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Samstag, 23. Mai 2015

Der nördlichste Punkt ist erreicht

21. Mai 2015: Das war endlich mal wieder eine ruhige und erholsame Nacht. Die hatten wir auch gebraucht. Wir schliefen bis halb neun und frühstückten bei strahlendem Sonnenschein und ohne die vermaledeiten Mücken, die mich am Vorabend ziemlich übel zugerichtet hatten. Auf der einen Seite ein Birkenwald, auf der anderen eine sattgrüne Wiese, darüber der strahlen blaue Himmel, kein Autolärm, nur Insekten summen. Über uns kreist ein Greifvogel, ähnlich unserem Rotmilan. Und das alles in der Taiga Sibiriens...

unser idyllischer Stellplatz

Ausgeruht ging es wieder auf die Strecke. Bis Mariinsk wollten wir fahren (ca. 320 km).

Nach nur wenigen Kilometern trübte sich der Himmel ein. Als wir losfuhren, blies schon ein starker Wind,der sich nun zum Sturm auswuchs. Dunkle Wolken zogen auf,Blitze zuckten. Als wir an einer Baustelle halten mussten,ging es richtig los.Heftige Sturmböenpeitschten erst Sandwolken, dann starken Regen und schließlich Hagelkörner über das hier wieder weite, flache Land. Der Gecko wurde durchgerüttelt und geschüttelt, wie auf der übelsten Schlaglochpiste.

Ich dachte, ich spinne, als der Gecko plötzlich ohne mein Zutun von selbst langsam losfuhr.Wir warteten ja immer noch an der Baustelle. Es krachte. Ein Baustellenschild flog gegen den vor uns stehenden LKW. Und unser Gecko rollte auf den LKW zu, angetrieben nur vom Wind! 3,6 Tonnen bringt er auf die Waage; was für Kräfte wirken da! Natürlich war es nicht gefährlich, schließlich hat er auch Bremsen. Beeindruckt waren wir dennoch.

In den nächsten Stunden erlebten wir noch mehrere Gewitter und Regengüsse. In Mariinsk musste der Sturm auch gewütet haben, denn überall lagen abgebrochene Äste herum. Ein alter Baum hatte es nicht überlebt und war dicht neben einem alten Holzhaus umgefallen. Der anvisierte Stellplatz sagte uns überhaupt nicht zu, so dass wir ca. 20 km weiter östlich wieder so einen lauten Trucker-Parkplatz nehmen.

Heute erreichten wir mit 56 Grad nördlicher Breite (und ein paar zerquetschte Minuten) den nördlichsten Punkt unserer Reise. Damit befinden wir uns ungefähr ein Stück nördlicher als zum Beispiel Kopenhagen. Die Temperatur liegt hier auch merklich tiefer als bisher. Trotzdem sahen wir in Mariinsk blühenden Flieder.Wer hätte gedacht, dass es in Sibirien Flieder gibt!

22. Mai 2015: Wir sahen zum ersten Mal seit ca. drei Wochen wieder Berge! Also nicht wirklich hohe Gipfel, aber eine Hügelkette am Horizont kann schon mal eine hübsche Abwechslung sein. Sogar sechsprozentige Steigungen durfte der Gecko erklimmen... ;-)

ungewohnter Anblick: eine Steigung!

Bei Atschinsk beeindruckten uns mächtige Abraumhalden. Was da abgebaut wird, konnten wir nicht herausfinden.


Abraumhalde und Großbetrieb bei Atschinsk
Krasnojarsk umfuhren wir in großem Bogen, da Großstädte uns nicht so sehr interessieren.

Auf der Suche nach einem Stellplatz versuchten wir es wieder in einem Waldstück, doch uns verging bald die Lust. Aller paar Meter lagen Müllhaufen; einfach nur schrecklich.
der allgegenwärtige Müll, selbst tief im Wald

Das Ende vom Lied: wieder eine Stojanka (LKW-Parkplatz). Heftiger Sturm und Regen ließen unsere Laune erst mal fast auf den Nullpunkt sinken. Doch es gab gleich zweifachen Trost: Erstens haben wir einen wunderbar milden Wodka an Bord, und zweitens sind es nur noch rund 1000 km bis Irkutsk. Und von da bis zum Baikalsee ist es nur noch ein Katzensprung von knapp hundert Kilometern.


typisches Holzhaus
                   
die Dörfer in Sibirien sehen alle irgendwie fast gleich aus

und noch mal Felder und Birkenwälder

davon sahen wir bisher Hunderte: hier starb ein Mensch bei einem Verkehrsunfall

die Trasse der Transsibirischen Eisenbahn, der wir hunderte Kilometer folgten

an vielen Stellen werden die kaputten Straßen repariert und neue gebaut

Frühling in der Taiga

die Saat geht auf

das blieb in den meisten Fällen von den Kolchosen: Ruinen

der Jennisei

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