An den beiden folgenden Tagen fuhren wir jeweils rund 400 km, natürlich nur auf mautfreien Straßen Wir nutzten wieder Stellplätze, die wir mit der Park4Night-App fanden. Dabei hatten wir jedes mal Glück, dass die Plätze sehr sauber waren und wir alleine stehen konnten. Wenn diese App überall und von allen so genutzt würde, dass keiner seinen Dreck und Müll hinterlässt, dann hätte sie sicher auch einen besseren Ruf.
Inzwischen befanden wir uns südlich von Bordeaux und wollten eigentlich von da direkt nach Spanien weiterziehen. Wir disponierten aber kurzfristig um, weil wir doch noch mal die Atlantikküste besuchen wollten. Und wo landeten wir ungewollter Weise? Auf einem Womo-Stellplatz, auf dem wir vor einigen Jahren schon einmal standen. Ein Platz, den wir normalerweise nie nutzen würden, doch er ist der einzige weit und breit, der bezahlbar ist (10,50 Euro pro Nacht). Dafür drängen sich die Wohnmobile dicht an dicht in ca. 1,50 m Abstand. Furchtbar! Trotzdem ist es nachts erstaunlich ruhig gewesen. Warum tut man sich so einen Platz an? Weil der weitläufige Sandstrand einfach wunderschön ist und weil es hier richtig große Wellen gibt, die die Surfer in großer Zahl anziehen. Es macht schon Spaß, denen zuzusehen, wie sie auf die perfekte Welle warten und diese dann gekonnt entlanggleiten. Die Fortgeschrittenen vollführen dabei noch meterhohe Sprünge mit wilden Drehungen und Salti. Und weil es da so schön war, nahmen wir die Nachteile des Platzes in Kauf und blieben eine zweite Nacht da.
Interessante Sache am Rande: Der Ort ganz in der Nähe heißt Capbreton. Wenn man von da mit dem Schiff immer genau westwärts fahren würde, käme man ein Stück südlich von Halifax auf Nova Scotia (Kanada) an. Und dort liegt etwas nördlich die Halbinsel Cape Breton. Ob es da einen Zusammenhang gibt?
 |
Hübsch, oder...???
|
 |
Was für ein Strand!
 | ...und diese gewaltigen Wellen!
|
|
 |
die Mole von Capbreton
 | Diese Bunker gehörten im 2. WK zum Atlantikwall.
|
|
 |
| Damals standen sie auf den Dünen. Der Atlantik hat sie zu sich geholt. |
Dann endlich am 9. Oktober überquerten wir die spanische Grenze. An der Tankstelle erst mal Rätselraten. Diesel heißt hier nämlich Gasoleo. Aber welcher Gasoleo ist nun der richtige? Es gibt Gasoleo A und B. Preisunterschied mehr als 40 Cent. Gasoleo B ist der billigere, weil steuerermäßigt und nur für LKW. Aber ob das auch für uns als Ausländer gilt? Schließlich ist unser Gecko2 als LKW zugelassen. Bis jetzt konnte ich es noch nicht in Erfahrung bringen. Und wie funktioniert so eine Automatentankstelle ohne Personal? Da ist guter Rat teuer, wenn man kein Spanisch spricht, das Bedienterminal aber nur diese eine Sprache beherrscht. Zum Glück half mir dann ein junger Spanier. Also Karte reinstecken, Kraftstoffsorte auswählen, gewünschte Spritmenge in Euro eingeben, Nummer der Zapfsäule auswählen, PIN der Kreditkarte eintippen. Wenn du bis hierher alles richtig gemacht hast, Zapfpistole in den Tank und ab geht's. (Die Reihenfolge der Eingaben kann auch etwas anders sein. Genau weiß ich es leider nicht mehr.) Übrigens, diese Automatentankstellen befinden sich meistens nicht an den Hauptstraßen, sondern irgendwo in den Städten auf kleinen Nebenstraßen. Warum also dort tanken? Weil der Sprit dort ca. 20 Cent billiger ist als an den Tankstellen mit Personal. Bei einem späteren Tankvorgang erlebten wir eine weitere Überraschung. Dort konnte man für max. 150 Euro tanken. Die 82 Liter genehmigte sich unser Gecko2 auch. Nicht wenig gestaunt haben wir später, als auf dem Konto "nur" 133,60 Euro abgebucht worden waren. Die Erklärung: Der spanische Staat zahlt pro Liter Diesel 20 Cent dazu. Also kostete uns der Diesel nicht 1,83 Euro/Liter, sondern "nur" 1,63 €. Leider gilt diese Regelung nur noch bis Ende Oktober. Trotzdem ist hier der Kraftstoff wesentlich billiger als in Deutschland.
