brot hat einen ähnlichen Preis wie in Deutschland. Nur mal ein paar Beispiele: 250 g Butter 21,90 Kronen (2,36 €), 5-Liter-Flasche Wasser 29,50 Kronen (3,18 €), 850 g Joghurt naturell 25,90 Kronen (2,79 €). Bei Alkohol haben wir gar nicht erst nachgeschaut.

Später lenkte uns die faszinierende Fjordlandschaft vom Einkaufsschock ab. Diese gewaltigen Berge, auf denen immer noch Schneereste weiße Muster zeichnen, davor das ruhige Wasser des Fjords, dann wieder die hübschen Häuser am Wegrand. Es gab immer etwas zu sehen. Es machte wirklich Spaß, so durch dieses wunderschöne Land zu reisen.

Durch die steil abfallenden Berge sind Stellplätze hier nicht leicht zu finden. Diesmal nutzten wir einfach einen der seltenen Waldwege, um für die taghelle Nacht von der Straße aus unsichtbar zu sein.

Standort: N 69° 09' 43.6“ E 19° 04' 40.2“
gefahrene Strecke: 273 km




leider sahen wir hier in Norwegen noch keinen Elch

Donnerstag, 20. Juli 2017

Auf der E6 ging es heute weiter nach Westen, bis wir auf die 825 abbogen. Fast ständig fuhren wir an Fjorden entlang. Schade nur, dass auch heute wieder die dicken Wolken sehr tief hingen und wir die schönen Landschaften nur erahnen konnten.


aus solchen Anlagen kommen die norwegischen Lachse

An der Stelle, wo die 825 auf die E10 trifft, brachte uns eine gewaltige Brücke über den Vagsfjord. 


Danach fuhren wir auf der 83 bis Harstad. Dort biegt die Straße direkt nach Westen ab, überquert einen Bergrücken und folgt dann der Küstenlinie des Güllesfjord bis Refsnes. Von dort brachte uns eine Fähre für akzeptable 115 Kronen in knapp einer halben Stunde nach Flesnes.


Irgendwann tauchte vor uns das Schild mit der Aufschrift „Lofoten“ auf. Diese Inselgruppe wollten wir heute erreichen. Nach einem der zahlreichen Tunnels, irgendwann hatte ich aufgehört mitzuzählen, strahlte uns doch tatsächlich die Sonne entgegen. Das Wasser des Fjords leuchtete plötzlich hellblau. Viele kleine Insel ragten dunkel aus dem Wasser. Die steil aufragenden, spitzen Berge, die sich dunkel vor dem plötzlich blauen Himmel abzeichneten, umrahmten das Bild majestätisch. So hatten wir uns die Lofoten gewünscht, und so genossen wir sie nun.

Standort: N 68° 27' 43.4“ E 15° 05' 30.0“
gefahrene Strecke: 293 km




Freitag, 21. Juli 2017

Draußen in der Sonne sitzend frühstücken, das konnten wir heute seit längerer Zeit endlich mal wieder. Da fing der Tag gleich richtig gut an. Ursprünglich hatten wir uns vorgenommen, heute einen Campingplatz anzusteuern. Wäsche und Haare waschen waren dringend angeraten. Doch wie so oft kam es anders.

