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Freitag, 6. Januar 2017

Im großen Sandkasten

Eine Woche ist schon wieder vergangen seit meinem letzten Bericht. Eine Woche voller schöner Eindrücke und Erlebnisse. Wir haben das alte Jahr verabschiedet und sind gut ins neue Jahr gestartet. Das, so wünschen wir, ist hoffentlich allen Lesern und „Mitreisenden“ auch gelungen.

Am Abend des 28.12. kamen plötzlich Dennis und die beiden Italiener, die am Morgen zusammen in Richtung Plage Blanche aufgebrochen waren, wieder zurück nach Ksar Tafnidilt. Was war geschehen? Dennis hatte auf der harten Piste die Spurstange seines betagten, himmelblauen Landrover gleich zwei Mal ziemlich stark verbogen. Zu dritt konnten sie sie zwar einigermaßen richten und die Vorspur grob einstellen, doch eine längere Pistenfahrt wäre für den Oldie zu riskant gewesen. Glücklicherweise konnte Dennis am nächsten Tag in Tan-Tan eine gut gebrauchte Spurstange einbauen lassen.

Biba, ein netter Mitarbeiter im Ksar Tafnidilt

Wir hatten einfach keine Lust mehr auf Dutzende Kilometer üble, holprige Steinpiste. So änderten wir wieder mal unseren Plan und wandten uns am 29.12. direkt nach Osten. Unser Fernziel: die beiden Dünengebiete Erg Chegaga und später noch Erg Chebbi.

Wir folgten der bestens ausgebauten und asphaltierten Nationalstraße N1 bis Guelmim und füllten dort in einem riesigen Marjane-Supermarkt unsere Vorräte auf. Die netten Holländer, mit denen wir in El Ouatia einen Abend verbrachten, hatten uns eine Skizze mitgegeben, wo wir in Guelmim einen Laden finden könnten, in dem es Bier und Wein zu kaufen gibt. Leider half uns die Skizze nicht wirklich. Ein Deutscher, der mit seiner marokkanischen Frau ebenfalls im Marjane einkaufen war, führte uns dann zu diesem Shop, den wir selbst mit der besten Skizze niemals hätten finden können. Danke auch hier noch mal an die beiden netten Helfer. Bei den gepfefferten Preisen in dem Laden leisteten wir uns jedoch nur zwei Flaschen marokkanischen Rotwein. Das muss nun reichen für die nächste Zeit.

Am gleichen Tage wollten wir noch den kleinen Ort Icht erreichen. Also folgten wir ab Guelmim der N12. Und nun zeigte sich wieder einmal, wie fehlerhaft die Landkarten von Reise-Know-How sind. Auf dieser Karte führt die als Fernstraße rot eingezeichnete N12 fast schnurgerade nach Osten. Als sich ca. 30 km nach Guelmim die Straße gabelte, meinten beide Navis, wir sollten nach rechts abbiegen, weil wir ja der N12 folgen wollten. Nach der Reise-Know-How-Karte hätten wir aber nach links abbiegen müssen. Doch zwei Navis können sich ja wohl kaum gleichzeitig irren. Ich wunderte mich dann doch, denn plötzlich führen wir kilometerlang direkt nach Süden. Im nächsten Ort klärte sich dann alles. Wir fuhren einen Umweg, der uns über die Oase Assa führen würde. Also ist die N12 in unserer Karte völlig falsch eingetragen. Später verglichen wir mit einer Michelin-Karte. Dort ist diese Strecke als Piste gekennzeichnet. Der nächste Fehler in der Karte folgte auf dem Fuße. Wir überquerten einen Pass, der uns wunderschöne Ausblicke in die weite Steppenlandschaft bot. Diesen Abschnitt hätten die Landkartengrafiker als landschaftlich schön markieren können und nicht die Passage durch Assa, wo es wirklich nichts zu sehen gibt. Meine Schlussfolgerung: die Reise-Know-How-Karten werden zwar auf dem besten, weil beschriftbaren und fast unzerstörbaren Material gedruckt (dieses war in der DDR als Hekosyn bekannt), aber sie enthalten eben leider zu viele Fehler, wie wir schon 2015 auf unserer großen Tour feststellen mussten. Zukünftig werde ich keine Karten mehr von diesem Verlag kaufen.

