29.
September 2015
Gestern
Nachmittag kamen Petra und Rolf aus München mit ihrem Landrover
Defender hier an. Sie sind ähnlich wie wir unterwegs und wollen
Albanien ein bisschen kennenlernen, allerdings nur für zwei oder
drei Wochen. Schnell merkten wir, dass wir ganz ähnlich ticken. Wir
gingen gemeinsam ins nahe gelegene Restaurant zum Essen und
verbrachten einen lustigen Abend.
Am
späten Vormittag brachen wir mit zwei Fahrzeugen auf und überquerten
den 933 m hohen Thana-Pass. Über Elbasan und Rrogozhina erreichten
wir bei Divjaka das Mittelmeer. Vor einem Pinienwald erstreckt sich
kilometerweit flacher, dunkler Sandstrand. Fast zehn Kilometer zieht
sich ein flacher Landstreifen, der nur aus Sand besteht, parallel zur
Küste hin und bildet so die Karavasta-Lagune. Hier soll es sogar
Pelikane geben. Wir sahen einmal mehrere große, weiße Vögel über
dem Meer dahinfliegen, konnten aber nicht erkennen, ob es Pelikane
waren. Wir fuhren drei oder vier Kilometer auf diesem Sandstreifen in
südlicher Richtung und fanden dann einen idealen Stellplatz,
sozusagen fast im Meer. Leider fand sich auch hier wieder der
allgegenwärtige Müll.
Die
Sonne brannte uns auf den Pelz, während heftiger auflandiger Wind
die Temperaturen erträglich gestaltete. Weiß gekrönte Wellen
preschten ununterbrochen ans flache Ufer. Keine Menschenseele weit
und breit, ein herrliches Fleckchen Erde. Der Sturm blies eine Menge Sand durch die Luft und verhinderte dadurch unseren Grillabend, ließ aber am späteren Abend nach, so dass wir beruhigt schlafen gehen konnten.
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der Thana-Pass liegt hinter uns |
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Sandstrand fast ohne Ende |
30. September 2015
Wir
blieben zu viert an diesem einsamen Fleck. Am frühen Morgen fuhr ein
Streifenwagen der Polizei vorbei, später ein paar Angler, ansonsten
waren wir völlig allein hier. Jutta und ich liefen ein ganzes Stück
den Landstreifen entlang, ohne sein Ende zu Gesicht zu bekommen.
Außer einer riesigen, leider aber toten Krabbe gab es nichts
Besonderes zu sehen. Auch heute blies der Wind wieder übers Meer,
schwächte sich aber am Nachmittag stark ab. Seit langer Zeit saßen
wir am Abend wieder mal an einem Lagerfeuer.
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heute wurde das Grillen nachgeholt |
1. Oktober 2015
In dem
kleinen Städtchen Divjaka füllten wir unsere Lebensmittelvorräte
auf. Auf dem Markt kauften wir frisches Obst, Gemüse und köstliche
Oliven, alles zu unglaublich günstigen Preisen. Einmal mehr
wunderten wir uns über die Textilien-Händler auf dem Markt. Auch in
anderen Orten hatten wir schon gesehen, dass ganze Berge von
Klamotten auf der Straße oder dem Fußweg lagen und Leute darin
herumwühlten, um etwas Brauchbares zu finden. Gleich daneben türmten
sich Unmengen von getragenen Schuhen. Wir vermuten, dass all diese
Dinge aus den Kleiderspenden-Containern stammen, die bei uns in
Deutschland herumstehen. Aber Genaues wissen wir nicht und deshalb
möchte ich mich hier auch nicht weiter darüber auslassen.
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auf dem Markt in Divjaka |
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Enten in der Plastiktüte |
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Obst zum Spottpreis |
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Kleidermarkt (Fotografieren unerwünscht!) |
Während
wir in nördlicher Richtung übers flache Land fuhren, sahen wir auch
hier, wie schon an den vorigen Tagen, dass in Albanien sehr viele
Wohnhäuser gebaut werden. Meistens handelt es sich um Ein- oder
Zweifamilienhäuser, die uns durchweg gut gefielen. Großzügig und
hell baut man hier, im landesüblichen Stil mit vielen Balkonen.
Allerdings sahen wir auch viele unvollendet geblieben Häuser. Ob da
das Geld ausgegangen ist?
Nahe dem
Örtchen Spille suchten wir uns am Strand einen Stellplatz und fanden
auch hier wieder eine herrliche Stelle. Ein Pinienwäldchen schirmte
den Platz zum Dorf hin ab, vor uns lag das blaue Meer. Wenn man sich
dann noch den verdammten Müll weg denkt, könnte man es fast schon
paradiesisch nennen.
