15.
September 2015
Gestern
Abend gab es noch eine kleine Überraschung. Ein Türke,
wahrscheinlich Dauercamper auf dem hiesigen Campingplatz, brachte uns
einen kleinen Fisch, ein bisschen größer als eine Sardine, und
fragte, ob wir welche haben möchten. Da sagten wir natürlich nicht
nein. Ich gab ihm einen Topf von uns und bekam ihn kurz darauf mit
vielleicht 30 dieser kleinen Fische zurück.
Und wie
bereitet man sie zu? Einfach Kopf abreißen, dabei die Innereien mit
herausziehen, abspülen, in Mehl wenden und in Öl braten. Kurz
darauf duftete es nach Bratfisch. Goldgelb gebacken wanderten die
Fischlein auf den Teller. Ein bisschen Salz darüber, und die
Überraschung war perfekt. Nie hätten wir gedacht, dass sie so gut
schmecken würden. Wir hatten diese Fische schon massenweise auf
Märkten gesehen, wären aber nie auf die Idee gekommen, sie zu
kaufen. Wieder um eine Erfahrung und ein super Geschmackserlebnis
reicher...
die kleinen Fische sind schon geköpft und ausgenommen... |
...und nun fertig gebraten |
Morgens
5 Uhr kreischten wieder die völlig übersteuerten Lautsprecher los.
Auf so einen Weckruf in dieser extremen Lautstärke und
allerschlechtester Tonqualität hätten wir gern verzichtet. Aber ich
hatte sowieso nur sehr wenig geschlafen, denn ich ging unzählige
Male zur Toilette. Nein, kein Durchfall, den hatte ich vor einigen
Tagen, was für mich aber völlig untypisch ist. Keine Ahnung, was
die Ursache war. Weil es recht heftig war, bekämpfte ich ihn mit
Imodium akut, mit der Folge, dass gar nichts mehr ging. Diese
Verstopfung quälte mich schon die letzten Tage und nun die ganze Nacht.
Campingplatz direkt neben der Hochstraße |
In der
Stadt kauften wir dann ein türkisches Abführmittel, das ganz
ähnlich wie ein deutsches wirken sollte, das ich dem Apotheker
genannt hatte, nachdem ich es vorher aus dem Internet herausgesucht
hatte. Der freundliche Apotheker meinte, ich müsste gleich drei
Packungen nehmen, damit es auch ordentlich wirkt.
Ob und
wie es wirken würde, konnte ich natürlich erst in Erfahrung bringen, wenn wir
wieder einen Campingplatz mit vernünftiger Toilette angesteuert
hätten. Das taten wir nach 160 Fahrkilometern nahe Sinop auf einem
wirklich hübschen Campingplatz. Außer einem deutschen Wohnmobil war
der riesige Platz leer. Klar, die Saison ist zu Ende. Auch sehr
angenehm war die klare, frische Luft und die Ruhe hier.
Nun
sollte bald das Abführmittel, das einzuführen und nicht einzunehmen
war, seine Wirkung entfalten. Lt. Beschreibung des deutschen Mittels
sollte die Wirkung nach fünf bis zwanzig Minuten einsetzen. Doch das
türkische Zeug funktionierte wohl doch etwas langsamer. Es tat sich
nämlich erst mal gar nichts. Also kam auch noch die zweite Packung
zur Anwendung. Die Quälerei ging weiter. Inzwischen hatte ich
wirklich üble Bauchschmerzen. Das setzte sich fort mit x erfolglosen
Toilettengängen und schmerzhaften Krämpfen. Nun wirkte das Mittel
offensichtlich, bis dann so gegen 3 Uhr der große Befreiungsschlag
kam. Details erspare ich euch. Nun kann ich mir ungefähr vorstellen,
wie sich eine Geburt anfühlt... (Mädels, bitte keine
Kommentare...).
16.
