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Freitag, 15. Juni 2018

Von Montana nach Wyoming – Theodore-Roosevelt- und Yellowstone- Nationalpark


So richtig genießen konnten wir unseren schönen Stellplatz in den Beartooth Mountains nicht, da uns die Sorgen um den Motor unseres Geckos plagten. Unsere Hoffnung auf baldige Abhilfe zerschlug sich jedoch sehr schnell. Der Chef einer Autowerkstatt in Red Lodge meinte, dies sei der erste Dieselmotor, den er in seiner 22-jährigen Praxis sähe. Ein paar hundert Meter weiter in der nächsten Werkstatt erhielten wir fast die gleiche Antwort. Nun denn, der Dieselmotor, ein unbekanntes Wesen in den USA. Kein Wunder, dass unser Gecko immer und immer wieder Aufsehen erregt und bestaunt wird.

Uns blieb nichts anderes übrig, als 100 km zurück nach Billings zu einem großen Toyota-Händler zu fahren. Dort bemühte man sich zwar sehr, lag aber von Anfang an bei einer falschen Diagnose. Man vermutete einen Schaden im Antriebsstrang. Auch dort hatte man vom Dieselmotor keinen blassen Schimmer. Einen Dieselfilter hatten sie natürlich auch nicht und konnten auch keinen bestellen, da ihr Computersystem nichts mit unserer Fahrgestellnummer anfangen konnte.

Wir befanden uns in Billings nur noch in 900 m Höhe. Das Rasseln des Motors war wesentlich schwächer geworden, weiße Wolken aus dem Auspuff gab es keine mehr. Was blieb uns anderes, als weiter zu fahren und auf spätere Abhilfe zu hoffen. Um den Gecko nicht unnötig mit dünner Luft in über 3000 m Höhe zu quälen, mieden wir den Beartooth-Pass und wählten den Umweg über Cody, um später zum Yellowstone-NP zu gelangen.

Im vom berühmten Buffalo Bill gegründeten Cody, einem Städtchen, das seine Traditionen als Ort des Wilden Westens überall präsentiert (und touristisch vermarktet), nutzten wir die Gelegenheit, ein Rodeo zu besuchen. Schon einige Male im Fernsehen gesehen, ist es eben doch etwas ganz anderes, wenn man es mal live erlebt. Die Show beginnt mit dem Abspielen der US-Nationalhymne, bei der die meisten Zuschauer mitsingen, nicht wenige mit der rechten Hand auf ihrem Herzen. Komisch, im TV wirkt das meistens etwas künstlich, hier erschien es uns einfach authentisch. Es folgte eine Parade sämtlicher zahlreicher Sponsoren, deren Flaggen von Reiterinnen auf schnellen Pferden im gestreckten Galopp präsentiert wurden.

Bei den folgenden Wettkämpfen ging es darum, welcher Reiter sich am längsten auf einem wild bockenden Pferd bzw. Bullen halten konnte. Das Publikum spendete begeistert Beifall, wenn sich ein Cowboy doch ein paar Sekunden auf dem Tier halten konnte. Ein nicht ungefährlicher Sport! In weiteren Wettbewerben mussten so schnell wie möglich Bullen bzw. Kälber mit dem Lasso eingefangen oder auf rassigen Pferden mit größtem Tempo in einem Dreieck aufgestellte Fässer umrundet werden. Auch wenn wir keine Ahnung von Pferden haben, war es ein interessanter Abend für uns, weil wir erleben durften, wie toll die Cowgirls und Cowboys ihre Pferde beherrschen und wie sehr die begeisterten Massen dabei mitgehen.

Eröffnung des Rodeos

er hielt sich tapfer...

Die Ladies fingen Kälber mit dem Lasso



Kraft und Geschicklichkeit erfordert das Barrel Race



Einen Tag später erreichten wir den weltberühmten Yellowstone-NP. Zuvor meisterte der Gecko den 2600 m hohen Sylvan-Pass ohne Schwierigkeiten, allerdings nicht ohne dunkle Rauchwolken aus dem Auspuff zu blasen, was aber in dieser Höhe bei einem Diesel völlig normal ist. Am Eingang zum NP staunten wir nicht schlecht, als wir auf einer Tafel lasen, dass sämtliche Campingplätze belegt waren. Wir versuchten es trotzdem und hatten tatsächlich Glück. Ein eben zurückgegebener Platz war frei für uns.

am Buffalo-Bill-Staudamm

die Bergwiesen blühen

das sind 8530 Fuß, nicht Meter!



die Bisons verlieren gerade ihr Winterfell

Gefallen hat es uns dort allerdings gar nicht. Die Wohnmobile und Caravans stehen relativ dicht, es ist ziemlich laut, keine Duschen, kein Wifi, und das alles für $29 pro Nacht! Wir dachten noch, wie sich jemals ein Bär, vor denen intensiv gewarnt wird, auf solch einen betriebsamen Platz verlaufen soll, wurden dann aber eines Besseren belehrt. Bei einem kleinen Spaziergang in der Abenddämmerung begegneten uns zwei Hirsche, die man hier Elk nennt. Einer von ihnen spazierte sogar über den Campingplatz. Die Hirsche sind also offensichtlich an die Menschen gewöhnt, warum dann nicht auch die Bären. Wir werden uns ab sofort an alle Regeln halten, die für den Aufenthalt in Bärengebieten gelten. Letztlich freuen wir uns ja auf die Begegnungen mit ihnen.

