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Freitag, 26. Juni 2015

Rallye Dakar in der Mongolei?

23. Juni 2015

Wir waren wirklich gespannt, was uns an der russisch-mongolischen Grenze erwarten würde. Auf langes Warten hatten wir uns schon mal eingestellt.

Letztlich war alles halb so schlimm. Die russischen Zöllner, immerhin gleich zu dritt, kontrollierten oberflächlich das Auto, wir bekamen da und dort einen Stempel und schwupp, hatten wir Russland völlig problemlos verlassen. Hundert Meter weiter nahm auf der mongolischen Seite eine Prozedur ihren Lauf, die wir beim besten Willen nicht verstanden. Wir wurden von da nach dort und von dort nach da geschickt, bekamen irgendwelche Zettelchen und manchmal einen oder mehrere Stempel darauf. Dann stand das Auto an der falschen Stelle und musste weggefahren werden, was aber auch wieder nicht richtig war. Immerhin waren aber alle Beteiligten (und das waren viele!) recht freundlich und hilfsbereit. Irgendwann saßen wir wieder im Auto, erhielten den finalen Stempel auf einen Zettel, den wir ein paar Meter weiter abgeben durften. Ein Soldat in Tarnuniform schob ein Gartentor-ähnliches Gebilde beiseite, der Soldat auf der rechten Seite und ein weiterer in schmucker und tadellos sitzender Ausgangs-Uniform salutierten stramm und mit ernster Miene, und wir waren drin in der Mongolei. Dachten wir. Ein paar Meter weiter wurden wir von zwei Uniformierten schon wieder barsch gestoppt. Zurück und ab in einen üblen Schuppen auf der linken Seite. Nach einer Weile wurde mir klar, dass es um eine Versicherung ging. Na gut, da gab es kein Entrinnen. Ich durfte mit Rubel bezahlen, umgerechnet rund 40 Euro. Damit hatten wir dann wirklich das letzte Hindernis überwunden. Insgesamt dauerte alles rund zweieinhalb Stunden, was für diesen Grenzübergang eine recht gute Zeit ist. Und nun: Freie Fahrt ins Land Dschingis Khans!

Zunächst fuhren wir in Richtung Süden durch die Stadt Sukhbataar und weiter bis Darkahn, um einige Kilometer weiter in Richtung Westen abzubiegen. Unser nächstes Ziel war das Kloster Amarbayagalant, eine der größten und am besten erhaltenen Anlagen in der Mongolei. Wir verließen die Straße nordwärts. Hier begann die Sand- und Schotterpiste. 35 km bis zum Kloster, das war vor Einbruch der Dunkelheit nicht mehr zu schaffen. Ein hübscher Stellplatz direkt neben der Piste war schnell gefunden. Wenig später trieben zwei junge Schäfer, einer mit Moped, der andere traditionell mit Pferd, ihre gemischte Herde von Schafen, Rindern und Ziegen an uns vorbei. Auch ohne Worte verstanden wir uns gut. Sie konnten es kaum fassen, dass wir fließendes Wasser im Auto haben. Wir schenkten ihnen eine 3-Liter-Flasche russisches Bier (das wirklich gut schmeckt!) und hatten zwei Freunde mehr.

Ein wunderbarer Sonnenuntergang verabschiedete den Tag und absolute Ruhe senkte sich über die bergige Landschaft. Der Halbmond leuchtete und wir schliefen tief und fest.




24. Juni 2015

Die Sonne warf uns beizeiten aus den Federn. Wir bewunderten Unmengen von gelben Lilien (???), die auf dem Hang neben uns blühten. Auch eine rote Lilie hatte sich hierher verirrt.



Nach dem Frühstück tuckerte ein Auto mit deutschem Kennzeichen heran. Judith und Lutz, Geschwister aus der Nähe von Böblingen, die ebenfalls das Kloster besuchen wollten. Natürlich gab es erst mal eine Menge zu erzählen und Infos auszutauschen. Schließlich war es schon fast Mittag, als wir endlich aufbrachen. Für die verbleibenden 20 km Piste bis zum Kloster benötigten wir dann doch fast eine Stunde. Vor dem Kloster trafen wir dann wieder die beiden Böblinger.

