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Montag, 27. August 2018

Der Regen klebt uns an den Hacken

Wir verbrachten tatsächlich noch einige Tage in Dawson City. Fast ein ganzer Tag ging beim Goldwaschen im Bonanza Creek drauf. Auf Claim 6 darf dort Jedermann nach Gold suchen, allerdings nur mit Hacke, Schaufel und Pfanne, also ohne technische Hilfsmittel. Ich kann Euch sagen, das ist kein Zuckerschlecken. Nicht, dass es mir keinen Spaß gemacht hätte. Aber stundenlang im eiskalten Wasser herumpanschen, den Rücken krumm gebeugt, das ist schon heftig. Und als ich dann ewig lange auch nicht das kleinste Krümelchen Gold fand, wollte ich schon aufgeben. „Eine Pfanne wäschst du noch,“ dachte ich so. Und siehe da, drei winzig kleine Krümelchen Gold schimmerten auf dem Pfannenboden. Mit neuem Mut packte ich mir noch einmal die Pfanne mit Sand und Steinchen voll und wusch und wusch und wusch. Auch diese Mühe wurde belohnt. Ein etwas größeres Goldkörnchen war die Ausbeute. Damit war das Ziel, einmal selbst Gold zu finden, erreicht und ich konnte zufrieden aufhören. Wer nun meint, wir seien unheimlich reich, dem kann ich verraten, dass dieses bisschen Gold den Wert von zwei bis drei Kanadadollars hat, also höchstens zwei Euro.
  
Luci (links) gab mir ein paar Tipps

Goldwaschen ist ein mühsames Geschäft

Wie richtig große Nuggets aussehen, zeigte uns dann Gerry, der Besitzer einer Goldmine ganz in der Nähe, den wir zufällig kennenlernten. Diese zwei riesigen Nuggets hat er selbst in seiner Mine zutage gefördert und trägt sie immer und überall in seiner Hosentasche. Sie haben einen Wert von ca. 6000 Kanadadollars, also rund 4000 Euro.

Besitzer einer Goldmine: Gerry...

... und seine riesigen Gold-Nuggets

Dass im Claim 6 kaum noch etwas zu holen ist, liegt unter anderem auch daran, dass der ganze Bonanza Creek wie auch der Klondike zu Zeiten des Gold Rush vor rund 120 von den damaligen Goldgräbern durchwühlt worden war. Später kamen riesige Bagger, Dredge genannt, zum Einsatz, die sich förmlich durch die Landschaft fraßen. Die Abraumhalden sieht man heute noch in der ganzen Gegend. In den besten Zeiten förderte z. Bsp. Dredge No. 4 innerhalb von drei bis vier Tagen, wobei die Maschine rund um die Uhr lief, 23 Kilo (50 Pfund) Gold zutage. Auch heute gibt es noch eine ganze Reihe Goldminen, die offensichtlich Gewinn abwerfen.
Dredge No. 4

Dredge No. 4; mit diesem Ausleger wurde der Abraum abgelegt
Abraumhalden

Wo verprassten die Goldgräber damals ihr mühsam erschuftetes Geld(Gold)? Natürlich in den zahlreich vorhandenen Saloons. Wir hatten zwar nichts zu verprassen, doch den Saloon „Diamond Tooth Gerties“ besuchten wir trotzdem. Bunt blinkende Spielautomaten an der einen Seite des Saales, zwischendrin ein paar Spieltische, an denen Black Jack, Roulette und andere Glücksspiele gespielt werden und ein Pokertisch und an der Stirnseite eine Bühne, alles in dämmriges Licht getaucht vermitteln schon ein bisschen Atmosphäre. An jedem Abend laufen drei Shows auf und vor der Bühne. Eine hochgewachsene Sängerin mit erstaunlich guter Stimme bestritt den Hauptteil der Shows, aber auch die vier Tänzerinnen, die in ständig wechselnden Kostümen im Cancan- und anderen Rhythmen gekonnt über die Bühne wirbelten, erhielten ihren verdienten Applaus vom zahlreich vertretenen Publikum.