Nach einem tiefen Unterwassertunnel verließen wir die E10, um ganz gemütlich an der Nordküste der Insel Austvagöy die Aussicht zu genießen. Es machte unheimlich Spaß, gemächlich auf der schmalen Asphaltstraße dahinzurollen. Natürlich legten wir den einen oder anderen Fotostopp ein. Hier lockt fast jede Aussicht, auf den Auslöser zu drücken. Bei Sonnenschein sieht eben doch alles noch viel schöner aus. Das, was an den letzten Tagen nur Grau in Grau schien, leuchtete nun in den buntesten Farben. Da hier das Land an der Küste etwas flacher ist, gibt es viele saftig grüne Wiesen, die teilweise schon gemäht wurden. Bunte Wiesenblumen säumten die Straßenränder. Wie überall hier leuchteten die Häuser in rot, gelb und manchmal auch weiß. Auf der Landseite ragen steil die gestern noch grauen Berge auf, heute nun in dunklem Grün von Bäumen, Sträuchern und Flechten. Zwischen den Zacken und Spitzen der Berge leuchten weiß die letzten Reste des Schnees vom vergangenen Winter. Und schließlich das Meer. Je nach Lichteinfall wirkt es mal dunkelblau, dann leuchtet es in hellem Türkis wie in der Karibik, aber es kann auch mal ein dunkles Flaschengrün annehmen. Wir konnten uns kaum satt sehen an dieser Pracht.








Irgendwo zweigte ein holpriger Feldweg ab, dem wir folgten. Vielleicht bringt er uns zu einem hübschen Stellplatz, wo wir diesen herrlichen Tag verbringen könnten. Der Gecko zwängte sich dann durch dichtes Gebüsch, bis wir auf einer Art Damm standen. Vor uns das blaue Meer und genug Platz, wo wir ungestört hätten stehen können. Doch es stellte sich uns eine ganze Kuhherde in den Weg. Normalerweise scheuen Tiere vor Fahrzeugen zurück. Nicht so diese Rindviecher. Zentimeter für Zentimeter ließ ich den Gecko auf sie zu rollen. „Die gehen schon beiseite,“ sagte ich zu Jutta. Doch genau das Gegenteil geschah. Sie kamen uns auf dem Damm entgegen, guckten ganz neugierig und schnupperten interessiert an Stoßstange und Kühlergrill. Hinter einem kleinen Felsen kamen noch mehr Kühe und drängten nach vorn. Alle wollten wohl diesen Eindringling beäugen.

Gegen die Kühe hätten wir uns sicher noch durchsetzen können, nicht jedoch gegen die Fliegenschwärme, die um sie herum schwirrten. Wir schlossen die Fenster und traten den Rückzug an. Das hieß, ich musste auf diesem Damm, also auf engstem Raum, wenden. Nach X-mal vor- und zurückstoßen und unter Juttas todesmutigem Einsatz als Einweiserin, sie war ja dabei ständig der Bedrohung durch diese wilden Bestien ausgesetzt, gelang das Wendemanöver und wir konnten zurück fahren. Was für ein Abenteuer... ;-)

Nur wenige Kilometer weiter ließen wir uns direkt am Ufer eines Armes des Vatrifjords nieder. Wir standen zwar nur wenige Meter von der Straße entfernt, doch bei so wenig Verkehr störte uns das kaum. Sicherheitsbedenken haben wir hier in Norwegen sowieso keine.

Hinter dem Fjord ragte ein spitzer Berg auf wie eine riesige Haifischflosse. Links und rechts von ihm gezackte Bergrücken mit Schneeresten. Und direkt vor uns blinkte das glasklare blaue Wasser. Völlige Stille umgab uns. Die Sonne heizte uns mächtig ein. Ein perfekter Platz!

Wir packten unsere bequemen Stühle aus, setzten uns hin und taten nichts. Einfach nichts. Nur da sitzen, schauen und genießen. Herrlich!

Auf der anderen Straßenseite plätscherte in einiger Entfernung ein Gebirgsbach herab. Sein Wasser nutzten wir später zum Haare- und Wäschewaschen. Wozu also einen teuren Campingplatz ansteuern, wo es doch hier in der Natur alles gratis gibt? Jutta spielte dann noch Friseuse und schnitt mir die Haare. Und dann war wieder faulenzen angesagt auf diesem traumhaft schönen Fleck bei traumhaft schönem Wetter.

Standort: N 68° 21' 13.5“ E 14° 29' 26.0“
gefahrene Strecke: 56 km





23 Uhr

1 Uhr morgens