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Freitag, 16. Dezember 2016

Rabat und Casablanca liegen hinter und Marrakesch vor uns

Aus dem einen Ruhetag in Moulay Bousselham wurden dann schließlich zwei. Nicht, weil der Ort so schön wäre, nein, wir genossen einfach die Sonne und die Wärme. Viel gibt es in dem kleinen Ort, der auf einer hohen Düne liegt, in dieser Jahreszeit nicht zu sehen oder zu erleben. Die meisten der an der Straße liegenden Restaurants sind geschlossen. Die geöffneten Kneipen übertreffen sich gegenseitig mit der Anzahl der leeren Stühle. Selbst Einheimische sitzen nur ganz vereinzelt da mit einer Flasche Wasser vor sich. Auffallend viele junge Männer lungern auf den Straßen herum. Wahrscheinlich haben sie jetzt außerhalb der Saison keine Arbeit.

Von einem riesigen Platz am höchsten Punkt der Düne genießen wir den schönen Ausblick auf die unten in der Lagune liegenden kleinen Fischerboote und staunen, wie weit sich die Lagune erstreckt. In diesem Gebiet finden viele seltene Vögel, u.a. auch Flamingos, Schutz und Nahrung.

Wir sorgten ebenfalls für Nahrung und staunen immer wieder über die günstigen Preise für Grundnahrungsmittel. So kostet ein sehr gut schmeckendes Fladenbrot umgerechnet 20 Cent, ein Kilo zuckersüße Mandarinen bekommt man für 50 Cent und für eine 5-Liter-Flasche Mineralwasser bezahlten wir 65 Cent. Allerdings muss man, wenn man es denn unbedingt haben will, z. Bsp. Für 200 Gramm Schweizer Schnittkäse rund 11 Euro berappen. Ein Liter Diesel kostet im Schnitt 85 Cent, eine Übernachtung auf einem Campingplatz zwischen 5 und 9 Euro.

Erstmals probierten wir in dem kleinen Restaurant auf dem Campingplatz die marokkanische Küche. Am Meer muss es natürlich Fisch sein. Ich bestellte eine Fisch-Tajine, deren Zubereitung zwar fast 50 Minuten dauerte, doch das Warten hatte sich gelohnt. Einfach köstlich! Juttas gegrillter Fisch war ebenfalls lecker. Ebenfalls zum ersten Mal tranken wir den berühmten marokkanischen Tee. Ein paar Blättchen schwarzer Tee kommen in ein Glass, dazu viel frische Minze. Getrunken wird der Tee mit viel, viel Zucker. Ein wunderbares Gebräu, kräftig und erfrischend.

Sonne pur genießen

Am 11. Dezember verließen wir die Atlantikküste und fuhren durch eine wunderschöne, liebliche Hügellandschaft nach Meknes. Fast alle dieser sanften Hügel werden landwirtschaftlich genutzt. Die frisch aufgegangenen Saaten leuchteten herrlich in saftigem Hellgrün und bildeten einen starken Kontrast zur meist dunkelbraunen, fast schon schwarzen, manchmal aber auch rotbraunen Erde. Wir fühlten uns wie im Frühling.

wunderschöne Landschaften




Moulay Idris, hier befindet sich das Grab des Staatsgründers Idris I.

In Meknes, einer Stadt mit über 500.000 Einwohnern, fanden wir den im Kohlbach-Reiseführer angegebenen Stellplatz auf Anhieb. Er befindet sich auf einem großen Parkplatz direkt vor einer riesigen Festungsmauer. Wir leifen eine Weile in den engen, verwinkelten Gassen hinter der Mauer herum, wo es uns überhaupt nicht gefiel. Mit Mühe fanden wir zurück zum Parkplatz.

Rundum versammelten sich auf weitläufigen Plätzen immer mehr Menschen. Es gab laute Musik, viele Verkaufsstände, eine Art Flohmarkt, einige Gaukler, eben Markttreiben, aber nicht besonders schön oder gar stimmungsvoll. Wir erfuhren, dass am nächsten Tag ein großes jüdisches Fest stattfinden soll und noch viel mehr Menschen in die Stadt kämen.

Meknes

vor den Toren von Meknes

Dies war nun gar nicht unser Ding. Große Menschenansammlungen in einem islamischen Land bei der gegenwärtigen internationalen Lage (obwohl es hier in Marokko ja noch sehr ruhig und sicher sein soll) werden wir tunlichst meiden. Der total vermüllte Parkplatz, wo es in jeder Ecke anders stank, gefiel uns sowieso nicht, so dass wir zu einem Campingplatz ca. 18 km außerhalb der Stadt fuhren. Dieser trägt seinen Namen „Bellevue“ völlig zu Recht, denn man eine herrliche Aussicht auf die umliegende Landschaft.