Unser erstes Ziel in Spanien war die Halbwüste Bardenas Reales. Im Besucherzentrum besorgten wir uns eine (kostenlose!) Karte des Nationalparks und parkten für die Nacht wieder auf einem wunderbaren P4N-Platz. Um diesen zu erreichen, mussten wir einen sehr steilen Berg auf Schotter hinauffahren, was unser treuer Gecko2 aber mühelos bewältigte. Da oben standen wir oberhalb eines riesigen Solarparks. Hier erzeugt das intensive Sonnenlicht richtig viel Strom! Die Photovoltaik-Paneele drehen sich immer in Richtung Sonne, so dass sie zu jeder Tageszeit die maximale Leistung erbringen. Inzwischen haben wir hier in Spanien eine ganze Menge solcher Solarfarmen, wie man sie hier nennt gesehen, ebenso Windfarmen. Da stehen nicht zehn oder 15 Windräder auf einem Fleck, wie in Deutschland, sondern eben mal 50, 60 oder noch mehr. Das ist m.E. wesentlich effektiver und ökonomischer, als sie im ganzen Land zu verteilen. Aber im Land der Dichter und Denker weiß man ja sowieso immer alles besser...
 |
| Bardenas Reales |
 |
| unser erster Stellplatz am Rande der Halbwüste |
 |
Die Waldbrände im Sommer diesen Jahres vernichteten riesige Waldgebiete
 |
 |
| Aber die Natur verkraftet auch das! |
Insgesamt fünf Tage hielten wir uns in dieser Halbwüste auf. Sie bietet Landschaften, wie wir sie niemals in Europa vermutet hätten. Immer wieder wurden wir unseren Aufenthalt in Arizona erinnert. Nicht umsonst wurden hier vor dieser fantastischen Kulisse einige Filme gedreht (James Bond - Die Welt ist nicht genug, Game of Thrones, Madonnas Musikvideo "Frozen" u.v.m.).
Besonders beeindruckten uns die Felsenwohnungen von Arguedas. Bis in die 1960er Jahre wohnten Menschen in diesen tief in den Felsen hineingehauenen Höhlen. Der Grund: Sie konnten die Mieten in den Stadtwohnungen nicht aufbringen. In den Felsenwohnungen lebten sie mietfrei in gesundem Klima.
 |
Felsenwohnungen von Arguedas
 | | Arguedas |
|
Mit dem Auto darf man nur auf wenigen ausgewiesenen Schotterwegen fahren. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß darf man da etwas mehr, Innerhalb einer 34-km-Runde, die man motorisiert befahren darf, befindet sich ein militärisches Sperrgebiet. Wir waren zufällig Zeugen, wie zwei Bomben zur Explosion gebracht wurden. In ca. 1 km Entfernung detonierten sie, und trotzdem hat es noch ganz gewaltig gerumst.
