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Sonntag, 25. Dezember 2016

Sand, Sand und nochmals Sand

Am 23.12. tuckerten wir genüsslich immer an der Küste entlang weiter gen Süden. Immer wieder eröffneten sich schöne Ausblicke auf den atlantischen Ozean. Die von ihm aufgewirbelte Gischt legte sich als feiner Nebel über die gesamte Landschaft.






In Sidi Ifni tankten wir sicherheitshalber noch mal nach und folgten weiter der Küstenstraße. Ziel war der viel gerühmte Plage Blanche, der Weiße Strand. Bis Foum Assaka war das auch absolut kein Problem. Dort führte die Straße steil hinab in ein Flusstal. Mit der Brücke über diesen ausgetrockneten Fluss endete jedoch die Asphaltstraße. Schon alleine die Ausfahrt aus diesem Tal war so steil und felsig, dass ich zum ersten Mal auf dieser Reise auf Allrad umschalten und sogar die Untersetzung einlegen musste. Der Gecko meisterte den Anstieg und die scharfkantigen Steine mit Bravour.

Da unten an der Brücke endet die Asphaltstraße

Es folgten ungefähr 15 Kilometer knüppelharter Piste. Für diesen Abschnitt benötigten wir über eine Stunde. Vor allem die scharfkantigen Steine und felsige Abschnitte machten mir Sorgen, doch die Reifen bewährten sich auch hier wieder. Wir kamen ohne Plattfuß durch.Wir atmeten auf, als wir endlich wieder eine Asphaltstraße erreichten. Die Freude währte allerdings nur kurz, denn nach wenigen Kilometern begann die nächste Rüttelpiste.



immer wieder diese scharfkantigen Felsen  :-(



Wir sahen unsere Hoffnung dahinschwinden, Weihnachten in den herrlichen Dünen und am weißen Strand verbringen zu können, denn von denen war weit und breit nichts zu sehen. Schon bald brach die Dämmerung herein und wir ratterten immer noch durch diese endlos scheinende Steppenlandschaft. Die Vegetation wurde immer spärlicher und bestand nur noch aus niedrigen Büschen. Weit und breit keine Menschenseele. Warum diese Strecke auf der Karte von Reise-Know-How als landschaftlich schön gekennzeichnet ist, blieb uns ein Rätsel.

Fischerhütten


und wieder eine steile Abfahrt zwischen den Felsen hindurch

Mitten im Nichts tauchte dann ein Haus vor uns auf. Sicher zwölf Meter lang, nur drei Meter breit und drei Meter hoch, flachers Dach wie alle Häuser hier in Marokko, eine einzige Tür in der Mitte der Längsseite, kein einziges Fenster. Die Tür war nur mit einem davor gelegten Stein verschlossen. Also war auch niemand zu Hause. Wir wählten das Haus als Windschutz, denn je dunkler es wurde, umso stärker fegte der Sturm über die weite Ebene.

Zum Glück ließ der Sturm in der Nacht etwas nach, so dass wir doch einigermaßen ruhig schlafen konnten.

das Haus schützte uns einigermaßen vor dem Sturm

Der Morgen des 24.12. zeigte sich grau in grau. Die Sonne verlor recht schnell den Kampf gegen die grauen Wolken. Weiter ging es über die holprige Piste, die manchmal auf dem steinigen Untergrund kaum noch zu erkennen war. Zu den Steinen kam jedoch immer öfter Sand hinzu. Im Osten zogen vor den in der Ferne liegenden Bergen riesige Staub- und Sandwolken dahin.

ein Sandsturm in der Ferne

Mehrmals mussten wir entlang von ausgetrockneten Flüssen nach einer Möglichkeit suchen, auf die andere Seite zu kommen, da die Uferböschungen meistens zu steil waren. Wir waren offensichtlich nicht die Ersten, denn Reifenspuren tauchten immer wieder mal auf. Nachdem wir also mehrmals von der eigentlichen Piste abweichen mussten, war es manchmal nicht so ganz einfach, die Fortsetzung zu finden. Irgendwie klappte es aber doch immer. Endlich tauchte vor uns wieder das Meer und davor ein verlassenes Fort auf. Das Fort bot nichts Interessantes außer eingefallenen Mauern. Davor standen einige armselige Hütten, erbaut aus Planen und vom Meer angespültem Holz. Kaum vorstellbar, wie hier Menschen existieren können. Allerdings sahen wir auch keinen einzigen von Ihnen.

wo ist die richtige Spur?

