Entschuldigung
Zuallererst
bitte ich alle Neugierigen um Entschuldigung, dass es so lange keinen
neuen Eintrag hier im Blog gab. Die Erklärung ist ganz einfach. Im
EU-Raum mit dem Handy zu telefonieren ist kaum teurer als innerhalb
Deutschlands. Um aber den Blog zu aktualisieren, brauche ich den
Zugang zum Internet. Was da von Vodafone (bei denen bin ich Kunde) an
Tarifen für internationales Daten-Roaming angeboten wird, grenzt an
Unverschämtheit! Mit Wehmut denke ich da an Russland zurück (16
Gigabyte pro Monat für rund 6 Euro!). Vodafone verlangt pro Tag 4,99
Euro für lächerliche 100 MB bzw. 14,99 Euro für 150 MB, die mir
dann eine Woche lang zur Verfügung stehen.
Eigentlich
wollte ich dann in Frankreich eine SIM-Karte kaufen, doch die haben
ein so völlig unübersichtliches Angebot, dass ich verzichtet habe.
Auf allen Campingplätzen, die wir bisher besucht haben, stand kein
WLAN zur Verfügung, ja und dort, wo wir wild gecampt haben, sowieso
nicht.
Seit
gestern sind wir nun in Andorra auf einem kleinen hübschen
Campingplatz, und hier gibt es an der Rezeption WLAN. Und genau
deshalb könnt Ihr jetzt diese Zeilen lesen.
Wenn
wir in den nächsten Tagen nach Spanien weiter fahren, werde ich dort
auf jeden Fall eine SIM-Karte besorgen. Dort sollte es kein Problem
sein. Dann müsst Ihr auch nicht mehr so lange auf Neuigkeiten von
uns warten. Versprochen!
Genug
der Vorrede. Was ist bisher passiert, was haben wir erlebt?
Abfahrt
Am
Montag, den 18.07.2016, starteten wir wie geplant gen Süden. Die
erste Nacht verbrachten wir auf einem kleinen Campingplatz in
Erbersbronn im Schwarzwald. Direkt neben uns murmelte und plätscherte
ein kleiner Bach. Als wir dort saßen und die letzten Strahlen der
Abendsonne genaßen, mussten wir daran denken, wie wir vor genau
einem Jahr nahe der mongolischen Grenze in den Ausläufern des
Altai-Gebirges direkt neben einem reißenden Fluss campten, der mit
ohrenbetäubendem Lärm dahinschoss. Nun gut, diesmal also alles
etwas ruhiger und ein, zwei Nummern kleiner.
Kleine
Begebenheit an Rande: Für den Duschautomaten braucht man hier
Wertmarken. Eine Marke kostet 1 Euro. Und was bekommt man als
Wertmarke? Ich dachte, ich sehe nicht richtig: 1-DM-Münzen! Hier
wird es nicht heimlich gemacht, hier wird der Euro 1:1 in D-Mark
getauscht. So finden die gutlen, alten DM-Münzen doch noch eine
sinnvolle Verwendung.
Am
nächsten Tag bot uns die Schwarzwald-Hochstraße immer wieder
wunderschöne Ausblicke auf das weite Land unter uns. In gut 1000 m
Höhe rollten wir bei herrlichem Sonnenschein dahin.
Auf der Schwarzwald-Hochstraße |
An
der Grenze zur Schweiz traf uns ein kleiner Schock, als die gute Dame
in der Tankstelle für die in der Schweiz erforderliche Vignette
gleich mal 40,50 Euro kassierte. Da wären wir doch lieber gleich
nach Frankreich gefahren. Na ja, selbst schuld. Man hätte ich ja
auch mal vorher erkundigen können.
Am
Neufchateller See fande wir nach einigem Suchen doch noch einen
schönen Stellplatz, an dem wir wild campten. Ein paar Radfahrer und
Jogger kamen vorbei, aber niemand störte sich an unserer
Anwesenheit.
Wir
nutzten die Schweizer Autobahn, um möglichst schnell voran zu
kommen. Unglaublich, durch wie viele Tunnels fuhren. Es müssen 20
oder mehr gewesen sein. Später erzählte uns ein Schweizer, dass
denen allmählich die Flächen ausgehen und man deshalb versucht,
viele Verkehrswege unterirdisch anzulegen.
