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Donnerstag, 28. Juni 2018

Glacier-, Banff- und Jasper-Nationalpark – Back in Canada


Die Zeit vergeht wie im Fluge. Schon wieder sind mehr als zwei Wochen seit dem letzten Bericht vergangen. Seht es mir bitte nach, dass ich etwas schreibfaul geworden bin. Ich versuche, mich zu bessern.

Als wir am Hungry-Horse-Stausee standen, hatte ich mir eine üble Erkältung eingefangen, was bei mir nur aller paar Jahre vorkommt. Damit plage ich mich nun schon seit über 14 Tagen herum, ohne dass eine Besserung eintritt. Auch deshalb konnte ich mich bisher noch nichtaufraffen, einen neuen Bericht zu schreiben.

Schluss mit Jammern. Ihr wollt wissen, wie es nach dem Yellowstone-NP weiterging. Nun, wir nahmen uns den Glacier-NP vor. Wir wollten ihn von West nach Ost auf der Going-to-the-Sun Road durchqueren. Wenige Tage zuvor sagte uns ein Einheimischer, dass genau jetzt der Logan-Pass, den man dabei befährt, geöffnet würde. Doch dem war leider nicht so. Der Pass war immer noch wegen zu viel Schnee gesperrt. Deshalb mussten wir den gesamten Nationalpark südlich umfahren. Dabei nutzten wir auch die MT49, die ich jedem empfehlen kann, der auch mal dorthin kommt. Von dieser Straße bieten sich immer wieder sensationelle Ausblicke auf die Gipfel der Rocky Mountains. An einem kleinen Fluss fanden wir einen schönen Platz mit Blick auf die Ostseite der Rockies, wo die letzten Schneereste in der Sonne leuchteten. Es war einfach wunderschön dort. Die dunkelgrünen Nadelbäume, davor leuchteten hellgrün die frischen Blätter einiger Laubbäume, der schnell fließende Fluss rauschte und plätscherte, über allem azurblauer Himmel. Reisender, was willst du mehr?!

 
Relaxen am Fluss




Am Baikal-See sahen wir ihn, in der Mongolei, zu Hause natürlich auch und nun hier in Kanada - den Schwalbenschwanz. Sozusagen der Welt-Schmetterling.

Dort starteten wir auch den ersten Versuch, in einer Backform Brot zu backen, wohlgemerkt auf einem kleinen Gaskartuschen-Kocher. Das Fazit war ernüchternd: Die Unterseite des Brotes war verkohlt, innen war es nicht richtig ausgebacken, fast eine ganze Kartusche und eine halbe Tüte Backmischung verbraucht und die Platte, auf der der Kocher im Gecko stand, ist verschmort. Das alles für ein fast ungenießbares Brot. Aber aus Fehlern lernt man, und ich kann es vorwegnehmen: der zweite Versuch einige Tage später gelang schon entschieden besser. Ihr glaubt nicht, wie wir unser selbstgebackenes Brot genossen haben! Das labberige Zeug, das es hier zu kaufen gibt, ist für uns Mitteleuropäer fast nicht genießbar, höchstens getoastet.

noch nicht ganz gelungen - unser erster Brotback-Versuch

Zwei Tage später war der Pass immer noch gesperrt, so dass wir nur 13 Meilen in den Park hineinfahren konnten. Bis zu den Gletschern, die dem Park den Namen gaben, konnten wir also nicht vordringen. Schade, aber nicht zu ändern.

auf der Südseite der Rockies im Glacier NP






wir verlassen das Land der Schwarzfuß-Indianer

diese Blech-Indianer verabschiedeten uns aus den USA


Gespannt waren wir, wie die Abfertigung an der Grenze verlaufen würde, wenn wir wieder nach Kanada zurückkehren. Natürlich hatten wir uns in den USA noch mit Bier und Wein eingedeckt, da die Alkoholpreise in Kanada wesentlich höher sind. Alle Dinge, die man nicht oder nur begrenzt nach Kanada einführen darf, hatten wir gut verstaut. Ich mache es kurz, so kurz wie den gesamten Grenzübertritt. Ein freundlicher kanadischer Grenzbeamter stellte zwei, drei Fragen nach dem Woher und Wohin, fand unsere Reise ganz toll, drückte den Stempel in unsere Pässe und fertig. Nach genau fünf Minuten war alles erledigt. So einfach kann es sein, wir waren begeistert!