Diamond Tooth Gerties Saloon






Noch am gleichen Abend konnten wir zum ersten Mal im Leben Nordlichter am dunklen Himmel über dem Yukon River beobachten. Sie waren zwar noch schwach, zum Fotografieren reichte es noch nicht, aber trotzdem deutlich wahrnehmbar. In der Nacht, als die Blase drückte und ich noch mal raus musste, flimmerten sie über den ganzen Himmel. Ein fantastischer Anblick!

Inzwischen waren Jutta und Joachim eingetroffen, mit denen wir schon den Denali Highway zusammen gefahren waren. Sie wollten, genau wie wir, bis Watson Lake nicht den Alaska Highway nutzen, sondern stattdessen den Campbell Highway befahren. Was lag also näher, als gemeinsam auf die Reise zu gehen.

An unserem letzten Tag in Dawson fand dort eine Parade anlässlich der jedes gefeierten Discovery Days statt. Damit wird der Pioniere gedacht, die vor mehr als 120 Jahren die Stadt gründeten. Vorweg marschierte eine schottische Kapelle in ihren Kilts . Es folgten die Fahnen tragenden Veteranen, natürlich eine Abteilung der hier stationierten Mounties in ihren knallroten Unformjacken und eine ganze Reihe bunt geschmückter Fahrzeuge. Zur Feier des Tages schien sogar mal die Sonne! Schließlich besuchten wir noch den Künstler- und den Farmermarkt. Verschieden Künstler und Handwerker demonstrierten ihr Geschick. Farmer, unter anderen ein Mann aus Thüringen, boten frisches Gemüse an. Alles hatte irgendwie Volksfest-Charakter.


eine schottische Kapelle führt die Parade an

stolze Mounties

Mr. und Mrs. Yukon 2018


natürlich hat Dawson City auch moderne Feuerwehren

der Bürgermeister hält eine Rede




ein Schmied bei der Arbeit

er schnitzt Holzlöffel

Gemüsehändler aus Thüringen

Zu viert brachen wir auf und folgten eine Zeit lang dem Klondike River. In Carmacks verließen wir den Alaska Highway und bogen auf den nördlich verlaufenden Campbell Highway ab. Nur ganz vereinzelt begegnete uns mal ein Auto. Schwarztannen bestimmen das Bild der Mittelgebirgslandschaft, die an uns vorüber zog.


Klondike River
Five Finger Rapids im Yukon River; hier zerschellten viele Boote in den Goldrush-Zeiten

Im kleinen Bergarbeiternest Faro übernachteten wir auf dem dortigen RV-Stellplatz. 12 Kanadadollars (8 Euro) für den Stellplatz inklusive heißer Dusche und kostenlosem Feuerholz fanden wir sehr preiswert, auch wenn wir meistens wild campen. Da gibt’s dann aber auch keine Dusche. Bei einem kurzen Abstecher zum Blind Creek, einem Bach 10 km östlich von Faro, sahen wir unseren ersten Lachs, der offensichtlich seine besten Tage schon hinter sich hatte. Aber das haben die Lachse ja alle, wenn sie am Ende ihres 5-7-jährigen Lebens an ihren Geburtsort zum Laichen zurückkehren.


Visitor Center von Faro

Lachs beim Laichen

Faro selbst wirkt ziemlich verlassen. Einige Mehrfamilienhäuser schauen mit blinden Fenstern verlassen in die Gegend. Hier wohnten wohl die Minenarbeiter, die bis vor wenigen Jahren in der größten als Tagebau betriebenen Blei- und Zinkmine in 20 km Entfernung gearbeitet haben.

