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Mittwoch, 23. September 2015

Schüsse und Nüsse in der Türkei


15. September 2015

Gestern Abend gab es noch eine kleine Überraschung. Ein Türke, wahrscheinlich Dauercamper auf dem hiesigen Campingplatz, brachte uns einen kleinen Fisch, ein bisschen größer als eine Sardine, und fragte, ob wir welche haben möchten. Da sagten wir natürlich nicht nein. Ich gab ihm einen Topf von uns und bekam ihn kurz darauf mit vielleicht 30 dieser kleinen Fische zurück.

Und wie bereitet man sie zu? Einfach Kopf abreißen, dabei die Innereien mit herausziehen, abspülen, in Mehl wenden und in Öl braten. Kurz darauf duftete es nach Bratfisch. Goldgelb gebacken wanderten die Fischlein auf den Teller. Ein bisschen Salz darüber, und die Überraschung war perfekt. Nie hätten wir gedacht, dass sie so gut schmecken würden. Wir hatten diese Fische schon massenweise auf Märkten gesehen, wären aber nie auf die Idee gekommen, sie zu kaufen. Wieder um eine Erfahrung und ein super Geschmackserlebnis reicher...

die kleinen Fische sind schon geköpft und ausgenommen...
...und nun fertig gebraten

Morgens 5 Uhr kreischten wieder die völlig übersteuerten Lautsprecher los. Auf so einen Weckruf in dieser extremen Lautstärke und allerschlechtester Tonqualität hätten wir gern verzichtet. Aber ich hatte sowieso nur sehr wenig geschlafen, denn ich ging unzählige Male zur Toilette. Nein, kein Durchfall, den hatte ich vor einigen Tagen, was für mich aber völlig untypisch ist. Keine Ahnung, was die Ursache war. Weil es recht heftig war, bekämpfte ich ihn mit Imodium akut, mit der Folge, dass gar nichts mehr ging. Diese Verstopfung quälte mich schon die letzten Tage und nun die ganze Nacht.

Campingplatz direkt neben der Hochstraße

In der Stadt kauften wir dann ein türkisches Abführmittel, das ganz ähnlich wie ein deutsches wirken sollte, das ich dem Apotheker genannt hatte, nachdem ich es vorher aus dem Internet herausgesucht hatte. Der freundliche Apotheker meinte, ich müsste gleich drei Packungen nehmen, damit es auch ordentlich wirkt.

Ob und wie es wirken würde, konnte ich natürlich erst in Erfahrung bringen, wenn wir wieder einen Campingplatz mit vernünftiger Toilette angesteuert hätten. Das taten wir nach 160 Fahrkilometern nahe Sinop auf einem wirklich hübschen Campingplatz. Außer einem deutschen Wohnmobil war der riesige Platz leer. Klar, die Saison ist zu Ende. Auch sehr angenehm war die klare, frische Luft und die Ruhe hier.

Nun sollte bald das Abführmittel, das einzuführen und nicht einzunehmen war, seine Wirkung entfalten. Lt. Beschreibung des deutschen Mittels sollte die Wirkung nach fünf bis zwanzig Minuten einsetzen. Doch das türkische Zeug funktionierte wohl doch etwas langsamer. Es tat sich nämlich erst mal gar nichts. Also kam auch noch die zweite Packung zur Anwendung. Die Quälerei ging weiter. Inzwischen hatte ich wirklich üble Bauchschmerzen. Das setzte sich fort mit x erfolglosen Toilettengängen und schmerzhaften Krämpfen. Nun wirkte das Mittel offensichtlich, bis dann so gegen 3 Uhr der große Befreiungsschlag kam. Details erspare ich euch. Nun kann ich mir ungefähr vorstellen, wie sich eine Geburt anfühlt... (Mädels, bitte keine Kommentare...).


