Sonnabend,
10. Juni 2017
Wir
gönnten uns für 4 € ein super gutes Frühstück im Restaurant des
Campingplatzes. Schade, dass dieser idyllisch liegende CP schon
nächstes Jahr verschwinden soll. Dann soll nämlich die 16 zur
Schnellstraße oder Autobahn ausgebaut werden. Die Trasse soll genau
über das Gelände führen. Aber vielleicht dauert es ja auch noch
ein paar Jahre. Schließlich gehört Polen auch der EU an...
Kurz vor
10 h starteten wir. Über Mragowo, Grzycko und Goldap näherten wir
uns der Kaliningrader Grenze. Wir konnten uns an dieser herrlichen
Landschaft kaum satt sehen. Überall grünt es, so weit das Auge
blickt. Dazwischen leuchten riesige Flächen lila blühender Lupinen.
Da und dort leuchten rote Mohnblumen, dann faszinieren uns ganze
Blumenwiesen, wie es sie bei uns zu Hause kaum noch gibt. Und immer
wieder entdecken wir Storchennester In jedem noch so kleinen Dorf
gibt es mindestens eins davon. Oft lugen ein oder zwei Baby-Störche
über den Nestrand, während Mutter oder Vater Storch stolz über sie
wacht.
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Lupinen |
Am
Dreiländereck Polen – Kaliningrad – Litauen versuchten wir, bei
Wizajny direkt nach Litauen zu gelangen. Die Landkarte (von
Reise-Know-How) zeigte jedoch keine durchgehende Straße. Ein junger
Tankwart im Dorf meinte, man könne den Weg problemlos fahren.
Wir
vertrauten ihm und der OSM-Karte in der Navi-App, und siehe da, es
funktionierte. Eine schmale, asphaltierte Straße führte direkt in
den litauischen Vistycio National Park. Wieder mal zeigte sich, dass
die Reise-Know-How-Karten nichts taugen.
Direkt
am Grenzschild tauschte ich die polnische Flagge an der Vorderseite
unserer Dachbox gegen die litauische aus. Die deutsche Fahne bleibt
natürlich während der gesamten Reise dran. Bisher kam es bei
unseren Reisen in allen Ländern immer gut an, dass wir
die einheimische Flagge neben der deutschen zeigten. Für uns ist es
ein Zeichen der Freundschaft und des Respekts gegenüber den
Gastgebern.
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wir verlassen Polen... |
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... und kommen nach Litauen |
In
Litauen fiel uns sofort auf, dass die Besiedlung viel spärlicher ist
als noch wenige Kilometer zuvor in Polen. Und immer wieder kreisten
meine Gedanken darum, wie es den Deutschen damals zumute gewesen sein
muss, als sie gegen Ende des 2. Weltkriegs ihre wunderschöne Heimat
in Ostpreußen verlassen mussten. Wie viele Tränen hier wohl
vergossen wurden, welche Tragödien werden sich hier abgespielt
haben. Unvorstellbar, welches Leid dieser Krieg erst für die
Menschen in den überfallenen Ländern und dann für die Deutschen
selbst brachte. So etwas darf sich NIE, NIE, NIE wiederholen!
Aber man
zündelt schon wieder. Die NATO hat ihre Truppen inzwischen u.a. in
Polen und den Baltikum-Ländern stationiert, obwohl es ja keine
NATO-Osterweiterung geben sollte. Und unsere deutschen Politiker
sagen zu allem Ja und Amen. Es ist nicht zu fassen! Haben die denn
alle keine Ehre im Leib? Deutschland ist drittgrößter
Waffenexporteur der Welt. Eine unglaubliche Schande ist das!!!
So, das
musste ich mal los werden, auch wenn es vielleicht nicht unbedingt in
einen Reiseblog gehört.
Zurück
zu unserer Reise. Nach der Grenze fuhren noch ca. 50 km bis
Vilkaviskis. Dort standen wir auf einem kleinen, hübschen
Campingplatz am Ufer eines großen Sees. Der steinige Strand lädt
nicht gerade zum Baden ein. Einige Segelboote und viele Schwäne
bevölkerten den See.
