Metamorphose eines LKW
Heute möchte ich die im letzten Beitrag angekündigte einschneidende Änderung betreffs unseres Geckos erklären. Diese Änderung ist nämlich genau heute Vormittag eingetreten. Nun, was vermutet Ihr? Der eine oder andere ahnt es vielleicht schon. Unser geliebtes Reisemobil gibt es in der alten Form nicht mehr! Es hat eine Metamorphose durchgemacht: Es hat sich von einem Pickup zu einem Wohnmobil verwandelt.
Wie das? Rein äußerlich hat sich nicht viel verändert. Nur wer sehr genau hinsieht, wird die Änderungen bemerken. Da der Wagen einschließlich Absetzkabine über 6 Meter lang ist, musste er seitliche Begrenzungsleuchten bekommen. Die Werkstatt unseres Vertrauens hatte diesen Job übernommen und perfekt ausgeführt (Magic Motors). Nun leuchten bei eingeschaltetem Fahrlicht auf jeder Seite drei orange LED-Lämpchen. Somit ist gesichert, dass niemand bei Dunkelheit quer durch unser Auto hindurchfährt. Komisch, als der Gecko noch ein Pickup mit Ladung war, brauchte er diese Begrenzungsleuchten nicht. An der Länge des Fahrzeugs hat sich ja nichts geändert. Das verstehe, wer will.
Die zweite Veränderung fällt vielleicht schon eher auf. Das ist auch die entscheidende Änderung, die die Verwandlung zum Wohnmobil erst ermöglicht hat. Die vier Stützen, auf denen die Absetzkabine stehen konnte, habe ich demontiert. Sie stehen nun wohlverwahrt an einem sicheren Ort. Wir können die Kabine nun nicht mehr einfach irgendwo absetzen, um dann nur mit dem Pickup durch die Gegend zu fahren. Nur wenn die Wohnkabine fest mit dem Fahrzeug verbunden ist und nicht ohne weiteres abgesetzt werden kann, darf der Pickup zum Wohnmobil umgeschlüsselt werden. Diese Bedingung ist nun erfüllt. Da wir bisher die Kabine noch nie abgesetzt hatten, wenn wir auf Reisen waren, fiel uns dieser Schritt absolut nicht schwer.
Die ganze Aktion zog sich über mehrere Monate hin. Das Problem war, einen TÜV-Mitarbeiter zu finden, der willens und fähig war, das für die Umschlüsselung notwendige Gutachten anzufertigen. Keiner traute sich da ran. Durch den Tipp eines befreundeten Reisenden fand ich dann doch einen hilfreichen TÜVer. Er nahm sich die Zeit, vertiefte sich in das Problem, erklärte uns alle notwendigen Dinge und erforderlichen Änderungen am Fahrzeug. Als diese alle vorgenommen waren, erstellte er ohne Probleme das Gutachten. Damit trottete ich dann zu unserer Zulassungsstelle. Dort erhielt ich den Bescheid, dass durch die Änderungen am Fahrzeug die Betriebserlaubnis erloschen sei und ich deshalb eine neue BE brauche. Diese könne aber nur die Bündelungsbehörde ausstellen. Diese Behörde existiert in keinem anderen Bundesland außer in Hessen. Natürlich gab es erst wieder Rückfragen und neue Forderungen. Auch die konnten zusammen mit unserem TÜV-Mann geklärt und erfüllt werden. Nach endlos erscheinendem Warten traf endlich der sehnsüchtig erwartete Brief mit der neuen Betriebserlaubnis ein. Die Ausstellung der neuen Zulassungsbescheinigung Teil I und II (für mich heißen die immer noch Zulassung und Fahrzeugbrief!) durch die Zulassungsstelle war dann nur noch Formsache. Damit fand diese Odyssee ein gutes Ende.
Nun fragt Ihr Euch sicher, warum wir diesen ganzen Aufwand getrieben haben. Doch nicht etwa, weil wir unser Reisemobil nun Wohnmobil nennen wollen? Nein, natürlich nicht. Was war also dann der Grund für diesen ganzen Stress? Nun, unser Staat braucht Geld. Immer mehr und noch mehr. Wofür er es verwendet, darüber will ich mich jetzt hier nicht auslassen. Also beschloss man, dass alle Fahrzeuge mit einem Gewicht von mehr als 3,5 bis 7,5 Tonnen ab 1. Juli 2024 auf deutschen Mautstraßen Maut zahlen müssen. Ausnahmen von dieser neuen Regelungen gibt es nur zwei: Handwerkerfahrzeuge und Wohnmobile. Unser Gecko wiegt über vier Tonnen und war bis gestern als "LKW offener Kasten" zugelassen. Für uns hätte das bedeutet, dass wir eine Mautbox hätten installieren und für jeden Maut-Kilometer 24,4 Cent berappen müssen. Dann wäre das Reisen auf deutschen Straßen für uns einfach viel zu teuer geworden. Also musste eine Lösung her, und die bestand eben darin, aus dem LKW ein Wohnmobil zu machen. So machten wir letztlich aus einer "Mission Impossible" eine "Mission Possible".