zurück in Kanada

Regen über der Prärie


Unser nächstes Ziel lautete Banff-NP: Am Eingang kauften wir zwei Discovery-Pässe für Senioren zu je CAD 57,90. Damit dürfen wir nun sämtliche Nationalparks Kanadas ein Jahr lang besuchen. Ein weiteres Bären-Spray legten wir uns auch noch zu, so dass wir jetzt jeder eins haben, wie es immer wieder empfohlen wird.

Wie erwartet war der Park auch schon zu Saisonanfang ziemlich überlaufen. Ungefähr die Hälfte der Touristen sind Inder und Chinesen, deren lautes Geschnatter und oftmals unmögliches Benehmen uns zunehmend nervten.

Im Johnston Canyon reihten wir uns ein in die endlose Schlange der Touris, die alle zu den beiden Wasserfällen liefen. In dieser Menschenmenge blieb von der wilden Romantik dieser engen Schlucht nicht mehr viel übrig. Da sich das Wetter zunehmend verschlechterte, schossen wir noch ein paar Fotos am malerischen Bow Lake und verließen noch am gleichen Tag den Park.

die roten Stühle gibt es in ganz Kanada

im Johnston Canyon


am Bow Lake


Am Saskatchewan River fanden wir wieder einen tollen Stellplatz, wo wir zwei Ruhetag einlegten, da mich die Erkältung regelrecht plagte. Dort trafen wir Jeff, der uns stolz seinen selbst gebauten Mini-Caravan zeigte. Zwei Schlafplätze, im Heck eine von außen zugängliche Küche mit Propangaskocher, Wassertank, Warmwasser-Boiler. Es ist der Prototyp einer Kleinserie, die er dann auf dem kanadischen Markt für CAD 9000 anbieten will. Ich glaube, auch auf dem deutschen Markt hätte er damit ganz gute Chancen. Der Typ hat uns mit seinen 25 Jahren und seinem Unternehmergeist imponiert.

am Saskatchewan River



herrlicher Platz zum Relaxen nahe beim Saskatchewan River
2. Versuch und schon gelungen - endlich RICHTIGES Brot!!!
der Mini-Caravan von Jeff




Dann machten wir uns auf den langen Weg nach Edmonton, um dort unseren Gecko durchchecken zu lassen. Rund 750 km Umweg bedeutete dieser Abstecher, aber es sollte sich lohnen. Nach ein bisschen Sucherei fanden wir die Werkstatt, die schon so manchen Reisenden geholfen hat. Dan (der Boss) und sein Mitarbeiter nahmen sich sofort den Patienten vor. Es war wie beim Zahnarzt. Die Schmerzen, in unserem Fall das Rasseln des Motors, waren so gut wie verschwunden. Kein Wunder, da es ja nur in größeren Höhen über 1500 m deutlich zu hören war, Edmonton aber nur 700 m hoch liegt. Auch sie vermuteten verdreckte Einspritzdüsen. Es folgte eine Radikalkur mit einem speziellen Diesel-Additiv von Liqui Moly (Liqui Moly Pro-Line Diesel System Cleaner). Die Wirkung war unglaublich. Schon während der Motor lief und dieses Wundermittel über die Diesel-Rückführungsleitung eingespeist bekam, veränderte sich das Laufgeräusch. Nach einigen Minuten schnurrte der Motor wie ein Kätzchen. Und das ist bis jetzt so geblieben. Auch in Höhen über 2000 m tritt das hässliche Rasseln nicht mehr auf. Bravo und danke, Dan! Wer seine Hilfe auch mal in Anspruch nehmen will oder muss, hier werden sie geholfen: www.4wheelauto.com, Tel. (kostenfrei aus ganz Nordamerika!) 1-866-468-2570.