Blick von der Passhöhe in Richtung Osten

Der Ärger über die fehlerhafte Karte war bald verraucht und wir genossen die Fahrt auf der einsamen Straße. In Assa wurden wir von einer Polizeikontrolle zum ersten Mal tatsächlich angehalten, nachdem wir bisher überall an den sehr häufigen Kontrollstellen durchgewunken worden waren. Die beiden Polizisten, von denen einer recht gut englisch sprach (wie ist das bei unseren deutschen Polizisten?), erkundigten sich sehr höflich und freundlich nach unserem Woher und Wohin. Unsere sogenannten Fiches, die ich schon zu Hause vorbereitet und ausgedruckt hatte und die unsere Daten enthielten, kamen jetzt zum ersten Mal zum Einsatz. Sie waren eigentlich für die West-Sahara gedacht. Ich wusste nicht, dass sie auch hier verlangt werden. Das Fiche beschleunigte das Verfahren, und nach wenigen Minuten konnten wir unsere Fahrt fortsetzen.

In einiger Entfernung zog sich eine blau schimmernde Bergkette über viele Kilometer hin. Man könnte die Landschaft eintönig nennen, doch wir lieben nun mal die Wüsten. Als wir einige Kamele nahe der Straße sahen, fragten wir uns, ob es wild lebende Tiere waren, denn sie trugen keinerlei Kennzeichen oder Strick am Hals oder am Kopf.

wilde Kamele?




In Icht fanden wir auf dem zur Auberge Borj Biramane gehörenden Campingplatz ein windgeschütztes Fleckchen. Weil uns diese Oase so gut gefiel, blieben wir gleich noch einen weiteren Tag hier.

Einfahrt zum Camp Borj Biramane

Der Campingplatz grenzt direkt an einen kleinen Canon, in dem tatsächlich etwas Wasser floss. Entlang des Canons gedeihen prächtige Palmen, an denen wir uns einfach nie satt sehen können. Am zweiten Tag wanderten wir ein ganzes Stück im und am Canon entlang hinaus in die Wüste, die hier immer noch sehr steinig ist. Auch hier wachsen trotz der ewigen Trockenheit vereinzelt Bäume und Sträucher. Im Sand entdeckten wir häufig vielfältige Spuren von kleineren Tieren, von denen wir aber bisher kein einziges zu Gesicht bekamen. Wie wir schon vor Jahren im südlichen Afrika festgestellt hatten, gibt es auch hier in der Wüste durchaus Leben.

Oase am Rand des Canons








Auf dem CP lernten wir zwei junge Schweizer kennen, die mit einem VW-Bus ihre zwei sportlichen Enduro-Maschinen transportieren, um hier in der Sahara mal ordentlich Gas geben zu können. Er bastelte den ganzen Tag an seiner Maschine herum, weil sie nicht so hundertprozentig lief, wie er es sich wünschte. Als er im Eifer des Gefechts ein winzig kleines Teilchen in den Sand fallen ließ, halfen alle fleißig beim Suchen. Auch diese Beiden fanden wir ausgesprochen nett. Leider habe ich die Namen schon wieder vergessen. (In unserem Alter sollte man sich eben doch alles aufschreiben...)

ja wo ist denn das winzige Teilchen?

Am 31.12. verließen wir das Camp und folgten wir erst mal für rund 50 Kilometer einer sehr gut befahrbaren, weil fast überall sandigen Piste. Völlig verblüfft waren wir, als wir unverhofft auf eine kleine Oase trafen, die nicht in der Karte verzeichnet ist. Dort reicht das Wasser sogar für den Anbau von Tomaten. Unglaublich, mit welch harter Arbeit die Menschen hier dem kargen Boden doch noch Erträge abringen.


