Mittwoch,
21. Juni 2017
Mit
diesem idyllischen Stellplatz von letzter Nacht hatten wir gleich
doppelt Glück. Die Nacht war absolut ruhig, und es gab
erstaunlicherweise keine Mücken, obwohl wir nur wenige Meter
entfernt vom Teich standen.
Während
wir beim Frühstück saßen und dabei auf die Straßenkarte
schauten, beschlossen wir ganz spontan, den nicht weit entfernten
Peipussee in unsere Route aufzunehmen. Also fuhren wir auf der 1 nur
bis Rakvere. Von dort ging es auf der 88 immer in südöstlicher
Richtung durch grüne Landschaften. Goldgelb blühende Rapsfelder
leuchteten in der Sonne, darüber blauer Himmel mit unzähligen
kleinen weiß-grauen Wolken. Traumhaft schön.
auf dem Weg zum Peipus-See |
Wir
kamen schon gegen Mittag am Peipussee an, der mit 145 km Länge und
50 km Breite an seiner breitesten Stelle der fünftgrößte See
Europas und sieben Mal so groß wie der Bodensee ist. Leider fanden
wir keine Möglichkeit, uns direkt ans Seeufer zu stellen. Zwischen
den winzigen Dörfchen Kauksi und Uuskula entdeckten wir schließlich
wieder einen RMK-Platz. Auch diesen hatte man mit den uns schon
bekannten Picknickplätzen und Grillöfen ausgestattet. Sogar einen
Müllcontainer gab es. Unverständlich blieb uns, wieso dann trotzdem
so viel Müll im Wald herumlag. Dafür nutzten die Dorfbewohner den
Container eifrig, wie wir später mitbekamen.
Bis
zum Seeufer waren es höchstens 300 m zu laufen. Mit seinem
Sandstrand wirkt der See wie ein Meer, da das Wasser ja auch bis zum
Horizont reicht, Auf dem Weg zum Strand staunten wir über die vielen
im Wald blühenden Maiglöckchen und blühenden Walderdbeeren. Lange
Zeit saßen wir einfach nur am erhöhten Seeufer und genossen die
Aussicht und die wärmende Sonne.
Maiglöckchen |
Walderdbeeren |
Was
uns in den letzten Tagen schon an den Menschen hier auffiel,
bestätigte sich auch heute wieder.Niemand grüßt hier. Sie erwidern
zwar unseren Gruß, aber von denen grüßt niemand zuerst. Im
Gegenteil, sie schauen lieber stur geradeaus oder sogar zur anderen
Seite. Dieses Verhalten kannten wir bisher nur von Russen. Da hier
sehr viele Russen leben, ist es wohl doch nicht so verwunderlich.
Zurück
beim Gecko verzogen wir uns augenblicklich in diesen, um den wieder
zahlreich angreifenden Mücken kein Ziel zu bieten.
am Peipus-See |
Standort:
N 59° 00' 00.1" E 27° 18' 05.8"
gefahrene
Strecke: 126 km
Donnerstag,
22. Juni 2017
Bis
zum Grenzübergang nach Russland in der Grenzstadt Narva lagen nur 98
km vor uns. Zuerst nutzten wir die 3, bis diese auf die 1 trifft, der
wir dann bis Narva folgten, wo hässliche Bauten aus Sowjetzeiten das
Stadtbild bestimmen.
Um
11:30 Uhr stellten wir uns am Ende der PKW-Warteschlange am
Grenzübergang an. Höchstens zehn Autos standen vor uns. Froh über
so wenig Andrang an der Grenze schätzten wir, spätestens 14 Uhr die
Grenze hinter uns zu haben. Wie blauäugig das war, sollte sich bald
herausstellen.