 |
In der Ferne riesige Sonnenkollektoren
 |
 |
| Castilditierra |
 |
| Nein, das ist nicht das Monument Valley ;-) |
 |
| Bombenexplosion |
Den letzten Tag in dieser Landschaft verbrachten wir im südlichen Teil des Nationalparks, genannt "La Negra". Dort fuhren wir auf einer Schotterpiste direkt am Rande des Nationalparks. Man bewegt sich auf einem Großteil der Strecke an der Kante eines Hochplateaus, das die umliegende Landschaft um gut 300 Meter überragt. Somit ergeben sich immer wieder grandiose Ausblicke in die flimmernde Ferne. Auch von unserem Stellplatz aus genossen wir dieses Naturschauspiel. Als Krönung kreisten dann über uns drei große Greifvögel. Vielleicht waren es Geier, die majestätisch ohne einen einzigen Flügelschlag ihre Bahn zogen.
 |
| so lässt es sich aushalten... |
Auf dem Weg in Richtung Mittelmeer machten wir in der Nähe von Caspe Station an einem Stausee, der den Ebro aufstauen soll. Zur Zeit ist dieser See wie auch die anderen Stauseen am Ebro nur noch zu 31 Prozent gefüllt. Schön sieht das nicht aus, diese ausgedörrten Schlammmassen an den weit zurückgetretenen Ufern. Als Entschädigung gab es mit Einbruch der Dunkelheit ein schrilles Grillenkonzert (eigentlich sind ja wohl Zikaden die Verursacher), zu dem eine Menge Fledermäuse durch die warme Luft taumelten.
 |
| an einem Stausee des Ebro,... |
 |
| ...der aber fast völlig leer ist. |
Einen Tag später erreichten wir die Mittelmeerküste. Bei Le Perello blieben wir zwei Tage und genossen die Sonne und die Meeresluft. Das Wasser lockte zwar zum Baden, doch viele große, glitschige Steine verhinderten das Badevergnügen. Stattdessen wanderten wir auf dem Wanderweg GR92 bis zum Platja de l'Aliga und am nächsten Tag in südlicher Richtung. Da ich bekanntermaßen nicht schwindelfrei bin, brachte mich dieser Weg an einigen Stellen doch ganz schön ins Schwitzen. Enge, steile Stellen, an denen die Küste fast senkrecht ins Meer abfällt, mussten in 15, 20 Meter Höhe überwunden werden. Das ist einfach nicht mein Ding. Jutta hat da glücklicherweise keine Probleme. Nach den Anstrengungen wäre ein Bad schon schön gewesen, zumal das Wasser immer noch ca 24 bis 25 Grad hat, doch nach ein paar Schritten im Wasser hielten uns diese vermaledeiten Steine auf. Schade!
Schließlich landeten wir knapp 100 Kilometer weiter südlich in der Nähe von Torrenostra auf einem P4N-Platz, der es uns so angetan hatte, dass wir gleich eine ganze Woche dort stehen blieben. Dort ist so viel Platz, dass eine ganze Menge Reisefahrzeuge stehen könnten. Als wir dort eintrafen, verteilten sich auf einer Strecke von vielleicht 500 Metern gerade mal vier Autos. Wir suchten uns eine Stelle keine zehn Meter vom Ufer entfernt. Auf dem Weg dorthin kamen wir durch eine verwilderte Limettenplantage. Die Früchte lachten uns so sehr an, dass wir nicht widerstehen konnten und uns einen kleinen Vorrat einpackten. Ihr Saft schmeckt extrem sauer und auch ein wenig bitter, aber in den gekauften Orangensaft gemixt, ergibt es ein köstliches und erfirschendes Getränk.
Der einzige Nachteil dieses ansonsten wunderbaren Platzes: wieder nur Steinstrand. Selbst mit Schuhen schafft man es nicht, im Wasser so weit zu gehen, dass man schwimmen könnte. Schade, schade, schade! Außer dem steten Rauschen der Wellen, mal stärker, mal schwächer, hört man nur noch manchmal die Motoren der winzigen Fischerboote weit draußen auf dem Meer.
