Wir verbrachten tatsächlich noch
einige Tage in Dawson City. Fast ein ganzer Tag ging beim
Goldwaschen im Bonanza Creek drauf. Auf Claim 6 darf dort Jedermann
nach Gold suchen, allerdings nur mit Hacke, Schaufel und Pfanne, also
ohne technische Hilfsmittel. Ich kann Euch sagen, das ist kein
Zuckerschlecken. Nicht, dass es mir keinen Spaß gemacht hätte. Aber
stundenlang im eiskalten Wasser herumpanschen, den Rücken krumm
gebeugt, das ist schon heftig. Und als ich dann ewig lange auch nicht
das kleinste Krümelchen Gold fand, wollte ich schon aufgeben. „Eine
Pfanne wäschst du noch,“ dachte ich so. Und siehe da, drei winzig
kleine Krümelchen Gold schimmerten auf dem Pfannenboden. Mit neuem
Mut packte ich mir noch einmal die Pfanne mit Sand und Steinchen voll
und wusch und wusch und wusch. Auch diese Mühe wurde belohnt. Ein
etwas größeres Goldkörnchen war die Ausbeute. Damit war das Ziel,
einmal selbst Gold zu finden, erreicht und ich konnte zufrieden
aufhören. Wer nun meint, wir seien unheimlich reich, dem kann ich
verraten, dass dieses bisschen Gold den Wert von zwei bis drei
Kanadadollars hat, also höchstens zwei Euro.
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Luci (links) gab mir ein paar Tipps |
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Goldwaschen ist ein mühsames Geschäft |
Wie richtig große Nuggets aussehen,
zeigte uns dann Gerry, der Besitzer einer Goldmine ganz in der Nähe,
den wir zufällig kennenlernten. Diese zwei riesigen Nuggets hat er
selbst in seiner Mine zutage gefördert und trägt sie immer und
überall in seiner Hosentasche. Sie haben einen Wert von ca. 6000
Kanadadollars, also rund 4000 Euro.
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Besitzer einer Goldmine: Gerry... |
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... und seine riesigen Gold-Nuggets |
Dass im Claim 6 kaum noch etwas zu
holen ist, liegt unter anderem auch daran, dass der ganze Bonanza
Creek wie auch der Klondike zu Zeiten des Gold Rush vor rund 120 von
den damaligen Goldgräbern durchwühlt worden war. Später kamen
riesige Bagger, Dredge genannt, zum Einsatz, die sich förmlich durch
die Landschaft fraßen. Die Abraumhalden sieht man heute noch in der
ganzen Gegend. In den besten Zeiten förderte z. Bsp. Dredge No. 4
innerhalb von drei bis vier Tagen, wobei die Maschine rund um die Uhr
lief, 23 Kilo (50 Pfund) Gold zutage. Auch heute gibt es noch eine
ganze Reihe Goldminen, die offensichtlich Gewinn abwerfen.
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Dredge No. 4 |
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Dredge No. 4; mit diesem Ausleger wurde der Abraum abgelegt |
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Abraumhalden |
Wo verprassten die Goldgräber damals
ihr mühsam erschuftetes Geld(Gold)? Natürlich in den zahlreich
vorhandenen Saloons. Wir hatten zwar nichts zu verprassen, doch den
Saloon „Diamond Tooth Gerties“ besuchten wir trotzdem. Bunt
blinkende Spielautomaten an der einen Seite des Saales, zwischendrin
ein paar Spieltische, an denen Black Jack, Roulette und andere
Glücksspiele gespielt werden und ein Pokertisch und an der
Stirnseite eine Bühne, alles in dämmriges Licht getaucht vermitteln
schon ein bisschen Atmosphäre. An jedem Abend laufen drei Shows auf
und vor der Bühne. Eine hochgewachsene Sängerin mit erstaunlich
guter Stimme bestritt den Hauptteil der Shows, aber auch die vier
Tänzerinnen, die in ständig wechselnden Kostümen im Cancan- und
anderen Rhythmen gekonnt über die Bühne wirbelten, erhielten ihren
verdienten Applaus vom zahlreich vertretenen Publikum.