16. September 2015

Leider gab es noch einen zweiten Grund, weshalb man kaum zum Schlafen kam. Auf dem Campingplatz leben auch zwei Hunde, ein großer und ein kleiner, beide schwarz-weiß. Beide gaben tagsüber keinen Mucks von sich. Kaum war es aber dunkel geworden, fing der Kleine an zu bellen und zu jaulen, warum auch immer. Fast ohne Unterbrechung kläffte und winselte er. Schließlich war er regelrecht heiser, gab aber erst gegen Morgen Ruhe.

Trotzdem gefiel es uns hier so gut, dass wir beschlossen, einen weiteren Tag hier zu verbringen, auch, weil es hier eine Waschmaschine gab. Es wurde nämlich höchste Zeit, unseren Schmutzwäsche-Berg abzubauen.

Den breiten, dunklen Sandstrand bevölkerten Hunderte, wenn nicht Tausende Möwen. So viele Möwen hatten wir noch nie auf einmal gesehen. Am Nachmittag erinnerte uns ein Schwarm von rund zwanzig Kranichen, dass es Herbst wird. Vermutlich kamen sie aus Sibirien und zogen nun gen Süden. Schön, dass wir sie auch hier sehen konnten. Zu Hause, wo manchmal riesige Schwärme von mehreren hundert Vögeln vorüberziehen, können wir diesmal dieses immer wieder faszinierende Schauspiel der Natur nicht erleben.

Tausende Möwen am Strand

17. September 2015

Dieser verdammte Hund bellte wieder fast die ganze Nacht...

Der Chef des Campingplatzes war wirklich der erste englisch sprechende Türke, den wir trafen. Wir unterhielten uns am Morgen eine ganze Weile mit ihm über Gott und die Welt, vor allem aber über die aktuellen Probleme in der Türkei und in Deutschland. Es war ein sehr interessantes und offenes Gespräch. Auch bei dieser Unterhaltung waren wir uns einig, dass die Menschen unterschiedlicher Religionen durchaus friedlich miteinander leben können, wenn es nur nicht immer wieder Fanatiker gäbe und wenn sich nicht immer wieder der eine große Unruhestifter auf der Welt in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einmischen würde...

Wir fuhren weiter entlang der Küste in Richtung Westen. Wer nun meint, auf einer Küstenstraße geht es zügig voran, der täuscht sich ganz gewaltig. Für 120 km benötigten wir fünfeinhalb Stunden! Diesmal nicht, weil die Straße schlecht gewesen wäre. In engen Kurven und Serpentinen wand sich die Straße immer wieder steil bergauf bis manchmal auf 200, einmal sogar auf über 300 Meter Höhe, um dann sofort wieder bis hinunter zum Meer abzufallen. Natürlich gibt es kaum mal eine Leitplanke, die einen Sturz in die Tiefe verhindern könnte. Entsprechend aufmerksam und vorsichtig manövrierte ich unser 3,3-Tonnen-Gefährt über diese Küstenstraße, auf der man eher das Gefühl hatte, im Gebirge zu fahren.

Trotzdem konnten wir auch immer wieder wunderbare Ausblicke auf das heute wieder herrlich blau leuchtende Meer genießen. Oft hübsch anzusehen sind die Moscheen mit ihren spitzen Minaretten. Dabei fiel uns auf, dass wahrscheinlich alle Minarette mit neuen Lautsprechern ausgerüstet worden sind. Doch die Lautsprecher hängen in manchen Orten zusätzlich noch an Strommasten oder an Gebäuden, dass auch wirklich der letzte Winkel beschallt werden kann. Wir wissen nicht, wie die Türken darüber denken. Wir empfinden es als Drangsalierung der Bevölkerung. Uns würde es in Deutschland auch nicht gefallen, wenn per Lautsprecher mit maximaler Lautstärke Glockengeläut oder Predigten in jedes noch so kleine Dorf und in jeden Wohnblock übertragen würde. Aber hier in der Türkei ist das nicht unser Problem. Wir sind hier zu Gast und haben es demzufolge zu akzeptieren.