Nach der Oase ging die Sandpiste über in eine breite, geschobene Schotterpiste, die sich aber inzwischen zu einer üblen Wellblechpiste entwickelt hat. Dieses Rattern und Rütteln schüttelt das Auto durch, dass es in allen Fugen nur so ächzt und knirscht. Glücklicherweise erreichten wir nach gut 10 km wieder die N12, der wir nun bis zur Oasenstadt Tata folgten. Dort fanden wir den schön an einem sogar Wasser führenden Fluss gelegenen Campingplatz Maison d'Hote Hayat. Ein französisches und zwei holländische WoMos waren die einzigen Gäste.

Der Sylvesterabend war der ruhigste, den wir jemals erlebt hatten. Wir waren schon gespannt, wie hier der Jahreswechsel begangen wird. Als die Uhr 23 Uhr zeigte, stießen wir mit unserem Rotwein an und tranken auf das Wohl all unserer Lieben in der Heimat, wo eben das neue Jahr begann. Eine Stunde später war es dann auch bei uns so weit. Und es tat sich nichts, einfach gar nichts. Klarer Sternenhimmel, kalte Luft und totale Stille. Keine Rakete stieg in den Himmel, keine Böller krachten, einfach nur totale Ruhe. Lediglich ein Scheinwerfer auf dem Dach des Sanitärblocks unseres CP wechselte unermüdlich die Farbe seines Lichts, doch das tut er offensichtlich jede Nacht. Auch von den Wohnmobilisten ließ sich kein Mensch blicken, so dass auch wir uns bald aufs Ohr hauten.

Auch am ersten Tag des neuen Jahres blieben wir auf diesem Platz. Wir liefen in die Stadt und besuchten dort den Souk (Markt). Wahrscheinlich waren wir die einzigen Touristen. Im Gegensatz zu Marrakesch quatschte uns hier niemand an und keiner wollte uns irgendwas aufschwatzen. Es war wirklich angenehm und interessant, das Markttreiben zu beobachten. Angefangen von Haushaltswaren über Klamotten bis hin zu Obst und Gemüse und Hühnern und Schafen wurde hier alles feilgeboten, was man hier eben so zum Leben braucht. Zu gerne hätte ich hier viele Fotos geschossen, denn Motive boten sich zu Hauf an, doch da die Einheimischen Moslems sind und sich nicht fotografieren lassen, unternahm ich erst gar keinen Versuch. Schade, aber nicht zu ändern. Sicher hätte die eine oder andere Marktfrau oder Händler nichts gegen ein Foto gehabt, aber die viele Fragerei war mir einfach zu mühsam.

die Oasenstadt Tata





Am 2. Januar 2017 fuhren wir lediglich 135 km auf der N12 bis Foum Zguid. Etwas außerhalb des Ortes übernachteten wir auf einem simplen Schotterplatz, der zu einem schönen Hotelkomplex gehört. Es gab zwar zwei Toiletten und zwei Duschen, aber für diesen Platz noch Geld zu kassieren, ist schon fast unverschämt.

on the road again...

riesige Palmenoase


Foum Zguid liegt vor einem gewaltigen Bergmassiv

Die Nacht zum 3.1. bewies, dass auch hier Winter ist. Am frühen Morgen zeigte das Außenthermometer –1 Grad und eine dünne Eisschicht überzog die Windschutzscheibe von innen. Sobald jedoch die Sonne über den Horizont klettert, wärmt sie sehr schnell alles auf.

Nun endlich sollte es so richtig in die Wüste gehen. Rund 93 km Piste bis zum Erg Chegaga lagen vor uns. Wieder einmal wurden wir und der Gecko so richtig durchgerüttelt, denn die Steinpiste schien kein Ende nehmen zu wollen. Entschädigt wurden wir aber durch die Landschaft, die sich uns darbot.

Steine, Steine, Steine...



