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Mittwoch, 4. Juli 2018

British Columbia – Land der Bären und Mücken

Weil es uns am Cobb Lake so gut gefiel, blieben wir zwei Tage dort. Wir hatten eine sehr nette Unterhaltung mit Mike, einem Mann Anfang Fünfzig, der mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern (5 und 3 ½ Jahre) auf einem Segelboot und in einem Mini-Van lebt, wenn die Familie sich in Kanada aufhält. Den Winter verbringen sie gerne auf Bali. Er hat vor Jahren seien Firma verkauft und entsagt nun jeglichem Luxus. Die ständige Jagd nach immer schnellerem Fortschritt, nach immer mehr Geld war ihm irgendwann zuwider. Nun versucht er, seinen Kindern ein Leben auf natürlicher und bescheidener Basis vorzuleben und beizubringen. Ein Aussteiger mit wirklich interessanten Ansichten.

Wir beobachteten drei Angler, die einen halben Tag auf dem See verbrachten, um schließlich mit ganzen zwei Fischen zurückzukehren. Und Ihr werdet es kaum glauben, einen davon, eine wunderschöne Lachsforelle, schenkten sie uns. „Ihr seid unsere Gäste hier in Kanada. Lasst Euch den Fisch schmecken!“ Er schmeckte vorzüglich! Während wir ihn aßen, mussten wir wieder an die Worte von Anita am Lake Huron denken, dass ein Lebensmittel das ehrlichste Geschenk ist und auf der ganzen Welt verstanden wird. Wir haben verstanden, liebe kanadische Freunde. Und wir erinnerten uns auch an die vielen gastfreundlichen Menschen, die wir auf unserer Reise vor drei Jahren in Russland, der Mongolei, Tadschikistan und all den anderen Ländern trafen.

Noch am gleichen Abend kam ein schwarzer Dodge RAM angefahren, aus dem zwei große Hunde und ein kleiner Cowboy herausschauten. Der Kerl, er nannte sich Mitch, konnte einem Westernfilm entsprungen sein. Wettergegerbtes Gesicht, hellblaue Augen, grauer Schnauzer, speckiger Hut und die unvermeidliche rot-schwarz karierte Jacke. Anfangs verstand ich seinen Slang kaum, doch wir verständigten uns trotzdem gut. Er zählt 60 Lenze, lebt als Aussteiger einige Meilen vom See entfernt ganz allein mit seinen beiden Hunden in einem verlassenen Dorf, einem ghost village, und lässt keinen guten Faden an der kanadischen Regierung und den Politikern allgemein. Er kämpfte 1976 als 18-Jähriger bei den UNO-Blauhelmen in Zypern gegen die Türken und hat seitdem ein Schrapnell in seinem Bein stecken. Nun fühlt er sich von dieser „fucking government“ (verdammte Regierung) verraten und verlassen, weil man ihn schon mehrfach von verschiedenen Plätzen verjagt hat, obwohl er ja gar kein richtiger Obdachloser ist.

Wir verließen Cobb Lake, um dann auf dem Yellowhead Highway (Hwy 16) immer weiter nach Westen zu gelangen. Über Fraser Lake gelangten wir nach Burns Lake, wo wir auf einem kommunalen und kostenlosen Campingplatz übernachteten. Direkt nach uns traf Cristian mit seiner 1000er Honda ein. Kaum 1,60 m groß, traut man ihm kaum zu, das schwere Mopped sicher zu bewegen, doch das tut er schon seit zwei Jahren, als er in seiner Heimatstadt Santiago de Chile startete, um die Welt zu umrunden. Von Süd- über Mittel- bis Nordamerika hat er schon geschafft. Europa, Afrika, Türkei, Zentralasien, Russland, Japan und Australien liegen noch vor ihm. Das will er alles in zwei bis drei Jahren schaffen. Wenn er nächstes Jahr nach Deutschland kommt, kann er gerne bei uns Station machen, haben wir ihm angeboten. Good luck, Cristian! Take care! Man kann ihn bei Facebook, Youtube und Instagram finden unter: Huidobrosinfrenos.