Nach
einer guten halben Stunde waren wir an der Reihe. So dachten wir. Ein
freundlicher Grenzbeamter drückte mir einen winzigen Zettel mit
einer Adresse darauf in die Hand. Dorthin müssten wir fahren und uns
eine Registrierung besorgen. Danach könnten wir wieder herkommen,
erklärte er in gutem Englisch.
Für
die knapp 3 km brauchten wir fast eine halbe Stunde, da eine ganze
Reihe von Straßen in der Stadt wegen Bauarbeiten gesperrt waren und
unser Navi nicht mehr viel nützte. Schließlich fanden wir diese
Adresse. Auf einem riesigen Parkplatz warteten ca. zehn LKW und
vielleicht 30 PKW. Nachdem ich 4,50 € gelöhnt hatte, bekam ich
erneut einen Zettel, diesmal mit einer Nummer darauf.
das Warten beginnt... |
Und
dann begann das Warten. Auf einer Anzeigetafel erschienen in munterer
Folge irgendwelche Buchstaben und Ziffern, deren 'Sinn uns nicht klar
war. Auf Nachfrage erklärte man mir, dass dort irgendwann unser
Auto-Kennzeichen angezeigt würde und wir uns dann unsere
Registrierung abholen könnten. Und wir dachten die ganze Zeit, die
Nummer auf dem Zettel würde auf der Anzeige erscheinen.
Drei
Stunden waren bereits vergangen, als man mir sagte, 22 Autos stünden
noch vor uns in der Warteschlange des Computers. Weitere drei Stunden
später sollten es dann 21 (!) sein. Unfassbar! In drei Stunden
sollte nur ein einziges Auto abgefertigt worden sein.Aber es
verließen doch immer wieder Fahrzeuge diesen Parkplatz und es wurden
auch immer wieder neue Nummern auf der Tafel angezeigt.Ja, manche
würden nur mal in die Stadt fahren. Die Russen würden nicht
arbeiten, war die nächste Auskunft.
auf dieser Anzeigetafel sollte unser Auto-Kennzeichen erst viele Stunden später erscheinen |
Inzwischen
hatte ich eine Website ausfindig gemacht, auf der man live verfolgen
kann, an wievielter Stelle der Warteschlange man steht (
www.estonianborder.eu ).
Dort las ich auch, dass ich schon viele Tage vorher eine Reservierung
per Internet hätte vornehmen können, dann wären wir zur
vorgegebenen Zeit an der Grenze abgefertigt worden.
Weitere
zermürbende Stunden des Wartens folgten. Um 22:45 Uhr, nach mehr als
zehn Stunden Wartezeit, erschien unser Kennzeichen auf der
Anzeigetafel. Wir erhielten die Registrierung, mit der wir nun
endlich zur Grenzabfertigung fahren durften. Die ganzen
Grenzformalitäten nahmen nochmals mehr als zwei Stunden in Anspruch,
so dass wir um 1 Uhr endgültig die Grenze hinter uns ließen, an der
wir 12 ½ Stunden zugebracht hatten. Kein absoluter Rekord (der
liegt immer noch bei 22 Stunden an der Grenze Usbekistan –
Kasachstan), aber neuer Rekord für eine Einreise nach Russland. Wir
vermuten, dass das estnische Reservierungssystem Schuld ist an den
langen Wartezeiten.
auf diesen Zettel warteten wir mehr als zehn Stunden! |
Obwohl
es mitten in der Nacht war, zeigte sich der nördliche Himmel recht
hell. Kein Wunder, schließlich sind wir in der Zeit der Weißen
Nächte unterwegs.
Auf
der M11 fuhren wir bis Kingisepp und bogen dort in nördlicher
Richtung auf die A121 ab. Unglaublich, was für großräumige
Kreuzungen die Russen selbst für Nebenstraßen gebaut haben. Ständig
hielten wir Ausschau nach Waldwegen, wo wir abseits der Straße einen
Schlafplatz hätten finden können. Auch wenn es nicht völlig dunkel
war, erwies sich das als nicht so einfach. Außerdem waren wir
ziemlich müde. Es fand sich einfach keine Gelegenheit. Waldwege gab
es ohnehin nur wenige, und diese führten entweder zum nächsten
Dorf, oder sie waren so schlammig, dass wir es vorzogen, kein Risiko
einzugehen.