Bald
erreichten wir Frankreich. Es dauerte nicht lange, bis auf den
Hinweisschildern solch klangvolle Namen wie Simplon, St. Gotthard,
Grenoble und Mt. Blanc auftauchten. Und dann thronte er auch schon
majestätisch vor uns, der schneebedeckte Gipfel des Mont Blanc, der
die umliegenden Alpengipfel doch um einiges überragt.
Tour
de France
Das
Städtchen Sallanches, das wir am Nachmittag erreichten, prangte
invollem Fahnenschmuck anlässlich der Tour de France. Von hier aus
wand sich ein schmales Sträßchen steil bergan. Eine enge Kurve
reihte sich an die nächste. Nur selten konnte ich mal in den 3. Gang
hochschalten. Was wir zu diesem Zeitpunkt nur ahnten, stellte sich
später als Tatsache heraus. Hier auf diesem extrem steilen Anstieg
wurde zwei Tage später ein Einzelzeitfahren ausgetragen. 17 lange
Kilometer bis hinauf nach Megeve, dabei auf 15 km ein
Höhenunterschied von 653 Metern bis auf 1219 m Höhe, standen den
Radsportlern bevor. Unglaublich, was sie hier leisten mussten!
Megeve
selbst und die Straße davor und danach war schon komplett mit
Wohnmobilen zugeparkt. Wir wollten jedoch noch ein Stück weiter bis
in die Nähe des Ortes Bisanne 1500. Dort führte die 19. Etappe der
diesjährigen Tour hinauf.
Wir
parkten unseren Gecko direkt neben der Straße. Noch näher konnte
man einer Rennstrecke nicht sein. Zwei Tage verbrachten wir dort, und
es wurde nie langweilig. Immer mehr Radsportfans fanden sich ein,
Amateure quälten sich den Berg hinauf. Wir lernten Rudi (mit
gerolltem Zungen-R bitte) kennen, der die Menge mit seinem Alphorn
unterhielt. Ein Alphorn in den Bergen der Alpen live zu hören, ist
eben doch ein ganz anderes Erlebnis als im Fernsehen.
Noch steht unser Gecko ganz allein am Streckenrand |
Blick hinunter ins Tal |
Der Schweizer Rudi mit seinem Alphorn begeisterte die Massen |
Bevor
die Fahrer hier heraufstrampelten, zog am frühen Nachmittag die
riesige Werbekarawane an uns vorüber. Von bunt geschmückten
Fahrzeugen, die teilweise wie bei der Love-Parade mit tanzenden und
singenden Menschen gefahren kamen, wurde Werbematerial en masse
heruntergeworfen. Mützen, Schlüsselanhänger, Zeitungen, Getränke
und allerlei Krimskrams fanden ihre neuen Besitzer.
die Werbe-Karawane zieht vorbei |
Gegen
16 Uhr ratterten die begleitenden Hubschrauber durch das Tal unter
uns. Damit deutete sich das Herannahen der Fahrer an. Die Sonne, die
seit dem Mittag immer wieder mal nach dem Regen am Vormittag
hervorlugte, hatte sich vollständig verzogen. Dicke dunkle
Regenwolken hingen über den gegenüber liegenden Gipfeln. Und mit
den ersten Regentropfen stampfte die Spitzengruppe der Fahrer an uns
vorüber. Es ging alles so schnell, dass man unmöglich einen
einzelnen Fahrer erkennen konnte. Vielleicht eine halbe Minute später
brauste das Hauptfeld heran. Es ist unglaublich, mit welchem Tempo
die Fahrer diese steile Stelle (9,3 % Steigung!) bewältigten! Dabei
hatten sie heute schon drei Gipfel bzw. Pässe überwunden. Alleine
dieser Anstieg hier hinauf zum Montèe de Bisanne und zur Bergwertung
der höchsten Kategorie betrug 1138 Höhenmeter! Danach jagten die
Pedaleure in halsbrecherischer Abfahrt mit Spitzengeschwindigkeiten
von 90 km/h bis auf 613 m Höhe hinunter, um dann den letzten Anstieg
hinauf nach St. Gervais in am Mt.-Blanc-Massiv zum Etappenziel in
1372 m Höhe zu meistern. Für mich sind das schon fast
übermenschliche Anstrengungen! Doping hin und Doping her, wer hier
nicht absolut fit und austrainiert ist, dem helfen auch keine Pillen
oder Spritzen die Berge hinauf. Das soll nicht heißen, dass ich
Doping für gut halte. Wer dopt, betrügt! Trotzdem ist meine
Hochachtung vor den Sportlern, die diese Strapazen auf sich nehmen
und überstehen, noch weiter gewachsen, nachdem wir dieses
begeisternde Sportschauspiel live erleben konnten.
