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Donnerstag, 12. Juli 2018

Alsfeld nun auch im kanadischen Yukon vertreten

Vom malerischen Good Hope Lake bis zum berühmten Alaska-Highway waren es nur noch 100 Kilometer. Unser nächster Weg führte uns in den kleinen Ort Watson Lake. Dort ließen wir es uns nicht nehmen, im weltbekannten Schilderwald ein Nummernschild mit Alsfelder Kennzeichen an einem der vielen dafür vorgesehenen Pfosten anzubringen. Vielen Dank dem Spender, der uns das Schild zur Verfügung stellte. 1974 kam ein Reisender in Watson Lake auf die Idee, dort ein Schild seiner Heimatstadt mit der Entfernungsangabe aufzuhängen. Andere griffen die Idee auf. Inzwischen sind es fast 90000 Schilder aus aller Welt. Nun ist unsere Heimatstadt Alsfeld auch im fernen Kanada vertreten.


Schilderwald in Watson Lake

ein Schild unter fast 90000

Die nächsten Tage verbrachten wir auf dem Alaska Highway oder auch Highway 1. Heute präsentiert er sich größtenteils als gut befahrbares, breites Asphaltband mit nur ganz wenigen Schotterabschnitten. Gebaut wurde er allerdings schon 1942 während des 2. Weltkrieges, um der US-Army schnellen Zugang nach Alaska zu verschaffen, denn dort drohte ein Angriff durch die Japaner. Was damals 17000 US-Soldaten leisteten, ist heute kaum vorstellbar. Sie bauten die rund 2450 km lange Straße, damals allerdings noch nicht asphaltiert, in weniger als neun Monaten, und das unter unsagbar schwierigen Bedingungen. Sümpfe, Berge, Flüsse mussten überwunden werden.Und nicht zu vergessen die Moskitos, die auch uns immer mal wieder heimsuchen. Unglaublich!

Damals war die Fahrt sicher noch recht holprig, heute hingegen kann man sie regelrecht genießen. Wälder, Seen und Berge zogen an uns vorüber und boten immer wieder herrliche Ausblicke. Ab und zu stand mal ein Bär am Straßenrand. Einmal kam uns ein Kojote entgegen.


nach einem Buschfeuer erneuert sich der Wald

Begegnungen am Straßenrand
Kojote

Schwarzbär

Wir erreichten Whitehorse, das wir uns gerne angesehen hätten, doch es regnete zwei Tage lang fast ununterbrochen, so dass uns die Lust auf einen Stadtbummel verging. Die Zeit ohne Regen nutzten wir, um ein Wildgehege (Wildlife Preserve) nördlich der Stadt zu besuchen. Dort kann man außer Bären und Wölfen heimische Tiere in ihrer natürlichen Umgebung sehen. Da die Gehege sehr groß sind, kann es passieren, dass man nicht viel von den Tieren sieht, da sie sich zurückgezogen haben. Trotzdem gefiel uns dieser kleine Ausflug sehr gut.

Maultier-Hirsche



Erdhörnchen

Polarfuchs

Bergziege


Wald-Bison


arktischer Luchs

Weiter ging es gen Westen bzw. Nordwesten. Wir fanden immer wieder wunderschöne Stellplätze mitten in der Natur, wo wir am liebsten länger stehengeblieben wären. Aber wir wollen ja schließlich noch bis ans Polarmeer. Das Wetter besserte sich wieder, und wenn dann die Sonne mal scheint, wird es sofort auch richtig warm. So warm, dass wir uns manchmal sogar in den Schatten verzogen.


hier lässt es sich aushalten...
...

...und hier natürlich auch
Mitternacht

Wieder war es, als führen wir durch einen Park. An den Straßenrändern und den angrenzenden Hängen prangten lila Blütenteppiche. An anderen Stellen leuchteten gelbe Blumen. Und was uns immer wieder verblüffte: Selbst hier im hohen Norden Kanadas blühen unendlich viele Wildrosen. Wenn es Duft-Fotos gäbe, könntet Ihr jetzt diesen intensiven und sehr wohlriechenden Duft genießen.