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und wieder endloser Sandstrand |
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leider auch hier: Müll |
Vielleicht
500 m entfernt sahen wir am Strand einen der unzähligen Bunker, die
in den siebziger Jahren der damalige Staatschef Enver Hodscha im
ganzen Land errichten ließ. Auch oberhalb des Strandes in den Bergen
sieht man noch diese Zeugen eines an Verfolgungswahn leidenden
Menschen. In verschiedenen Quellen werden sehr unterschiedliche
Zahlen genannt. Die einen sprechen von 16000 Bunkern im ganzen Land,
andere gar von 650000. Die Wahrheit wird wohl irgendwo dazwischen
liegen.
Der
Pinienwald lieferte reichlich trockenes Holz, so dass wir auch heute
wieder den Tag am Feuer ausklingen ließen.
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kleiner Bunker direkt am Strand |
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Herstellungsdatum |
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große Bunker in den Bergen hinter dem Strand |
2./3. Oktober 2015
Die
Sonne meinte es an beiden Tagen so richtig gut mit uns. Wir liefen
einige Kilometer am Strand entlang, ohne dass uns eine Menschenseele
begegnet wäre.
In der
Sonne liegen und faulenzen, lesen, und dann wieder einfach nichts
tun, so etwas muss auch mal sein.
4. Oktober 2015
Am
Morgen begann es zu regnen. Wir fuhren weiter in Richtung Norden,
vorbei an Durres, der zweitgrößten Stadt Albaniens, bis auf ein
kleines Kap bei dem Dorf Shetaj. Der Regen hatte aufgehört und uns
boten sich wunderbare Ausblicke über die herrliche Landschaft. Wir
trafen Petra und Rolf wieder, die die letzten beiden Tage ihre
eigenen Wege gingen. Gemeinsam fuhren wir einige Kilometer auf einer
alten Römerstraße, die schon vor rund 2000 Jahren angelegt worden
war. Die Fahrwerke der Autos wurden dabei noch mal ordentlich
beansprucht.
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das Dörfchen Shetaj |
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unterwegs auf einer alten Römerstrasse |
Auf der
E762 ging es weiter durch Lezhe. Später bogen wir nach Südwesten ab
und kamen in den Ferienort Velipoje. Dieser besteht anscheinend fast
ausschließlich aus Hotels und Restaurants. Wir merkten sehr
deutlich, dass die Saison vorbei ist, denn der Ort wirkte wie
ausgestorben. Fast alle Einrichtungen waren schon geschlossen. Einen
vernünftigen Stellplatz konnten wir nicht finden, stattdessen aber
ein nettes Hotel, das noch geöffnet hatte. 20 Euro für ein recht
ordentliches Zimmer, da kann man nicht meckern. Das Abendessen im
hübschen Restaurant ließ dann aber doch zu wünschen übrig. Na ja,
man kann eben nicht alles haben...
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unser Hotel in Velipoje |
5. Oktober 2015
Eine
wenig erholsame Nacht lag hinter uns. Die Mücken im Zimmer ließen
uns einfach keine Ruhe. Bei geschlossenem Fenster zu schlafen, war
für uns auch völlig ungewohnt, und betonharte Betten trugen auch
nicht zum guten Schlaf bei.
Dann gab
es ein dummes Missverständnis, wodurch wir meinten, die beiden
Münchener seien ohne uns losgefahren, so dass wir dann auch die
Stadt verließen. Das Ganze klärte sich dann zwar per SMS auf, doch
da standen wir schon an der Grenze zu Montenegro.
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noch in Albanien: eine kleine Moschee... |
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...und 200 m daneben eine Kirche; es geht doch! |
Der
Grenzübergang hielt wieder mal eine Überraschung für uns bereit.
Nach gut einer halben Stunde lag die Grenze hinter uns. Wir waren
Montenegro und damit in der Europäischen Union angekommen. Von den
Albanern bekamen wir, wie schon bei der Einreise, keinen Stempel in
unsere Pässe. Was uns aber viel mehr verwunderte, war, dass nach der
albanischen Abfertigung keinerlei Kontrolle mehr stattfand. Wer also
aus Albanien ausreist, reist ohne jede Kontrolle in Montenegro und in
die EU ein. Unser Reisefreund Micha kann von ganz anderen Problemen
bei der Einreise in die EU berichten, allerdings reiste er von
Russland nach Lettland in die EU ein (siehe www.nachosten.de).
