Von
Salamanca nach Algeciras war es nur noch ein Katzensprung von 185 km.
Unser Weg führte uns sofort zu Carlos, dem vielgepriesenen
Ticketverkäufer. Freundlicher Empfang, problemloser Ablauf. 170 Euro
für Hin- und Rückfahrt und als Geschenk eine Flasche Rotwein und
einen Kuchen obendrauf, was will man mehr.
Sieht man häufig in Spanien: riesige Werbestiere |
Unsere
Fähre sollte am nächsten Vormittag um 10:30 Uhr in See stechen. Die
Nacht verbrachten wir gemeinsam mit vielleicht zehn oder zwölf
Wohnmobilen auf einem riesigen Parkplatz ganz in der Nähe von
Carlos' Büro.
Um 9:00
Uhr öffnete der Carrefour-Supermarkt, wo wir schnell noch ein paar
Einkäufe erledigten. Bis zum Fährhafen waren es nur sechs oder
sieben Kilometer, wo wir eine Stunde vor Abfahrt eintrafen. Vor uns
standen fünf Autos. Auf dem Dach des ersten Fahrzeugs, ein kleiner
Peugeot mit marokkanischem Kennzeichen, türmten sich
Kinderfahrräder, Dreiräder und andere Gepäckstücke. Die Autos in
den Schlangen rechts und links neben uns rückten eins nach dem
anderen vor, doch unsere Schranke blieb geschlossen.Auch eine
Viertelstunde vor Abfahrt tat sich immer noch nichts. Alle anderen
Autos waren weg, nur unsere Reihe blieb einfach stehen.Kurz vor halb
zehn kam ein Angestellter der Fährgesellschaft und erklärte mühsam
in gebrochenem Englisch, dass es irgendein Problem mit dem Schiff
gäbe und wir auf die nächste Fähre warten müssten. Diese sollte
15 Uhr fahren. Uns blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Was
soll's. Noch mal 4,5 Stunden Warten. Da haben wir auf unserer großen
Tour 2015 noch ganz andere Wartezeiten hinter uns gebracht.
Die
Autos vor uns verschwanden nach und nach, so dass wir schließlich
als Erste ganz vorn an der Schranke standen. Die Zeit verging nicht
gerade wie im Fluge, aber sie verging. Wir genossen derweil die Sonne
und dachten an unsere Lieben, die zu Hause in der Kälte bibbern
mussten.
13:30
Uhr öffnete sich die Schranke für uns, die Fähre machte am Pier
fest, ein Dutzend LKW's und vielleicht ebenso viele PKW und
kleinere Fahrzeuge fuhren in den Bauch des für unsere Begriffe
riesigen Schiffs, das sich pünktlich 15 Uhr in Bewegung setzte. Die
Fähre läuft unter der Flagge der Bahamas (wenn ich die Flagge
richtig gedeutet habe, vielleicht gehört sie aber auch zu einem
anderen mittelamerikanischen Land) und hat ihre besten Zeiten
offensichtlich lange hinter sich. Weite Teile des Schiffes sind
abgesperrt und für die wenigen Passagiere unzugänglich.
Unser Gecko erwartet die Fähre, die eben einläuft |
Wir verlassen den Hafen von Algeciras |
Praktischerweise
wurden die Einreiseformalitäten für Marokko gleich auf dem Schiff
erledigt. Wir verlassen den Hafen von Algeciras und steuern zunächst
direkt auf das gewaltige Felsmassiv von Gibraltar zu. Komisch, vor
über 20 Jahren standen wir mal da oben. Vonn der Südspitze
Gibraltars aus sahen wir damals schemenhaft im Nebel die Berge auf
afrikanischer Seite. Diesmal fuhren wir direkt hinüber.
Nach
kurzer Zeit frischte der Wind auf, die Wellen wurden etwas größer
und das Schiff begann, ganz allmählich zu schwanken. Obwohl Jutta
solch eine Schaukelei erwiesenermaßen nicht gut verträgt, machte es
ihr diesmal überhaupt nichts aus. Auf so einem riesigen Kahn merkt
man das auch kaum. Lediglich beim Laufen durch die Gänge muss man
sich darauf einstellen, sonst läuft man eben Schlangenlinien auch
ohne Alkoholeinwirkung.
Gibraltar |
Wir lassen Gibraltar hinter uns |
Ein Segelboot kreuzt vor uns |
Nach
einer reichlichen Stunde wuchsen die Berge auf marokkanischer Seite
aus dem Dunst und man konnte immer deutlicher die Kräne unseres
Zielhafens Tanger Med erkennen. Ein rotes Licht auf der Hafenmole
verweigerte uns jedoch die Einfahrt. So lagen wir eben nicht vor
Madagaskar, sondern vor Marokko...
