Nachdem wir Minnesota verlassen hatten,
erreichten wir den US-Bundesstaat Nord Dakota und damit auch endlose
Prärien. Das Land ist da, wo wir es bisher sahen, flach wie ein Tisch und besteht größtenteils
aus grünem Weideland und riesige Äcker, die sich teilweise über
unüberschaubar große Flächen dehnen. Vereinzelt sieht man
Baumgruppen. Zwischen den Bäumen verstecken sich Farmgebäude und
suchen Schutz vor dem ständig wehenden Wind. Vor uns erstreckt sich
das graue Asphaltband des vierspurig ausgebauten Highway US2
schnurgerade bis zum Horizont, und das manchmal über Dutzende
Kilometer.
Prärie |
Anfangs war das Fahren ganz
interessant. Diese Weite vermittelt schon irgendwie das Gefühl von
Freiheit. Auf Dauer ermüdet es dann jedoch, weil sich an der
Landschaft einfach nichts ändert. Am zweiten Tag in North Dakota gab
es immerhin ein Highlight. In der Stadt Rugby befanden wir uns am
geografischen Mittelpunkt Nordamerikas. Dieser ist mit einer
Steinsäule markiert. Ein paar Fotos waren trotz regnerischem Wetter
Pflicht.
am geografischen Mittelpunkt Nordamerikas |
In Minot bogen wir südwärts ab und
fanden am Lake Sakakawea, einem großen Stausee, nach sintflutartigem
Regen einen schönen Platz zum Übernachten. Die Sonne schien wieder
und glitzerte auf dem See. Enten, Gänse und zu unserem Erstaunen
Pelikane schnatterten und flatterten hier um die Wette.
am Lake Sakakawea |
sogar Pelikane gibt es hier |
Am Knife River besuchten wir ein
kleines Museum, das den ursprünglich hier lebenden Hidatsa-Indianern
gewidmet ist. Diese lebten nicht in den bekannten Tipis, sondern sie
bauten Erdhäuser, in denen sie lebten. Ein solches Rundhaus mit 40
Fuß (ca. 13 m) Durchmesser wurde hier originalgetreu nachgebaut und
kann besichtigt werden. Gerne hätten wir auch das Museumsdorf
besichtigt, doch ein aufziehendes Gewitter machte einen Strich durch
die Rechnung.
Erdhaus der Hidatsa-Indianer |
Die Landschaft hatte sich inzwischen
radikal verändert, denn wir befanden uns nun in den sog. Grasslands.
Sanfte Hügel lösten die flache Prärie ab. Grün war die alles
beherrschende Farbe. Rote Schotterwege, die die Weiden in rechteckige
Flächen teilen, bildeten den farblichen Kontrast. Immer öfter sahen
wir auch die sich träge bewegenden Erdölpumpen. Eine weitere
Zeitzone lag hinter uns, so dass wir nun sieben Stunden „Rückstand“
gegenüber deutscher Zeit haben.
Erdölpumpe |
endlose Weite |
Wir erreichten den südlichen Teil des
Theodore Roosevelt Nationalparks. An einem Aussichtspunkt genossen
wir den Ausblick auf eine grandiose Landschaft, die Badlands. Im
Besucherzentrum kauften wir den Nationalpark-Pass, mit dem wir nun
sämtliche Nationalparks der USA ein Jahr lang besuchen dürfen.
die Badlands im Theodore Roosevelt NP |
Im NP blieben wir auf dem Cottonwood
Campingplatz zwei Tage, um den Nationalpark in Ruhe genießen zu
können. Auch hier erregte unser Gecko einiges Aufsehen. Immer wieder
kamen Leute, um sich zu erkundigen, was für ein tolles Auto das wäre
und woher wir kämen.
Gleich am ersten Abend besuchte ein
mächtiger Bisonbulle den Campingplatz. Die Bisons leben hier frei im
NP. Wenn so ein Koloss auf dich zukommt, die Bullen können bis zu
900 kg wiegen, hast du automatisch Respekt vor ihm.
ein Bisonbulle auf dem Campingplatz |
Am nächsten Tag sahen wir im NP noch
einige einzelne Bullen und zwei Herden von ca. 20 Tieren. An vielen
Stellen im Park kann man die putzigen Präriehunde beobachten, die in
sog. Prairie Dog Towns, also Präriehunde-Städten, leben. Diese
befinden sich auf flachem Boden, der mit kleinen Erdhügeln übersät
ist, die entstehen, wenn die tierchen ihre Höhlen graben. Auf fast
jedem Hügel steht ein Wächter und beobachtet aufmerksam die
Umgebung. Sobald sich ein Feind aus der Luft oder am Boden nähert,
erschallt ein schrilles Pfeifen, und alle Tiere verschwinden
blitzartig in ihren Höhlen. So auch, als ein einzelner Koyote nach
einem Frühstück Ausschau hielt.