Am ersten Morgen im NP standen wir schon 5 Uhr früh auf und fuhren sofort in ein Tal, wo es viel Wild geben sollte. Leider begegnete uns weder ein Bär noch ein Wolf, lediglich ein paar Bisons und einen kleinen Nager sahen wir. Dafür begeisterte uns die Landschaft. Überall stiegen in der aufgehenden Sonne weiße Dampfsäulen aus der Erde auf. Überall roch es nach Schwefel. Ein kleiner Schlammvulkan blubberte vor sich hin. Mit dumpfem Dröhnen spie die Teufelsmaul (Devils Mouth) genannte Höhle heißen Dampf und kochendes Wasser aus. Alle diese Erscheinungen werden durch vulkanische Tätigkeiten unter der Erdoberfläche verursacht. Hunderte Erdbeben erschüttern jedes Jahr die Gegend. Wahrscheinlich sind die meisten davon jedoch so schwach, dass man sie kaum oder nicht spürt. Wir merkten jedenfalls nichts davon.




Schlammvulkan


wer verrät uns, wie dieses niedliche Tierchen heißt?




Wasserdampf und Morgennebel

stellt Euch noch den Schwefelgeruch vor



am Lake Yellowstone


auch da quillt heißer Dampf aus der Erde

mittendrin ein Elk beim Frühstück



Der riesige Geysir Old Faithful war unser nächstes Ziel. Wir hatten Glück, denn schon wenige Minuten nach unserer Ankunft dort spie er seine Wasser- und Dampffontäne hoch hinauf in den blauen Himmel. Dieses Schauspiel wiederholt sich aller ein bis zwei Stunden. Auch hier blubbert es in der ganzen Umgebung aus der Erde. Mal ist es nur Gas, dann wieder Wasserdampf oder heißes Wasser, das aus der Erde quillt. Auf Holzstegen kann man dieses Naturschauspiel durchwandern. Am schönsten fanden wir dabei die natürlichen Pools, in denen heißes Wasser aufsteigt und die intensiv hellblau leuchten. Natürlich sind hier viele Touristen unterwegs. Dreimal dürft Ihr raten, wer am meisten auffällt, nämlich durch lautes Gekreisch und Geschwätz sowie die unvermeidlichen Selfie-Sticks. Richtig, die Chinesen...

alle warten auf die nächste Eruption des Geysirs

Old Faithful



heiße Quellen überall



Letzte Station unseres Besuchs im Yellowstone NP waren die Mammooth Hot Springs. Auf einem Berg läuft heißes Wasser aus vielen Quellen. Mikroskopisch kleine Lebewesen bilden im Laufe der Zeit vielfältig geformte Terrassen, in denen sich das Wasser sammelt. Die Terrassen leuchten schneeweiß, gelb, orange und rotbraun mit allen Schattierungen. Auch hier kann man auf Holzstegen wandern und dabei auch viele Treppen besteigen.

bei den Mammooth Hot Springs










Wir verließen den NP in nördlicher Richtung und suchten dann in Bozeman erneut einen großen Toyota-Händler auf. Dort bekam ich einen Termin für die nächste Woche angeboten. Na super. Ein Angestellter erbarmte sich dann und gab uns die Adresse einer Werkstatt ein paar Kilometer weiter. Dort wurde ich erneut zwei Blocks weiter geschickt, um in der dritten Werkstatt die Adresse einer vierten zu erhalten. Endlich landeten wir bei Overland Cruisers (www.overlandcruisersmt.com), einer kleinen Werkstatt, die sich fast ausschließlich mit Toyotas befassen. Als die Jungs unseren Gecko sahen, leuchteten ihre Augen. Nach zwei Probefahrten gab Stephen, der Chef des Ladens, seine Diagnose ab. Es kann nichts Schlimmes sein. Wahrscheinlich hat eine oder beide Einspritzdüsen der Zylinder 1 und 2 eine Macke. Er wechselte den Dieselfilter und verkaufte uns einen zweiten als Ersatz für alle Fälle. An den Einspritzdüsen konnte er selbst nichts machen, da er keinen Ersatz hat. Zumindest haben wir nun einen neuen Dieselfilter und etwas mehr Sicherheit. Inzwischen habe ich auch von einem unserer Freunde (www.gespanntreisen.com) die Adresse einer sehr guten Werkstatt in Edmonton bekommen, wo uns dann hoffentlich endgültig geholfen werden kann.

in der Werkstatt von Stephen www.overlandcruisersmt.com


Seit gestern stehen wir auf einem wunderschönen Fleckchen Erde am Hungry Horse Dam (Hungriges-Pferd-Stausee). Die Freude über den herrlichen Platz kann der heutige Temperatursturz auf 6 bis 9 Grad Celsius (gestern waren es 20 Grad mehr!) mit ein bisschen Sonne, aber immer wieder Regen- und Graupelschauern nur geringfügig trüben. Der Ausblick auf die den See umgebenden Berge und die Schneegipfel dahinter (wenn sie mal nicht von Wolken verdeckt sind) sowie die himmlische Ruhe wiegen alles auf.

Demnächst werden wir den Glacier NP besuchen und danach wieder nach Kanada zurückkehren.Dort warten der Banff NP, der Jasper NP und eine Werkstatt in Edmonton auf uns. Was wir dabei alles sehen und erleben werden, könnt Ihr alles im nächsten Bericht lesen.

Bis dahin...


Candle Ligth Dinner bei Reisenden ;-)



am Hungry Horse Dam


Bärengras, aber (noch) keine Bären