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Dienstag, 14. August 2018

Regen, Schlamm und eisige Temperaturen

Am Morgen nach unseren Versuchen, Gold zu waschen, saßen wir gerade draußen beim Frühstück, als sechs hübsche Karibus direkt an uns vorbei spazierten. Keine zehn Meter entfernt liefen sie, schauten mal zu uns, ließen sich aber überhaupt nicht stören. Wie immer in solchen Momenten hatten wir keine Kamera zur Hand, um diesen schönen Moment im Bild festzuhalten. Aber so etwas bleibt im Gedächtnis haften.

Einige Kilometer weiter nördlich stießen wir auf eine aktive Goldmine. Gerne hätten wir bei den Arbeiten zugeschaut, doch niemand war weit und breit zu sehen. Auf einem Schild las ich, dass diese Gegend bekannt und berühmt war für die besonders großen Nuggets, die hier gefunden wurden. Das Größte soll 20 Pfund gewogen haben. Unvorstellbar! Die jetzigen Betreiber der Mine glauben fest daran, dass dort auch jetzt noch jede Menge Gold zu finden sei.

aktive Goldmine

Dann kamen wir an die Grenze zu Kanada. Diesmal dauerte es zwar ein paar Minuten länger als sonst, trotzdem verlief alles problemlos. Die üblichen Fragen, die gleichen Antworten, das war's.


von Alaska nach Kanada - neue Zeitzone

Ade Alaska, ade USA, hello Kanada. Nun befanden wir uns auf dem Top Of The World Highway in über 1000 m Höhe und sahen zunächst NICHTS, denn wir fuhren genau in die grauen Wolken hinein. Wenig später besserte sich zwar die Sicht, doch blieb es bis Dawson City sehr diesig, so dass wir die Berge und Hügel in der Ferne nur schemenhaft erkennen konnten.

Boundary - ein verlassener Ort kurz vor der Grenze zu Kanada

In dieser Hütte befand sich noch vor wenigen Jahren ein Laden


der Top Of The World Highway erstreckt sich vor uns

Und dann lag sie vor uns, die ehemalige Goldgräberstadt Dawson City am Zusammenfluss des Klondike River und des Yukon River, die in ihrer Blütezeit kurz nach der Jahrhundertwende 30000 vom Goldfieber gepackte Einwohner zählte. Heute leben noch rund 2200 Menschen hier. Von den alten Gebäuden sind nur noch wenige erhalten, die meisten befinden sich in schlechtem Zustand. Immerhin hat man die Tradition der hölzernen Gehsteige beibehalten, doch die Straßen sind asphaltiert. Statt Hufgetrappel hört man die V8-Motoren der einheimischen Pickups dröhnen.

Dawson City mit dem Zusammenfluss von Klondike und Yukon River

ein Paddle Wheel Steamer - Schaufelrad-Dampfer, aber von einem Dieselmotor angetrieben
auf diesem Schiffsfriedhof am Yukon River gammeln alte Paddle Wheel Steamer vor sich hin

Um für die uns bevorstehende Fahrt bis hinauf nach Tuktoyaltuk am arktischen Ozean zu bevorraten, kauften wir einige Lebensmittel zu utopischen Preisen ein. Ein Liter Milch kostete z. Bsp. 4,55 kanadische Dollars, das entspricht ungefähr drei Euro. Irgendetwas essen und trinken müssen wir, also blieb uns nichts anderes übrig, als hier einzukaufen. Die nächste Möglichkeit wäre dann in Inuvik in 750 km Entfernung. Und dort kostet alles noch viel mehr.

mit der Fähre über den Yukon hinüber nach Dawson City

Supermarkt



das Werkzeug der Goldgräber - Hacke , Schaufel und Pfanne

hier verjubelten die Goldgräber ihr Geld wieder (achtet auf die Damen im oberen Stockwerk)