Cristian aus Santiago de Chile

Weiter ging es nach Hazelton, wo wir auf einem von Ksan-Indianern betriebenen Campingplatz schliefen. Dort konnten wir für günstige CAD 4,00 zwei Waschmaschinen mit unserer Wäsche waschen. Es war höchste Zeit! Neben dem CP befindet sich ein Traditionsdorf dieses Indianerstamms. Sieben traditionelle Holzhäuser stehen dort, in denen die Indianer früher lebten. Nicht alle Indianer lebten also in Zelten! Besonders beeindruckt haben uns die gewaltigen alten Totempfähle, die man vor den Häusern errichtet hat.


Traditionsdorf der Ksan-Indianer

Totempfähle




Der Dorfkern von Hazelton erinnert ein bisschen an seine vergangene Zeit.



In Kitwanga schwenkte unser Kurs nach Norden. Der Hwy 37 windet sich durch eine schöne Waldlandschaft mit Mittelgebirgs-Charakter. Weiter im Norden werden die Berge immer höher und mächtiger und zeigen auch wieder Schneefelder, obwohl sie kaum höher als 1000 m sein dürften. Manchmal fühlten wir uns wie in einem Blumengarten. Links und rechts der Straße blühten Blumen. Manche Wiesen wirkten wie frisch beschneit, doch unzählige weiße Blüten sorgten für den Schneeeffekt. Gelb, blau, lila, rosa, rot leuchteten die Blüten in einer Menge, wie man es bei uns nicht (mehr) zu sehen bekommt.

Blumenwiese

An der Mediacin Junction bogen wir wieder nach Westen ab. Der Hwy 37a sollte uns nach Hyder bringen. Auf halbem Wege dahin bestaunten wir am Strohn Lake den Bear Glacier (Bären-Gletscher), dessen Zunge bis zum See hinab reicht. Obwohl sich die Sonne kaum gegen die dicken Regenwolken durchsetzen konnte, leuchteten die Gletscherspalten hellblau.

Bear Glacier




Wenige Kilometer vor Stewart übernachteten wir am idyllisch gelegenen Clements Lake. Wir standen noch nicht lange dort, als ein uralter VW-Bus und ein kleiner Peugeot-PKW ankamen. Die vier jungen Insassen hatten wir vor wenigen Tagen schon einmal gesehen. Diesmal konnten wir uns mit ihnen unterhalten. Sie stammen aus Ushuaya an der südlichsten Spitze Feuerlands (Argentinien), dem Ende der Panamericana. Seit 20 Monaten sind sie schon mit ihrem 37 Jahre alten Bus made in Brasilien unterwegs und wollen ebenfalls nach Alaska. Immer wieder trifft man hier auf (angenehm) Verrückte!

Stewart liegt am Ende des mit 90 Meilen viertlängsten Fjords der Welt, dem Pootland Canal. Also hatten wir den Pazifik erreicht und somit den Kontinent Nordamerika von Ost nach West durchquert! Wir trafen am 1. Juli dort ein, an Juttas Geburtstag und gleichzeitig dem kanadischen Nationalfeiertag, nämlich der 150. Canada Day. Zu dessen Ehren hielt man eine Parade ab, die in diesem winzigen Nest natürlich auch nur sehr klein ausfiel. Vorneweg marschierten zwei Rotröcke, dahinter folgten ein paar geschmückte Wagen, von denen Bonbons für die Kinder herausgeworfen wurden. Das war's auch schon. In größeren Städten dürften die Feierlichkeiten sicher etwas größer ausgefallen sein.

das Ende des Pootland Canal, der letzte Zipfel das Pazifik sozusagen

Parade am Nationalfeiertag Kanadas, dem Canada Day



Stewart befindet sich in Kanada, der einen halben Kilometer entfernte Nachbarort Hyder in Alaska/USA. Keinerlei Kontrollen fanden statt, als wir die Grenze überquerten. Aber es fühlte sich an, als tauchten wir in eine andere Welt ein. Beide Orte zusammen zählten vor hundert Jahren mehr als 10000 Einwohner. Heute leben 500 Menschen in Stewart und in Hyder 20 oder 50. In Hyder stehen mehr verlassene und vergammelte Häuser als bewohnte. Verfall wohin man blickt. Kein gutes Aushängeschild für Alaska.

