Von
einem riesigen Platz am höchsten Punkt der Düne genießen wir den
schönen Ausblick auf die unten in der Lagune liegenden kleinen
Fischerboote und staunen, wie weit sich die Lagune erstreckt. In
diesem Gebiet finden viele seltene Vögel, u.a. auch Flamingos,
Schutz und Nahrung.
Wir
sorgten ebenfalls für Nahrung und staunen immer wieder über die
günstigen Preise für Grundnahrungsmittel. So kostet ein sehr gut
schmeckendes Fladenbrot umgerechnet 20 Cent, ein Kilo zuckersüße
Mandarinen bekommt man für 50 Cent und für eine 5-Liter-Flasche
Mineralwasser bezahlten wir 65 Cent. Allerdings muss man, wenn man es
denn unbedingt haben will, z. Bsp. Für 200 Gramm Schweizer
Schnittkäse rund 11 Euro berappen. Ein Liter Diesel kostet im
Schnitt 85 Cent, eine Übernachtung auf einem Campingplatz zwischen 5
und 9 Euro.
Erstmals
probierten wir in dem kleinen Restaurant auf dem Campingplatz die
marokkanische Küche. Am Meer muss es natürlich Fisch sein. Ich
bestellte eine Fisch-Tajine, deren Zubereitung zwar fast 50 Minuten
dauerte, doch das Warten hatte sich gelohnt. Einfach köstlich!
Juttas gegrillter Fisch war ebenfalls lecker. Ebenfalls zum ersten
Mal tranken wir den berühmten marokkanischen Tee. Ein paar Blättchen
schwarzer Tee kommen in ein Glass, dazu viel frische Minze. Getrunken
wird der Tee mit viel, viel Zucker. Ein wunderbares Gebräu, kräftig
und erfrischend.
Sonne pur genießen |
Am 11.
Dezember verließen wir die Atlantikküste und fuhren durch eine
wunderschöne, liebliche Hügellandschaft nach Meknes. Fast alle
dieser sanften Hügel werden landwirtschaftlich genutzt. Die frisch
aufgegangenen Saaten leuchteten herrlich in saftigem Hellgrün und
bildeten einen starken Kontrast zur meist dunkelbraunen, fast schon
schwarzen, manchmal aber auch rotbraunen Erde. Wir fühlten uns wie
im Frühling.
wunderschöne Landschaften |
Moulay Idris, hier befindet sich das Grab des Staatsgründers Idris I. |
In
Meknes, einer Stadt mit über 500.000 Einwohnern, fanden wir den im
Kohlbach-Reiseführer angegebenen Stellplatz auf Anhieb. Er befindet
sich auf einem großen Parkplatz direkt vor einer riesigen
Festungsmauer. Wir leifen eine Weile in den engen, verwinkelten
Gassen hinter der Mauer herum, wo es uns überhaupt nicht gefiel. Mit
Mühe fanden wir zurück zum Parkplatz.
Rundum
versammelten sich auf weitläufigen Plätzen immer mehr Menschen. Es
gab laute Musik, viele Verkaufsstände, eine Art Flohmarkt, einige
Gaukler, eben Markttreiben, aber nicht besonders schön oder gar
stimmungsvoll. Wir erfuhren, dass am nächsten Tag ein großes
jüdisches Fest stattfinden soll und noch viel mehr Menschen in die
Stadt kämen.
Meknes |
vor den Toren von Meknes |
Dies war
nun gar nicht unser Ding. Große Menschenansammlungen in einem
islamischen Land bei der gegenwärtigen internationalen Lage (obwohl
es hier in Marokko ja noch sehr ruhig und sicher sein soll) werden
wir tunlichst meiden. Der total vermüllte Parkplatz, wo es in jeder
Ecke anders stank, gefiel uns sowieso nicht, so dass wir zu einem
Campingplatz ca. 18 km außerhalb der Stadt fuhren. Dieser trägt
seinen Namen „Bellevue“ völlig zu Recht, denn man eine herrliche
Aussicht auf die umliegende Landschaft.
Der
nächste Tag, der 12.12., brachte uns wieder zurück zum Atlantik.
