(5.5.18) Wir hatten uns eben noch von den
Bodensee-Overlandern verabschiedet und waren im Begriff, Ingonish zu
verlassen, als vom Sturm umgebrochene Bäume uns fast den Weg
versperrten. In diesem Moment wussten wir,dass es richtig war, den
Campingplatz von Ingonish zu verlassen. Tapfer kämpfte unser Gecko
gegen den Sturm an.
vom Sturm gefällte Bäume bei Ingonish |
An einer etwas windgeschützten Bucht
legten wir eine Pause ein. Dort bot uns die Natur ein Schauspiel, das
wir so noch nicht erlebt hatten. Der Sturm blies inzwischen so heftig
vom Land aufs Meer hinaus, dass wir uns kaum noch auf den Beinen
halten konnten. Die Sturmböen rissen ganze Wolken von Wassertropfen
von den Wellenkämmen, die dann wie weiße Nebelschwaden aufs Meer
hinaus rasten. Das Verrückte daran war, dass strahlender
Sonnenschein diesen Sturm begleitete. Manchmal, wenn die
Sonnenstrahlen günstig trafen, leuchteten die Wassertropfen-Schwaden
in matten Regenbogenfarben auf. Das dunkelblaue sturmgepeitschte
Meer, die dahinrasenden weißen Wellenkämme, darüber weiße und
farbige Wassernebel und über allem strahlend blauer Himmel, das war
Natur pur in ihrer wahrlich gewaltigen Schönheit.
Volle Konzentration war auf der
weiteren Fahrt nach Meat Cove gefordert, denn immer wieder rüttelten
Sturmböen den Gecko durch, und ich hatte alle Hände voll zu tun, um
ihn einigermaßen in der Spur zu halten. Auf und ab schlängelte sich
die Straße entlang der Atlantikküste. Die letzten paar Kilometer
fuhren wir dann auf Schotter, bis wir am frühen Abend Meat Cove an
der nördlichen Spitze der Insel erreichten. Von einer hohen Klippe
hatten wir eine wunderbare Aussicht auf das immer noch aufgewühlte
Meer. Gern wären wir da oben über Nacht geblieben, doch der Sturm
tobte immer noch.
Wir fanden dann einen Stellplatz tief
unten in einer Art Schlucht, wo der Sturm nicht gar so heftig blies.
Ein kleiner Fluss rauschte aus den Bergen herab neben uns ins Meer.
Stellplatz bei Meat Cove |
Am nächsten Morgen (6.5.18) fuhren
noch mal hinauf auf die Klippe, wo sich auch ein offizieller
Zeltplatz befindet. Der Sturm hatte sich endlich verzogen, und die
Sonne beschien diese herrliche Küstenlandschaft.
Wir machten uns auf den Weg gen Süden
über Pleasant Bay und Cheticamp. Ab da hielten wir schon Ausschau
nach einem Stellplatz für die Nacht. Da der Wind wieder heftig
blies, brauchten wir Windschutz. An der Küste einen solchen Platz zu
finden, gelang uns vorerst nicht. Wir versuchten es im Inland am Lake
Ainslie. Dort trafen wir auf einen Campingplatz, auf dem sich riesige
Caravans der kanadischen Dauercamper aneinander drängten. Also auch
nix für uns.
Letztlich fuhren wir bis Port
Hawkesbury, wo wir direkt am Conso Causeway standen, einem Meeresarm,
der die Insel Cape Breton vom Festland trennt.
Es regnete die ganze Nacht hindurch.
Nachdem es am Vortag relativ mild war, zeigte das Thermometer am
Morgen (7.5.18) nur noch 5 Grad an. Bleigrauer Nebel hing über uns.
Also war ein Fahrtag angesagt.
Normalerweise wären wir der
Küstenlinie in Richting Westen gefolgt, doch bei dem Nebel gab es eh
nix zu sehen. Deshalb nahmen wir den Highway 4 über Antigonishund
New Glasgow bis Truro. Dort stockten wir unsere Vorräte auf. Als wir
den Walmart-Einkaufstempel verließen, schien plötzlich und
unerwartet die Sonne.
Weiter fuhren wir auf dem Highway 2 bis
zu dem kleinen Nest Economy. Auf dem Weg dorthin machten wir zwei
kurze Abstecher ans Ufer der Cobequid Bay, einem Zipfel der berühmten
Bay of Fundy. Berühmt ist sie deswegen, weil hier der Tidenhub
(Unterschied zwischen Ebbe und Flut) bis zu 16 m beträgt.