Saloon, in dem jeden Tag drei Shows laufen

Wohnhäuser

so baut man hier neue Häuser



1 Liter Milch kostet CAD 4,55 (ca. 3 Euro)

Dann begann unser Abenteuer auf dem Dempster Highway, der uns bis zum Eismeer bringen sollte. Insgesamt lagen also mehr als 1700 km Schotterpiste vor uns. Der Dempster begrüßte uns mit Regen und einer aufgeweichten Piste, auf der das Fahren höchste Konzentration erforderte. Schwarzer, zäher Schlamm machte die Fahrbahn rutschig und schmierig. Zwei Autos, die neben der Fahrbahn auf der Seite bzw. auf dem Dach lagen, waren uns Warnung genug. Nach gut 200 km Fahrt am ersten Tag ähnelte unser Gecko eher einem Kohletransporter, als einem weißen Landcruiser.

am Beginn des Dempster Highways leuchtet der Gecko noch weiß

nach 220 km...
...und nach 500 km
Bergrutsch bei km 244, der noch vor wenigen Tagen die Straße versperrte

Elch-Kuh am Two Moose Lake
so endet Unachtsamkeit auf der schlammigen Piste...

... oder so

Auch an den nächsten Tagen besserte sich das Wetter nicht. Von den so viel gerühmten Landschaften sahen wir vor lauter Wolken und Nebel so gut wie nichts. Das Fahren strengte an. Die Fahrbahn befindet sich fast immer auf einem Damm in mindestens einem Meter, manchmal aber auch drei oder fünf Meter über der Umgebung. Eine Unkonzentriertheit, ein Rutscher, und eine Seitwärtsrolle ist dir garantiert. Die Straße liegt deswegen so hoch, damit der Permafrostboden darunter nicht auftaut und die Fahrbahn nach unten absackt.

Mit einer kostenlosen Fähre überquerten wir zuerst den Peel River, wenig später den MacKenzie River. Danach folgte eine 30 km lange Gerade, eine leichte Rechtskurve und wieder über 20 km schnurgerade Schotter- bzw. Schlammpiste. Wir wussten schon gar nicht mehr, wie und wo wir unsere nassen und dreckigen Klamotten trocknen sollten.


Am Polarkreis schossen wir in strömendem Regen zwei, drei Bilder, und weiter ging es. Bald darauf verließen wir Yukon und betraten erstmals das Gebiet der Northwest Territories. Das bedeutete, die Uhren eine Stunde vorzustellen, denn hier zählt die Mountain-Zeit. Also nur noch neun Stunden Unterschied zu Deutschland.

am Polarkreis

an der Grenze zu den Northwest Territories liegt wieder alles im Nebel

so lässt es sich ganz gut fahren

trotzdem sieht das Auto eben so aus

Fähre über den MacKenzie River

Je weiter nördlich wir kamen, desto stärker fiel die Temperatur. Als wir Inuvik erreichten, zeigte das Thermometer früh 4 Grad an. In der Mittagszeit „erwärmte“ es sich auf doch schon 9 Grad. Wir bibbern hier vor Kälte, während ganz Deutschland unter einer Hitzeperiode stöhnt. Inuvik hat sicher auch seine schönen Seiten, uns blieben sie bei Kälte und Regen verborgen. Highlight ist sicher das schön gestaltete Visitor Center und die Iglu-Kirche. Sämtliche Gebäude stehen auf Stelzen, damit sie den Permafrostboden nicht erwärmen und danach einsinken würden. Einige Wohnhäuser leuchteten selbst im Regen in bunten Farben. Diesen fröhlichen Eindruck verminderten ein paar Meter weiter Häuser mit vernagelten Fenstern.