Im sehr schön gestalteten Visitor Center Faros erfuhren wir, dass sowohl der Campbell Highway als auch der Alaska Highway in der Nähe von Watson Lake, unserem nächsten Ziel, gesperrt seien. Rund um Watson Lake wüten einige Waldbrände. Wir änderten deshalb unsere Route. Bei Ross River wollten wir nach Süden auf den South Canol Road abbiegen. Dieser soll sich zwar in weniger gutem Zustand befinden, stellte aber eine Alternative dar, um voranzukommen. Nach 220 km würden wir dann auf den Alaska Highway treffen, und dieser wird sicher eher wieder befahrbar sein.

Gesagt, getan. Ab Faro präsentiert sich der Campbell Highway in östlicher Richtung als breite, sehr gut gewartete Schotterpiste. Nur selten muss man mal einem Schlagloch ausweichen. Das änderte sich jedoch schlagartig, als wir auf den South Canol Road abbogen. Dieser schlängelt sich als schmaler Weg durch Schluchten und Berge Schlaglöcher und Waschbrettpisten wechseln sich munter ab. Für unseren Gecko kein Problem, doch sehr wohl für Jutta und Joachim mit ihem Sprinter mit Bimobilkabine.

Nach 15 km Rütteln und Schütteln, allerdings in wunderschöner Berglandschaft, fanden wir am Lapier River einen idealen Platz zum Campen. Weil es so schön dort war und endlich auch das Wetter mitspielte, verbrachten wir gemeinsam einen weiteren Tag an diesem schönen Fleck. Danach trennten sich vorerst unsere Wege, denn die Beiden wollten diese Rüttelpiste ihrem Auto nicht weiter zumuten. Verständlich, denn noch gut 200 km lagen vor uns. Wir vereinbarten, dass wir uns in Watson Lake wieder treffen würden, sobald es die Waldbrände zuließen.


am Lapier River; der Regenschirm schützte den Topf, in dem das Brot buk

Jutta und Joachim (links) aus dem Schwabenländle

beim Brotbacken immer der spannendste Moment: ist es gelungen?


endlich mal Sonne genießen, wenn auch nur lurz


so langsam hält der Herbst Einzug


sobald die Sonne verschwunden ist, wird es empfindlich kühl

Es war sicher die richtige Entscheidung für die beiden Schwaben, denn die Piste wurde nicht besser. Unser Gecko wurde so einige Male heftig durchgerüttelt, was dem ''Sprinter sicher nicht gut bekommen wäre. Den ganzen Tag begegnete uns kein einziges Fahrzeug in dieser einsamen und menschenleeren, aber wunderschönen Gegend. Zum ersten Mal spürten wir, dass der Herbst naht. Einige Bäume tragen schon ein gelbes Blätterkleid, Pflanzen am Wegrand färben sich dunkelrot.


Lapier River am South Canol Road

Ohne Regen ging allerdings auch dieser Tag nicht zu Ende. Wir fanden einen idealen Stellplatz am Isutlin River. Wir stehen nur wenige Meter vom ruhig dahinfließenden Fluss entfernt mutterseelenallein und gönnen uns einen Ruhetag in der Annahme, dass die Feuer um Watson Lake noch nicht gelöscht sind. Gestern forderte ich zum zweiten Mal mein Anglerglück heraus, allerdings wiederum erfolglos. Vielleicht gibt es immer da, wo ich es versuche, keine Fische. Oder ich mache irgendwas falsch. Vielleicht finde ich es doch noch heraus.

Vielen Dank allen, die bis hierher mitgelesen haben.Ob und wie wir nach Watson Lake gelangen und ob unsere Route danach, wie geplant, erneut nach Norden in Richtung Yellowknife verläuft und ob uns endlich besseres Wetter beschieden sein wird, lest Ihr im nächsten Beitrag.

Bis dann also... :-)

1 Kommentar:

  1. Das ist wunderbar, die Sie gemeinsem durch den Welt reisen. Ich nutze immer noch Wohnmobil portugal mieten und da ist auch wunderschon.

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