Wildrosen
Blumenteppiche

überall sprießt es


Die Grenze zu Alaska liegt vor uns. Ob wir sie problemlos passieren konnten und ob wir endlich mal einen Elch vor die Linse bekommen, erfahrt Ihr, wenn es uns wieder mal gelingt, einen Bericht in den Blog hochzuladen. Die Gelegenheiten dafür werden immer seltener, aber wir geben uns Mühe! Bis dann... :-)

auf dem Alaska Highway



Mittwoch, 4. Juli 2018

British Columbia – Land der Bären und Mücken

Weil es uns am Cobb Lake so gut gefiel, blieben wir zwei Tage dort. Wir hatten eine sehr nette Unterhaltung mit Mike, einem Mann Anfang Fünfzig, der mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern (5 und 3 ½ Jahre) auf einem Segelboot und in einem Mini-Van lebt, wenn die Familie sich in Kanada aufhält. Den Winter verbringen sie gerne auf Bali. Er hat vor Jahren seien Firma verkauft und entsagt nun jeglichem Luxus. Die ständige Jagd nach immer schnellerem Fortschritt, nach immer mehr Geld war ihm irgendwann zuwider. Nun versucht er, seinen Kindern ein Leben auf natürlicher und bescheidener Basis vorzuleben und beizubringen. Ein Aussteiger mit wirklich interessanten Ansichten.

Wir beobachteten drei Angler, die einen halben Tag auf dem See verbrachten, um schließlich mit ganzen zwei Fischen zurückzukehren. Und Ihr werdet es kaum glauben, einen davon, eine wunderschöne Lachsforelle, schenkten sie uns. „Ihr seid unsere Gäste hier in Kanada. Lasst Euch den Fisch schmecken!“ Er schmeckte vorzüglich! Während wir ihn aßen, mussten wir wieder an die Worte von Anita am Lake Huron denken, dass ein Lebensmittel das ehrlichste Geschenk ist und auf der ganzen Welt verstanden wird. Wir haben verstanden, liebe kanadische Freunde. Und wir erinnerten uns auch an die vielen gastfreundlichen Menschen, die wir auf unserer Reise vor drei Jahren in Russland, der Mongolei, Tadschikistan und all den anderen Ländern trafen.

Noch am gleichen Abend kam ein schwarzer Dodge RAM angefahren, aus dem zwei große Hunde und ein kleiner Cowboy herausschauten. Der Kerl, er nannte sich Mitch, konnte einem Westernfilm entsprungen sein. Wettergegerbtes Gesicht, hellblaue Augen, grauer Schnauzer, speckiger Hut und die unvermeidliche rot-schwarz karierte Jacke. Anfangs verstand ich seinen Slang kaum, doch wir verständigten uns trotzdem gut. Er zählt 60 Lenze, lebt als Aussteiger einige Meilen vom See entfernt ganz allein mit seinen beiden Hunden in einem verlassenen Dorf, einem ghost village, und lässt keinen guten Faden an der kanadischen Regierung und den Politikern allgemein. Er kämpfte 1976 als 18-Jähriger bei den UNO-Blauhelmen in Zypern gegen die Türken und hat seitdem ein Schrapnell in seinem Bein stecken. Nun fühlt er sich von dieser „fucking government“ (verdammte Regierung) verraten und verlassen, weil man ihn schon mehrfach von verschiedenen Plätzen verjagt hat, obwohl er ja gar kein richtiger Obdachloser ist.

Wir verließen Cobb Lake, um dann auf dem Yellowhead Highway (Hwy 16) immer weiter nach Westen zu gelangen. Über Fraser Lake gelangten wir nach Burns Lake, wo wir auf einem kommunalen und kostenlosen Campingplatz übernachteten. Direkt nach uns traf Cristian mit seiner 1000er Honda ein. Kaum 1,60 m groß, traut man ihm kaum zu, das schwere Mopped sicher zu bewegen, doch das tut er schon seit zwei Jahren, als er in seiner Heimatstadt Santiago de Chile startete, um die Welt zu umrunden. Von Süd- über Mittel- bis Nordamerika hat er schon geschafft. Europa, Afrika, Türkei, Zentralasien, Russland, Japan und Australien liegen noch vor ihm. Das will er alles in zwei bis drei Jahren schaffen. Wenn er nächstes Jahr nach Deutschland kommt, kann er gerne bei uns Station machen, haben wir ihm angeboten. Good luck, Cristian! Take care! Man kann ihn bei Facebook, Youtube und Instagram finden unter: Huidobrosinfrenos.

Cristian aus Santiago de Chile

Weiter ging es nach Hazelton, wo wir auf einem von Ksan-Indianern betriebenen Campingplatz schliefen. Dort konnten wir für günstige CAD 4,00 zwei Waschmaschinen mit unserer Wäsche waschen. Es war höchste Zeit! Neben dem CP befindet sich ein Traditionsdorf dieses Indianerstamms. Sieben traditionelle Holzhäuser stehen dort, in denen die Indianer früher lebten. Nicht alle Indianer lebten also in Zelten! Besonders beeindruckt haben uns die gewaltigen alten Totempfähle, die man vor den Häusern errichtet hat.


Traditionsdorf der Ksan-Indianer

Totempfähle




Der Dorfkern von Hazelton erinnert ein bisschen an seine vergangene Zeit.