auf dem Weg nach Edmonton




Lilien sind hier keine Seltenheit
hier wurde uns geholfen

und das ist das Wundermittel, das unseren Gecko heilte

Auf dem Highway 16 ging es dann wieder nach Westen zum Jasper NP. Der Ort Jasper ist genau so touristisch wie der Ort Banff, also nix für uns. Für zwei Nächte machten wir Station auf dem Honeymoon Lake Campground. CAD 15,70 sind in einem NP in Ordnung, zumal alles sehr ordentlich und sauber war. Feuerholz gibt’s kostenlos, allerings allerdings zahlt man für das fire permit (Feuergenehmigung) noch mal CAD 8,80.

im Jasper NP




Von dort aus fuhren wir auf dem Icefield Parkway, einer der schönsten Straßen der Welt (lt. Werbeprospekt) in die Nähe des Columbia Icefield, einem riesigen Gletschergebiet. Zu Fuß stiegen wir hinauf zur Zunge des Athabasca Glacier. Es ist schon beeindruckend, diese gewaltigen Eismassen vor sich zu sehen. Und wenn man sich dann verdeutlicht, dass vor 100 Jahren das Eis des Gletschers an der Stelle, wo wir standen, noch 50 oder mehr Meter hoch war und sich bis zum jetzigen großen Parkplatz des Icefield Center hinzog, dann wird wohl jedem klar, wie stark sich das Klima schon verändert hat. Enttäuscht hatte uns die dreckig graue Farbe des Gletschereises. >Nur die weiter oben in den Bergen liegenden Gletscher zeigten dieses wunderschöne typische Hellblau. Schade nur, dass fast die ganze Zeit graue Wolken den Himmel und die Bergspitzen verdeckten. Erst zum Schluss lugte die Sonne ein bisschen hervor. Wir hätten auch mit einem der sogenannten Snocoaches, umgebaute Busse mit mannshohen Rädern, hinauf auf das Columbia Icefield fahren können, doch CAD 90 pro Person waren uns dann doch entschieden zu teuer.


Athabasca Glacier, der zum Columbia Icefield gehört


die Kratzspuren im Vordergrund hinterließ der Gletscher

der Gletscher 1918 und 2011

vor 100 Jahren reichte die Gletscherzunge bis auf diesen Parkplatz
unser erster Bär, ...

200 mm Brennweite sind da einfach zu wenig :-(

Zurück auf unserem Stellplatz tauchte die Abendsonne den Honeymonn Lake in ein märchenhaft schönes Licht. Neben uns hatten sich zwei chinesische Pärchen mit einem Zelt eingefunden. Selbst um Mitternacht, als es rundum mucksmäuschenstill war, schnatterten sie lauthals herum, als wären sie allein auf dem Platz, bis ein anderer Nachbar sie lautstark zurechtwies. Danach zog sofort Ruhe ein.

am Honeymoon Lake


Am nächsten Morgen standen wir schon sehr zeitig auf, so dass wir an den Athabasca Falls genau das richtige Licht zum Fotografieren vorfanden und auch rechtzeitig genug dort eintrafen, ehe Dutzende Reisebusse ganze Herden von Touristen und Schwärme von Chinesen ankarrten. Dieser Wasserfall gefiel uns richtig gut, weil er irgendwie anders ist als die meisten, die wir schon sahen. Das Wasser schießt förmlich in eine enge Schlucht hinein und tobt dann weiß schäumend durch sie hindurch.

Athabasca Falls




Wenige Kilometer südlich von Jasper wanderten wir ins Valley of the Five Lakes (Tal der fünf Seen). Statt des Bärenspray hätten wir mal lieber Mückenspray mitnehmen sollen, denn die plagten uns heftig. Mit verstopfter Nase und dickem Grippe-Kopf machte das ständige Auf und Ab nicht wirklich Spaß. Wie eine Belohnung erschien dann jedoch der Anblick des Fifth Lake. Sein glasklares Wasser, umrahmt von schwarzgrünen Nadelbäumen, dahinter die Berge und über allem strahlend blauer Himmel. Wie schon einige Male fiel uns auch hier wieder Bob Ross ein, ein amerikanischer Maler, der solche Motive mit seiner speziellen Technik besonders gern malte. Auch der Third Lake wirkte wie aus einem Märchen mit seinem leuchtend grünen Wasser.