Afrikas Berge tauchen aus dem Dunst auf |
Wer weiß, was die Schriftzeichen bedeuten? |
Zunächst
drehten wir unsere Uhren um eine Stunde zurück. Gegen 16 Uhr
Ortszeit standen wir wieder mal auf afrikanischem Boden. Die
Zollabfertigung dauerte noch mal eine Stunde. Hier fielen wir doch
tatsächlich auf einen „Schlepper“ herein. Nachdem wir schon fast
eine Stunde auf die Abfertigung gewartet hatten, kam ein junger,
netter Mann, riss mir förmlich die Papiere aus der Hand und erklärte
mir, dass ich noch mal zurück laufen müsste, um mir von der Polizei
eine Bestätigung geben zu lassen. Als ich diese bekommen hatte, lief
er mit unseren Dokumenten zu einem Zöllner, der sofort zu uns kam,
mich fragte, ob ich ein Gewehr dabei hätte, mal kurz in den Gecko
hineinschaute und wieder mit einem kurzen „Okay“ verschwand.
Unser „Schlepper“ verlangte nun „Bakschisch“. Fünf Euro
wollte er haben, die wir ihm letztlich auch gaben. Wer weiß, wie
lange wir ohne ihn noch dort zugebracht hätten.
Noch auf
dem Hafengelände zogen wir aus einem Geldautomaten marokkanische
Dirham. Die Dunkelheit war schon hereingebrochen und wir überlegten,
ob wir gleich hier im sicheren Hafen übernachten sollten. Wir
entschlossen uns jedoch, noch 35 km bis Tanger zu einem Campingplatz
zu fahren.
Schade,
dass wir die Küstenstraße nun im Dunklen befahren mussten und vom
Meer nicht viel sahen. Aber ich musste mich ohnehin auf die Straße
bzw. den Verkehr konzentrieren. Es war genau so, wie ich es schon
vorher gelesen hatte. Mopeds, ja sogar Autos ohne Licht tauchten
urplötzlich aus der Dunkelheit vor uns auf. In den Ortschaften
laufen die Fussgänger ohne zu Schauen einfach über die Straße.
Wir
erreichten Tanger. Einen Kilometer vor dem Campinplatz stoppte uns
ein Stau. Nur mühsam ging es weiter. Genau da, wo die Einfahrt zum
Campingplatz sein sollte, stand ein PKW quer vor uns. Er war in den
Zaun gedonnert. Polizei und viel Durcheinander, aber kein
Campingplatz! Also kurzerhand den nächsten CP in Tanger ins Navi
eingegeben, und ab ging es mitten durch Tanger. Unglaublich, welche
Menschenmassen um diese Zeit hier in der Stadt unterwegs waren. Ein
Verkehr herrschte hier, der uns irgendwie an Ulan Bator in der
Mongolei erinnerte, nur dass hier nicht ganz so viel gehupt wurde.
Kurz vor
unserem neuen Ziel bogen wir in eine enge Gasse ab. Kaum kam ich um
die nächste Ecke, so eng war es. Schließlich standen wir vor einem
verschlossenen Tor. Mehrere Zettel wiesen darauf hin, dass der
Campingplatz nun einen neuen Eingang hätte. Also wende auf engstem
Raum. Auf dem Weg zurück durch die engen Gassen lief plötzlich ein
junger Kerl vor uns her und bedeutete uns, ihm zu folgen. Er würde
uns den Weg zeigen. Er rannte wie ein Verrückter vor uns her, bis es
einen sehr steilen Berg hinab ging. Er sprang auf das
Seitentrittbrett des Gecko, klammerte sich irgendwo fest und meinte,
ich solle einfach weiterfahren. Schließlich sprang er ab, riss ein
Tor aus Strohmatten auf und wies uns den Weg auf das Gelände des CP
„Miramonte“. Ob wir das ohne ihn so schnell gefunden hätten?
Natürlich wollte er auch sofort Bakschisch haben. Marokkanisches
Kleingeld hatten wir noch nicht, also gaben wir ihm unsere letzten
drei Euro. Er wollte jedoch wenigstens fünf haben. Schließlich
trollte er sich.
Ein
junger Mann nahm uns in Empfang, zeigte uns, wo wir uns hinstellen
konnten und erklärte dann, dass die Nutrzung des CP kostenlos wäre.
Na ja, auch nicht schlecht.
Am
nächsten Morgen sahen wir dann, wie steil der Berg war, den wir am
Vorabend herunter gefahren waren. Und den musste der arme Kerl, der
uns gestern den Weg gewiesen hatte, wieder hinaufstiefeln.
Am 8.
Dezember verließen wir Tanger in Richtung Süden. Nach nur 124 km
erreichten wir den kleinen Küstenort Moulay Bousselham, wo wir uns
auf dem riesigen CP einmieteten. Heute, am 9.12. legen wir eine Pause
ein und genießen einfach die herrliche Sonne und die RuheIm Auto
herrschen jetzt kuschelige 32 Grad, Lufttemperatur draußen 23 Grad
bei strahlendem Sonnenschein und blitzblankem, tiefblauem Himmel. Das
Leben kann so schön sein... :-)
In dem kleinen Wäldchen hinter den Fischerbooten steht unser Gecko |
Blick auf die Dünen von Moulay Bousselham |