Der nächste Tag, der 12.12., brachte uns wieder zurück zum Atlantik. Wir durchquerten die Hauptstadt Rabat ohne Aufenthalt und ohne Probleme. Wir sind nun mal nicht so die Städte-Angucker. Nach 207 km erreichten wir das ungefähr in der Mitte zwischen Rabat und Casablanca liegende Mansuria. Der Campingplatz „L'ocean bleu“ war nicht leicht zu finden, da fast alle Zufahrtswege durch Baustellen versperrt waren. Einige WoMos aus Frankreich und Belgien und eins aus Deutschland standen hier. Ein paar schienen sich für länger eingerichtet zu haben. Für uns völlig unverständlich, denn einen hässlicheren Platz kann man sich kaum vorstellen. Rundherum standen in nächster Nähe vier- bis sechsstöckige halbfertige Wohnblocks. Auf dem Campingplatz sollen im Sommer viele Eukalyptusbäume Schatten spenden, doch die meisten von ihnen sind in ca. 3 m Höhe gekappt worden und fristen nun als Baumruinen ihr armseliges Dasein. Die sanitären Einrichtungen befanden sich im gleichen Zustand wie bisher auf allen Campingplätzen in Marokko: zwar einigermaßen sauber, aber Reparaturbedarf fast überall. Scheinbar interessiert das aber niemanden, denn Zeit für Reparaturen hätten die Leute jetzt im Winter mehr als genug. Wahrscheinlich fehlt ihnen einfach der Sinn dafür.

Prachtstraße in Rabat
am Strand von Mansuria

Am Morgen des folgenden Tages (13.12.2016) unterhielt ich mich auf dem CP mit Randy McKinney aus Alaska, der mit seiner Partnerin auf zwei Motorrädern unterwegs seit Juli ist. Sie wollen weiter nach Kapstadt und dann noch drei oder vier Jahre (!) unterwegs sein und die halbe Welt bereisen.

Es war ein sehr interessantes Gespräch (soweit ich sein Amerikanisch verstehen konnte, was nicht immer auf Anhieb gelang). Zweck ihrer Reise oder Expedition ist, das Leben möglichst vieler Kinder zu retten, die an einer speziellen Durchfallerkrankung leiden.Randy ist Doktor der Homöopathie (???) und hat eine Behandlungsmethode für diese Krankheit entwickelt, an der alleine in Afrika jährlich 1,2 Millionen Kinder sterben. Ich muss auf jeden Fall noch seine Website besuchen ( www.travessillaexpedition.com ). Ich wünschte den Beidne von Herzen viel Erfolgund er antwortete: „God bless you!“ („Gott segne dich!“). Es war irgendwie bewegend.

Ich war den Amis gegenüber bisher immer sehr skeptisch eingestellt, und dann ist der erste Amerikaner, den ich persönlich kennenlerne, gleich so ein toller Mensch! Zum Teufel mit allen Vorurteilen!

Froh gestimmt verließen wir den CP und fuhren durch das riesige Casablanca. In einem supermodernen Vorort der Hafenstadt steuerten wir die Morocco Mall an, ein Konsumtempel mit unglaublichen Asumaßen, von außen nicht sonderlich schön, innen sehr modern. Eine Menge kleiner Boutiquen, viele Restaurants, Markennamen aus aller Welt, ein Abenteuerland für Kinder, sogar eine Kunsteisbahn gibt es hier. Und es wimmelt von Menschen. Es gibt offensichtlioch auch in Marokko genug Leute, die ausreichend Geld zur Verfügung haben, um hier einkaufen zu können.

Wir erwarben eine SIM-Karte für mein Handy, um endlich unabhängig von WLAN zu sein. Die nette Verkäuferin richtete auch gleich alles auf dem Handy ein. Das Beste daran: 4 GB Datenvolumen und vier Stunden Telefonie kosteten 30 Dirham, also knapp 3 Euro. Die deutsche Vodafone würde von mir 5,99 Euro pro Tag und 100 MB (!!!) kassieren, oder 14,99 Euro pro Woche und 150 MB! Lächerlich oder besser gesagt unverschämt!

Slums vor den Toren Casablancas

in Casablanca


Weihnachtsstimmung in der Morocco Mall

doe Morocco Mall von außen

Weiter ging es immer entlang der Küste bis nach Oualidia, wo wir die Nacht auf einem großen Parkplatz zusammen mit einigen WoMos standen.