Wir durchquerten die Hauptstadt Rabat ohne Aufenthalt und ohne
Probleme. Wir sind nun mal nicht so die Städte-Angucker. Nach 207 km
erreichten wir das ungefähr in der Mitte zwischen Rabat und
Casablanca liegende Mansuria. Der Campingplatz „L'ocean bleu“ war
nicht leicht zu finden, da fast alle Zufahrtswege durch Baustellen
versperrt waren. Einige WoMos aus Frankreich und Belgien und eins aus
Deutschland standen hier. Ein paar schienen sich für länger
eingerichtet zu haben. Für uns völlig unverständlich, denn einen
hässlicheren Platz kann man sich kaum vorstellen. Rundherum standen
in nächster Nähe vier- bis sechsstöckige halbfertige Wohnblocks.
Auf dem Campingplatz sollen im Sommer viele Eukalyptusbäume Schatten
spenden, doch die meisten von ihnen sind in ca. 3 m Höhe gekappt
worden und fristen nun als Baumruinen ihr armseliges Dasein. Die
sanitären Einrichtungen befanden sich im gleichen Zustand wie bisher
auf allen Campingplätzen in Marokko: zwar einigermaßen sauber, aber
Reparaturbedarf fast überall. Scheinbar interessiert das aber
niemanden, denn Zeit für Reparaturen hätten die Leute jetzt im
Winter mehr als genug. Wahrscheinlich fehlt ihnen einfach der Sinn
dafür.
Prachtstraße in Rabat |
am Strand von Mansuria |
Am
Morgen des folgenden Tages (13.12.2016) unterhielt ich mich auf dem
CP mit Randy McKinney aus Alaska, der mit seiner Partnerin auf zwei
Motorrädern unterwegs seit Juli ist. Sie wollen weiter nach Kapstadt
und dann noch drei oder vier Jahre (!) unterwegs sein und die halbe
Welt bereisen.
Es war
ein sehr interessantes Gespräch (soweit ich sein Amerikanisch
verstehen konnte, was nicht immer auf Anhieb gelang). Zweck ihrer
Reise oder Expedition ist, das Leben möglichst vieler Kinder zu
retten, die an einer speziellen Durchfallerkrankung leiden.Randy ist
Doktor der Homöopathie (???) und hat eine Behandlungsmethode für
diese Krankheit entwickelt, an der alleine in Afrika jährlich 1,2
Millionen Kinder sterben. Ich muss auf jeden Fall noch seine Website
besuchen ( www.travessillaexpedition.com
). Ich wünschte den Beidne von Herzen viel Erfolgund er antwortete:
„God bless you!“ („Gott segne dich!“). Es war irgendwie
bewegend.
Ich war
den Amis gegenüber bisher immer sehr skeptisch eingestellt, und dann
ist der erste Amerikaner, den ich persönlich kennenlerne, gleich so
ein toller Mensch! Zum Teufel mit allen Vorurteilen!
Froh
gestimmt verließen wir den CP und fuhren durch das riesige
Casablanca. In einem supermodernen Vorort der Hafenstadt steuerten
wir die Morocco Mall an, ein Konsumtempel mit unglaublichen Asumaßen,
von außen nicht sonderlich schön, innen sehr modern. Eine Menge
kleiner Boutiquen, viele Restaurants, Markennamen aus aller Welt, ein
Abenteuerland für Kinder, sogar eine Kunsteisbahn gibt es hier. Und
es wimmelt von Menschen. Es gibt offensichtlioch auch in Marokko genug
Leute, die ausreichend Geld zur Verfügung haben, um hier einkaufen
zu können.
Wir
erwarben eine SIM-Karte für mein Handy, um endlich unabhängig von
WLAN zu sein. Die nette Verkäuferin richtete auch gleich alles auf
dem Handy ein. Das Beste daran: 4 GB Datenvolumen und vier Stunden
Telefonie kosteten 30 Dirham, also knapp 3 Euro. Die deutsche
Vodafone würde von mir 5,99 Euro pro Tag und 100 MB (!!!) kassieren,
oder 14,99 Euro pro Woche und 150 MB! Lächerlich oder besser gesagt
unverschämt!
Slums vor den Toren Casablancas |
in Casablanca |
Weihnachtsstimmung in der Morocco Mall |
doe Morocco Mall von außen |
Weiter
ging es immer entlang der Küste bis nach Oualidia, wo wir die Nacht
auf einem großen Parkplatz zusammen mit einigen WoMos standen.
Am
nächsten Vormittag liefen wir hinunter zum schönen Sandstrand, dem
aber Felsen vorgelagert sind. Wenn man im Meer baden will, muss man
noch ein kleines Stück weiter laufen. Am Strand bauten Fischer
Tische und Stühle auf, an denen dann Essen serviert wird. Angeblich
gibt es hier die besten Austern ganz Marokkos. Diese sind aber nicht
unser Fall.