in Hyder


Doch wir kamen nicht wegen Hyder hierher, sondern wegen der Bären und des Glacier Highway. Wenige Kilometer hinter Hyder hat man am Fish Creek hölzerne Stege errichtet, von wo aus man beobachten kann, wie die Bären Lachse im Fluss fangen und verspeisen. Doch waren wir leider ca. zwei Wochen zu früh da. Mitte Juli werden wahrscheinlich die ersten Lachse eintreffen, die dann am Ende einer langen Reise den Fluss hinauf an die Stelle schwimmen, wo sie einst geboren wurden, um dort ihren Laich abzulegen und dann zu sterben, falls sie nicht schon vorher von einem hungrigen Bären erwischt wurden. Ein Nationalpark-Ranger meinte: „No fish, no bears!“ Leider hatte er Recht, denn kein einziger Bär ließ sich blicken.

in gut zwei Wochen werden sich hier die Bären beim Lachsfang tummeln


Aber vor uns lag ja noch der viel gerühmte Glacier Highway. Diese Schotterpiste führte uns durch eine wirklich spektakuläre Landschaft. Unser Gecko brachte uns klaglos von 70 m auf über 1100 m hinauf in die Coastal Mountains. Dabei hatten wir Glück, dass sich die Regenwolken endlich verzogen und die Sonne die schneebedeckten Gipfel bescheinen konnte. Als wir dann oben auf über 1100 m Höhe anlangten und der gewaltige Salmon Glacier (Lachs-Gletscher) vor uns lag, dachten wir einfach nur noch: Wahnsinn! Uns umgab erhabene Stille. Ergriffenheit ist vielleicht übertrieben, aber ich weiß nicht, wie ich die Gefühle beschreiben soll, die einen beim Anblick dieser unglaublich schönen Natur bewegen. Man sitzt oder steht da, schaut, staunt, schaut wieder und wieder und denkt einfach an nichts, sondern lässt diese Momente auf sich wirken.

Coastal Mountains

Salmon Glacier


Momente der Stille




Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Gletscher



Nun ist der Salmon Glacier bei weitem nicht der einzige Gletscher in diesem Gebiet. Über 20 weitere soll es hier noch geben, die wir natürlich nicht alle sehen konnten. Einige Kilometer weiter trafen wir auf verfallene Stollen und Tunnel. An einigen Stellen lagen altes verrostetes Baumaterial, Schienen und Maschinenteile herum und legten Zeugnis ab vom intensiven Bergbau, der hier betrieben wurde. Der Abbau verschiedener Erze, u.a. auch Gold, Silber, Kupfer und Tungsten, begann vor über 100 Jahren und flackerte auch in jüngster Vergangenheit immer wieder auf, zuletzt 2013. Z. Zt. scheint aber alles zu ruhen.


Überreste des ehemaligen Erz-Bergbaus

Wir übernachteten ganz in der Nähe der Stelle, wo die Bären die Lachse verspeisen. Wie schon die ganzen letzten Tage konnten wir abends nicht mehr im Freien sitzen, da die Mücken in hellen Scharen auf uns einstürmten. Unsere Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch der eine oder andere verfrühte Meister Petz einstellen könnte, wurde leider nicht erfüllt.

Unser Weg führte uns zurück zur Mediacin Junction und weiter auf dem Stewart-Cassiar Highway (Hwy 37) nach Norden, der sich über hunderte Kilometer durch die Coastal Mountains windet und uns nach rund 750 km zum Alaska Highway bringen wird. Wald, Berge, Seen, Blumen, eine Kurve nach der anderen, ständiges Auf und Ab, und das alles bei herrlichem Sonnenschein bot uns die erste Hälfte dieses Highways. Immer wieder forderten Schilder den Autofahrer auf, größte Vorsicht wegen des vielen Wilds walten zu lassen. Ob sich die Tiere alle vor uns verstecken? Wir sahen nicht ein Einziges.

Noch einmal fuhren wir am Bear Glacier vorbei, diesmal bei Sonnenschein
ein paar Eindrücke während der Fahrt nach Norden



und da war die Straße zu Ende...

Doch das sollte sich ändern und British Columbia seinem Ruf als äußerst wildreiche Provinz gerecht werden. Auf einem herrlichen Platz am Morchnea Lake nahmen wir gerade unser Frühstück ein, trotz Sonnenschein im Auto sitzend, da uns sonst die Mücken schon am frühen Morgen aufgefressen hätten, als doch ein kleiner Hase angehoppelt kam. Auch er verspeiste ein paar Blättchen und Grashalme und ließ sich von uns überhaupt nicht stören. Ein paar Raben krächzten dazu, ansonsten herrschte wundervolle Stille.

