Lange hat es diesmal wieder gedauert,
bis ich dazu kam, diesen neuen Bericht zu schreiben. Wir haben
ein paar Tage zusammen mit Freunden verbracht. Klar, dass ich da
nicht zum Schreiben kam. Und dann gab es Tage, an denen wir so viel
erlebt und gesehen haben, dass man abends einfach nur noch müde ist
und absolut keine Lust mehr zum Schreiben hat. Seht es mir also bitte
nach, wenn nicht jede Woche ein neuer Beitrag im Blog erscheint.
Zuletzt berichtete ich vom westlichsten
Punkt unserer Reise bei Anchor Point. Von da aus fuhren wir noch bis
Homer, das bekannt ist für die riesigen Heilbutte (oder Heilbutts?),
die dort gefangen werden. Ansonsten viel Touri-Rummel, zumindest auf
Homer Spit, einer schmalen Landzunge. Das war nicht ganz unser
Geschmack.
|
am westlichsten Punkt |
|
Homer Spit |
|
Heilbutt ohne Ende |
|
Touri-Rummel überall auf Homer Spit |
Auf dem Weg zurück in Richtung Norden
legten wir in Soldotna einen kurzen Zwischenstopp ein, um in einer
Wäscherei unsere Wäsche zu waschen und uns auch mal wieder unter
eine warme Dusche zu stellen. Während wir auf eine freie Duschkabine
warteten, erzählte ein Einheimischer, dass am Tag zuvor im Kenai
River 23000 durchziehende Lachse gezählt wurden. Diese Zahl sollte
in den nächsten Tagen auf 40000 und mehr steigen. Nun war uns auch
klar, warum so viele Autos mit Booten und Angelausrüstung unterwegs
waren. Überall wurden wir gefragt, ob wir schon Lachse gefangen
hätten. Die Leute waren wie aus dem Häuschen, alle hatten nur noch
die Lachse im Kopf. Und das Verrückte ist, dass wir immer noch
keinen einzigen Lachs gesehen haben. Als wir Anglern zuschauten,
zogen sie keinen einzigen Fisch aus dem Wasser. An anderen Stellen
war das Wasser so trübe, dass man rein gar nichts sehen konnte. Nun,
vielleicht haben wir in Kanada mehr Glück.
|
Angler am Kenai River |
Unser nächstes Ziel hieß Denali
Nationalpark. Kurz davor trafen wir uns mit Ritschi und Hermann
(www.bayerman-on-tour.de), wie schon einmal am Anfang unserer Reise.
Natürlich gab es viel zu erzählen und Erfahrungen auszutauschen.
|
der MAN von Ritschi und Hermann im Hintergrund |
Den Denali NP darf man nicht mit dem
eigenen Fahrzeug befahren. Also buchten wir eine zwölfstündige
Bustour bis Kantishna. So klapprig, wie der grüne Bus aussah, war er
schließlich gar nicht. Wir hatten großes Glück mit dem Wetter,
denn fast den ganzen Tag schien die Sonne. Noch mehr Glück war uns
beschieden, denn wir konnten den Mt. Denali, der früher Mt. McKinley
hieß und mit 6190 m der höchste Berg Nordamerikas ist, fast ohne
Wolken sehen. Dieses Glück ist nur zehn Prozent der Besucher
beschieden, da sich der Berg zumeist in Wolken hüllt. Weniger Glück
hatten wir mit den Tierbeobachtungen. Gleich am Anfang lief zwar ein
Grizzly direkt am Bus vorbei, doch leider auf der linken Seite; wir
saßen auf der rechten Seite. Wir sahen ihn zwar, konnten aber kein
einziges Foto schießen. Im Verlaufe der Fahrt konnten wir noch
einige Grizzlys beobachten, u.a. auch eine Bären-Mama mit ihren zwei
Babys, doch leider war die Entfernung für gute Fotos zu groß.