September 2015
Leider
gab es noch einen zweiten Grund, weshalb man kaum zum Schlafen
kam. Auf dem Campingplatz leben auch zwei Hunde, ein großer und ein
kleiner, beide schwarz-weiß. Beide gaben tagsüber keinen Mucks von
sich. Kaum war es aber dunkel geworden, fing der Kleine an zu bellen
und zu jaulen, warum auch immer. Fast ohne Unterbrechung kläffte und winselte er. Schließlich war er regelrecht heiser, gab aber erst
gegen Morgen Ruhe.
Trotzdem
gefiel es uns hier so gut, dass wir beschlossen, einen weiteren Tag
hier zu verbringen, auch, weil es hier eine Waschmaschine gab. Es
wurde nämlich höchste Zeit, unseren Schmutzwäsche-Berg abzubauen.
Den
breiten, dunklen Sandstrand bevölkerten Hunderte, wenn nicht
Tausende Möwen. So viele Möwen hatten wir noch nie auf einmal
gesehen. Am Nachmittag erinnerte uns ein Schwarm von rund zwanzig
Kranichen, dass es Herbst wird. Vermutlich kamen sie aus Sibirien
und zogen nun gen Süden. Schön, dass wir sie auch hier sehen
konnten. Zu Hause, wo manchmal riesige Schwärme von mehreren hundert
Vögeln vorüberziehen, können wir diesmal dieses immer wieder
faszinierende Schauspiel der Natur nicht erleben.
Tausende Möwen am Strand |
17.
September 2015
Dieser
verdammte Hund bellte wieder fast die ganze Nacht...
Der Chef
des Campingplatzes war wirklich der erste englisch sprechende Türke,
den wir trafen. Wir unterhielten uns am Morgen eine ganze Weile mit
ihm über Gott und die Welt, vor allem aber über die aktuellen
Probleme in der Türkei und in Deutschland. Es war ein sehr
interessantes und offenes Gespräch. Auch bei dieser Unterhaltung
waren wir uns einig, dass die Menschen unterschiedlicher Religionen
durchaus friedlich miteinander leben können, wenn es nur nicht immer
wieder Fanatiker gäbe und wenn sich nicht immer wieder der eine
große Unruhestifter auf der Welt in die inneren Angelegenheiten
anderer Länder einmischen würde...
Wir
fuhren weiter entlang der Küste in Richtung Westen. Wer nun meint,
auf einer Küstenstraße geht es zügig voran, der täuscht sich ganz gewaltig. Für 120 km
benötigten wir fünfeinhalb Stunden! Diesmal nicht, weil die Straße
schlecht gewesen wäre. In engen Kurven und Serpentinen wand sich die
Straße immer wieder steil bergauf bis manchmal auf 200, einmal sogar
auf über 300 Meter Höhe, um dann sofort wieder bis hinunter zum
Meer abzufallen. Natürlich gibt es kaum mal eine Leitplanke, die
einen Sturz in die Tiefe verhindern könnte. Entsprechend aufmerksam
und vorsichtig manövrierte ich unser 3,3-Tonnen-Gefährt über diese
Küstenstraße, auf der man eher das Gefühl hatte, im Gebirge zu
fahren.
Trotzdem
konnten wir auch immer wieder wunderbare Ausblicke auf das heute
wieder herrlich blau leuchtende Meer genießen. Oft hübsch
anzusehen sind die Moscheen mit ihren spitzen Minaretten. Dabei fiel
uns auf, dass wahrscheinlich alle Minarette mit neuen Lautsprechern
ausgerüstet worden sind. Doch die Lautsprecher hängen in manchen
Orten zusätzlich noch an Strommasten oder an Gebäuden, dass auch
wirklich der letzte Winkel beschallt werden kann. Wir wissen nicht,
wie die Türken darüber denken. Wir empfinden es als Drangsalierung
der Bevölkerung. Uns würde es in Deutschland auch nicht gefallen,
wenn per Lautsprecher mit maximaler Lautstärke Glockengeläut oder
Predigten in jedes noch so kleine Dorf und in jeden Wohnblock
übertragen würde. Aber hier in der Türkei ist das nicht unser
Problem. Wir sind hier zu Gast und haben es demzufolge zu
akzeptieren.
türkische Schwarzmeerküste |
eine der unzähligen Moscheen an der Schwarzmeerküste |
von allen Minaretten brüllen und kreischen die Lautsprecher in alle vier Himmelsrichtungen |
Im
kleinen Städtchen Abana fanden wir einen Campingplatz am Meer.