Nach wenigen Tagen standen wir schließlich ganz alleine dort. Einmal fuhr dien Guardia Civil vorbei, ohne uns zu behelligen. Sie hielten nicht mal an. Vielleicht wollten sie auch ein paar Limetten holen...
Obwohl der Oktober sich seinem Ende zuneigt, ballert die Sonne in der Mittagszeit immer noch ganz gewaltig. 29 Grad zeigte das Thermometer manchmal! Trotzdem wanderten wir am Ufer entlang mal in die eine Richtung, mal in die andere. In Asien gibt es ein Sprichwort: In der Mittagshitze sind nur Esel und Touristen unterwegs. Alles klar! So eine kleine Wanderung war zwar nur zwischen sechs und knapp knapp neun Kilometer lang, aber wenn du bei der Hitze in der prallen Sonne dann noch einen zehn Kilogramm schweren Rucksack auf dem Buckel schleppst (einkaufen mussten wir schließlich auch mal, vor allem Trinkwasser), dann denkst du gleich wieder an dieses schöne Sprichwort...
 |
| ein idealer Platz für uns |
 |
| Wäsche waschen muss auch mal sein. |
 |
| Torrenostra, absolut nicht unser Fall. |
 |
| Die Dattelpalme blüht |
 |
| Karibik-Feeling |
 |
| frische Limetten |
 |
| köstlich im Orangensaft |
Nach einer Woche zog es uns dann doch wieder weiter. Wir tankten noch einmal "günstig" für 1,84 € minus 20 Cent, tätigten einen Großeinkauf, um für die nächste Zeit gerüstet zu sein, füllten unseren Wassertank auf und fuhren dann ein Stück ins Landesinnere. Auf der CV-189 rollten wir auf kurvenreicher Strecke in westlicher Richtung durch Pinienwälder und hügelige Landschaft, bis vor uns das smaragdgrüne Wasser des Sitjar-Stausees (Embassement del Sitjar) aufblltzte. Was für ein Anblick! Eingerahmt vom dunklen Grün der Pinien leuchtet das Wasser des gut gefüllten Stausees in dieser unglaublich intensiven Farbe. Einfach herrlich!
Wir brauchten dank Park4Night nicht lange, um einen schönen Stellplatz zu finden. Hier stehen wir nun schon seit zwei Tagen und genießen die absolute Ruhe. Jetzt am Wochenende versuchen ein paar Angler ihr Glück und zwei, drei Autos stehen in größerer Entfernung, keiner stört den anderen, einfach wunderbar!
Gestern wanderten wir am Seeufer entlang nach Ribesalves. Diesmal kam ich wirklich fast an meine Grenzen, denn einige Male gähnte der Abgrund direkt neben uns...
Das Städtchen mit seinen 1800 Einwohnern bietet nichts Besonderes. Am Ende unserer Wanderung gab es eine besondere Belohnung. Der Weg führte durch eine Mandarinen-Plantage. Die Früchte ließen uns ob ihrer Größe zweifeln, ob es nicht vielleicht doch Orangen sind. Egal, so frisch, so saftig, so süß kriegst du sie im Laden nicht. Und bekanntermaßen schmeckt geklautes Obst am besten. 😉In Gedanken entschuldigten wir uns beim Mandarinenbauern. Er wird den geringen Verlust angesichts der Menge der noch an den vielen Bäumen hängenden Früchten verschmerzen können. Lo siento!
Wohin es uns demnächst treiben wird, erfahrt Ihr im nächsten Bericht. Den verpasst Ihr garantiert nicht, wenn Ihr unseren Blog abonniert. Bis dahin bleibt schön neugierig...
 |
| am Stausee Embassament el Sitjar |
 |
| glasklares Wasser |
 |
| sehr anstrengende Wanderung |
 |
| enge Gassen in Ribesalves |
 |
| die Kirche San Cristobal |
 |
| Blick auf die kleine Stadt |
 |
| Friedhof |
 |
| köstliche Mandarinen, reif, saftig und so süüüüüß |