türkische Schwarzmeerküste



eine der unzähligen Moscheen an der Schwarzmeerküste
von allen Minaretten brüllen und kreischen die Lautsprecher in alle vier Himmelsrichtungen

Im kleinen Städtchen Abana fanden wir einen Campingplatz am Meer. Wieder waren wir die einzigen Gäste. Der Chef ließ sich sofort von 30 auf 20 Lira herunter handeln. Er bzw. sein Koch verwöhnte uns dann am Abend mit türkischen Spezialitäten, die wir alle noch nicht kannten. Wie auch, besuchen wir doch dieses Land zum ersten Mal. Satt und zufrieden schliefen wir ein.

Stellplatz in Abana im Garten einer Strandkneipe

18. September 2015

Endlich hatten wir mal wieder eine ruhige Nacht hinter uns, in der wir fest und durchgehend schlafen konnten.

Auch heute setzte sich die Achterbahnfahrt fort. 240 km fast nur bergauf, bergab in endlosen Kurven. Der zweite Gang war heute der am häufigsten genutzte.






Schon seit Tagen sahen wir in den Ortschaften immer wieder große, ausgebreitete Tücher, auf denen Haselnüsse offenbar zum Trocknen liegen. Bisher konnten wir aber nirgendwo Haselnusssträucher entdecken. Heute nun fuhren wir manchmal kilometerlang durch riesige Plantagen, die sich über die Hügelketten hinzogen. Ganze Wälder sahen wir, die nur aus Haselnusssträuchern bestanden. Und überall müssen die Nüsse von Hand geerntet werden. Was für eine Plackerei muss das sein. Allerdings ist die Ernte wohl schon überall beendet, denn man sieht kaum noch eine Nuss am Strauch. Wir fragten uns immer wieder, was mit diesen Unmengen von Haselnüssen passiert.

Noch nicht beendet hingegen ist die Ernte der Walnüsse. In fast jedem Hof steht mindestens ein großer Walnussbaum, aber auch an den Straßenrändern und mitten im Feld sind sie häufig zu sehen. Alt und Jung, Männer und Frauen schlagen die noch grünen Nüsse mit langen Stangen von den Bäumen. Anschließend werden sie eingesammelt und von ihrer weichen, grünen Schale befreit. Walnüsse gibt es hier allerdings wesentlich weniger als Haselnüsse. Immer wieder fahren wir an kleinen Verkaufsständen vorbei, wo beide Nussarten und auch Feigen angeboten werden.

Reife Feigen, dunkelblau bis dunkellila, die schon fast von selbst aufplatzen, wenn man sie nur anfasst, sind ein wahrer Genuss. Man reißt sie in zwei Hälften und schlürft das orangerote oder dunkelrote Fruchtfleisch aus der Schale. Zuckersüß zergeht es auf der Zunge. Ein echter Gaumenschmaus, den man mit den bei uns in Deutschland verkauften Feigen nicht erleben wird.

Der in Filyos ausgewiesene Campingplatz entpuppte sich als öffentlicher Parkplatz ohne jede Einrichtung. Zehn oder zwölf Zelte standen hier, doch keine Menschenseele ließ sich blicken, obwohl die Zelte unverschlossen waren. Eigenartig! Natürlich lagen auch hier wieder Unmengen an Müll herum. Unglaublich! Da hat man hier eine hübsche, mit Palmen bestandene Uferpromenade angelegt, und dann wird alles zugemüllt. Es war wirklich nicht schön hier, doch da wir erst am späten Nachmittag hier eingetroffen waren, blieben wir.

Im Laufe des Abends kamen dann doch noch einige der Zeltbewohner, so dass wir nicht ganz alleine auf dem Platz standen.