In Kitwanga schwenkte unser Kurs nach Norden. Der Hwy 37 windet sich durch eine schöne Waldlandschaft mit Mittelgebirgs-Charakter. Weiter im Norden werden die Berge immer höher und mächtiger und zeigen auch wieder Schneefelder, obwohl sie kaum höher als 1000 m sein dürften. Manchmal fühlten wir uns wie in einem Blumengarten. Links und rechts der Straße blühten Blumen. Manche Wiesen wirkten wie frisch beschneit, doch unzählige weiße Blüten sorgten für den Schneeeffekt. Gelb, blau, lila, rosa, rot leuchteten die Blüten in einer Menge, wie man es bei uns nicht (mehr) zu sehen bekommt.

Blumenwiese

An der Mediacin Junction bogen wir wieder nach Westen ab. Der Hwy 37a sollte uns nach Hyder bringen. Auf halbem Wege dahin bestaunten wir am Strohn Lake den Bear Glacier (Bären-Gletscher), dessen Zunge bis zum See hinab reicht. Obwohl sich die Sonne kaum gegen die dicken Regenwolken durchsetzen konnte, leuchteten die Gletscherspalten hellblau.

Bear Glacier




Wenige Kilometer vor Stewart übernachteten wir am idyllisch gelegenen Clements Lake. Wir standen noch nicht lange dort, als ein uralter VW-Bus und ein kleiner Peugeot-PKW ankamen. Die vier jungen Insassen hatten wir vor wenigen Tagen schon einmal gesehen. Diesmal konnten wir uns mit ihnen unterhalten. Sie stammen aus Ushuaya an der südlichsten Spitze Feuerlands (Argentinien), dem Ende der Panamericana. Seit 20 Monaten sind sie schon mit ihrem 37 Jahre alten Bus made in Brasilien unterwegs und wollen ebenfalls nach Alaska. Immer wieder trifft man hier auf (angenehm) Verrückte!

Stewart liegt am Ende des mit 90 Meilen viertlängsten Fjords der Welt, dem Pootland Canal. Also hatten wir den Pazifik erreicht und somit den Kontinent Nordamerika von Ost nach West durchquert! Wir trafen am 1. Juli dort ein, an Juttas Geburtstag und gleichzeitig dem kanadischen Nationalfeiertag, nämlich der 150. Canada Day. Zu dessen Ehren hielt man eine Parade ab, die in diesem winzigen Nest natürlich auch nur sehr klein ausfiel. Vorneweg marschierten zwei Rotröcke, dahinter folgten ein paar geschmückte Wagen, von denen Bonbons für die Kinder herausgeworfen wurden. Das war's auch schon. In größeren Städten dürften die Feierlichkeiten sicher etwas größer ausgefallen sein.

das Ende des Pootland Canal, der letzte Zipfel das Pazifik sozusagen

Parade am Nationalfeiertag Kanadas, dem Canada Day



Stewart befindet sich in Kanada, der einen halben Kilometer entfernte Nachbarort Hyder in Alaska/USA. Keinerlei Kontrollen fanden statt, als wir die Grenze überquerten. Aber es fühlte sich an, als tauchten wir in eine andere Welt ein. Beide Orte zusammen zählten vor hundert Jahren mehr als 10000 Einwohner. Heute leben 500 Menschen in Stewart und in Hyder 20 oder 50. In Hyder stehen mehr verlassene und vergammelte Häuser als bewohnte. Verfall wohin man blickt. Kein gutes Aushängeschild für Alaska.

in Hyder


Doch wir kamen nicht wegen Hyder hierher, sondern wegen der Bären und des Glacier Highway. Wenige Kilometer hinter Hyder hat man am Fish Creek hölzerne Stege errichtet, von wo aus man beobachten kann, wie die Bären Lachse im Fluss fangen und verspeisen. Doch waren wir leider ca. zwei Wochen zu früh da. Mitte Juli werden wahrscheinlich die ersten Lachse eintreffen, die dann am Ende einer langen Reise den Fluss hinauf an die Stelle schwimmen, wo sie einst geboren wurden, um dort ihren Laich abzulegen und dann zu sterben, falls sie nicht schon vorher von einem hungrigen Bären erwischt wurden. Ein Nationalpark-Ranger meinte: „No fish, no bears!“ Leider hatte er Recht, denn kein einziger Bär ließ sich blicken.