Für
einen im Navi angegebenen Campingplatz nahmen wir 8 km übler
Wellblechpiste in Kauf. Leider vergeblich. Der CP existiert nicht.
FRUST!!!
Es
folgte eine hässliche Industrielandschaft rund um das Atomkraftwerk
von Sosnovy Bor. Als es schon wieder fast hell war, fanden wir
schließlich doch noch einen sogar recht romantischen Platz unweit
der Straße an einem kleinen See. Froh, endlich schlafen zu können,
ärgerten wir uns dennoch über die Russen, die so herrliche Natur
total zumüllen. Aber das kannten wir ja schon. Kurz nach 3 Uhr
krochen wir todmüde in unsere Schlafsäcke.
was für ein herrlicher Platz |
Standort:
N 59° 57' 32.8"E 29° 18' 12.2"
gefahrene
Strecke: 221 km
Freitag,
23. Juni 2017
Nach
immerhin sechs Stunden Schlaf blickten wir wieder in die Sonne und
die herrliche uns umgebende Natur. Die herumliegenden kaputten
Grills, Wasserflaschen und Unmengen weiteren Mülls versuchten wir,
einfach auszublenden. Über dem See waberten zarte Nebelschleier, ein
Kuckuck rief und erste Angler warfen ihre Angeln aus.
Bis
St. Petersburg war es nicht mehr weit. Wir hatten wirklich Glück mit
unserem Stellplatz, denn noch weiter in Stadtnähe hätten wir nichts
mehr gefunden.
St.
Petersburg ist mit seinen 5 Millionen Einwohnern nach Moskau
zweitgrößte Stadt Russlands und fünftgrößte Stadt in Europa.
Kein Wunder, dass wir an unendlich vielen riesigen Wohnblocks
vorüberfahren, die mit 15 und mehr Etagen in den Himmel ragen. Aus
Sowjetzeiten stammende Betonkästen und etwas ansehnlichere Blocks
aus neueren Zeiten wechseln sich ab. Sagenhaft, was hier gebaut wurde
und wird. Erinnerungen an Moskau und andere russische Großstädte
sowie die Türkei werden dabei wach.
Am
weltberühmten Petershof legen wir natürlich einen Stopp ein. Für
750 Rubel p.P. (ca. 12 €) dürfen wir die riesigen Parkanlagen
betreten. Das Erste, was wir sehen und hören, sind ganze Horden
schreiender und mit Selfie-Sticks herumfuchtelnder Asiaten. Sie
einfach zu ignorieren, fällt nicht leicht. Doch dann lassen wir uns
von der Pracht der Paläste, der Kirchen mit ihren goldglänzenden
Kuppeln und der gewaltigen Wasserspiele einfangen. Man bräuchte
sicher Tage, um hier alles zu besichtigen. Die Parkanlage, die
teilweise etwas besser gepflegt sein dürften, laden zu
kilometerlangen Spaziergängen ein. Mir fehlen einfach die Worte, um
diese Pracht zu beschreiben. Schaut Euch einfach die Bilder an. Sie sagen mehr als tausend Worte.
Weniger
prächtig verlief dann unsere Stellplatzsuche. Schon einige hundert
Meter vor dem Baltic-Parking (einem Campingplatz bei Petershof)
erklärten zwei Polizisten mit quer auf der Straße stehendem Auto,
der Platz sei geschlossen. Gleiches Ergebnis beim nächsten CP in 5
km Entfernung. Bei der Frage nach dem Warum zeigte der Finger des
Wachpostens nach oben zum Himmel. Weiß der Geier, was das zu
bedeuten hat.
