Am
23.12. tuckerten wir genüsslich immer an der Küste entlang weiter
gen Süden. Immer wieder eröffneten sich schöne Ausblicke auf den
atlantischen Ozean. Die von ihm aufgewirbelte Gischt legte sich als
feiner Nebel über die gesamte Landschaft.
In Sidi
Ifni tankten wir sicherheitshalber noch mal nach und folgten weiter
der Küstenstraße. Ziel war der viel gerühmte Plage Blanche, der
Weiße Strand. Bis Foum Assaka war das auch absolut kein Problem.
Dort führte die Straße steil hinab in ein Flusstal. Mit der Brücke
über diesen ausgetrockneten Fluss endete jedoch die Asphaltstraße.
Schon alleine die Ausfahrt aus diesem Tal war so steil und felsig,
dass ich zum ersten Mal auf dieser Reise auf Allrad umschalten und
sogar die Untersetzung einlegen musste. Der Gecko meisterte den
Anstieg und die scharfkantigen Steine mit Bravour.
Da unten an der Brücke endet die Asphaltstraße |
Es
folgten ungefähr 15 Kilometer knüppelharter Piste. Für diesen
Abschnitt benötigten wir über eine Stunde. Vor allem die
scharfkantigen Steine und felsige Abschnitte machten mir Sorgen, doch
die Reifen bewährten sich auch hier wieder. Wir kamen ohne Plattfuß
durch.Wir atmeten auf, als wir endlich wieder eine Asphaltstraße
erreichten. Die Freude währte allerdings nur kurz, denn nach wenigen
Kilometern begann die nächste Rüttelpiste.
immer wieder diese scharfkantigen Felsen :-( |
Wir
sahen unsere Hoffnung dahinschwinden, Weihnachten in den herrlichen
Dünen und am weißen Strand verbringen zu können, denn von denen
war weit und breit nichts zu sehen. Schon bald brach die Dämmerung
herein und wir ratterten immer noch durch diese endlos scheinende
Steppenlandschaft. Die Vegetation wurde immer spärlicher und bestand
nur noch aus niedrigen Büschen. Weit und breit keine Menschenseele.
Warum diese Strecke auf der Karte von Reise-Know-How als
landschaftlich schön gekennzeichnet ist, blieb uns ein Rätsel.
Fischerhütten |
und wieder eine steile Abfahrt zwischen den Felsen hindurch |
Mitten
im Nichts tauchte dann ein Haus vor uns auf. Sicher zwölf Meter
lang, nur drei Meter breit und drei Meter hoch, flachers Dach wie
alle Häuser hier in Marokko, eine einzige Tür in der Mitte der
Längsseite, kein einziges Fenster. Die Tür war nur mit einem davor
gelegten Stein verschlossen. Also war auch niemand zu Hause. Wir
wählten das Haus als Windschutz, denn je dunkler es wurde, umso
stärker fegte der Sturm über die weite Ebene.
Zum
Glück ließ der Sturm in der Nacht etwas nach, so dass wir doch
einigermaßen ruhig schlafen konnten.
das Haus schützte uns einigermaßen vor dem Sturm |
Der
Morgen des 24.12. zeigte sich grau in grau. Die Sonne verlor recht
schnell den Kampf gegen die grauen Wolken. Weiter ging es über die
holprige Piste, die manchmal auf dem steinigen Untergrund kaum noch
zu erkennen war. Zu den Steinen kam jedoch immer öfter Sand hinzu.
Im Osten zogen vor den in der Ferne liegenden Bergen riesige Staub-
und Sandwolken dahin.
ein Sandsturm in der Ferne |
Mehrmals
mussten wir entlang von ausgetrockneten Flüssen nach einer
Möglichkeit suchen, auf die andere Seite zu kommen, da die
Uferböschungen meistens zu steil waren. Wir waren offensichtlich
nicht die Ersten, denn Reifenspuren tauchten immer wieder mal auf.
Nachdem wir also mehrmals von der eigentlichen Piste abweichen
mussten, war es manchmal nicht so ganz einfach, die Fortsetzung zu
finden. Irgendwie klappte es aber doch immer. Endlich tauchte vor uns
wieder das Meer und davor ein verlassenes Fort auf. Das Fort bot
nichts Interessantes außer eingefallenen Mauern. Davor standen
einige armselige Hütten, erbaut aus Planen und vom Meer angespültem
Holz. Kaum vorstellbar, wie hier Menschen existieren können.