Wieder waren wir die einzigen Gäste. Der Chef ließ sich sofort
von 30 auf 20 Lira herunter handeln. Er bzw. sein Koch verwöhnte uns
dann am Abend mit türkischen Spezialitäten, die wir alle noch nicht
kannten. Wie auch, besuchen wir doch dieses Land zum ersten Mal. Satt
und zufrieden schliefen wir ein.
Stellplatz in Abana im Garten einer Strandkneipe |
18.
September 2015
Endlich
hatten wir mal wieder eine ruhige Nacht hinter uns, in der wir fest
und durchgehend schlafen konnten.
Auch
heute setzte sich die Achterbahnfahrt fort. 240 km fast nur bergauf,
bergab in endlosen Kurven. Der zweite Gang war heute der am
häufigsten genutzte.
Schon
seit Tagen sahen wir in den Ortschaften immer wieder große,
ausgebreitete Tücher, auf denen Haselnüsse offenbar zum Trocknen
liegen. Bisher konnten wir aber nirgendwo Haselnusssträucher
entdecken. Heute nun fuhren wir manchmal kilometerlang durch riesige
Plantagen, die sich über die Hügelketten hinzogen. Ganze Wälder
sahen wir, die nur aus Haselnusssträuchern bestanden. Und überall
müssen die Nüsse von Hand geerntet werden. Was für eine Plackerei
muss das sein. Allerdings ist die Ernte wohl schon überall beendet,
denn man sieht kaum noch eine Nuss am Strauch. Wir fragten uns immer
wieder, was mit diesen Unmengen von Haselnüssen passiert.
Noch
nicht beendet hingegen ist die Ernte der Walnüsse. In fast jedem Hof
steht mindestens ein großer Walnussbaum, aber auch an den
Straßenrändern und mitten im Feld sind sie häufig zu sehen. Alt
und Jung, Männer und Frauen schlagen die noch grünen Nüsse mit
langen Stangen von den Bäumen. Anschließend werden sie eingesammelt
und von ihrer weichen, grünen Schale befreit. Walnüsse gibt es hier
allerdings wesentlich weniger als Haselnüsse. Immer wieder fahren
wir an kleinen Verkaufsständen vorbei, wo beide Nussarten und auch
Feigen angeboten werden.
Reife
Feigen, dunkelblau bis dunkellila, die schon fast von selbst
aufplatzen, wenn man sie nur anfasst, sind ein wahrer Genuss. Man
reißt sie in zwei Hälften und schlürft das orangerote oder
dunkelrote Fruchtfleisch aus der Schale. Zuckersüß zergeht es auf
der Zunge. Ein echter Gaumenschmaus, den man mit den bei uns in
Deutschland verkauften Feigen nicht erleben wird.
Der in
Filyos ausgewiesene Campingplatz entpuppte sich als öffentlicher
Parkplatz ohne jede Einrichtung. Zehn oder zwölf Zelte standen hier,
doch keine Menschenseele ließ sich blicken, obwohl die Zelte
unverschlossen waren. Eigenartig! Natürlich lagen auch hier wieder
Unmengen an Müll herum. Unglaublich! Da hat man hier eine hübsche,
mit Palmen bestandene Uferpromenade angelegt, und dann wird alles
zugemüllt. Es war wirklich nicht schön hier, doch da wir erst am späten Nachmittag hier eingetroffen waren, blieben wir.
Im Laufe
des Abends kamen dann doch noch einige der Zeltbewohner, so dass wir
nicht ganz alleine auf dem Platz standen.
Strandpromenade in Filyos |
19.