Da
wir endlich wieder mal eine Dusche nötig hatten, fuhren wir einen
Billig-Stellplatz mitten in St. Petersburg gar nicht erst an und steuerten
stattdessen das Hotel „Phlogiston“ an, das auch einen CP
anbietet. Stundenlang quälten wir uns durch kilometerlange Staus. An
fast jeder Kreuzung oder Straßeneinmündung stand Polizei. Den Grund
dafür wissen wir bis heute nicht. Als wir endlich unser Ziel
erreichten, hieß es dort „Fully booked“. Ein bisschen gut
Zureden half bei der Dame an der Rezeption, und sie fand doch noch
ein Plätzchen für uns.
kilometerlange Staus in St. Petersburg |
riesige Wohnblocks ohne Ende |
Ein
einfacher Schotterplatz, vielleicht so groß wie ein
Viertel-Fußballfeld, eingefasst von einem braunen Blechzaun, stand
voller deutscher Womos, dicht an dicht, drei oder vier LKW und einige
PKW. Uns war es egal. Wir wollten St. Petersburg sehen und wir
wollten duschen. Beides war nun möglich.
Stellplatz am Hotel "Phlogiston" |
direkt hinter uns die viel befahrene M18 |
Standort:
N 59° 53' 04.9" E 30° 24' 32.2"
gefahrene
Strecke: 85 km
Sonnabend,
24. Juni 2017
Was
für eine fürchterliche Nacht! Eine stark befahrene Ausfallstraße
führt in nur 100 m Entfernung am CP vorbei. Der Lärm ließ selbst
in den frühen Morgenstunden kaum nach. Trotzdem schliefen wir
irgendwie, obwohl es sich anhörte, als stünden wir zur Rushhour
direkt neben einer Autobahn.
Heute
wollten wir St. Petersburg besichtigen. Dabei war uns von vornherein
klar, dass man dafür eigentlich viele Tage bräuchte. Zunächst
brachte uns ein Marschrutnaja Taxi (Kleinbus) in die Nähe der
Metro-Station Lomonossow. Mit der grünen Linie 3 fuhren wir zwei
Stationen. Gestaunt haben wir, wie tief unter der Erdoberfläche die
Metro hier fährt. Später erfuhren wir, dass es eine der tiefsten
Metros der Welt ist. Ihre tiefste Station liegt 102 m unter der Erde.
Uns fielen die vielen Überwachungskameras auf, die praktisch keinen
''Winkel unbeobachtet lassen. Zusätzlich sitzt am unteren Ende jedes
Rolltreppenschachts in einem Glaskasten eine Kontrolleurin, die das
Geschehen live und per Bildschirm beobachtet. Wenn es der Sicherheit
dient, ist es schon ok. Schließlich gab es erst im April 2017 einen
verheerenden Bombenanschlag mit mindestens 14 Toten.
tief hinunter zur Metro |
Nach
zwei langen Abschnitten stiegen wir am Newski-Platz aus und liefen
dann ein ganzes Stück ohne Ziel und Plan ein ganzes Stück an der
Newa entlang. Außer riesigen Baustellen gab es hier nichts zu sehen.
Wir brauchten also dringend einen Stadtplan. Wieder zurück an der
Metrostation kauften wir einen kleinen Stadtplan. Die nette
Verkäuferin erklärte uns hilfsbereit, wie wir zu den
Sehenswürdigkeiten der Stadt gelangen können, entweder 5 km
Fußmarsch oder mit dem Bus.
Ein
Bus der Linie 191 brachte uns direkt ins historische Zentrum. Hier
fährt tatsächlich in jedem Bus eine Schaffnerin mit und kassiert
den Fahrpreis von 40 Rubel (ca. 0,60 €). Auf der kurzen Fahrt sahen
wir gleich mehrere Filialen der großen international tätigen
Fastfoodketten, wie die mit dem großen gelben M, Burgerking, Subway,
KFC, Pizzahut. Wie eine Epidemie verbreiten die sich auf der ganzen
Welt. Aber deswegen waren wir mit Sicherheit nicht hier.