Da ich am Vorabend die Route ins Navi eingespeichert hatte, gab es auch keinerlei Orientierungsprobleme. Ich frage mich aber immer wieder, wie die Leute früher ohne Navi klargekommen sind... Endlich tauchten dann auch die ersten kleineren Sanddünen auf. In der zweiten Tiefsandpassage blieben wir erst mal stecken. Ich hatte einfach zu wenig Gas gegeben. Doch mit der eingeschalteten Untersetzung kamen wir im Rückwärtsgang problemlos wieder frei. Ich musste mich eben auch erst mal wieder an das Fahren im weichen Sand gewöhnen.

weicher Tiefsand

Nach rund vier Stunden reiner Fahrzeit erreichten wir ein Camp vor den großen Sanddünen des Erg Chegaga. Obwohl das Camp mit einer großen Gruppe Spanier belegt war, hatte niemand etwas dagegen, dass auch wir noch für die nächste Nacht blieben.

Erg Chegaga

Am späten Nachmittag kletterten wir dann mühsam auf die zweithöchste Düne. Es ist schon ein bisschen anstrengend, in dem losen, weichen Sand da hinauf zu steigen, weil man bei fast jedem Schritt wieder einen halben Schritt zurückrutscht. Dafür boten sich aber Fotomotive und Ausblicke, wie man sie sich kaum schöner vorstellen kann. Mitten in den Dünen weideten ein paar Kamele winzige Blümchen ab, die selbst hier in diesem riesigen Sandkasten wachsen und gedeihen. Wir schauten von oben über dieses riesige Dünenfeld bis hinüber zu einer in blauem Dunst liegenden Bergkette, die vermutlich schon zu Algerien gehört. Als die Sonne unter dem Horizont verschwand, tauchte sie den Himmel in die herrlichsten Farben. Doch die Temperatur sinkt auch nach jedem Sonnenuntergang sehr schnell ab, so dass wir uns schleunigst zurück zu unserem Gecko begaben.








Unten angekommen, luden uns die Spanier zu einem kleinen Drink ein. Einer präsentierte uns voller Stolz seinen Landcruiser, der mit einer wirklich tollen Kabine eines französischen Herstellers ausgestattet war. Die haben es noch etwas bequemer als wir in unserem Gecko. Später luden sie uns ein, doch mit ihnen am Feuer zu sitzen.

Dieser Abend wird uns sicher in Erinnerung bleiben. Es war ein Freundeskreis, alles Offroad-Fans, die hier zusammen Urlaub machten. Es wurde geplaudert und gesungen, zwei Einheimische mit malerischen Kopfbedeckungen trommelten dazu. Eine so entspannte, gemütliche Stimmung erlebt man selten. Und wir als einzige Deutsche mittendrin. Die Verabschiedung am nächsten Morgen war so herzlich, als würden wir uns schon seit ewigen Zeiten kennen.

die lustigen Spanier


Während wir uns reisefertig machten, donnerten immer wieder Motorräder am Camp vorbei. Bald war klar, dass hier eine Rallye im Gange war. Ein Einheimischer meinte, es wäre die Rallye Oilybia. Das kann aber nicht stimmen, denn lt. Internet findet sie erst im Oktober 2017 statt. (Inzwischen habe ich herausgefunden, dass dien Rallye "Eco Race Africa" heißt.) Er bestätigte aber, dass auch Autos dabei wären.

Die Motorräder kamen bisher alle genau aus der Richtung, in die wir fahren wollten. Ich meinte zu Jutta, da müssen wir aufpassen, dass uns keiner vorne drauf brummt. Wir verließen das Camp, fuhren über die erste kleine Düne, als über die nächste vor uns liegende Düne ein riesiger Truck geschwebt kam. Mit allen sechs Rädern in der Luft, voll aufgeblendete Scheinwerfer und gewaltiger Staubfahne hinter sich flog er uns entgegen. Geistesgegenwärtig gab ich Vollgas und lenkte nach rechts in den tiefen Sand. Gerade noch rechtzeitig, denn der Rallyepilot ging natürlich nicht vom Gas und zeigte auch keinerlei Lenkbewegung. Ein Rums, und er war vorbei. Das war echt knapp!

Schon oft sah ich diese Rallye-Trucks im Fernsehen, aber so etwas live zu erleben, ist eben doch noch mal ne ganz andere Nummer. Es folgten dann noch eine ganze Reihe andere Rallyeboliden aus x verschiedenen Ländern. Hubschrauber donnerten über uns hinweg. Rallyefeeling pur! Und ich war (fast) in meinem Element. Seit ewigen Zeiten fotografiere ich schon Rallyes. Über 23 Jahre saß ich selbst als Co-Pilot in diversen Rallye-Autos. Wer wollte es mir verdenken, dass ich nun doch lieber in solch einem Geschoss gesessen und für die Navigation gesorgt hätte, als hier draußen zu stehen und auf den Auslöser zu drücken...