von ganz da unten... |
...müssen die Fahrer... |
...bei solcher Steigung hier herauf! |
die Spitzengruppe |
auch die Top-Fahrer müssen sich quälen |
abgeschlagene Fahrer... |
...haben es noch schwerer |
in der Bildmitte der Deutsche Greipel |
Ardeche
An
den nächsten Tagen fuhren wir auf kleinen Straßen und Sträßchen
weiter durch Frankreichs Süden, bis wir die Ardeche erreichten.
Dieser Fluss hat auf einer Länge von rund 30 km einen tiefen Canon
in die Felsen geschnitten. Eine Straße folgt dem Flusslauf und
bietet immer wieder spektakuläre Ausblicke auf das tief darunter
liegende Flusstal. Hunderte Kanus und Kajaks fuhren den Fluss hinab.
An einer Stelle wölbt sich ein gewaltiger Felsbogen über den Fluss.
Gerne
wären wir hier ein oder zwei Tage geblieben. Doch dieser
Massenbetrieb hier einerseits und die Preise auf den Campingplätzen
gefielen uns ganz und gar nicht. Gute 100 km weiter südlich schauten
wir uns wieder zwei Campingplätze an. Hier gab es keine
Besonderheiten oder gar Attraktionen. Beide lagen an einem Fluss, den
man durchwaten konnte. 25 bzw. 34 Euro pro Nacht waren uns dann doch
eindeutig zu viel. Wenige Kilometer weiter campten wir am gleichen
Fluss wild und für 0 Euro. Anfangs hatten wir zwar ein ungutes
Gefühl (in Frankreich ist wild campen verboten), doch wir hatten
eine völlig ruhige Nacht. Niemand störte oder belästigte uns.
Nahe
der Alpen fuhren wir lange Zeit durch eine Gegend mit vielen
Walnussbaum-Plantagen. Hier unten weiter im Süden überwiegt der
Weinanbau. Jedes kleine Fleckchen Erde wird dafür genutzt. Im
Vergleich zu den Winzern an Rhein und Mosel, die an den Steilhängen
herumkraxeln müssen, haben es die Weinbauern hier doch entschieden
besser, denn ihre Anbaugebiete liegen alle auf sanften Hängen oder
in der Ebene. Und obwohl es hier so riesige Anbauflächen gibt,
kostet der Wein im Laden meist mehr Geld als in Deutschland.
die Ardeche |
Am
Mittelmeer
Bei
Montpellier erreichten wir die Mittelmeerküste. Dass wir hier keine
Möglichkeiten zum Wildcampen finden würden, war uns schon vorher
klar. An den Küsten wird wohl auch strenger kontrolliert und
entsprechend geahndet. Also nutzten wir offizielle Stellplätze. Ein
Wohnmobil am anderen (mit einer Ausnahme), nein, das ist nicht unser
Ding. Entweder gibt es überhaupt keine sanitären Einrichtungen,
oder es sind viel zu wenige und befinden sich dann in entsprechendem
Zustand. Irgendwie fanden wir trotzdem etwas, was einigermaßen
akzeptabel war. Was uns noch auffiel: Auf den Stellplätzen stehen
fast ausschließlich einheimische WoMos. Deren Besitzer sind
offensichtlich ganz ähnlich drauf wie viele der deutschen
WoMo-Fahrer: keiner redet mit dem Anderen. Abends hocken sie in ihren
weißen Kisten und schauen fern. Aber immerhin grüßt man sich...