Von
Nordwesten zog ganz langsam eine dunkle Wolkenfront heran. Am späten
Nachmittag trudelte ein Radfahrer-Pärchen ein, das wir irgendwo
schon überholt hatten. Peter aus Plauen im Vogtland und seine
Freundin Sarah aus England haben schon 3000 km in den Beinen! Sie
wollen auch die Ostsee umrunden. Hut ab vor dieser Leistung! Sie
führen ebenfalls einen gut geschriebenen und schön gestalteten
Blog. Schaut einfach mal rein:
www.findpenguins.com/pesar
Standort:
N 54.63863 E 23.00741
gefahrene
Strecke: 191 km
Sonntag,
11. Juni 2017
Ein
Gewitter und Regen weckten uns. Dicke graue Regenwolken bedeckten den
Himmel. Es war schon nach 11 Uhr, als wir endlich aufbrachen und uns
herzlich von den beiden Radlern verabschiedeten. Auch der Platzwart
nahm uns in seine Arme. „Deutschland gutt!“ meinte er zum
Abschied.
Auf der
141 fuhren wir immer in wenigen Kilometern Entfernung zur
Kalininigrader Grenze bis Silute und dann weiter bis Klaipeda (früher
Memel). Die Stadt ließen wir links liegen. Das war vielleicht ein
Fehler, doch bei dem miesen Wetter machen Stadtbesichtigungen nicht
wirklich Spaß.
15 km
weiter nördlich suchten wir uns bei Karkle einen Campingplatz.
Wieder sehr sauber, sehr ordentlich und für 10 € pro Nacht nicht
zu teuer.
Hier an
der Küste haben die Bewohner offensichtlich mehr Geld,
wahrscheinlich durch den Tourismus.. Wir sahen große Siedlungen mit
neu erbauten Einfamilienhäusern, die alle sehr hübsch aussahen.
Überall wird gebaut. Der Tourismus ist klar am Aufblühen.
Am
Nachmittag liefen wir 200 m hinunter zum Strand. Teilweise schöner,
heller Sand, teils rund geschliffene Steine. Und das Beste: die Sonne
strahlte wieder! Wir beobachteten Paraglider, die die steife Brise
nutzten, um durch die Luft zu schweben.
Noch interessanter war es
jedoch, den Möwen bei der Jagd zuzuschauen. Hier mal eine komplette
Jagdszene:
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Ziel erkannt |
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leider nichts gefangen |
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also auf zu einem neuen Versuch |
Standort:
N 55.80907 E 21.07285
gefahrene
Strecke: 225 km
Montag,
12. Juni 2017
Es
regnete die halbe Nacht. Gegen 9 Uhr ließ er etwas nach, bis er
schließlich ganz aufhörte.Der Himmel blieb trotzdem grau verhangen.
Somit fiel uns die Entscheidung nicht schwer: Wir wollten weiter.
Auf
der A13 gab es so gut wie keinen Verkehr. Wir kamen zügig voran.
Palanga, größter Badeort Litauens, wollten wir bei dem Mistwetter
nicht besuchen, denn der Himmel hatte inzwischen wieder seine
Schleusen geöffnet.
Ein
Foto an der menschenleeren Grenze musste trotz Regens sein.
Hier
an der Küste unterscheiden sich Litauen und Lettland kaum. Sehr dünn
besiedelt, ein bisschen Landwirtschaft, vereinzelt liegende Höfe in
mehr oder weniger gutem Zustand. Dazwischen immer mal wieder ein
aufgegebenes Haus mit eingeschlagenen Fenstern und zerfallenem Dach.
Landflucht gibt es also auch hier, wie in vielen Gegenden dieser
Welt.
Als
wir die Hafenstadt Liepaja passierten und danach auf die P111 in
Richtung Norden schwenkten, hörte auch endlich der Regen auf. Zaghaft
blinzelte sogar mal die Sonne durch die Wolken.
Grüne
Wälder und Wiesen zogen an uns vorüber. Immer wieder freuten wir
uns über die allgegenwärtigen Störche.Einer spazierte todesmutig
über die Straße. Der Fahrer des Autos im Gegenverkehr bemerkte ihn
zum Glück noch rechtzeitig.