Weltrekord! Als wir die Bucht sahen, bestand sie fast nur aus
schokoladenbraunem Schlamm.
Bei Economy nutzten wir wieder mal
einen bei iOerlander.com verzeichneten Stellplatz auf einem kahlen
Hügel. Von da hatten wir einen wunderbaren Blick über die Bucht.
Absolute Stille herrschte da. Die Sonne beschien die Szenerie. Nur
selten unterbrach ein Vogel oder das Summen einer Fliege diese
eindrucksvolle Stille, die es so in Deutschland wohl nirgends mehr
gibt.
bei Economy, Blick zur Bay of Fundy |
Am Abend jedoch war es vorbei mit der
Ruhe. Mit einem Piepsen wie von einem kleinen am Boden sitzenden
Vogel begann es. Dann piepte aus allen Richtungen in verschiedenen
Tonlagen. Trotz aller Bemühungen fanden wir nicht heraus, wer die
Urheber dieses doch recht lauten Konzerts waren, das fast die ganze
Nacht anhielt. Vögel waren es sicher nicht. Die Tierchen leben
sicher hauptsächlich unter der Erde, denn wir sahen einzelne kleine
Löcher, doch eben leider nicht die Bewohner. Vielleicht klärt uns
ja einer unserer Leser auf.
Sonnenschein weckte uns am nächsten
Tag (8.5.18). Herrlich, beim Frühstück in der Sonne sitzen zu
können. Wir machten uns auf den Weg über Amherst, wo wir kurz
danach die Provinz Nova Scotia verließen und nach New Brunswick
kamen. Von Moncton aus fuhren wir parallel zum Chocolate River, der
seinen Namen wirklich zu Recht trägt. Sein Wasser sieht wirklich aus
wie Trinkschokolade, gefärbt vom braunen Schlamm, der den Grund des
Flusses bildet.
am Chocolate River |
Wenige Kilometer nach dem Hopewell Cape
besuchten wir den noch geschlossenen Hopewell Rocks Provincial Park.
Er stellt die attraktivste Sehenswürdigkeit in New Brunswick dar.
Bizarre Kalkfelsen ragen bei Ebbe aus dem braunen Schlamm. Steigt die
Flut, kann man mit dem Kajak zwischen ihnen herumpaddeln. Die Felsen
werden auch Flowerpots genannt, weil einige Blumentöpfen ähneln.
im Hopewell Rocks Provincial Park |
braune Schlammfluten in der Bay of Fundy |
Flowerpot Rock |
Noch ein Stück weiter südlich kamen
wir bei dem kleinen Fischerdorf Alma zum Fundy National Park. Der
dortige Campingplatz war schon geöffnet. Wir standen noch nicht
lange da, als zuerst die Kölner Ute und Hans mit ihrem Wohnmobil und
später auch noch Ritschie und Hermann aus Bad Tölz
(www.bayerman-on-tour.de) mit ihrem MAN eintrafen (sie hatten wir vor
1 ½ Jahren in Marrakesch kennengelernt). Was für ein Zufall! Nichts
war abgesprochen oder vereinbart. Die Welt ist eben doch klein wie
ein Dorf.
Den Abend verbrachten wir zu sechst in
gemütlicher Runde. Wenn sechs Reisende zusammentreffen, gibt es
natürlich eine ganze Menge zu erzählen.
Wohin es uns demnächst verschlagen
wird, lest Ihr demnächst hier im Blog. Also schaut demnächst wieder
mal rein. Oder Ihr abonniert den Blog, dann werdet Ihr automatisch
per Mail über neue Beiträge im Blog informiert
(https://gecko-reisen.blogspot.ca/p/blog-page.html).
Und wenn Ihr wissen wollt, wo wir uns
gerade aufhalten, schaut einfach auf „Route 2018 Kanada/USA“
(https://gecko-reisen.blogspot.ca/p/route-u.html).
Das ist zwar nicht tagesaktuell, doch ich versuche, die Karte so
aktuell wie möglich zu halten.
Ebbe im Hafen von Alma (ein Bild bei Flut folgt noch) |
Leider hatte ich mich mit der Zeit für die Flut verrechnet, so dass es nun nur ein Bild mit etwas mehr Wasser gibt. Sorry. |
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