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Diamond Tooth Gerties Saloon |
Noch am gleichen Abend konnten wir zum
ersten Mal im Leben Nordlichter am dunklen Himmel über dem Yukon
River beobachten. Sie waren zwar noch schwach, zum Fotografieren
reichte es noch nicht, aber trotzdem deutlich wahrnehmbar. In der
Nacht, als die Blase drückte und ich noch mal raus musste,
flimmerten sie über den ganzen Himmel. Ein fantastischer Anblick!
Inzwischen waren Jutta und Joachim
eingetroffen, mit denen wir schon den Denali Highway zusammen
gefahren waren. Sie wollten, genau wie wir, bis Watson Lake nicht den
Alaska Highway nutzen, sondern stattdessen den Campbell Highway
befahren. Was lag also näher, als gemeinsam auf die Reise zu gehen.
An unserem letzten Tag in Dawson fand
dort eine Parade anlässlich der jedes gefeierten Discovery Days
statt. Damit wird der Pioniere gedacht, die vor mehr als 120 Jahren
die Stadt gründeten. Vorweg marschierte eine schottische Kapelle in
ihren Kilts . Es folgten die Fahnen tragenden Veteranen, natürlich
eine Abteilung der hier stationierten Mounties in ihren knallroten
Unformjacken und eine ganze Reihe bunt geschmückter Fahrzeuge. Zur
Feier des Tages schien sogar mal die Sonne! Schließlich besuchten
wir noch den Künstler- und den Farmermarkt. Verschieden Künstler
und Handwerker demonstrierten ihr Geschick. Farmer, unter anderen ein
Mann aus Thüringen, boten frisches Gemüse an. Alles hatte irgendwie
Volksfest-Charakter.
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eine schottische Kapelle führt die Parade an |
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stolze Mounties |
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Mr. und Mrs. Yukon 2018 |
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natürlich hat Dawson City auch moderne Feuerwehren |
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der Bürgermeister hält eine Rede |
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ein Schmied bei der Arbeit |
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er schnitzt Holzlöffel |
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Gemüsehändler aus Thüringen |
Zu viert brachen wir auf und folgten
eine Zeit lang dem Klondike River. In Carmacks verließen wir den
Alaska Highway und bogen auf den nördlich verlaufenden Campbell
Highway ab. Nur ganz vereinzelt begegnete uns mal ein Auto.
Schwarztannen bestimmen das Bild der Mittelgebirgslandschaft, die an
uns vorüber zog.
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Klondike River |
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Five Finger Rapids im Yukon River; hier zerschellten viele Boote in den Goldrush-Zeiten |
Im kleinen Bergarbeiternest Faro
übernachteten wir auf dem dortigen RV-Stellplatz. 12 Kanadadollars
(8 Euro) für den Stellplatz inklusive heißer Dusche und kostenlosem
Feuerholz fanden wir sehr preiswert, auch wenn wir meistens wild
campen. Da gibt’s dann aber auch keine Dusche. Bei einem kurzen
Abstecher zum Blind Creek, einem Bach 10 km östlich von Faro, sahen
wir unseren ersten Lachs, der offensichtlich seine besten Tage schon
hinter sich hatte. Aber das haben die Lachse ja alle, wenn sie am
Ende ihres 5-7-jährigen Lebens an ihren Geburtsort zum Laichen
zurückkehren.
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Visitor Center von Faro |
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Lachs beim Laichen |
Faro selbst wirkt ziemlich verlassen.
Einige Mehrfamilienhäuser schauen mit blinden Fenstern verlassen in
die Gegend. Hier wohnten wohl die Minenarbeiter, die bis vor wenigen
Jahren in der größten als Tagebau betriebenen Blei- und Zinkmine in
20 km Entfernung gearbeitet haben.