Als
die Straße in nur wenigen hundert Metern Abstand von der Küste
verlief, wollten wir eine Pause am Strand einlegen. Doch sämtliche
Wege, die zum Strand führten, waren gesperrt. Privatgelände.
Endlich fanden wir einen breiten Schotterweg, der zu einem
unbefestigten Parkplatz führte. Direkt daneben befand sich auf
einer gemähten Wiese eine Art Picknickplatz mit ein paar rustikalen
Holztischen und -bänken. Hier gefiel es uns so gut, dass wir gleich
unser Lager für die Nacht aufschlugen.
Seit
dem frühen Nachmittag blies ein kräftiger Wind und fegte den Himmel
blank.Die Sonne lachte wieder. Von unserem Platz aus sahen wir die
vom Sturm aufgewühlte See. Wellen mit weißen Schaumkronen rauschten
ans sandige Ufer. Ein Traum-Platz, und das sogar kostenlos!
Am
Abend blies der Sturm immer heftiger und trug dicke, dunkle Wolken
heran. Das hinderte uns jedoch nicht, ein ganzes Stück den Strand
entlang zu laufen und uns vom Sturm mal so richtig zerzausen zu
lassen.
Gegen
22 Uhr gingen wir noch mal zum Strand hinunter, um den
Sonnenuntergang zu bewundern, denn die Wolken hatten sich wieder
teilweise verzogen. Für uns ist es sehr ungewohnt, dass die Sonne so
spät untergeht. Um Mitternacht war es immer noch nicht richtig
dunkel. Wir sind eben schon ein ganzes Stück weiter im Norden.
Standort:
N 56.98650 E 21.35766
gefahrene
Strecke: 143 km
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den kleinen Käfern konnte der Sturm nichts anhaben |
Dienstag,
13. Juni 2017
Mein
68. Geburtstag. In 32 Jahren werde ich 100. Na klasse.
Der
Regen prasselte die ganze Nacht aufs Dach. In einer kurzen Regenpause
am Morgen brachen wir auf. In Ventspils stockten wir in einem
riesigen Supermarkt unsere Vorräte auf. Hier konnte ich auch dank
freiem WIFI die vielen elektronischen Geburtstagsglückwünsche
abrufen und beantworten.
Es
schüttete wieder wie aus Eimern. Doch je weiter wir nach Norden
kamen, desto mehr ließ der Regen nach, bis dann, oh Wunder, sogar
die Sonne wieder hervorlugte. Und als Zugabe sahen wir direkt am
Straßenrand erstmals auf dieser Reise einen riesigen Elch.
Wir
erreichten Kolkasrags, eine Landspitze, an der die Ostsee und der
Rigaer Meerbusen aufeinander treffen. Der Wind pfiff uns um die
Nasen, als wir beobachteten, wie die Wellen beider Meeresteile
aufeinander trafen und hoch aufspritzten.
Für
die Schifffahrt war und ist dies eine sehr gefährliche Stelle, denn
hier können sich die Wellen bis zu 7 m Höhe und mehr aufbauen. Rund
um das Kap befindet sich der größte Schiffsfriedhof der Ostsee.
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von links die Wellen der Ostsee, von rechts die aus dem Rigaer Meerbusen |
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steinerne Reste des ehemaligen Leuchtturms |
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Denkmal zu Ehren aller Opfer der See |
Auf
dem weiteren Weg, nun in östlicher Richtung, hielten wir immer
wieder Ausschau nach einem Platz, wo wir wild campen könnten, aber
auch hier waren alle Wege in Richtung Küste wegen Privatbesitz
gesperrt. Schade! So landeten wir schließlich auf dem sehr schön
angelegten Campingplatz von Abragciems. Für 11 € durften wir die
blitzsauberen und modernen Sanitäranlagen benutzen.
Hier
trafen und schwatzten wir mit Silvia und Bernd, die mit einem
Landrover Defender unterwegs nach Norden sind. Ihre Blogadresse:
www.keswicktours.blogspot.de
Leider
setzte auch hier am Abend wieder der Regen ein.
Standort:
N 57.19787 E 23.20630
gefahrene
Strecke: 225 km
Mittwoch,
14. Juni 2017
Was
für ein Gefühl, wenn einem am frühen Morgen die Sonne vom blauen
Himmel entgegenlacht! Und sie blieb mit kurzen Unterbrechungen den
ganzen Tag. Wunderbar!