Am
Kasansky Sobor stiegen wir aus und ließen uns in der Menschenmasse
treiben. Vom Bus aus hatten wir eine schöne Kirche gesichtet. Die
wollten wir uns als erstes ansehen. Ein bisschen erinnerte sie uns an
die berühmte Basilius-Kathedrale in Moskau. Die Moskauer Kathedrale
wirkt so ein bisschen wie aus Disneyland, während diese hier
irgendwie seriöser erscheint, vielleicht, weil ihre Zwiebeltürme
nicht ganz so knallbunt sind.
Wir
laufen an einem großen Kanal entlang direkt auf die Kirche zu. Ein
bisschen erinnert die Szenerie an Amsterdam mit seinen Grachten. Wie
überall auf der Welt blüht auch hier der Touristen-Nepp.
Andenkenbuden säumen die Straße. Dann stehen wir vor dem
beeindruckenden Bauwerk, dessen russischer Name „Slas na krowi“
lautet. Im Deutschen klingt das viel komplizierter: „Erlöserkirche
auf dem Blute“.
Will
man die Kirche von innen bewundern, darf man erst mal Eintritt
zahlen. Das fanden wir für eine Kirche schon etwas ungewöhnlich. Ob
die Gläubigen hier auch löhnen müssen, oder nur die Touristen? Im
Inneren wimmelt es nur so von Besuchern. Trotzdem beeindruckt uns die
Kirche, auch wenn durch die vielen durcheinander laufenden Menschen
keine Andacht aufkommt, die wir oftmals in Kirchen verspüren, auch
wenn wir nicht religiös sind. Riesige Heiligenbilder zieren die
hohen Wände und die Deckengewölbe. Die Besonderheit ist, dass sie
nicht gemalt, sondern aus Tausenden und Abertausenden von kleinen,
farbigen Mosaiksteinchen zusammengesetzt wurden. Ebenso beeindruckend
sind die beiden Altäre, die aus verschiedenen Halbedelsteinen
errichtet wurden. Auch auf dem Fußboden bilden farbige Stein- und
Marmorplatten große Muster. Insgesamt wirkte die Kirche auf uns eher
wie ein prächtiges Museum, denn wie ein Gotteshaus.
aus kleinen Mosaiksteinchen zusammengesetzt |
Detail eines Altars |
prächtige Fußböden |
Hinter
der Kirche war ein großes Gebiet abgesperrt. Dort befand sich
momentan die Fan-Zone für irgendein Fußball-Event (sorry, bin kein
Fußball-Fan). Komisch. Egal, wohin wir kommen, wir haben es immer
wieder mit solchen zeitweiligen Absperrungen zu tun. Das war vor zwei
Jahren in Moskau schon so, dann in Samarkand und in Chiwa, und nun
eben hier in St. Petersburg.
Auch
auf dem riesigen Platz vor der Eremitage versperrte eine kolossale
Bühne die Sicht auf das dahinter stehende Gebäude. Um die
weltberühmte Eremitage besuchen zu können, muss man sich schon Tage
vorher die Eintrittskarten per Internet besorgen, oder man wartet
hier stundenlang auf Einlass. So gerne wir die Schätze der
Kunstsammlungen bewundert hätten, verzichteten wir dann doch darauf.
Wahrscheinlich braucht man auch dafür Tage und nicht nur ein paar
Stunden.
Von
einer Brücke aus beobachteten wir den lebhaften Schiffsverkehr auf
der Newa. Dutzende Boote und Schiffe kreuzten auf dem mächtigen
Fluss, der hier sicher mehr als 200 m breit ist.