Visitor Center in Inuvik

Iglu-Kirche in Inuvik (Igloo Church Our Lady of Victory)

Wir nahmen die letzten 130 km bis zum Polarmeer in Angriff. Diese Piste existiert erst seit November 2017 und ermöglicht es, nun zu jeder Jahreszeit, also nicht nur im Winter, das Örtchen Tuktoyaktuk oder kurz Tuk (gesprochen Tak) per Auto zu erreichen. Obwohl die Straße so neu ist, kämpften wir auf einigen Abschnitten wieder mit bzw. gegen den Schlamm.

Ab Inuvik ist das Land völlig flach und mit unzähligen Seen gespickt. Sicher ein wunderschöner Anblick bei schönem Wetter. Dieser ständige Regen nervte uns immer mehr. Wir fragten uns dann, warum wir uns das überhaupt antun. Solch eine Krise kann einen schon mal befallen, doch dann erinnert man sich an die vielen schönen Begegnungen und Eindrücke, die wir schon erleben durften, und man weiß, auch dies kommt wieder.

In Tuk leben rund 900 Menschen. Der Ort wirkte auf uns sehr trist, aber das war sicher auch dem Regen geschuldet. Seine Hauptattraktion sind die Pingos im Ort und rundum in der Umgebung. Dies sind Hügel, die durch sich ständig über dem Permafrostboden neu bildendes Eis in die Höhe wachsen. Der Höchste misst 49 Meter, ist rund 1000 Jahre alt und wächst pro Jahr zwei Zentimeter in die Höhe.

Dort standen wir dann am Polarmeer am nördlichsten Punkt unserer Reise und ich steckte meinen Fuß in das eisige Wasser (es heißt ja nicht umsonst auch Eismeer!), natürlich im Regen und bei 4 Grad, die sich durch den eisigen Wind wie Minusgrade anfühlten. Im winzigen Visitor Center zeigte man uns täuschend echt aussehenden Plastik-Speck vom Beluga-Wal und wie dieser dann in fermentiertem Zustand aussieht (ebenfalls Plastik-Nachbildungen). Im Ort gibt es ein unterirdisches Gefrierhaus. Dort bewahren die Bewohner in vielen in den Permafrostboden gehauenen Kammern ihre Vorräte an Wal- und Karibufleisch auf. Das hätten wir uns gerne angesehen, doch es ist aus verständlichen Gründen nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Landschaft zwischen Inuvik und Tuktoyaktuk

Ankunft in Tuk
Tuktoyaktuk

so wohnt man hier

Stelzenhäuser

hier hat man die Stelzen versteckt


dieses neu errichtete Sod House wird das neue Visitor Center beherbergen

Industriebauten

am nördlichsten Punkt unserer Reise angekommen

7 Grad und eisiger Wind
wenigstens den Fuß ins Eismeer setzen, das musste sein!


der größte Pingo in der Nähe von Tuk

Von nun an ging es zurück gen Süden. Klingt zwar verlockend, doch Ihr ahnt es sicher schon, es regnete mit Unterbrechungen immer weiter. Das Auto wechselte immer mal die Farbe von braun zu schwarz und zurück, je nach Farbe des Schlamms, durch den wir fuhren. Am siebenten Tag dann endlich ein paar zaghafte Sonnenstrahlen, die aber zwei Stunden später wieder durch Regen abgelöst wurden. Immerhin konnten wir in der Zeit ein paar Pilze sammeln. Noch einen Tag später, inzwischen weilten wir wieder in Yukon, weckte uns doch tatsächlich die Sonne. Wir standen auf einem Hügel mit einer traumhaft schönen Aussicht auf den 400 m unter uns sich dahin schlängelnden Ogilvie River und eine dahinter aufragende Bergkette. Hier legten wir einen Tag Pause ein. Das schöne Wetter nutzten wir zum Haare- und Wäschewaschen.