Als der Tross vorüber war, machten wir uns auf den Weg nach Mhamid. Steine und Sand wechselten sich nun ab. Allmählich machte das Fahren im Tiefsand so richtig Spaß. Dabei brauchte ich noch nicht mal den Allradantrieb zuzuschalten. Einfach kräftig Gas geben und durch. Der Gecko macht das schon. Von mir aus hätten die Sandpassagen ewig so weitergehen können.

Ungefähr 5 km vor Mhamid schlugen wir uns seitlich in die Büsche, sprich Dünen, denn wir hatten keine Lust auf ein Camp. Wir wollten endlich auch mal wieder alleine in der Wüste die Nacht verbringen. Selbst am Nachmittag brannte die Sonne noch. Das Thermometer zeigte in der Sonne 31 Grad! Herrlich!

Eine absolut ruhige Nacht mit wunderschönem Sternenhimmel lag hinter uns. Am Morgen des heutigen 5. Januar zeigte das Thermometer immerhin 2 Grad plus. Und wir stehen immer noch hier, weil es uns so gut gefällt, mittendrin in diesen kleinen Dünen. Ich habe Zeit, die Fotos zu speichern und den Bericht für den Blog zu schreiben. Ob die Internetverbindung zum Hochladen reicht, wird sich später zeigen. Falls es nicht funktioniert, dauert es eben noch einen oder zwei oder drei Tage länger.


Mit den beiden Schluchten Dades und Todhra sowie dem Erg Chebbi liegen die nächsten Höhepunkte an den folgenden Tagen vor uns. Ihr dürft weiterhin gespannt und neugierig sein. Bis bald...

es gibt sie noch, die Kamelkarawanen





endlich allein in den Dünen

Sand und Staub überall



Donnerstag, 29. Dezember 2016

Ksar Tafnidilt

Wir zogen dann am späten Nachmittag des 25.12. doch noch um und fanden direkt hinter der hohen Mauer, die den CP zur Straße hin abgrenzte, guten Windschutz. Zudem ließ auch der Sturm endlich etwas nach. Den Abend verbrachten wir im Wohnmobil eines sehr netten holländischen Pärchens, die uns eingeladen hatten. Wir verstanden uns auf Anhieb gut. Es gab viel zu erzählen von vergangenen Reisen und wir unterhielten uns über Gott und die Welt.

Am 2. Weihnachtsfeiertag war erst mal Putzen angesagt. Unglaublich, welche Mengen feinsten Staubs der gestrige Sandsturm ins Auto getragen hatte. Nun glänzte der Himmel auch wieder blau. Später bummelten wir über die Strandpromenade und durch den Ort, der aber kaum etwas Sehenswertes zu bieten hat. Ganz interessant fanden wir allerdings einen großen, mit Platten belegten Platz, auf dem einige recht moderne Fitnessgeräte aufgebaut waren, die Jutta natürlich gleich einem Test unterzog. Von den Einheimischen interessierte sich aber niemand für die Geräte. Am Nachmittag liefen wir am Strand in südlicher Richtung bis zu einer großen Mole. Uns faszinieren immer wieder die gewaltigen Wellen, die der Atlantik unentwegt ans Ufer donnern lässt.

Moschee in El Ouatia

Jutta testet die Fitnessgeräte

Einen Versuch wollten wir noch unternehmen, um doch noch den Plage Blanche zu erreichen. Eigentlich wollten wir am 27.12. bis Guelmim fahren und von dort die Teerstraße bis zum Meer nehmen. Als wir am Vormittag losfuhren, stand damit fest, dass wir mit El Ouatia den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht hatten. Von nun an ging es wieder zurück in Richtung Norden. Als wir Tan-Tan hinter uns gelassen hatten, entschlossen wir uns spontan, doch noch einmal nach links auf die Piste abzubiegen und nicht bis Guelmim zu fahren.