Gleiches traf auch auf die Elche, Wapitis und Adler zu. Alle hielten
sich in weiter Ferne auf. Entschädigt wurden wir durch fantastische
Aussichten auf die Berge der Alaska Range. Nach 92.5 Meilen
Schotterpiste und rund sechs Stunden Fahrzeit erreichte der Bus in
Kantishna ein Schild mit der Aufschrift „End of the road“ (Ende
der Straße). Nun ging es die gleiche Route zurück. Allerdings saßen
wir jetzt auf der Talseite und konnten nicht nur den Ausblick auf die
Berge noch besser genießen, sondern hatten auch das Vergnügen, die
steilen Abhänge hinunterzuschauen, an denen der Bus entlang
balancierte. Leitplanken gibt es natürlich keine, so dass doch ab
und an ein bisschen Nervenkitzel garantiert war. Mir ist es dann doch
lieber, wenn ich selbst ein Lenkrad in den Händen halte.
|
dieser Bus schaukelte uns zwölf Stunden lang durch den Denali NP |
|
92.5 Meilen im Denali NP |
|
die Berge der Alaska Range |
|
unser zweiter Grizzly |
|
Grizzly-Mama mit zwei Jungen |
|
rechts der Mt. Denali |
|
Elch-Bulle |
|
am Wonder Lake |
|
Elch-Kuh |
|
letzter Blick zum Mt. Denali |
Nur ein paar Kilometer nördlich vom
Parkeingang befindet sich das kleine Nest Healy. Nach einigem Suchen
fanden wir dort den alten, verrosteten Bus, in dem 1992 ein junger
Aussteiger starb. Damals stand der Bus 30 Meilen weiter im tiefsten
Busch. Das damalige Geschehen wurde mit dem Titel „Into the Wild“
verfilmt. Ein bewegender Film!
|
in diesem Bus lebte und starb Chris McCandell |
Im Denali NP trafen wir auch Jutta und
Joachim L. Wieder, die wir zum ersten Mal am Glacier NP gesehen
hatten. Wir beschlossen, den Denali Highway, der vom gleichnamigen
Nationalpark weg nach Osten führt, zusammen zu fahren. 134 Meilen
bzw. 216 Kilometer gut befahrbare Schotterpiste führten uns wieder
durch wunderschöne Landschaften, die allmählich Tundra-Charakter
annahmen. In der Ferne grüßten, wieder einmal, Gletscher zwischen
den Bergen. Als wir auf einer ehemaligen Schotter-Flugzeug-Landebahn
kampierten, erfuhren wir von einem Einheimischen, dass doch noch ab
und zu ein Flugzeug hier landet und dass ganz in der Nähe eine
Goldmine arbeitet. Unsere Frage, ob wir diese besichtigen könnten,
wurde mit einem Lächeln, aber sehr bestimmt verneint.
|
auf dem Denali Highway gen Osten |
|
mit Jutta, Joachim und deren Sohn Michi auf dem Denali Highway |
In Paxson trennten sich unsere Wege
wieder. Vielleicht sehen wir uns im August in Dawson City noch mal
wieder. Unser Weg führte uns in Richtung Delta Junction. 30 km vor
dem Ort campierten wir wild, wie eigentlich fast immer, auf einem
freien Platz im Wald mit Blick auf den Donelly Dome, einen 1168 m hohen Berg in der Nähe. Später kam ein
Amerikaner hinzu, der sein Wochenende dort verbrachte. Er lieh uns
sein Quad für ein paar Proberunden. Mit einem Gefährt zu fahren,
das zwar vier Räder hat, aber mit einem Lenker wie beim Motorrad
gesteuert wird, sich aber weder wie ein Motorrad, noch wie ein Auto
verhält, war schon eine neue Erfahrung. Auch Gas geben per
Daumenhebel ist gewöhnungsbedürftig. Spaß gemacht hat es uns aber
auf jeden Fall sehr. Danke schön, Chris aus North Pole!