man fährt oft wie auf einem Bahndamm

Fähranlegestelle am MacKenzie River

gleich zwei Kirchen in dem winzigen Nest Tsiigehtchic


auch dieser riesige Tanklaster passt noch auf die Fähre über den MacKenzie
endlich sahen wir auch mal die Landschaft rundum


endlich besseres Wetter, wenn auch nur für Stunden



Pilze sprießen ohne Ende

Beeren reifen
wir verlassen den Polarkreis ohne Regen

stellenweise trocknet die Piste ab

nach einem Waldbrand sprießt frisches Grün



traumhaft schöner Blick über das Tal des Ogilvie River, aber ganz ohne Regen geht es eben doch nicht 

Den Tag über besuchte uns mehrmals ein Rotfuchs, der aber ein grau und weiß gemustertes Fell trug. Neugierig und furchtlos kam er bis auf fünf Meter zu uns heran. Aufmerksam schaute er uns mit seinen bernsteinfarbenen Augen an, die aus seinem dunklen Gesicht heraus leuchteten. Dann gähnte er gelangweilt (was hatte er wohl erwartet?), kratzte sich ausgiebig mit dem Hinterlauf hinter seinem Ohr und trottete davon, nicht ohne sich noch ein paarmal nach uns umzudrehen. Unsere Wäsche durften wir dann im Auto fertig trocknen, denn am am Abend setzte wieder Regen ein, was auch sonst.





... und tschüss




Am nächsten Morgen verließen wir diesen herrlichen Fleck. Die Piste war schon erstaunlich schnell und gut abgetrocknet, so dass wir sogar eine Staubfahne hinter uns her zogen. Nach nur 5 km Fahrt kamen uns zwei der riesigen Trucks entgegen, wie wir sie hier schon einige Male gesehen haben. Beide verringerten ihre Geschwindigkeit nicht. Als der zweite an uns vorüber donnerte, gab es einen lauten Knall, und ich sah nicht Sterne, sondern nur einen Stern. Dieser glitzerte direkt vor meiner Nase in der Windschutzscheibe. Volltreffer mit einem größeren Stein! Auf der Innenseite der Scheibe befindet sich dort, wo viele keine Glassplitter abgesprungen sind, eine richtige Delle. Nun hoffen wir, dass die Scheibe noch bis Halifax durchhält,ohne weiter zu reißen. Hier in Kanada eine Frontscheibe zu bekommen, dürfte schwierig werden.


wir passieren die Ogilvie Mountains



a star was born - ein Stern ist aufgegangen   :-(

Und wir haben gleich noch ein Problem. Seit zwei Tagen tut sich der Motor unseres Geckos immer schwerer. Selbst an der kleinsten Steigung fällt die Geschwindigkeit ab. Vermutlich liegt es an den Einspritzdüsen.

Inzwischen sind wir zurück in Dawson City. Zehn Tage auf dem Dempster Highway liegen hinter uns, zehn anstrengende, verregnete Tage, an die wir uns sicher noch lange erinnern werden, auch wenn wir von den schönen Landschaften nur sehr wenig gesehen haben.


endlich wieder sauber!

In Dawson City werden wir uns voraussichtlich ein paar Tage aufhalten. Der Gecko hat inzwischen dank einer ausgiebigen Hochdruck-Wäsche wieder seine weiße Farbe angenommen. Vielleicht (hoffentlich!) kann ich dem Motor noch mal ein bisschen auf die Beine helfen. Wir wollen natürlich auch noch einen der Saloons besuchen. Vielleicht versuchen wir auch mal unser Glück an einem der Spieltische. Und dann gibt es hier zwei Claims, auf denen Jedermann ohne Genehmigung Gold waschen darf. Den Ehrgeiz haben wir, wenigstens ein klitzekleines Goldflitterchen selbst zu finden.

Über all dies lest Ihr selbstverständlich wieder hier im Blog, nämlich im nächsten Bericht, der garantiert (irgendwann) folgt. Schaut also immer wieder mal rein, oder abonniert den Blog, dann verpasst Ihr keinen Artikel und werdet bei Neuigkeiten per Mail automatisch benachrichtigt.

Bis dann...