Fifth Lake


 

Third Lake


Unser nächstes Ziel war der Maligne Lake. Auf dem Weg dorthin konnten wir tatsächlich einen jungen Schwarzbären direkt neben der Straße beobachten und fotografieren. Natürlich gab es sofort einen Stau. Und wer fiel dabei negativ auf? Nein, diesmal nicht die Chinesen, sondern Inder, die ihren gemieteten Jeep mitten auf der Straße mit laufendem Motor stehen ließen, so dass der gesamte Verkehr blockiert war. Kommentar überflüssig.

auf dem Weg zum Maligne Lake

unser erster Schwarzbär



Am See angekommen, beeindruckte er uns sofort mit seiner Schönheit. Von majestätischen Bergen umringt glitzerte er in der Sonne. Wir wollten gerne mit einem Boot auf den See hinausfahren, um auch die Insel „Island of Spirit“ sehen zu können. Ein Kanadier hatte uns das vor wenigen Tagen empfohlen. Er meinte, der Preis läge bei CAD 20 p.P. Mich haute es fast um, als ich am Ticketschalter nach den Preisen fragte. Die Touren zum „normalen“ Preis von CAD 77 waren für diesen Tag schon ausgebucht. Wir hätten noch VIP-Tickets bekommen können. Diese sollten CAD 140 kosten, pro Person! Die Kanadier spinnen!

So liefen wir nur ein Stück am Ufer entlangund schossen ein paar Bilder. Eine junge vierköpfige chinesische Familie kam dazu und stellte sich doch genau vor uns und versperrte die Sicht auf den See. Und das nur, um sich in selten dämlichen Posen zu fotografieren. Diese Dreistigkeit nervt uns ungemein. Wir sind wirklich keinen Rassisten, das kann ich mit Fug und Recht behaupten. Deswegen habe ich auch so meine Zweifel, ob es richtig ist, immer wieder das Benehmen der Chinesen zu kritisieren, aber wie gesagt, es nervt...

am Maligne Lake




Auf dem Rückweg nach Jasper konnten wir ein paar Weißkopf-Seeadler fotografieren, die ersten, die wir zu Gesicht bekamen. Tolle Fotos entstanden dabei allerdings nicht, da die Brennweite einfach nicht ausreichte.

Mit dem trotz der vielen Touristen wunderschönen Jasper NP verließen wir auch die Provinz Alberta und kamen nach British Columbia. Erstmals wies ein Schild am Straßenrand darauf hin, dass wir in eine neue Zeitzone kommen und unsere Uhren eine Stunde zurückstellen müssen. Somit gilt für uns nun die Pacific Time mit neun Stunden Unterschied zur deutschen Zeit.

Auch die hohen Berge der Rockies liegen nun erst mal hinter uns. Einige Tage mit sehr wechselhaftem Wetter und kühlen Temperaturen überstanden wir auch ganz gut. Schon auf unserem ersten Stellplatz in British Columbia (BC) wurde die Provinz ihrem Ruf als Land der Mücken gerecht. Aber daran werden wir uns wohl in der nächsten Zeit gewöhnen müssen, dass diese Biester einfach überall sind.

In Prince George fanden wir einen deutschen Bäcker. Wer ihn auch besuchen möchte, hier ist die Adresse:

Pastry Chef Bakery, 380 George St, Prince George, BC V2L 1R3

Die Preise sind zwar gepfeffert (ein Bauernbrot 1,5 Pfund CAD 6,99, ein kleines Stück Kuchen CAD 3,75) , aber man gönnt sich ja sonst nichts, und es schmeckt!

Immerhin stehen wir jetzt wieder mal an einem traumhaft schönen Platz, der fast frei von Mücken ist, nämlich am Cobb Lake. Bei herrlichem Sonnenschein sitze ich am Seeufer, genieße die Stille rundum und tippe diesen Bericht. Nur einen Kilometer von hier sahen wir unseren ersten ausgewachsenen Schwarzbären.

Ob wir noch mehr von diesen großartigen Tieren und vielleicht auch den einen oder anderen Grizzly vor die Linse bekommen und was wir sonst noch demnächst auf unserem Weg durch BC hinauf nach Yukon erleben werden, all das lest Ihr im nächsten Bericht. Also bleibt schön neugierig...


am Cobb Lake

Frühstück mit Brot von einem deutschen Bäcker