|
die Trans Alaska Pipeline bringt Erdöl von Prudhoe Bay über 800 Meilen nach Valdez |
|
Kühlrippen verhindern, dass der Permafrostboden durch das warme Öl taut |
|
Jutta fährt ATV |
|
unglaubliche Sonnenaufgänge (gegen 4 Uhr früh) |
|
die ersten Heidelbeeren |
|
wir essen den Bären die Beeren weg ;-) |
|
letzter Blick zurück auf den Ostteil der Alaska Range |
In Delta Junction befindet sich an
Meile 1422 das offizielle Ende des Alaska Highway. Ein Foto davor
musste natürlich sein. Im Buffalo Center Drive In genehmigten wir
uns einen nicht ganz billigen Bison-Burger, obwohl ich mir wirklich
nichts aus Burgern mache. Und ich bleibe bei meiner Meinung, denn das
Einzige, was an diesem vielgepriesenen Burger Geschmack hatte, war
die Tomatenscheibe und zwei kleine Stückchen Gewürzgurke.
|
Meile 1422, Ende des Alaska Highway |
|
Bison-Burger |
Auf dem Alaska Highway ging es weiter
bis Tok, wo wir letztmalig in den USA einkaufen konnten. Von dort
fuhren wir nordwärts auf dem Taylor Highway nach Chicken, das
immerhin 23 Einwohner hat (im Winter 7). Dort bestaunten wir einen
Eimerkettenbagger, der schon 80 Jahre auf dem Buckel hat und 1998
nach Chicken gebracht wurde, um Touristen zu erfreuen. Von 1938 bis
1967 wurde er an verschiedenen Orten zur Goldgewinnung eingesetzt.
Nun rostet er neben vielen anderen Maschinen und Gerätschaften
langsam vor sich hin.
|
Eggee, das Wahrzeichen von Chicken |
|
und noch ein "Hühnchen" mitten in Fireweed (Weidenröschen), der Nationalblume Alaskas |
|
alte Maschinen aus der Goldgräberzeit |
|
Eimerkettenbagger Pedro Dredge No. 4 |
|
Chicken Downtown |
|
oh, endlich ein Burger... |
|
Hmmm... |
Leider erkrankten wir in diesem
winzigen Ort an Fieber, nämlich dem Goldfieber. Folgerichtig legten
wir uns eine Plastikpfanne zum Goldwaschen zu (Made in China) und
probierten sie natürlich auch gleich im Chicken River aus. Wie nicht
anders zu erwarten, förderte ich 0,0 Gramm Gold zutage. 20 Kilometer
weiter auf dem Taylor Highway langten wir am Jack Wade Creek an, und
dort darf auch jeder ohne besondere Genehmigung Gold waschen. Ihr
ahnt es sicher schon, auch da versuchten wir unser Glück, übrigens
bei brütender Hitze, die schon seit Tagen herrschte. Entweder suchen
wir am falschen Ort, oder handhaben wir die Pfanne nicht richtig,
oder aber beides. Fakt ist, dass auch hier vor über hundert Jahren
das Goldfieber grassierte und demzufolge kaum noch etwas übrig sein
dürfte. Also, keine riesigen Nuggets gefunden. Somit bleiben wir
weiter auf unsere Rente angewiesen und unser Goldfieber ist ganz
schnell abgeklungen und dem ganz normalen Reisefieber, an dem wir ja
nun schon seit vielen Jahren leiden, gewichen. Ihr müsst Euch also
keine Sorgen machen.
|
beim Versuch, Gold zu waschen |
|
Gold fanden wir nicht, aber wunderschöne Steinpilze |
Neugierig sein dürft Ihr allerdings
darauf, wie unser letzter Grenzübertritt von Alaska zurück nach
Kanada verlaufen wird, wie wir den Top Of The World Highway
bewältigen und was uns alles so in der alten Goldgräberstadt Dawson
City erwartet. Danach wollen wir uns auf den Dempster Highway nach
Inuvik und vielleicht sogar bis Tuktoyaktuk begeben. Das sind hin und
zurück 1500 bzw. 1800 km. Vielleicht kann ich in Inuvik einen neuen
Bericht hochladen, aber seid bitte nicht traurig, falls es nicht
klappt und dann doch wieder etwas länger dauert, bis Ihr Neues lesen
und anschauen könnt.
Also, bis dann, bleibt schön
neugierig...