Alle
Einzelheiten zu beschreiben, was wir noch alles gesehen haben, würde
hier zu weit führen. Ziemlich pflastermüde kehrten wir am Abend zu
unserem Gecko zurück. Im Hotelrestaurant gönnten wir uns ein sehr
leckeres Essen zu vernünftigem Preis. Todmüde kletterten wir danach
in unser Bett.
wirkt ein bisschen wie eine Gracht in Amsterdam |
die Eremitage |
Zar Peter I. |
Standort: N 59° 53' 04.9" E 30° 24' 32.2"
gefahrene
Strecke: 0 km
Sonntag,
25. Juni 2017
Erstaunlich,
dass man bei solchem Lärm trotzdem schlafen kann. Obwohl es hier in
St. Petersburg sicher noch so viel zu sehen gibt, wollen wir
weiterziehen.
Das
„Phlogiston“ befindet sich am östlichen Stadtrand, so dass wir
relativ schnell aus dem dichten Stadtverkehr heraus waren. Auf der
M18 ging es zügig ostwärts. Zum ersten Mal tauchte Murmansk auf
einem Hinweisschild auf. 1389 km, na bitte, ist doch gar nicht mehr
so weit. Hier in Russland denkt man eben in anderen Dimensionen.
Unsere
Idee war, auf der an der Südseite des Ladogasees in den See ragenden
Halbinsel ein schönes Plätzchen zu suchen. Nachdem wir die M18 in
nördlicher Richtung verlassen hatten, wurde die Straße immer
schlechter. Ein Schlagloch reihte sich an das andere. Wir fuhren
durch ein letztes Dorf mit wirklich ärmlichen Holzhäuschen, von
denen einige schon eingestürzt waren. Dann endete die Straße. Es
folgte ein übler Schotterweg mit halbmetertiefen Löchern und
Dellen. Unsere Absicht, zum Seeufer zu gelangen, vereitelte ein
Kanal, der parallel zur Küste verläuft. Der Ladoga-Kanal folgt der
gesamten südlichen Küste. Das Navi zeigte keine einzige Brücke
darüber an. Da es scheinbar keine Chance gab, auf den nächsten
Kilometern das Seeufer anfahren zu können, kehrten wir auf die M18
zurück. Bei immer mal wieder einsetzendem Regen erreichten wir die
Grenze zur Republik Karelien. Dort sah es tatsächlich aus wie an
einer richtigen Grenze mit entsprechenden Gebäuden und viel Polizei.
Allerdings konnten wir ohne Stopp passieren.
Wenige
Kilometer danach verließen wir die M18 in Richtung Westen, also zum
See. Die schmale Asphaltstraße verlief alsbald parallel zum Seeufer
durch dichten Kiefernwald. Irgendwo fuhren wir in einen sandigen
Waldweg hinein. Endlich konnten wir mal wieder die Vorzüge unseres
Geckos nutzen. Mit einem normalen PKW gäbe es hier kein Durchkommen,
so tief war der lose Sand, mit Allradantrieb aber kein Problem.
Und
dann blinkte er endlich vor uns durch die Bäume, der Ladogasee. Zum
ersten Mal sahen wir nun wirklich den größten See Europas. Er misst
220 km in der Länge und 120 km in der Breite, was einer Fläche von
17700 Quadratkilometern entspricht. Der Bodensee mit seinen 536 qkm
ist dagegen lediglich eine größere Pfütze. Wir laufen die letzten
Meter hinunter zum Ufer. Wasser bis zum Horizont und Wellen wie am
Meer, kilometerlanger hellbrauner Sandstrand und weit und breit keine
Menschenseele. Was für eine herrliche Natur! Hier bleiben wir, das
stand sofort fest.
am Ostufer des Ladogasees |
Den
leider auch hier überall herumliegenden Müll versuchen wir erneut
zu übersehen, was angesichts der Menge des Unrats schier unmöglich
erscheint. Was geht nur in den Köpfen der Menschen vor, die so mit
ihrer Heimat und ihrer Natur umgehen?!? Die Mücken, die sofort über
uns herfielen, sobald wir vom Strand zurück kamen, konnten wir nicht
einfach ignorieren. Sie werden uns wohl auf der gesamten weiteren
Reise begleiten.