Strandpromenade in Filyos


19. September 2015

Heute ist unser 150. Reisetag! 150 Tage voller spannender Erlebnisse, interessanter Begegnungen und mehr als 26000 gefahrene Kilometer. Unglaublich, wie schnell diese fünf Monate vergangen sind.

Bei trübem Wetter fuhren wir weiter westwärts. Ein im Internet im Küstenstädtchen Akcakoca ausgewiesener Campingplatz existierte nicht (mehr). Ca. 20 km westlich der Stadt fanden wir in dem winzigen Dorf Melanagzi einen Campingplatz auf einem Privatgrundstück direkt am Meer.

Die Besitzerin forderte 30 TL, ich bot ihr 20 TL, womit sie sofort einverstanden war. Als es ans Bezahlen ging, verlangte sie plötzlich doch 30 TL. So etwas hatten wir auch noch nicht erlebt. Wenn ein Preis einmal ausgehandelt ist, wird nicht mehr daran gerüttelt. Eigentlich hätten wir gleich weiterfahren sollen, aber das wollten wir nicht wirklich, da es uns hier ganz gut gefiel.

Auf dem großen Wiesengrundstück standen wir ganz alleine, das Meer direkt vor uns, nur durch einen Stacheldrahtzaun abgetrennt. Wenn schon Zaun, hätte man ja vielleicht auch ein etwas freundlicheres Material nutzen können.

Blick zum Meer, hinter Stacheldraht...
... man kann es aber auch etwas freundlicher fotografieren...

Bald bemerkten wir noch mehr Dinge, die uns bereuen ließen, dass wir uns nicht doch einen anderen Platz gesucht haben. Die sogenannten WCs stanken wie die Pest und starrten vor Dreck. Die Duschen lieferten nur kaltes Wasser und waren so „sauber“, dass man nicht mal mit Schuhen hineingehen wollte. Aber wir hatten schon im Voraus bezahlt, also blieben wir.

Wir wanderten ein Stück am eigentlich schönen, braunen Sandstrand entlang, doch auch da verging uns die Lust recht schnell, denn der gesamte Strand wirkte wie eine einzige, riesige Müllhalde. Es ist einfach nicht zu fassen! Die wenigen Leute, die wir hier am Strand sahen, lagen praktisch mitten im Müll, doch sie schien das nicht im geringsten zu stören. In Russland und der Mongolei dachten wir schon, es wäre schlimm, doch die Türkei übertrumpft in puncto Müll alle anderen Länder bei weitem. Schade, schade, schade...

schöner Sandstrand...

...der in Wirklichkeit...
...wie eine Müllhalde aussieht
schade, schade, schade...
Aber es gab auch Interessantes (was für ein Schiff ist das?)...
...und Schönes zu sehen


Nach Sonnenuntergang breitete sich unheimlich schnell richtig feuchte Luft aus. Im Handumdrehen waren unsere Stühle patschnass. Da wir im Klappdach die Seitenfenster offen gelassen hatten, fühlten sich nun auch die Schlafsäcke feucht an. Unangenehm, in diese Dinger reinzukriechen.

Wir wollten gerade schlafen gehen, als ganz in der Nähe ein MPi-Salve abgefeuert wurde. Erschrocken sahen wir uns an. Was sollte das bedeuten? Einige Augenblicke später knatterten Schüsse am anderen Ende des Dorfes. Es hieß doch, hier an der Schwarzmeerküste wäre alles ruhig. Die Campinplatzbesitzer kamen auch gleich aus ihrem Haus gelaufen, eine Erklärung hatte aber niemand.

Gestern früh in Filyos fielen auch einige Schüsse, doch da war eindeutig jemand auf der Jagd. Peng-peng, immer zwei Schüsse kurz nacheinander, sicher eine doppelläufige Schrotflinte. Doch hier wurde eindeutig mit Automatikwaffen geschossen. Kein Grund, beruhigt einzuschlafen. Da aber weiter keine Schüsse fielen, gaben wir uns Mühe, sie einfach zu vergessen bzw. zu verdrängen.