Samstag, 4. August 2018

Von der Kenai Peninsula zum Mt. Denali


Lange hat es diesmal wieder gedauert, bis ich dazu kam, diesen neuen Bericht zu schreiben. Wir haben ein paar Tage zusammen mit Freunden verbracht. Klar, dass ich da nicht zum Schreiben kam. Und dann gab es Tage, an denen wir so viel erlebt und gesehen haben, dass man abends einfach nur noch müde ist und absolut keine Lust mehr zum Schreiben hat. Seht es mir also bitte nach, wenn nicht jede Woche ein neuer Beitrag im Blog erscheint.

Zuletzt berichtete ich vom westlichsten Punkt unserer Reise bei Anchor Point. Von da aus fuhren wir noch bis Homer, das bekannt ist für die riesigen Heilbutte (oder Heilbutts?), die dort gefangen werden. Ansonsten viel Touri-Rummel, zumindest auf Homer Spit, einer schmalen Landzunge. Das war nicht ganz unser Geschmack.

am westlichsten Punkt

Homer Spit


Heilbutt ohne Ende

Touri-Rummel überall auf Homer Spit

Auf dem Weg zurück in Richtung Norden legten wir in Soldotna einen kurzen Zwischenstopp ein, um in einer Wäscherei unsere Wäsche zu waschen und uns auch mal wieder unter eine warme Dusche zu stellen. Während wir auf eine freie Duschkabine warteten, erzählte ein Einheimischer, dass am Tag zuvor im Kenai River 23000 durchziehende Lachse gezählt wurden. Diese Zahl sollte in den nächsten Tagen auf 40000 und mehr steigen. Nun war uns auch klar, warum so viele Autos mit Booten und Angelausrüstung unterwegs waren. Überall wurden wir gefragt, ob wir schon Lachse gefangen hätten. Die Leute waren wie aus dem Häuschen, alle hatten nur noch die Lachse im Kopf. Und das Verrückte ist, dass wir immer noch keinen einzigen Lachs gesehen haben. Als wir Anglern zuschauten, zogen sie keinen einzigen Fisch aus dem Wasser. An anderen Stellen war das Wasser so trübe, dass man rein gar nichts sehen konnte. Nun, vielleicht haben wir in Kanada mehr Glück.

Angler am Kenai River

Unser nächstes Ziel hieß Denali Nationalpark. Kurz davor trafen wir uns mit Ritschi und Hermann (www.bayerman-on-tour.de), wie schon einmal am Anfang unserer Reise. Natürlich gab es viel zu erzählen und Erfahrungen auszutauschen.

der MAN von Ritschi und Hermann im Hintergrund

Den Denali NP darf man nicht mit dem eigenen Fahrzeug befahren. Also buchten wir eine zwölfstündige Bustour bis Kantishna. So klapprig, wie der grüne Bus aussah, war er schließlich gar nicht. Wir hatten großes Glück mit dem Wetter, denn fast den ganzen Tag schien die Sonne. Noch mehr Glück war uns beschieden, denn wir konnten den Mt. Denali, der früher Mt. McKinley hieß und mit 6190 m der höchste Berg Nordamerikas ist, fast ohne Wolken sehen. Dieses Glück ist nur zehn Prozent der Besucher beschieden, da sich der Berg zumeist in Wolken hüllt. Weniger Glück hatten wir mit den Tierbeobachtungen. Gleich am Anfang lief zwar ein Grizzly direkt am Bus vorbei, doch leider auf der linken Seite; wir saßen auf der rechten Seite. Wir sahen ihn zwar, konnten aber kein einziges Foto schießen. Im Verlaufe der Fahrt konnten wir noch einige Grizzlys beobachten, u.a. auch eine Bären-Mama mit ihren zwei Babys, doch leider war die Entfernung für gute Fotos zu groß. Gleiches traf auch auf die Elche, Wapitis und Adler zu. Alle hielten sich in weiter Ferne auf. Entschädigt wurden wir durch fantastische Aussichten auf die Berge der Alaska Range. Nach 92.5 Meilen Schotterpiste und rund sechs Stunden Fahrzeit erreichte der Bus in Kantishna ein Schild mit der Aufschrift „End of the road“ (Ende der Straße). Nun ging es die gleiche Route zurück. Allerdings saßen wir jetzt auf der Talseite und konnten nicht nur den Ausblick auf die Berge noch besser genießen, sondern hatten auch das Vergnügen, die steilen Abhänge hinunterzuschauen, an denen der Bus entlang balancierte. Leitplanken gibt es natürlich keine, so dass doch ab und an ein bisschen Nervenkitzel garantiert war. Mir ist es dann doch lieber, wenn ich selbst ein Lenkrad in den Händen halte.