Wir brachen auf und das Glück sollte uns weiter hold bleiben. Insgesamt konnten wir an einem Tag gleich zwei Schwarz- und einen Braunbären. Da sie doch recht scheu sind, ist es nicht ganz einfach, sie zu fotografieren. Aber immerhin konnten wir sie eine ganze Weile beobachten.

Schwarzbär



In ein oder zwei Tagen werden wir in Watson Lake ankommen und dort unser mitgebrachtes Alsfeld-Schild im Schilderwald anbringen. Ob uns das gelingt und ob wir weitere Begegnungen mit Bären, Elchen, Karibus oder Wapitis haben, erfahrt Ihr wieder hier im Blog.

Zum Schluss noch ein Hinweis. Da die Gelegenheiten, per WLAN den neuen Bericht hochzuladen, immer seltener werden, kann es auch passieren, dass der nächste Bericht etwas länger auf sich warten lässt. Also bleibt bitte schön geduldig und neugierig...


auf dem Weg nach Yukon

am Good Hope Lake


unter solch "misslichen" Bedingungen schreibe ich den neuesten Bericht für den Blog  ;-)

Donnerstag, 28. Juni 2018

Glacier-, Banff- und Jasper-Nationalpark – Back in Canada


Die Zeit vergeht wie im Fluge. Schon wieder sind mehr als zwei Wochen seit dem letzten Bericht vergangen. Seht es mir bitte nach, dass ich etwas schreibfaul geworden bin. Ich versuche, mich zu bessern.

Als wir am Hungry-Horse-Stausee standen, hatte ich mir eine üble Erkältung eingefangen, was bei mir nur aller paar Jahre vorkommt. Damit plage ich mich nun schon seit über 14 Tagen herum, ohne dass eine Besserung eintritt. Auch deshalb konnte ich mich bisher noch nichtaufraffen, einen neuen Bericht zu schreiben.

Schluss mit Jammern. Ihr wollt wissen, wie es nach dem Yellowstone-NP weiterging. Nun, wir nahmen uns den Glacier-NP vor. Wir wollten ihn von West nach Ost auf der Going-to-the-Sun Road durchqueren. Wenige Tage zuvor sagte uns ein Einheimischer, dass genau jetzt der Logan-Pass, den man dabei befährt, geöffnet würde. Doch dem war leider nicht so. Der Pass war immer noch wegen zu viel Schnee gesperrt. Deshalb mussten wir den gesamten Nationalpark südlich umfahren. Dabei nutzten wir auch die MT49, die ich jedem empfehlen kann, der auch mal dorthin kommt. Von dieser Straße bieten sich immer wieder sensationelle Ausblicke auf die Gipfel der Rocky Mountains. An einem kleinen Fluss fanden wir einen schönen Platz mit Blick auf die Ostseite der Rockies, wo die letzten Schneereste in der Sonne leuchteten. Es war einfach wunderschön dort. Die dunkelgrünen Nadelbäume, davor leuchteten hellgrün die frischen Blätter einiger Laubbäume, der schnell fließende Fluss rauschte und plätscherte, über allem azurblauer Himmel. Reisender, was willst du mehr?!

 
Relaxen am Fluss




Am Baikal-See sahen wir ihn, in der Mongolei, zu Hause natürlich auch und nun hier in Kanada - den Schwalbenschwanz. Sozusagen der Welt-Schmetterling.

Dort starteten wir auch den ersten Versuch, in einer Backform Brot zu backen, wohlgemerkt auf einem kleinen Gaskartuschen-Kocher. Das Fazit war ernüchternd: Die Unterseite des Brotes war verkohlt, innen war es nicht richtig ausgebacken, fast eine ganze Kartusche und eine halbe Tüte Backmischung verbraucht und die Platte, auf der der Kocher im Gecko stand, ist verschmort. Das alles für ein fast ungenießbares Brot. Aber aus Fehlern lernt man, und ich kann es vorwegnehmen: der zweite Versuch einige Tage später gelang schon entschieden besser. Ihr glaubt nicht, wie wir unser selbstgebackenes Brot genossen haben! Das labberige Zeug, das es hier zu kaufen gibt, ist für uns Mitteleuropäer fast nicht genießbar, höchstens getoastet.

noch nicht ganz gelungen - unser erster Brotback-Versuch

Zwei Tage später war der Pass immer noch gesperrt, so dass wir nur 13 Meilen in den Park hineinfahren konnten. Bis zu den Gletschern, die dem Park den Namen gaben, konnten wir also nicht vordringen. Schade, aber nicht zu ändern.