Wir
waren richtig froh, endlich so ein schönes Fleckchen gefunden zu
haben. Kein Verbotsschild hielt uns auf, kein Mensch störte uns. Von
Weitem hörte man zwar leise dumpfe Musikrhythmen, doch meistens
übertönte das der stärker werdende Wind.
Standort:
N 61° 07' 52.0" E 32° 30' 24.5"
gefahrene
Strecke: 297 km
Montag,
26. Juni 2017
Wellenrauschen
und Wind in den Bäumen, was für ein Unterschied zu den letzten
beiden Nächten in St. Petersburg! Einfach herrlich! Auch wenn das
Wetter am Morgen recht unfreundlich erschien, wollten wir heute hier
bleiben. Nach einem kurzen Regenschauer lugte dann tatsächlich die
Sonne hervor.
Wir
liefen ein Stück am Strand entlang, der überall von Reifenspuren
„verziert“ ist. Die Russen müssen eben mit ihren Karren bis
direkt ans Wasser fahren. Aber an unseren Nord- und Ostseestränden
wäre es vermutlich kaum anders, gäbe es keine Verbotsschilder.
Verblüfft
hatte uns eine tote Robbe, die die Wellen am Strand hin und her
wälzten. Das wussten wir nicht, dass im Ladogasee Robben leben.
Später
nahmen wir unsere bequemen Stühle und saßen stundenlang am Strand.
Der Wind blies uns ins Gesicht, die sonne wärmte uns. Ab und an flog
eine einzelne Möwe über uns hinweg. Kann es etwas Beruhigenderes
geben?
Standort:
N 61° 07' 52.0" E 32° 30' 24.5"
gefahrene
Strecke: 0 km
Dienstag,
27. Juni 2017
Ein
herrlicher Tag! Wir faulenzten am Strand im strahlenden Sonnenschein,
der uns den ganzen Tag vergönnt war. Der Wind von gestern frischte
in der Nacht zum Sturm auf und ließ den ganzen Tag nicht nach.
Wellen mit weißen Schaumkronen brausen mit Getöse ans Ufer. 13 Grad
sind nicht wirklich warm, und der Sturm tut sein Übriges, um uns
nicht ins Schwitzen geraten zu lassen. Doch dank unserer winddichten
Klamotten und der wärmenden Sonnenstrahlen genießen wir dieses
stürmische Sonnenbad mit Lesen und Dösen.
Am
Nachmittag tauchten kurzzeitig drei Menschen in 100 m Entfernung am
Strand auf. Sie interessierten sich jedoch nicht für uns und waren
auch schnell wieder verschwunden.
Standort:
N 61° 07' 52.0" E 32° 30' 24.5"
gefahrene
Strecke: 0 km
Mittwoch,
28. Juni 2017
Unsere
Lebensmittelvorräte waren noch lange nicht aufgebraucht. Der Sturm
peitschte immer noch die Wellen vor sich her, und auch die Sonne
lachte wieder durch die Wolken. Warum sollten wir also von hier
weggehen? Morgen werden wir vielleicht weiterziehen. Am Wochenende
herrscht hier sicher Trubel, und das brauchen wir nicht unbedingt.
Blog
schreiben war angesagt. Ins Internet hochladen kann ich alles erst
wieder, wenn die Internetverbindung besser ist.
Wie
es weitergeht und wohin es uns demnächst verschlägt, erfahrt Ihr im
nächsten Bericht. Bleibt also schön neugierig bis dahin...
Standort:
N 61° 07' 52.0" E 32° 30' 24.5"
gefahrene
Strecke: 0 km
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