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in Montenegro |
Am
Nachmittag setzte wieder heftiger Regen ein. Wir sahen uns zwar einen
Campingplatz an, doch wir beschlossen, doch lieber ein Hotel oder
Pension zu suchen. Wären wir mal lieber auf dem Campingplatz
geblieben. Das hätte uns einigen Ärger und Geld gespart.
Nach
über 27000 Kilometern passierte das, was ich bis dahin trotz
manchmal chaotischstem Verkehr (Ulan Bator, Bishkek) und ziemlich
gefährlichen Passagen (Pamir) vermeiden konnte: ein Unfall. Im
Küstenstädtchen Budva fuhr ich mit ca. 30 km/h auf eine Kreuzung
zu. Plötzlich bog ein entgegenkommender PKW nach links ab und blieb
genau vor mir stehen, warum auch immer. Vollbremsung, doch der Gecko
verzögerte auf dem schmierseifenglatten Asphalt fast gar nicht. Ich
konnte noch nach links ausweichen, traf aber dann mit der linken
Stoßstangenecke einen Peugeot-Transporter, der uns entgegen kam, am
Heck. Die nächsten Autos im Gegenverkehr konnten glücklicherweise
noch rechtzeitig bremsen.
Der
Fahrer des Peugeots rief seinen Direktor herbei, doch niemand sprach
englisch. Klar war, dass alles ohne Polizei geregelt werden sollte.
Das war mir auch sehr recht, denn als Ausländer hat man eh schlechte
Karten. Das Dumme war nur, dass der eigentliche Unfallverursacher
über alle Berge war. Hätte ich ihn gerammt, wäre der Schaden
wesentlich größer gewesen, aber die Schuldfrage wäre ganz
eindeutig geklärt gewesen. Er hatte mir schließlich die Vorfahrt
genommen. Im strömenden Regen einigten wir uns dann auf 200 Euro,
die ich ihm in die Hand drückte. Damit gab es keinen Ärger mit der
Polizei. Am Gecko ist die Stoßstange abgeknickt und der Kotflügel
samt Verbreiterung verbeult. Der Schaden hält sich also noch in
Grenzen. Trotzdem ärgerten wir uns sehr darüber, obwohl es auch
viel schlimmer hätte ausgehen können.
In Kotor
(italienisch Cattaro) fanden wir nach einigem Suchen ein
wunderschönes Appartementhaus direkt am Wasser. Hier lässt es sich
aushalten.
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nach dem Crash |
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es hätte schlimmer kommen können |
6. Oktober 2015
Wir
schliefen herrlich ruhig in bequemen Betten, so dass wir gleich noch
für zwei weitere Nächte verlängerten.
Gegen
Mittag liefen wir 2 km immer die Uferstraße entlang bis zur Altstadt
von Kotor. Die komplett von einer alten Festungsmauer umgeben ist.
Wir staunten über die herrliche Landschaft hier. Hohe, schroffe
Berge rahmen die Bucht von Kotor ein, in der glasklares Wasser
glitzert. Heute spielte auch die Sonne wieder mit.
Gestern erfuhr ich aus dem Internet, dass Kotor auf italienisch Cattaro heißt. Hier fand also im Februar 1918 der berühmte Aufstand der Matrosen von Cattaro statt. Bis Angang der 90er Jahre lagen hier auch Kriegsschiffe der jugoslawischen Marine. Heute sieht man hier nur noch Yachten und Kreuzfahrtschiffe. Gestern sahen wir sogar ein fünfmastiges Segelschiff im Hafen liegen. Leider war es heute schon wieder verschwunden.
In der Altstadt
mit vielen historischen Gebäuden aus früheren Jahrhunderten
herrschte trotz Nachsaison touristischer Hochbetrieb. Japanische und
russische Reisegruppen bestimmten das Bild. Wir schlenderten durch
die engen, malerischen Gassen und ließen uns seit Wochen (oder
Monaten?) eine Pizza schmecken.
Ja, und
nun ist wieder mal Blog-Zeit. Morgen bleiben wir auch noch hier. Wie
es danach weitergeht, erfahrt Ihr, sobald wir wieder Zugriff aufs
Internet haben.
Bis bald
also. Bleibt schön neugierig...
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Blick von unserem Appartement |
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unser Appartementhaus |
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Uferstraße zur Altstadt Kotor |
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kleine Kirche hoch über Kotor |
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Festungsmauer von Kotor |
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Hafen von Kotor |
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Katzen gibt es hier massenweise |