Piste zum Kloster

Spuren zur Auswahl gibt es genügend

Das lamaistische Kloster bestand zu seiner Blütezeit aus rund 50 Tempeln und rund 9000 Menschen lebten im und um das Kloster. 1937 zerstörten die Kommunisten fast alle Tempel und ermordeten die meisten Mönche. Seit 1974 wurden die Reste wieder aufgebaut und restauriert, vor allem mit Hilfe der UNESCO. Trotzdem machte das Kloster insgesamt einen etwas verwahrlosten Eindruck und hält keinem Vergleich mit buddhistischen Anlagen stand. Wir ließen es uns nicht nehmen, trotz der herrschenden Hitze die Stufen zu zwei buddha-ähnlichen Statuen hinaufzusteigen, einmal 355 Stufen, einmal ein paar weniger. Eine schweißtreibende Angelegenheit, die uns aber ganz gut tat nach so vielen Autokilometern. Die nächste Nacht verbrachten wir auf dem gleichen Stellplatz wie die vorherige. Diesmal blieben wir bis nach Mitternacht auf. Dann nämlich tauchte der Mond hinter den Bergen ab und der Sternenhimmel erglänzte in voller Pracht. Es nimmt einem fast den Atem, so unendlich viele Sterne leuchten und flimmern im tiefen Schwarz des Himmels. Das helle Band der Milchstraße kann bei uns zu Hause wohl kaum so deutlich wahrnehmen. Das lange Wachbleiben hatte sich mehr als gelohnt...

die gesamte Klosteranlage





sternenklare Nacht

25. Juni 2015

Unsere Route führte uns zurück auf die Teerstraße, auf der wir durch Erdenet bis nach Bulgan fuhren. Es ging auf und ab, blaue Berge und gelbe Steppe zogen an uns vorüber. Und überall in großen Abständen standen die weißen Jurten der Mongolen. die hier intensiv Viehzucht betreiben. Riesige Herden von Rindern, Schafen, Ziegen und Pferden ziehen über die unendlich großen Weiden.

Erdenet - neu

Erdenet - alt

Ab Bulgan durfte unser Gecko wieder seine Geländegängigkeit auf den Sandpisten beweisen. Das Navi wies uns den Weg. Bis plötzlich in einem kleinen Bergbauort eine große Abraumhalde, die eben frisch begrünt und bewässert wurde, den Weg versperrte. Ein kleines Schild wies zwar die Richtung nach Ulanbataar, doch das konnte kaum stimmen. Ein Einheimischer meinte, das wäre schon richtig. Wir hielten ein entgegenkommendes Auto an. Die Beiden machten uns klar, das sie nach UB wollten und wir ihnen folgen sollten. Also wendeten wir und fuhren zurück in den Ort. Dort fragten wir sicherheitshalber einen Polizisten, der uns wieder in die zuerst gewählte Richtung wies. Doch wir folgten den Beiden in ihrem relativ neuen Toyota Landcruiser.

Wahrscheinlich dachten sie, sie müssten die Rallye Dakar gewinnen und bretterten wie die Irrsinnigen über die Holperpiste. Gut befahrbare Abschnitte wechselten sich mit Tiefsand, tiefen Einschnitten und Wellblech ab.  Und das alles bei Tempo 70! Ich mag es ja schon schnell, aber wir wollten ja noch bis nach Hause fahren mit unserem Gecko. Nach rund 70 km hatte die Hatz ein Ende und wir trafen auf die Asphaltstraße, die uns nach UB bringen sollte. Aber nicht mehr heute! Ich war echt geschafft. Im Auto herrschten Temperaturen um die 40 Grad. Nach einigen Kilometern verließen wir die Straße, fuhren einen Kilometer in die Steppe und schlugen dort ungestört unser Lager auf.

Fix und fertig genossen wir, wie die Sonne hinter den Bergen verglühte.

26. Juni 2015

Nur noch 160 km bis Ulanbataar, der mongolischen Hauptstadt. Die gesamte Strecke führt fast nur schnurgeradeaus. Es war sehr diesig, so dass die Berge hinter dem Dunst kaum zu erkennen waren.

UB selbst ist keine Stadt, wo man lange bleiben will. Große Fabriken im Westen der Stadt verpesten die Luft, der starke Wind wirbelt riesige Staubwolken über die gesamte Stadt, chaotischer Verkehr mit permanentem Hupkonzert, das einem beizeiten die Nerven raubt. Das macht nicht wirklich Spaß. Nach längerem Suchen fanden wir endlich das Oasis Guesthouse, DER Treffpunkt aller Traveller. Hier wollen wir höchstens zwei Tage bleiben. Obwohl es ganz nett hier ist, der Schwefel- und Benzingestank wird uns bald vertreiben.

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