Allerdings sahen wir auch keinen einzigen von Ihnen.
wo ist die richtige Spur? |
Steppe |
Der Sturm lässt die Dünen wandern. Das sind allerdings nicht die Dünen am Meer. |
Von den
herrlichen Dünen und weißem Strand war allerdings auch hier nichts
zu sehen. Die Piste, die parallel zur Küste verlief, bestand nun nur
noch aus großen Steinen. Nach nicht einmal einem Kilometer
beschlossen wir umzukehren und uns einen Weg zurück zur N1, die als
gut ausgebaute Asphaltstraße in den Süden führt, zu suchen. Dies
klappte besser als zunächst befürchtet. Bald tauchten am Horizont
Funkmasten und danach eine große Moschee auf. Dies musste Notfia
sein, und tatsächlich trafen wir kurz danach auf die N1.
Unglaublich, wie ruhig es plötzlich im Auto war, als wir mit 80 km/h
auf glattem Asphalt dahin rollten. Kein Wunder, nach dem
stundenlangen Gepolter, bei dem unser Gecko in allen Fugen ächzte
und stöhnte.
die Moschee von Notfia |
Bald
erreichten wir Tan-Tan, das uns aber nicht gefiel. Also fuhren wir
weiter bis El Ouatia, wo wir uns auf dem CP „Sable d'Or“
einmieteten. Zusammen mit wenigen WoMos stehen wir nun seit gestern
hier.
am Stadtrand von Tan-Tan |
Der
gestrige Heilige Abend gestaltete sich dann doch noch etwas
weihnachtlich. Unsere lieben Nachbarn hatten uns ein Paket
mitgegeben, das wir erst am 24.12. öffnen durften. Natürlich waren
wir sehr gespannt, was sie uns eingepackt hatten. Nun, die
Überraschung war wirklich gelungen. Ein Karton barg viele kleine in
Weihnachtspapier hübsch verpackte Päckchen, ein paar Teelichte, und
einen extra eingepackten Würfel. Mit diesem würfelten wir dann aus,
wer das nächste Päckchen auspacken durfte. Wir hatten richtig Spaß
dabei. Natürlich würfelte Jutta die meisten Sechsen und heimste die
meisten Päckchen ein. Bei solchen Dingen hat sie wirklich immer
Glück. Letztlich essen wir ja aber doch alle Naschereien gemeinsam
auf. Sogar ein ganz leckerer kleiner Stollen war dabei. Am Abend
zauberte Jutta auf unserem einflammigen Kocher ein leckeres
Weihnachtsessen. Per WhatsApp tauschten wir uns mit unserer Familie,
Nachbarn und Freunden aus. Weihnachten in Marokko...
Die
Nacht verlief sehr unruhig, denn es kam wieder Wind auf und rüttelte
kräftig am Aufstelldach. Pünktlich 6 Uhr weckte uns der Muezzin mit
seinem Singsang.
Als wir
nach draußen schauten, trauten wir unseren Augen kaum. Das nur 150
Meter entfernte Meer versteckte sich hinter gelblichem Dunst. Von den
umliegenden Häusern war kaum etwas zu erkennen. Der Sturm pfiff uns
um die Ohren und trug den Saharasand hinaus aufs Meer.
Vorsichtshalber klappte ich das Dach herunter, denn der Sturm
verstärkte sich immer mehr. Wir liefen trotzdem mal hinunter zum
Meer mit dem Ergebnis, dass der Sand zwischen den Zähnen knirschte
und in den Augen brannte. Der Sand und Staub drang sofort durch
sämtliche Ritzen und Öffnungen im Auto und überzog im Handumdrehen
alles mit einer dicken Staubschicht. Jetzt, am späten Nachmittag,
schütteln nur noch einzelne Böen den Gecko durch. Trotzdem
überlegen wir, ob wir uns direkt hinter eine hohe Mauer stellen, um
in der Nacht einigermaßen ruhig schlafen zu können. Wir trösten
uns über das schlechte Wetter hinweg mit dem Gedanken, dass wir
immerhin nicht frieren müssen, denn es sind angenehme 22 Grad, auch
ohne Sonne.
Wir
hoffen, dass morgen das Wetter wieder besser wird. Danach entscheiden
wir, ob und wohin wir weiterfahren.
Wir
halten Euch auf dem Laufenden. Also bleibt schön neugierig...
Sandsturm |
die Luft ist gelb und trüb vom vielen Sand |