Nach fünf oder sechs Kilometern tauchten auf einem der kahlen Hügel vor uns die Ruinen eines Forts auf. Wir fuhren hinauf auf den Hügel und kletterten in den Ruinen herum. Leider gab es keinerlei Tafel oder Hinweis, welche Geschichte diese Festung hat. Uns bot sich jedoch ein herrlicher Ausblick auf die umliegende Landschaft, deren Bild vom weiten Tal des z. Zt. kein Wasser führenden Flusses Draa bestimmt wird. Allerdings riss uns hier wieder der heftige Sturm fast von den Beinen.



Blick ins Tal des Draa


Als wir später um die nächsten zwei Hügel herum gefahren waren, bot sich uns ein Bild wie aus einem Märchenfilm. Einer historischen Festung nachempfunden lag Ksar de Tafnidilt vor uns, eine Hotelanlage, die ein Franzose vor Jahren hier errichten ließ. Malerisch hoben sich die rotbraunen Lehmmauern von den dahinterliegenden Bergen ab. Vier Türme an den Ecken der Anlage beherrschen das Bild. Das Grün der Palmen belebt das Bild auf wunderbare Weise. Zu der Hotelanlage gehört auch ein Stellplatz, wo wir Platz für die nächsten zwei Tage fanden.
Ksar Tafnidilt



Hier lernten wir Oliver und seine thailändische Frau Khwanta kennen, die auf dem Rückweg von Mauretanien nach Deutschland hier ein bisschen ausspannen wollen. Gemeinsam mit ihnen aßen wir im Hotel eine Tajine mit viel Fleisch (vom Rind?) und Gemüse. Vorher gab es eine sehr schmackhafte Suppe und danach ein Dessert, das am ehesten einer Creme Brulee ähnelte. Das Essen war gut, aber der Preis von 180 DH (fast 18 Euro) war dann auch ganz schön gepfeffert. Auf ein Bier, das uns wahlweise entweder 6 oder 10 Euro gekostet hätte, verzichteten wir dann doch lieber.

Am späten Nachmittag gesellte sich noch Dennis hinzu, der mit einem uralten Landrover aus britischen Militärbeständen unterwegs ist. Die Adresse seiner Website leitet sich von der Farbe seines Wagens her: www.himmelblaumatt.de

Dennis mit seinem matt himmelblauen Landrover

Heute ist der 28.12.2016. Das heißt, wir sind jetzt schon wieder genau vier Wochen unterwegs. Die Zeit fliegt nur so dahin...

Wir frühstückten gemeinsam mit den drei Bekannten vom Vortag und zwei Italienern, die noch in der letzten Nacht eingetroffen waren. Die Italiener und Dennis wollen heute ebenfalls den Plage Blanche erreichen. Wir werden ihnen morgern folgen. Vielleicht treffen wir sie ja wieder und können zusammen Sylvester feiern.

Heute Mittag kletterten wir den Berg hinter dem Ksar hinauf und suchten uns dann einen Weg hinunter ins Tal. Der kleine Spaziergang war dann doch etwas anspruchsvoller, weil man auf dem steilen Berg, der komplett mit runden Steinen aller Größen übersät ist, nur schwer Halt findet. Aber ein bisschen Ausarbeitung tut uns natürlich auch mal gut.

Ksar Tafnidilt von oben

die Wüste lebt...




steiler Abstieg ins Draa-Tal

Wenn heute Abend die Internetverbindung etwas besser sein sollte, kann ich evtl. diesen Bericht nebst Fotos noch hochladen, ansonsten eben erst irgendwann später.

Drückt uns bitte alle die Daumen, dass wir Plage Blanche doch noch erreichen. Danach wollen wir ins Landesinnere vorstoßen, wo die großen Sanddünen auf uns warten und wo dann sicher auch das wahre Sahara-Feeling bei uns aufkommen wird.

Bleibt schön neugierig und rutscht gut ins Neue Jahr (falls ich bis dahin nicht noch mal schreiben kann)...