Bis
Ragaciems waren es vielleicht nur 20 km. Hier standen wir vor zwei
Jahren zusammen mit Micha direkt am Strand. Den Platz fanden wir auf
Anhieb wieder. Viel hat sich hier in der Zeit nicht getan. Ein paar
Tische und Bänke sind hinzugekommen, mehr aber nicht. Und dabei
hatte der Besitzer so große Pläne. Von ihm war weit und breit
nichts zu sehen. Trotzdem ein schöner Platz.
Weiter
ging es nach Riga. Was uns bis hierher immer wieder auffiel: hier
liebt man Flieder! Und der steht derzeit in voller Blüte! Riesige
Büsche bilden ganze Hecken, die in allen Farben blühen und
natürlich ihren wunderbaren Duft verbreiten. Was für eine Pracht!
Riga
wollten wir nicht noch mal besuchen. Das hatten wir vor zwei Jahren
schon ausgiebig getan. Durch die Stadt ging es recht schleppend
voran. Nach einer guten Stunde lag sie jedoch hinter uns.
Auf
der A1 ging es nun genau nach Norden. Bei Saulkrasti suchten wir
erneut nach einem Stellplatz, aber wieder waren alle Wege gesperrt.
Am frühen Nachmittag fanden wir bei Varzas einen wunderschönen
Campingplatz.Hier kostet es zwar 15 € pro Nacht, aber Duschen und
WIFI sind völlig ok.
Einen
Gang zum herrlichen breiten Sandstrand beendeten wir schnell wieder,
da uns ein eiskalter Wind um die Ohren pfiff und wir nicht die
entsprechenden Klamotten dabei hatten.
Standort:
N 57.36721 E 24.40415
gefahrene
Strecke: 147 km
Donnerstag,
15. Juni 2017
Wieder
zeigt sich kein einziges Wölkchen am Himmel. Der Entschluss ist
schnell gefasst. Wir bleiben heute hier. Es ist wunderbar, wenn man
zeitlich nicht gebunden ist!
Ein
langer Strandspaziergang tat unseren Knochen gut, das anschließende
Bad in der Sonne ebenfalls. Nun ist Blog schreiben angesagt.
Ich
hoffe, dass ich nicht zu viel schreibe und Ihr die Geduld beim Lesen
verliert.
Morgen
werden wir voraussichtlich Estland erreichen. Und demnächst gibt es
dann wieder einen weiteren Bericht.
Bis
dann, und bleibt immer schön neugierig... :-)
Standort:
N 57.36721 E 24.40415
gefahrene
Strecke: 0 km
Sehr schöne Bilder! Wir sind gerade in Mersrags und gönnen uns eine kleine Auszeit bevor wir morgen nach Riga fahren. Wir haben wenig Lust auf Regen heute nach einem anstrengenden Tag in Kolka gestern- wo wir (vom Zelt) ausgeraubt wurden. Zum Glück haben wir fast alles zurückbekommen aber wir haben die Entscheidung getroffen unsere Route zu ändern und direkt nach Schweden zu fahren um etwas ganz anders zu entdecken. Vielleicht sehen wir uns nochmal woanders im Norden! :) viele Grüße - Sarah & Peter
AntwortenLöschenHallo Ihr Zwei, so etwas liest man gar nicht gern. Seid Ihr im Zelt überfallen worden, oder hattet Ihr das Zelt alleine gelassen? Und wie habt Ihr Eure Sachen zurück bekommen? Und nun lasst Ihr Russland ganz weg? Schade, aber verständlich. Trotzdem gute Weiterreise und keinen Regen mehr! LG Jutta & Wolfgang
LöschenHallo Ihr Zwei, so etwas liest man gar nicht gern. Seid Ihr im Zelt überfallen worden, oder hattet Ihr das Zelt alleine gelassen? Und wie habt Ihr Eure Sachen zurück bekommen? Und nun lasst Ihr Russland ganz weg? Schade, aber verständlich. Trotzdem gute Weiterreise und keinen Regen mehr! LG Jutta & Wolfgang
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