Ein
netter Fischer sprach uns in fast perfektem Deutsch an. Er betreibt
einen Grillstand am Strand, und seine Frau kocht auf Bestellung
Tajine, die er dfann an die Touristen ausliefert. Er hat ein Jahr
(1990) in Deutschland gelebt und hat dabei gutes Geld verdient, u. a.
Beim Erdbeerenpflücken (10 DM pro Stunde, meinte er schmunzelnd).
Hier hat er zwar weniger Geld, aber es gefällt ihm in seiner Heimat
eben doch besser.
am Strand von Oualidia |
Kurz
nach der Stadt Safi trafen wir auf eine kleinere Menschenmenge in
fahnengeschmückter Umgebung. Irgendein Fest schien im Gange zu sein.
Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Am
Anfang einer ca. 200 m langen abgesperrten Bahn stellten sich Reiter
in Trachten auf prachtvoll geschmückten Pferden in einer Reihe
auf.Mal waren es sechs, mal zehn, oder auch nur vier oder fünf. Auf
ein Kommando des Anführers ritt die Gruppe langsam los. Nach
ungefähr der Hälfte der Strecke reckten die Reiter ihre langen
Vorderladergewehre hoch in die Luft und legten den Rest der Strecke
in schrafem Galopp zurück. Am Ende der Strecke saßen in einem quer
zur Strecke aufgebauten riesigen Zelt eine Art Jury und einige Gäste.
Kurz vor ihnen stoppten die Reiter ihre Pferde jäh und feuerten
gleichzeitig ihre mit Schwarzpulver geladenenen Gewehre ab. Wir
wunderten uns sehr, dass dieses ohrenbetäubende Geknalle den Pferden
absolut nichts auszumachen schien. Das Ganze nennt sich wohl
Fantasia, ein Fest der Einheimischen. Die Reitertruppe, die ihre
Formation am besten präsentierte, gewinnt den Wettbewerb.
Blick auf den Hafen von Safi |
Reiterfest |
Schon
nach 86 km Fahrt endete unsere Tour an diesem Tage. Auf einer Düne 1
km nördlich von Souria Kedima fanden wir einen schönen Stellplatz.
Die Abendsonne versteckte sich bald hinter dicken, dunklen Wolken,
die über den Ozean heranzogen. Sturm schüttelte unseren Gecko ganz
schön durch und brachte einige Regentropfen mit. Der erwartete große
Regen blieb jedoch aus.
Am
nächsten Morgen blinkte der Himmel wieder blau und die Sonne lachte.
Das fassten wir als Einladung auf, noch einen Tag hier zu bleiben.
Wir bestaunten den ganzen Tag immer wieder die gewaltigen Wellen, die
ans Ufer brandeten. Als die Flut die Wogen nch näher zu uns brachte,
konnte man manchmal kaum noch sein eigenes Wort verstehen, so laut
brauste das Meer und der Wind.
unser Stellplatz bei Souria Kedima |
Heute
früh, also am 16.12.2016, staunten wir nicht schlecht. Vom Meer war
fast nichts mehr zu sehen. Dichter Nebel waberte um uns, aus dem
alsbald anfing zu regnen. So ein ganz fieser, feiner Nieselregen, der
einen im Handumdrehen durchnässt. Wir packten zusammen und brachen
auf nach Marrakesch.
Einige
Kilometer ganz übler Straße ließen Erinnerungen an Kasachstan
aufkeimen. Dank des guten Fahrwerks unseres Geckos war das jedoch
kein Problem, und bald erreichten wir wieder gute Asphaltstrasse.
Doch es regnete fast ohne Unterlass. Die ohnehin schon tristen Orte
wirkten noch trostloser. Der in den Orten überall herumliegende und
-fliegende Müll störte uns noch mehr. Wahrscheinlich erstickt
dieses Land irgendwann im eigenen Müll.
Nach 160
km erreichten wir den Campingplatz „Le Relais de Marrakech“, der
lt. Reiseführer der schönste Platz in ganz Marokko sein soll. Was
wir bisher gesehen haben, könnte das sogar stimmen. Leider regnet es
immer noch bzw. schon wieder. Hoffentlich wird morgen, wenn wir die
Stadt besuchen wollen, das Wetter wieder besser. Die Prognose sieht
allerdings schlecht aus.
Ich
werde wieder berichten, wie es uns in Marrakesch ergangen ist. Bis
dahin bleibt schön neugierig...