dieser Bus schaukelte uns zwölf Stunden lang durch den Denali NP
92.5 Meilen im Denali NP
die Berge der Alaska Range



unser zweiter Grizzly

Grizzly-Mama mit zwei Jungen
rechts der Mt. Denali


Elch-Bulle

am Wonder Lake


Elch-Kuh

letzter Blick zum Mt. Denali

Nur ein paar Kilometer nördlich vom Parkeingang befindet sich das kleine Nest Healy. Nach einigem Suchen fanden wir dort den alten, verrosteten Bus, in dem 1992 ein junger Aussteiger starb. Damals stand der Bus 30 Meilen weiter im tiefsten Busch. Das damalige Geschehen wurde mit dem Titel „Into the Wild“ verfilmt. Ein bewegender Film!

in diesem Bus lebte und starb Chris McCandell


Im Denali NP trafen wir auch Jutta und Joachim L. Wieder, die wir zum ersten Mal am Glacier NP gesehen hatten. Wir beschlossen, den Denali Highway, der vom gleichnamigen Nationalpark weg nach Osten führt, zusammen zu fahren. 134 Meilen bzw. 216 Kilometer gut befahrbare Schotterpiste führten uns wieder durch wunderschöne Landschaften, die allmählich Tundra-Charakter annahmen. In der Ferne grüßten, wieder einmal, Gletscher zwischen den Bergen. Als wir auf einer ehemaligen Schotter-Flugzeug-Landebahn kampierten, erfuhren wir von einem Einheimischen, dass doch noch ab und zu ein Flugzeug hier landet und dass ganz in der Nähe eine Goldmine arbeitet. Unsere Frage, ob wir diese besichtigen könnten, wurde mit einem Lächeln, aber sehr bestimmt verneint.

auf dem Denali Highway gen Osten

mit Jutta, Joachim und deren Sohn Michi auf dem Denali Highway


In Paxson trennten sich unsere Wege wieder. Vielleicht sehen wir uns im August in Dawson City noch mal wieder. Unser Weg führte uns in Richtung Delta Junction. 30 km vor dem Ort campierten wir wild, wie eigentlich fast immer, auf einem freien Platz im Wald mit Blick auf den Donelly Dome, einen 1168 m hohen Berg in der Nähe. Später kam ein Amerikaner hinzu, der sein Wochenende dort verbrachte. Er lieh uns sein Quad für ein paar Proberunden. Mit einem Gefährt zu fahren, das zwar vier Räder hat, aber mit einem Lenker wie beim Motorrad gesteuert wird, sich aber weder wie ein Motorrad, noch wie ein Auto verhält, war schon eine neue Erfahrung. Auch Gas geben per Daumenhebel ist gewöhnungsbedürftig. Spaß gemacht hat es uns aber auf jeden Fall sehr. Danke schön, Chris aus North Pole!

die Trans Alaska Pipeline bringt Erdöl von Prudhoe Bay über 800 Meilen nach Valdez