20. September 2015

Noch bevor das Muezzin-Geschrei ertönte, das glücklicherweise nur sehr gedämpft bis zu uns drang (um 5:35 Uhr!), riss uns eine MPi-Salve aus dem Schlaf. Wie schon gestern Abend kam die Antwort aus dem Dorf sofort. Es folgten noch zwei, drei Garben, dann kehrte wieder Ruhe ein. An wirklichen Schlaf war nun nicht mehr zu denken, obwohl es noch stockdunkel war.

Als wir aufstanden, lachte die Sonne vom blauen Himmel und alles war ruhig. Es gab keinerlei Erklärung für die nächtliche Schießerei. Kein Wunder, dass wir mit der Türkei irgendwie nicht so richtig warm werden.

Auch heute führte die Strecke wieder entlang der Küste durch große Haselnussplantagen. Allerdings wichen die schroffen Berge mit ihren extrem steilen Anstiegen sanften Hügeln. Wir rollten durch eine liebliche Landschaft mit ganz viel Grün.

Haselnussplantagen bedecken die Hügellandschaft
wohin man blickt, überall Haselnusssträucher
Seit wir in der Türkei sind, fiel uns auf, dass hier unwahrscheinlich viele neue Häuser gebaut wurden und werden. Meistens sind es zwei- oder dreistöckige Mehrfamilienhäuser mit vielen Balkons und großen Fenstern. Alle wirken sehr freundlich, hell und modern. Aber es werden auch viel größere Wohnblocks errichtet, selbst in relativ kleinen Ortschaften. Da sich viele der Gebäude sehr stark ähneln, vermuten wir, dass es Standardhäuser sind, die vom Staat gebaut werden. Es wäre interessant, sich mal mit Einheimischen darüber unterhalten zu können. Eins kann man auf jeden Fall feststellen: Es wird fast so viel gebaut wie in Russland, doch hier sehen die Häuser wesentlich schöner aus.

Ebenfalls viele Baustellen gibt es auf den Straßen. Man ist offensichtlich dabei, die Küstenstraße entlang des Schwarzen Meeres vierspurig auszubauen. Es gab immer wieder Abschnitte, wo wir einige Kilometer auf schon fertiggestellten autobahnähnlichen Teilstücken fahren konnten. Diese Straße kostet sicher Unsummen, denn es müssen zahllose Tunnels und Brücken gebaut werden. An Stellen, wo die Berge fast senkrecht ins Meer abfallen, hat man die Straße ins Meer hineingebaut, indem man einen breiten Damm aufgeschüttet hat. Auf diesem zieht sich nun die vierspurige Trasse dahin.

Heute wollten wir auf einem Campingplatz übernachten, der uns empfohlen worden war. Da er schlecht ausgeschildert war, fuhren wir erst mal vorbei, fanden ihn dann aber doch in der Nähe von Akcakese. Der im Stile eines Western-Dorfes errichtete Campingplatz direkt am Meer machte auf den ersten Blick einen netten, sauberen Eindruck. Ziemlich geschockt waren waren wir allerdings, als uns der perfekt deutsch sprechende Besitzer, der den Platz schon vor 40 Jahren angelegt hat, die Preise nannte. Für den unteren, einfacheren Stellplatz verlangte er 80 TL, für den oberen mit besserer Aussicht und Poolbenutzung inclusive sogar 140 TL. Das sind immerhin 23 bzw. 40 Euro pro Nacht. Wir entschieden uns natürlich für den billigeren Platz. Wozu brauchen wir einen Pool, wenn wir das Meer vor der Nase haben.

Bis auf ein junges Pärchen, das einen der zahlreichen Bungalows gemietet hatte, waren wir die einzigen Gäste. Die Speisekarte im kleinen Restaurant erschien sehr übersichtlich, die Preise gepfeffert (ein Bier 0,3 l kostete 12 TL, also rund 3,50 Euro!). Immerhin gab es hier WLAN, so dass wir endlich ein paar Nachrichten senden konnten.