September 2015
Heute
ist unser 150. Reisetag! 150 Tage voller spannender Erlebnisse,
interessanter Begegnungen und mehr als 26000 gefahrene Kilometer.
Unglaublich, wie schnell diese fünf Monate vergangen sind.
Bei
trübem Wetter fuhren wir weiter westwärts. Ein im Internet im
Küstenstädtchen Akcakoca ausgewiesener Campingplatz existierte
nicht (mehr). Ca. 20 km westlich der Stadt fanden wir in dem winzigen
Dorf Melanagzi einen Campingplatz auf einem Privatgrundstück direkt
am Meer.
Die
Besitzerin forderte 30 TL, ich bot ihr 20 TL, womit sie sofort
einverstanden war. Als es ans Bezahlen ging, verlangte sie plötzlich
doch 30 TL. So etwas hatten wir auch noch nicht erlebt. Wenn ein
Preis einmal ausgehandelt ist, wird nicht mehr daran gerüttelt.
Eigentlich hätten wir gleich weiterfahren sollen, aber das wollten
wir nicht wirklich, da es uns hier ganz gut gefiel.
Auf dem
großen Wiesengrundstück standen wir ganz alleine, das Meer direkt
vor uns, nur durch einen Stacheldrahtzaun abgetrennt. Wenn schon
Zaun, hätte man ja vielleicht auch ein etwas freundlicheres Material
nutzen können.
Blick zum Meer, hinter Stacheldraht... |
... man kann es aber auch etwas freundlicher fotografieren... |
Bald
bemerkten wir noch mehr Dinge, die uns bereuen ließen, dass wir uns
nicht doch einen anderen Platz gesucht haben. Die sogenannten WCs
stanken wie die Pest und starrten vor Dreck. Die Duschen lieferten
nur kaltes Wasser und waren so „sauber“, dass man nicht mal mit
Schuhen hineingehen wollte. Aber wir hatten schon im Voraus bezahlt,
also blieben wir.
Wir
wanderten ein Stück am eigentlich schönen, braunen Sandstrand
entlang, doch auch da verging uns die Lust recht schnell, denn der
gesamte Strand wirkte wie eine einzige, riesige Müllhalde. Es ist
einfach nicht zu fassen! Die wenigen Leute, die wir hier am Strand
sahen, lagen praktisch mitten im Müll, doch sie schien das nicht im
geringsten zu stören. In Russland und der Mongolei dachten wir
schon, es wäre schlimm, doch die Türkei übertrumpft in puncto Müll
alle anderen Länder bei weitem. Schade, schade, schade...
schöner Sandstrand... |
...der in Wirklichkeit... |
...wie eine Müllhalde aussieht |
schade, schade, schade... |
Aber es gab auch Interessantes (was für ein Schiff ist das?)... |
...und Schönes zu sehen |
Nach
Sonnenuntergang breitete sich unheimlich schnell richtig feuchte Luft
aus. Im Handumdrehen waren unsere Stühle patschnass. Da wir im
Klappdach die Seitenfenster offen gelassen hatten, fühlten sich nun
auch die Schlafsäcke feucht an. Unangenehm, in diese Dinger
reinzukriechen.
Wir
wollten gerade schlafen gehen, als ganz in der Nähe ein MPi-Salve
abgefeuert wurde. Erschrocken sahen wir uns an. Was sollte das
bedeuten? Einige Augenblicke später knatterten Schüsse am anderen
Ende des Dorfes. Es hieß doch, hier an der Schwarzmeerküste wäre
alles ruhig. Die Campinplatzbesitzer kamen auch gleich aus ihrem Haus
gelaufen, eine Erklärung hatte aber niemand.
Gestern
früh in Filyos fielen auch einige Schüsse, doch da war eindeutig
jemand auf der Jagd. Peng-peng, immer zwei Schüsse kurz
nacheinander, sicher eine doppelläufige Schrotflinte. Doch hier
wurde eindeutig mit Automatikwaffen geschossen. Kein Grund, beruhigt
einzuschlafen. Da aber weiter keine Schüsse fielen, gaben wir uns
Mühe, sie einfach zu vergessen bzw. zu verdrängen.