Kühlrippen verhindern, dass der Permafrostboden durch das warme Öl taut

Jutta fährt ATV
unglaubliche Sonnenaufgänge (gegen 4 Uhr früh)



die ersten Heidelbeeren

wir essen den Bären die Beeren weg  ;-)

letzter Blick zurück auf den Ostteil der Alaska Range


In Delta Junction befindet sich an Meile 1422 das offizielle Ende des Alaska Highway. Ein Foto davor musste natürlich sein. Im Buffalo Center Drive In genehmigten wir uns einen nicht ganz billigen Bison-Burger, obwohl ich mir wirklich nichts aus Burgern mache. Und ich bleibe bei meiner Meinung, denn das Einzige, was an diesem vielgepriesenen Burger Geschmack hatte, war die Tomatenscheibe und zwei kleine Stückchen Gewürzgurke.

Meile 1422, Ende des Alaska Highway
Bison-Burger

Auf dem Alaska Highway ging es weiter bis Tok, wo wir letztmalig in den USA einkaufen konnten. Von dort fuhren wir nordwärts auf dem Taylor Highway nach Chicken, das immerhin 23 Einwohner hat (im Winter 7). Dort bestaunten wir einen Eimerkettenbagger, der schon 80 Jahre auf dem Buckel hat und 1998 nach Chicken gebracht wurde, um Touristen zu erfreuen. Von 1938 bis 1967 wurde er an verschiedenen Orten zur Goldgewinnung eingesetzt. Nun rostet er neben vielen anderen Maschinen und Gerätschaften langsam vor sich hin.

Eggee, das Wahrzeichen von Chicken

und noch ein "Hühnchen" mitten in Fireweed (Weidenröschen), der Nationalblume Alaskas

alte Maschinen aus der Goldgräberzeit

Eimerkettenbagger Pedro Dredge No. 4


Chicken Downtown


oh, endlich ein Burger...

Hmmm...

Leider erkrankten wir in diesem winzigen Ort an Fieber, nämlich dem Goldfieber. Folgerichtig legten wir uns eine Plastikpfanne zum Goldwaschen zu (Made in China) und probierten sie natürlich auch gleich im Chicken River aus. Wie nicht anders zu erwarten, förderte ich 0,0 Gramm Gold zutage. 20 Kilometer weiter auf dem Taylor Highway langten wir am Jack Wade Creek an, und dort darf auch jeder ohne besondere Genehmigung Gold waschen. Ihr ahnt es sicher schon, auch da versuchten wir unser Glück, übrigens bei brütender Hitze, die schon seit Tagen herrschte. Entweder suchen wir am falschen Ort, oder handhaben wir die Pfanne nicht richtig, oder aber beides. Fakt ist, dass auch hier vor über hundert Jahren das Goldfieber grassierte und demzufolge kaum noch etwas übrig sein dürfte. Also, keine riesigen Nuggets gefunden. Somit bleiben wir weiter auf unsere Rente angewiesen und unser Goldfieber ist ganz schnell abgeklungen und dem ganz normalen Reisefieber, an dem wir ja nun schon seit vielen Jahren leiden, gewichen. Ihr müsst Euch also keine Sorgen machen.

beim Versuch, Gold zu waschen

Gold fanden wir nicht, aber wunderschöne Steinpilze

Neugierig sein dürft Ihr allerdings darauf, wie unser letzter Grenzübertritt von Alaska zurück nach Kanada verlaufen wird, wie wir den Top Of The World Highway bewältigen und was uns alles so in der alten Goldgräberstadt Dawson City erwartet. Danach wollen wir uns auf den Dempster Highway nach Inuvik und vielleicht sogar bis Tuktoyaktuk begeben. Das sind hin und zurück 1500 bzw. 1800 km. Vielleicht kann ich in Inuvik einen neuen Bericht hochladen, aber seid bitte nicht traurig, falls es nicht klappt und dann doch wieder etwas länger dauert, bis Ihr Neues lesen und anschauen könnt.

Also, bis dann, bleibt schön neugierig...