Am nächsten Vormittag liefen wir hinunter zum schönen Sandstrand, dem aber Felsen vorgelagert sind. Wenn man im Meer baden will, muss man noch ein kleines Stück weiter laufen. Am Strand bauten Fischer Tische und Stühle auf, an denen dann Essen serviert wird. Angeblich gibt es hier die besten Austern ganz Marokkos. Diese sind aber nicht unser Fall.

Ein netter Fischer sprach uns in fast perfektem Deutsch an. Er betreibt einen Grillstand am Strand, und seine Frau kocht auf Bestellung Tajine, die er dfann an die Touristen ausliefert. Er hat ein Jahr (1990) in Deutschland gelebt und hat dabei gutes Geld verdient, u. a. Beim Erdbeerenpflücken (10 DM pro Stunde, meinte er schmunzelnd). Hier hat er zwar weniger Geld, aber es gefällt ihm in seiner Heimat eben doch besser.

am Strand von Oualidia






Kurz nach der Stadt Safi trafen wir auf eine kleinere Menschenmenge in fahnengeschmückter Umgebung. Irgendein Fest schien im Gange zu sein. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Am Anfang einer ca. 200 m langen abgesperrten Bahn stellten sich Reiter in Trachten auf prachtvoll geschmückten Pferden in einer Reihe auf.Mal waren es sechs, mal zehn, oder auch nur vier oder fünf. Auf ein Kommando des Anführers ritt die Gruppe langsam los. Nach ungefähr der Hälfte der Strecke reckten die Reiter ihre langen Vorderladergewehre hoch in die Luft und legten den Rest der Strecke in schrafem Galopp zurück. Am Ende der Strecke saßen in einem quer zur Strecke aufgebauten riesigen Zelt eine Art Jury und einige Gäste. Kurz vor ihnen stoppten die Reiter ihre Pferde jäh und feuerten gleichzeitig ihre mit Schwarzpulver geladenenen Gewehre ab. Wir wunderten uns sehr, dass dieses ohrenbetäubende Geknalle den Pferden absolut nichts auszumachen schien. Das Ganze nennt sich wohl Fantasia, ein Fest der Einheimischen. Die Reitertruppe, die ihre Formation am besten präsentierte, gewinnt den Wettbewerb.
Blick auf den Hafen von Safi

Reiterfest



Schon nach 86 km Fahrt endete unsere Tour an diesem Tage. Auf einer Düne 1 km nördlich von Souria Kedima fanden wir einen schönen Stellplatz. Die Abendsonne versteckte sich bald hinter dicken, dunklen Wolken, die über den Ozean heranzogen. Sturm schüttelte unseren Gecko ganz schön durch und brachte einige Regentropfen mit. Der erwartete große Regen blieb jedoch aus.

Am nächsten Morgen blinkte der Himmel wieder blau und die Sonne lachte. Das fassten wir als Einladung auf, noch einen Tag hier zu bleiben. Wir bestaunten den ganzen Tag immer wieder die gewaltigen Wellen, die ans Ufer brandeten. Als die Flut die Wogen nch näher zu uns brachte, konnte man manchmal kaum noch sein eigenes Wort verstehen, so laut brauste das Meer und der Wind.

unser Stellplatz bei Souria Kedima





Heute früh, also am 16.12.2016, staunten wir nicht schlecht. Vom Meer war fast nichts mehr zu sehen. Dichter Nebel waberte um uns, aus dem alsbald anfing zu regnen. So ein ganz fieser, feiner Nieselregen, der einen im Handumdrehen durchnässt. Wir packten zusammen und brachen auf nach Marrakesch.

Einige Kilometer ganz übler Straße ließen Erinnerungen an Kasachstan aufkeimen. Dank des guten Fahrwerks unseres Geckos war das jedoch kein Problem, und bald erreichten wir wieder gute Asphaltstrasse. Doch es regnete fast ohne Unterlass. Die ohnehin schon tristen Orte wirkten noch trostloser. Der in den Orten überall herumliegende und -fliegende Müll störte uns noch mehr. Wahrscheinlich erstickt dieses Land irgendwann im eigenen Müll.

Nach 160 km erreichten wir den Campingplatz „Le Relais de Marrakech“, der lt. Reiseführer der schönste Platz in ganz Marokko sein soll. Was wir bisher gesehen haben, könnte das sogar stimmen. Leider regnet es immer noch bzw. schon wieder. Hoffentlich wird morgen, wenn wir die Stadt besuchen wollen, das Wetter wieder besser. Die Prognose sieht allerdings schlecht aus.


Ich werde wieder berichten, wie es uns in Marrakesch ergangen ist. Bis dahin bleibt schön neugierig...

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