Im sehr schön gestalteten Visitor
Center Faros erfuhren wir, dass sowohl der Campbell Highway als auch
der Alaska Highway in der Nähe von Watson Lake, unserem nächsten
Ziel, gesperrt seien. Rund um Watson Lake wüten einige Waldbrände.
Wir änderten deshalb unsere Route. Bei Ross River wollten wir nach
Süden auf den South Canol Road abbiegen. Dieser soll sich zwar in
weniger gutem Zustand befinden, stellte aber eine Alternative dar, um
voranzukommen. Nach 220 km würden wir dann auf den Alaska Highway
treffen, und dieser wird sicher eher wieder befahrbar sein.
Gesagt, getan. Ab Faro präsentiert
sich der Campbell Highway in östlicher Richtung als breite, sehr gut
gewartete Schotterpiste. Nur selten muss man mal einem Schlagloch
ausweichen. Das änderte sich jedoch schlagartig, als wir auf den
South Canol Road abbogen. Dieser schlängelt sich als schmaler Weg
durch Schluchten und Berge Schlaglöcher und Waschbrettpisten
wechseln sich munter ab. Für unseren Gecko kein Problem, doch sehr
wohl für Jutta und Joachim mit ihem Sprinter mit Bimobilkabine.
Nach 15 km Rütteln und Schütteln,
allerdings in wunderschöner Berglandschaft, fanden wir am Lapier
River einen idealen Platz zum Campen. Weil es so schön dort war und
endlich auch das Wetter mitspielte, verbrachten wir gemeinsam einen
weiteren Tag an diesem schönen Fleck. Danach trennten sich vorerst
unsere Wege, denn die Beiden wollten diese Rüttelpiste ihrem Auto
nicht weiter zumuten. Verständlich, denn noch gut 200 km lagen vor
uns. Wir vereinbarten, dass wir uns in Watson Lake wieder treffen
würden, sobald es die Waldbrände zuließen.
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am Lapier River; der Regenschirm schützte den Topf, in dem das Brot buk |
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Jutta und Joachim (links) aus dem Schwabenländle |
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beim Brotbacken immer der spannendste Moment: ist es gelungen? |
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endlich mal Sonne genießen, wenn auch nur lurz |
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so langsam hält der Herbst Einzug |
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sobald die Sonne verschwunden ist, wird es empfindlich kühl |
Es war sicher die richtige Entscheidung
für die beiden Schwaben, denn die Piste wurde nicht besser. Unser
Gecko wurde so einige Male heftig durchgerüttelt, was dem ''Sprinter
sicher nicht gut bekommen wäre. Den ganzen Tag begegnete uns kein
einziges Fahrzeug in dieser einsamen und menschenleeren, aber
wunderschönen Gegend. Zum ersten Mal spürten wir, dass der Herbst
naht. Einige Bäume tragen schon ein gelbes Blätterkleid, Pflanzen
am Wegrand färben sich dunkelrot.
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Lapier River am South Canol Road |
Ohne Regen ging allerdings auch dieser
Tag nicht zu Ende. Wir fanden einen idealen Stellplatz am Isutlin
River. Wir stehen nur wenige Meter vom ruhig dahinfließenden Fluss
entfernt mutterseelenallein und gönnen uns einen Ruhetag in der
Annahme, dass die Feuer um Watson Lake noch nicht gelöscht sind.
Gestern forderte ich zum zweiten Mal mein Anglerglück heraus,
allerdings wiederum erfolglos. Vielleicht gibt es immer da, wo ich es
versuche, keine Fische. Oder ich mache irgendwas falsch. Vielleicht
finde ich es doch noch heraus.
Vielen Dank allen, die bis hierher
mitgelesen haben.Ob und wie wir nach Watson Lake gelangen und ob
unsere Route danach, wie geplant, erneut nach Norden in Richtung
Yellowknife verläuft und ob uns endlich besseres Wetter beschieden
sein wird, lest Ihr im nächsten Beitrag.
Bis dann also... :-)