in gut zwei Wochen werden sich hier die Bären beim Lachsfang tummeln


Aber vor uns lag ja noch der viel gerühmte Glacier Highway. Diese Schotterpiste führte uns durch eine wirklich spektakuläre Landschaft. Unser Gecko brachte uns klaglos von 70 m auf über 1100 m hinauf in die Coastal Mountains. Dabei hatten wir Glück, dass sich die Regenwolken endlich verzogen und die Sonne die schneebedeckten Gipfel bescheinen konnte. Als wir dann oben auf über 1100 m Höhe anlangten und der gewaltige Salmon Glacier (Lachs-Gletscher) vor uns lag, dachten wir einfach nur noch: Wahnsinn! Uns umgab erhabene Stille. Ergriffenheit ist vielleicht übertrieben, aber ich weiß nicht, wie ich die Gefühle beschreiben soll, die einen beim Anblick dieser unglaublich schönen Natur bewegen. Man sitzt oder steht da, schaut, staunt, schaut wieder und wieder und denkt einfach an nichts, sondern lässt diese Momente auf sich wirken.

Coastal Mountains

Salmon Glacier


Momente der Stille




Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Gletscher



Nun ist der Salmon Glacier bei weitem nicht der einzige Gletscher in diesem Gebiet. Über 20 weitere soll es hier noch geben, die wir natürlich nicht alle sehen konnten. Einige Kilometer weiter trafen wir auf verfallene Stollen und Tunnel. An einigen Stellen lagen altes verrostetes Baumaterial, Schienen und Maschinenteile herum und legten Zeugnis ab vom intensiven Bergbau, der hier betrieben wurde. Der Abbau verschiedener Erze, u.a. auch Gold, Silber, Kupfer und Tungsten, begann vor über 100 Jahren und flackerte auch in jüngster Vergangenheit immer wieder auf, zuletzt 2013. Z. Zt. scheint aber alles zu ruhen.


Überreste des ehemaligen Erz-Bergbaus

Wir übernachteten ganz in der Nähe der Stelle, wo die Bären die Lachse verspeisen. Wie schon die ganzen letzten Tage konnten wir abends nicht mehr im Freien sitzen, da die Mücken in hellen Scharen auf uns einstürmten. Unsere Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch der eine oder andere verfrühte Meister Petz einstellen könnte, wurde leider nicht erfüllt.

Unser Weg führte uns zurück zur Mediacin Junction und weiter auf dem Stewart-Cassiar Highway (Hwy 37) nach Norden, der sich über hunderte Kilometer durch die Coastal Mountains windet und uns nach rund 750 km zum Alaska Highway bringen wird. Wald, Berge, Seen, Blumen, eine Kurve nach der anderen, ständiges Auf und Ab, und das alles bei herrlichem Sonnenschein bot uns die erste Hälfte dieses Highways. Immer wieder forderten Schilder den Autofahrer auf, größte Vorsicht wegen des vielen Wilds walten zu lassen. Ob sich die Tiere alle vor uns verstecken? Wir sahen nicht ein Einziges.

Noch einmal fuhren wir am Bear Glacier vorbei, diesmal bei Sonnenschein
ein paar Eindrücke während der Fahrt nach Norden



und da war die Straße zu Ende...

Doch das sollte sich ändern und British Columbia seinem Ruf als äußerst wildreiche Provinz gerecht werden. Auf einem herrlichen Platz am Morchnea Lake nahmen wir gerade unser Frühstück ein, trotz Sonnenschein im Auto sitzend, da uns sonst die Mücken schon am frühen Morgen aufgefressen hätten, als doch ein kleiner Hase angehoppelt kam. Auch er verspeiste ein paar Blättchen und Grashalme und ließ sich von uns überhaupt nicht stören. Ein paar Raben krächzten dazu, ansonsten herrschte wundervolle Stille.

Wir brachen auf und das Glück sollte uns weiter hold bleiben. Insgesamt konnten wir an einem Tag gleich zwei Schwarz- und einen Braunbären. Da sie doch recht scheu sind, ist es nicht ganz einfach, sie zu fotografieren. Aber immerhin konnten wir sie eine ganze Weile beobachten.

Schwarzbär



In ein oder zwei Tagen werden wir in Watson Lake ankommen und dort unser mitgebrachtes Alsfeld-Schild im Schilderwald anbringen. Ob uns das gelingt und ob wir weitere Begegnungen mit Bären, Elchen, Karibus oder Wapitis haben, erfahrt Ihr wieder hier im Blog.

Zum Schluss noch ein Hinweis. Da die Gelegenheiten, per WLAN den neuen Bericht hochzuladen, immer seltener werden, kann es auch passieren, dass der nächste Bericht etwas länger auf sich warten lässt. Also bleibt bitte schön geduldig und neugierig...


auf dem Weg nach Yukon

am Good Hope Lake


unter solch "misslichen" Bedingungen schreibe ich den neuesten Bericht für den Blog  ;-)