20.
September 2015
Noch
bevor das Muezzin-Geschrei ertönte, das glücklicherweise nur sehr
gedämpft bis zu uns drang (um 5:35 Uhr!), riss uns eine MPi-Salve
aus dem Schlaf. Wie schon gestern Abend kam die Antwort aus dem Dorf
sofort. Es folgten noch zwei, drei Garben, dann kehrte wieder Ruhe
ein. An wirklichen Schlaf war nun nicht mehr zu denken, obwohl es
noch stockdunkel war.
Als wir
aufstanden, lachte die Sonne vom blauen Himmel und alles war ruhig.
Es gab keinerlei Erklärung für die nächtliche Schießerei. Kein
Wunder, dass wir mit der Türkei irgendwie nicht so richtig warm
werden.
Auch
heute führte die Strecke wieder entlang der Küste durch große
Haselnussplantagen. Allerdings wichen die schroffen Berge mit ihren
extrem steilen Anstiegen sanften Hügeln. Wir rollten durch eine
liebliche Landschaft mit ganz viel Grün.
Haselnussplantagen bedecken die Hügellandschaft |
wohin man blickt, überall Haselnusssträucher |
Seit wir
in der Türkei sind, fiel uns auf, dass hier unwahrscheinlich viele
neue Häuser gebaut wurden und werden. Meistens sind es zwei- oder
dreistöckige Mehrfamilienhäuser mit vielen Balkons und großen
Fenstern. Alle wirken sehr freundlich, hell und modern. Aber es werden auch
viel größere Wohnblocks errichtet, selbst in relativ kleinen
Ortschaften. Da sich viele der Gebäude sehr stark ähneln, vermuten
wir, dass es Standardhäuser sind, die vom Staat gebaut werden. Es
wäre interessant, sich mal mit Einheimischen darüber unterhalten zu
können. Eins kann man auf jeden Fall feststellen: Es wird fast so
viel gebaut wie in Russland, doch hier sehen die Häuser wesentlich
schöner aus.
Ebenfalls
viele Baustellen gibt es auf den Straßen. Man ist offensichtlich
dabei, die Küstenstraße entlang des Schwarzen Meeres vierspurig
auszubauen. Es gab immer wieder Abschnitte, wo wir einige Kilometer
auf schon fertiggestellten autobahnähnlichen Teilstücken fahren
konnten. Diese Straße kostet sicher Unsummen, denn es müssen
zahllose Tunnels und Brücken gebaut werden. An Stellen, wo die Berge
fast senkrecht ins Meer abfallen, hat man die Straße ins Meer
hineingebaut, indem man einen breiten Damm aufgeschüttet hat. Auf
diesem zieht sich nun die vierspurige Trasse dahin.
Heute
wollten wir auf einem Campingplatz übernachten, der uns empfohlen
worden war. Da er schlecht ausgeschildert war, fuhren wir erst mal
vorbei, fanden ihn dann aber doch in der Nähe von Akcakese. Der im
Stile eines Western-Dorfes errichtete Campingplatz direkt am Meer
machte auf den ersten Blick einen netten, sauberen Eindruck.
Ziemlich geschockt waren waren wir allerdings, als uns der perfekt
deutsch sprechende Besitzer, der den Platz schon vor 40 Jahren
angelegt hat, die Preise nannte. Für den unteren, einfacheren
Stellplatz verlangte er 80 TL, für den oberen mit besserer Aussicht
und Poolbenutzung inclusive sogar 140 TL. Das sind immerhin 23 bzw.
40 Euro pro Nacht. Wir entschieden uns natürlich für den billigeren
Platz. Wozu brauchen wir einen Pool, wenn wir das Meer vor der Nase
haben.