Die
derzeitige Hitze am Mittelmeer machte uns teilweise ganz schön zu
schaffen. Die Klimaanlage unseres Geckos besteht aus zwei Fenstern.
45 Grad im Auto waren keine Seltenheit. Lediglich der ständig
wehende starke Wind verschaffte uns ein bisschen Kühlung.
Bei
La Franqui standen wir auf einem akzeptablen WoMo-Stellplatz, aber
auch hier kein bisschen Schatten. An einem Nachmittag liefen wir
hinaus an den einen Kilometer entfernten Strand. Der Weg bis dahin
ist topfeben und ziemlich hart. Offensichtlich kommt das Meer
manchmal bis hierher, denn an einigen Stellen glitzerten
Salzablagerungen. Auf dieser weiten Ebene, die sich kilometerlang
hinzog, tobten sich junge Leute mit Geräten aus, deren Name ich
nicht mal kenne. Sie sehen aus wie Eissegler. Statt der Kufen haben
sie Räder. Und mit diesen Geräten sausen sie über die Ebene. Das
macht sicher viel Spaß. Schon von weitem blinkten uns die bunten
Kites der Kite-Surfer entgegen. Zu Dutzenden sausten sie über die
nahezu wellenlose Wasseroberfläche. Bei ihren Wendemanövern flogen
sie manchmal mehrere Meter hoch durch die Luft. Das würde mich auch
reizen (wenn ich noch ein paar Jahre jünger wäre). Ein Rätsel
blieb mir,wie die Surfer es schaffen, dass sie sich nicht gegenseitig
in die Kite-Schnüre zu fahren.
Andorra
Am
27.07.2016 verließen wir die Küste in Richtung Andorra. Wir
hofftgen auf kühlere Temperaturen in den Bergen. Doch wir mussten
noch ziemlich lange auf Abkühlung warten.Selbst auf 1000 m Höhe
suchten wir bei einer Pause den Schatten. Die Sonne brannte wieder
unbarmherzig. Weiter oben wurde dann die Luft doch endlich merklich
kühler.
Die
Grenze passierten wir innerhalb von zwei Minuten, also ohne jede
Kontrolle. Dann ging es hinauf bis auf 2408 m über den
Envalira-Pass, den höchsten Pass der Pyrenäen. Damit waren wir in
dem Zwergstaat angelangt, in dem nur 80.000 Einwohner leben, aber
über 40.000 Hotelbetten verfügt und jährlich von 8 Millionen
Touristen besucht wird. Auf nur 486 Quadratkilometern ragen mehr als
60 Gipfel über 2500 Meter in den Himmel.
Die
Orte entlang der Straße bis zur Hauptstadt Andorra La Valle
übertreffen sich an Hässlichkeit. Graue und braune Hotelungetüme
glotzen von den Steilhängen herab. Wir verstehen nicht, warum man
solch hässliche Gebäude hierher geklotzt hat. Jetzt im Hochsommer
sind die meisten Hotels geschlossen und wirken deshalb noch trister.
Mag sein, dass im Winter alles ein bisschen freundlicher wirkt.
Freundlich
wurde es allerdings an einer der zahllosen Tankstellen. 85,6 Cent pro
Liter Diesel. Wenn das kein Grund zur Freude ist! Nun sind beide
Tanks wieder randvoll.
In
dem kleinen Ort Canillo fanden wir einen wider Erwarten hübschen,
kleinen Zeltplatz. Umgeben von steilen, hohen Bergen stehen wir jetzt
auf einer ebenen, grünen Wiese, nicht zu voll, saubere
Sanitäranlagen und WLAN, und alles für 12,60 Euro/Tag! Und die Luft
hier in über 1500 m Höhe ist herrlich kühl.
Wir
werden noch ein paar Tage Andorra unsicher machen und dann nach
Spanien weiterziehen.
Sobald
es etwas Neues gibt und wir Zugriff aufs Internet haben, erfahrt Ihr
es hier im Blog.
Bis dahin, bleibt schön neugierig... ;-)
hinauf nach Andorra (aber noch in Frankreich) |
Andorra |