Diese possierlichen Tierchen ähneln
den in Afrika beheimateten Erdmännchen stark, doch besitzen sie nur
einen relativ kurzen Schwanz. Mit diesem wedeln sie bei bestimmten
Rufen heftig, was ihnen ihren Namen einbrachte.
Auch hier bremsten einige Regengüsse
unseren Tatendrang ein wenig. Bei schwülen 29 Grad hatten wir keine
große Lust zum Wandern.
Präriehunde, die gar keine Hunde sind |
auf Wache |
ein Koyote auf Beutezug |
noch ein Wächter |
wieder mal ein Gewitter |
am Little Missouri |
im Wind Canyon, Wind schuf diese Formationen |
Am nächsten Tag ging es weiter gen
Westen, diesmal auf der Interstate 95. Nach den interessanten
Grasslands durchquerten wir nun wieder eintönige grüne Prärien.
Mit Montana erreichten wir den nächsten Bundesstaat. Viele Kilometer
folgte die Straße dem Lauf des Yellowstone River, der Hochwasser
führte. Kein Wunder bei den vielen Regenfällen der letzten Tage.
In Billings wollten wir in einem
kleinen State Park übernachten, doch dort war Camping verboten. Also
nutzten wir erstmals auf dieser Reise einen Walmart-Parkplatz. Nicht
schön, aber immerhin kostenlos.
Am Morgen des 2. Juni strahlte der
Himmel wolkenlos und blau. Im Internet hatte ich gefunden, dass der
3337 m hoch gelegene Beartooth-Pass geöffnet sei. Über den wollten
wir den Yellowstone NP erreichen. Schon wenige Kilometer hinter
Billings grüßten die schneebedeckten Gipfel der Rocky Mountains.
Ganz allmählich stieg die Straße von 900 m bei Billings an, bis wir
ganz verblüfft waren, als das Navi am Fuß der Berge schon 2000 m
anzeigte.
die Rocky Mountains |
Wir passierten eine Ampelanlage und ein
geöffnetes Tor, die beide signalisierten, dass der Pass befahrbar
sei. Doch es sollte anders kommen. Bei ca. 2200 m Höhe begann unser
Gecko aus dem Auspuff zu qualmen, was bei einem diesel in dieser
Höhe völlig normal ist. Nicht normal hingegen hörte sich ein
rasselndes Geräusch an, das aus dem Motorraum drang. Es folgten
einige Zündaussetzer.
An einer Serpentine hielten wir kurz,
um den waghalsigen Leuten zuzuschauen, die mit Ski und Snowboards
den Steilhang über uns herabfuhren. Beim Weiterfahren blies der
Gecko plötzlich weiße Rauchschwaden aus dem Auspuff. Das hatte er
noch nie getan! Nur mühsam quälte er sich weiter den steilen Berg
hinauf.
Skifahrer |
auf dem Beartooth Pass |
Wir erreichten eine Hochebene auf über
3200 m, und dort war plötzlich Schluss. Am Gecko lag es aber zum
Glück nicht. Ein Stau im Hochgebirge! Wir standen neben einer
blendend weißen, mehr als zwei Meter hohen Schneewand, als uns
jemand sagte, der Pass sei gesperrt. Wir konnten uns mit eigenen
Augen überzeugen. Einige hundert Meter vor uns erkannten wir ein
Tor, dass die Straße versperrte. Ein Amerikaner schimpfte über die
schlechte Informationslage, aber sonst regte sich niemand weiter auf.
Klar, die meisten sind zum Skifahren hier hoch gekommen. Wir aber
wollten doch weiter zum Yellowstone NP!
Stau im Hochgebirge |
Uns blieb nichts anderes übrig, als
umzukehren und 150 bis 200 km Umweg in Kauf zu nehmen. Also zurück.
Nun qualmte es sogar bergab aus unserem Auspuff. Vermutlich ist der
Kraftstofffilter verstopft. Wir haben zwar alle möglichen
Ersatzteile dabei, aber den nun ausgerechnet nicht. Natürlich
passiert so etwas an einem Wochenende, an dem keine Werkstatt
geöffnet hat. Kurzerhand beschlossen wir, an einem herrlichen
Fleckchen Erde in 2250 m Höhe bei herrlichem Wetter bis
Sonntagnachmittag zu bleiben und dann eine Werkstatt zu finden, die
uns am Montag hoffentlich helfen wird.
Ob uns das gelingt und wie es im
Yellowstone NP weiter geht, lest Ihr in unserem nächsten Bericht.
Bleibt also schön neugierig...
Bitte beachtet auch die neuen
Presseberichte, die unter der Rubrik „Presse“ gespeichert sind (https://gecko-reisen.blogspot.com/p/presse.html)
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