Bis auf
ein junges Pärchen, das einen der zahlreichen Bungalows gemietet
hatte, waren wir die einzigen Gäste. Die Speisekarte im kleinen
Restaurant erschien sehr übersichtlich, die Preise gepfeffert (ein
Bier 0,3 l kostete 12 TL, also rund 3,50 Euro!). Immerhin gab es hier
WLAN, so dass wir endlich ein paar Nachrichten senden konnten.
Als wir
runter zum Auto kamen, war die Wiese patschnass. Auch hier herrschte
plötzlich hohe Luftfeuchtigkeit. Was wir am Nachmittag nicht bemerkt
hatten, spürten wir jetzt umso deutlicher: Hinter Büschen verborgen
befand sich ein kleiner Sumpf. Faulig riechende Schwaden zogen zu uns
herüber, was wirklich richtig lästig war.
Direkt
daneben befand sich noch ein zweites Camp. Dort spielten einige
Russen Gitarre und sangen ihre Lieder. Das störte nicht weiter.
Wahrscheinlich hatten sie reichlich Wodka dabei, denn je später es
wurde, desto lauter sangen sie. Gegen Mitternacht ging der Gesang
allmählich in Gegröle über, und die Lautstärke nahm immer mehr
zu. Gegen halb drei Uhr war wahrscheinlich die letzte Wodkaflasche
geleert, denn es zog endlich Ruhe ein. Lange hielt sie allerdings
nicht an. Wie schon vor wenigen Tagen in Sinop fingen die Hunde an zu
bellen und zu jaulen. Wie herrlich war es doch in der mongolischen
Steppe und in den tadschikischen Bergen, wo nachts totale Ruhe
herrschte.
noch nie sahen wir so viele verwilderte Hunde, die praktisch vom Müll leben |
hier war es gleich ein ganzes Rudel mit einigen Welpen |
21.
September 2015
Obwohl
wir gestern dem Besitzer versprochen hatten, eine weitere Nacht zu
bleiben, zogen wir es vor, hier zu verschwinden. Der Preis entsprach
einfach nicht dem, was wir hier vorfanden. Da hätte alles sauberer
und gepflegter sein müssen.
Ich
schrieb dem Chef, der erst am Nachmittag wieder aus Istanbul zurück
kommen wollte, eine Mail, in der ich mich für unsere vorzeitige
Abreise entschuldigte und ihm die Gründe erklärte. Gerne hätten
wir uns noch mit ihm unterhalten, doch wir wollten nicht noch eine
Nacht hier verbringen.
Witzigerweise
machte er uns gestern ganz spontan ein Angebot, das uns schmunzeln
ließ. Er meinte, dass wir doch für einige Zeit hierher kommen
könnten. Jutta könnte hier arbeiten, und ich würde kostenlos hier
wohnen. Genau so ein Angebot nahmen wir vor drei Jahren in Sansibar
an, was dann nach sieben Wochen mit unserer vorzeitigen Abreise
endete. Nein, so etwas wollten wir nicht noch mal erleben.
Wir
fuhren nur 20 km weiter in Richtung Westen und fanden einen Platz ein
Stück außerhalb der Stadt Sile. Wir bezahlten 10 TL, um an den
Strand fahren zu dürfen. Übernachten kostet für uns nichts.
wir hatten den Strand ganz für uns alleine |
im Hintergrund die Stadt Sile |
riesige Fahnen bedecken halbe Häuserfronten |
Wir
genossen den ganzen Tag bei strahlendem Sonnenschein am Sandstrand.
Das Wasser ist wunderbar sauber und hat sicher noch so 24 Grad, ist
also angenehm zum Baden. Auch hier gab es natürlich reichlich Müll,
doch ein Wunder geschah: Am Nachmittag tauchte ein Trupp von ca. 15
jungen Männern und ein Traktor auf, die tatsächlich den größten
Teil des Mülls aufsammelten. Na bitte, es geht doch!
fast ausschließlich Männer sitzen in den Teestuben |
wahrscheinlich eine Hochzeit (genau konnten wir es nicht erfahren) |
das konnte doch wohl nicht das Brautpaar sein??? |
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