Steppe 


Der Sturm lässt die Dünen wandern. Das sind allerdings nicht die Dünen am Meer.

Von den herrlichen Dünen und weißem Strand war allerdings auch hier nichts zu sehen. Die Piste, die parallel zur Küste verlief, bestand nun nur noch aus großen Steinen. Nach nicht einmal einem Kilometer beschlossen wir umzukehren und uns einen Weg zurück zur N1, die als gut ausgebaute Asphaltstraße in den Süden führt, zu suchen. Dies klappte besser als zunächst befürchtet. Bald tauchten am Horizont Funkmasten und danach eine große Moschee auf. Dies musste Notfia sein, und tatsächlich trafen wir kurz danach auf die N1. Unglaublich, wie ruhig es plötzlich im Auto war, als wir mit 80 km/h auf glattem Asphalt dahin rollten. Kein Wunder, nach dem stundenlangen Gepolter, bei dem unser Gecko in allen Fugen ächzte und stöhnte.

die Moschee von Notfia

Bald erreichten wir Tan-Tan, das uns aber nicht gefiel. Also fuhren wir weiter bis El Ouatia, wo wir uns auf dem CP „Sable d'Or“ einmieteten. Zusammen mit wenigen WoMos stehen wir nun seit gestern hier.

am Stadtrand von Tan-Tan

Der gestrige Heilige Abend gestaltete sich dann doch noch etwas weihnachtlich. Unsere lieben Nachbarn hatten uns ein Paket mitgegeben, das wir erst am 24.12. öffnen durften. Natürlich waren wir sehr gespannt, was sie uns eingepackt hatten. Nun, die Überraschung war wirklich gelungen. Ein Karton barg viele kleine in Weihnachtspapier hübsch verpackte Päckchen, ein paar Teelichte, und einen extra eingepackten Würfel. Mit diesem würfelten wir dann aus, wer das nächste Päckchen auspacken durfte. Wir hatten richtig Spaß dabei. Natürlich würfelte Jutta die meisten Sechsen und heimste die meisten Päckchen ein. Bei solchen Dingen hat sie wirklich immer Glück. Letztlich essen wir ja aber doch alle Naschereien gemeinsam auf. Sogar ein ganz leckerer kleiner Stollen war dabei. Am Abend zauberte Jutta auf unserem einflammigen Kocher ein leckeres Weihnachtsessen. Per WhatsApp tauschten wir uns mit unserer Familie, Nachbarn und Freunden aus. Weihnachten in Marokko...

Die Nacht verlief sehr unruhig, denn es kam wieder Wind auf und rüttelte kräftig am Aufstelldach. Pünktlich 6 Uhr weckte uns der Muezzin mit seinem Singsang.

Als wir nach draußen schauten, trauten wir unseren Augen kaum. Das nur 150 Meter entfernte Meer versteckte sich hinter gelblichem Dunst. Von den umliegenden Häusern war kaum etwas zu erkennen. Der Sturm pfiff uns um die Ohren und trug den Saharasand hinaus aufs Meer. Vorsichtshalber klappte ich das Dach herunter, denn der Sturm verstärkte sich immer mehr. Wir liefen trotzdem mal hinunter zum Meer mit dem Ergebnis, dass der Sand zwischen den Zähnen knirschte und in den Augen brannte. Der Sand und Staub drang sofort durch sämtliche Ritzen und Öffnungen im Auto und überzog im Handumdrehen alles mit einer dicken Staubschicht. Jetzt, am späten Nachmittag, schütteln nur noch einzelne Böen den Gecko durch. Trotzdem überlegen wir, ob wir uns direkt hinter eine hohe Mauer stellen, um in der Nacht einigermaßen ruhig schlafen zu können. Wir trösten uns über das schlechte Wetter hinweg mit dem Gedanken, dass wir immerhin nicht frieren müssen, denn es sind angenehme 22 Grad, auch ohne Sonne.

Wir hoffen, dass morgen das Wetter wieder besser wird. Danach entscheiden wir, ob und wohin wir weiterfahren.


Wir halten Euch auf dem Laufenden. Also bleibt schön neugierig...


Sandsturm

die Luft ist gelb und trüb vom vielen Sand

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