Als wir runter zum Auto kamen, war die Wiese patschnass. Auch hier herrschte plötzlich hohe Luftfeuchtigkeit. Was wir am Nachmittag nicht bemerkt hatten, spürten wir jetzt umso deutlicher: Hinter Büschen verborgen befand sich ein kleiner Sumpf. Faulig riechende Schwaden zogen zu uns herüber, was wirklich richtig lästig war.

Direkt daneben befand sich noch ein zweites Camp. Dort spielten einige Russen Gitarre und sangen ihre Lieder. Das störte nicht weiter. Wahrscheinlich hatten sie reichlich Wodka dabei, denn je später es wurde, desto lauter sangen sie. Gegen Mitternacht ging der Gesang allmählich in Gegröle über, und die Lautstärke nahm immer mehr zu. Gegen halb drei Uhr war wahrscheinlich die letzte Wodkaflasche geleert, denn es zog endlich Ruhe ein. Lange hielt sie allerdings nicht an. Wie schon vor wenigen Tagen in Sinop fingen die Hunde an zu bellen und zu jaulen. Wie herrlich war es doch in der mongolischen Steppe und in den tadschikischen Bergen, wo nachts totale Ruhe herrschte.

noch nie sahen wir so viele verwilderte Hunde, die praktisch vom Müll leben
hier war es gleich ein ganzes Rudel mit einigen Welpen

21. September 2015

Obwohl wir gestern dem Besitzer versprochen hatten, eine weitere Nacht zu bleiben, zogen wir es vor, hier zu verschwinden. Der Preis entsprach einfach nicht dem, was wir hier vorfanden. Da hätte alles sauberer und gepflegter sein müssen.

Ich schrieb dem Chef, der erst am Nachmittag wieder aus Istanbul zurück kommen wollte, eine Mail, in der ich mich für unsere vorzeitige Abreise entschuldigte und ihm die Gründe erklärte. Gerne hätten wir uns noch mit ihm unterhalten, doch wir wollten nicht noch eine Nacht hier verbringen.

Witzigerweise machte er uns gestern ganz spontan ein Angebot, das uns schmunzeln ließ. Er meinte, dass wir doch für einige Zeit hierher kommen könnten. Jutta könnte hier arbeiten, und ich würde kostenlos hier wohnen. Genau so ein Angebot nahmen wir vor drei Jahren in Sansibar an, was dann nach sieben Wochen mit unserer vorzeitigen Abreise endete. Nein, so etwas wollten wir nicht noch mal erleben.

Wir fuhren nur 20 km weiter in Richtung Westen und fanden einen Platz ein Stück außerhalb der Stadt Sile. Wir bezahlten 10 TL, um an den Strand fahren zu dürfen. Übernachten kostet für uns nichts.

wir hatten den Strand ganz für uns alleine
im Hintergrund die Stadt Sile
riesige Fahnen bedecken halbe Häuserfronten

Wir genossen den ganzen Tag bei strahlendem Sonnenschein am Sandstrand. Das Wasser ist wunderbar sauber und hat sicher noch so 24 Grad, ist also angenehm zum Baden. Auch hier gab es natürlich reichlich Müll, doch ein Wunder geschah: Am Nachmittag tauchte ein Trupp von ca. 15 jungen Männern und ein Traktor auf, die tatsächlich den größten Teil des Mülls aufsammelten. Na bitte, es geht doch!

nur noch wenige alte Häuser sahen wir in den Bergdörfern
schöne, alte Holzhäuser

fast ausschließlich Männer sitzen in den Teestuben
wahrscheinlich eine Hochzeit (genau konnten wir es nicht erfahren)
das konnte doch wohl nicht das Brautpaar sein???