auf der Südseite der Rockies im Glacier NP






wir verlassen das Land der Schwarzfuß-Indianer

diese Blech-Indianer verabschiedeten uns aus den USA


Gespannt waren wir, wie die Abfertigung an der Grenze verlaufen würde, wenn wir wieder nach Kanada zurückkehren. Natürlich hatten wir uns in den USA noch mit Bier und Wein eingedeckt, da die Alkoholpreise in Kanada wesentlich höher sind. Alle Dinge, die man nicht oder nur begrenzt nach Kanada einführen darf, hatten wir gut verstaut. Ich mache es kurz, so kurz wie den gesamten Grenzübertritt. Ein freundlicher kanadischer Grenzbeamter stellte zwei, drei Fragen nach dem Woher und Wohin, fand unsere Reise ganz toll, drückte den Stempel in unsere Pässe und fertig. Nach genau fünf Minuten war alles erledigt. So einfach kann es sein, wir waren begeistert!

zurück in Kanada

Regen über der Prärie


Unser nächstes Ziel lautete Banff-NP: Am Eingang kauften wir zwei Discovery-Pässe für Senioren zu je CAD 57,90. Damit dürfen wir nun sämtliche Nationalparks Kanadas ein Jahr lang besuchen. Ein weiteres Bären-Spray legten wir uns auch noch zu, so dass wir jetzt jeder eins haben, wie es immer wieder empfohlen wird.

Wie erwartet war der Park auch schon zu Saisonanfang ziemlich überlaufen. Ungefähr die Hälfte der Touristen sind Inder und Chinesen, deren lautes Geschnatter und oftmals unmögliches Benehmen uns zunehmend nervten.

Im Johnston Canyon reihten wir uns ein in die endlose Schlange der Touris, die alle zu den beiden Wasserfällen liefen. In dieser Menschenmenge blieb von der wilden Romantik dieser engen Schlucht nicht mehr viel übrig. Da sich das Wetter zunehmend verschlechterte, schossen wir noch ein paar Fotos am malerischen Bow Lake und verließen noch am gleichen Tag den Park.

die roten Stühle gibt es in ganz Kanada

im Johnston Canyon


am Bow Lake


Am Saskatchewan River fanden wir wieder einen tollen Stellplatz, wo wir zwei Ruhetag einlegten, da mich die Erkältung regelrecht plagte. Dort trafen wir Jeff, der uns stolz seinen selbst gebauten Mini-Caravan zeigte. Zwei Schlafplätze, im Heck eine von außen zugängliche Küche mit Propangaskocher, Wassertank, Warmwasser-Boiler. Es ist der Prototyp einer Kleinserie, die er dann auf dem kanadischen Markt für CAD 9000 anbieten will. Ich glaube, auch auf dem deutschen Markt hätte er damit ganz gute Chancen. Der Typ hat uns mit seinen 25 Jahren und seinem Unternehmergeist imponiert.

am Saskatchewan River



herrlicher Platz zum Relaxen nahe beim Saskatchewan River
2. Versuch und schon gelungen - endlich RICHTIGES Brot!!!
der Mini-Caravan von Jeff




Dann machten wir uns auf den langen Weg nach Edmonton, um dort unseren Gecko durchchecken zu lassen. Rund 750 km Umweg bedeutete dieser Abstecher, aber es sollte sich lohnen. Nach ein bisschen Sucherei fanden wir die Werkstatt, die schon so manchen Reisenden geholfen hat. Dan (der Boss) und sein Mitarbeiter nahmen sich sofort den Patienten vor. Es war wie beim Zahnarzt. Die Schmerzen, in unserem Fall das Rasseln des Motors, waren so gut wie verschwunden. Kein Wunder, da es ja nur in größeren Höhen über 1500 m deutlich zu hören war, Edmonton aber nur 700 m hoch liegt. Auch sie vermuteten verdreckte Einspritzdüsen. Es folgte eine Radikalkur mit einem speziellen Diesel-Additiv von Liqui Moly (Liqui Moly Pro-Line Diesel System Cleaner). Die Wirkung war unglaublich. Schon während der Motor lief und dieses Wundermittel über die Diesel-Rückführungsleitung eingespeist bekam, veränderte sich das Laufgeräusch. Nach einigen Minuten schnurrte der Motor wie ein Kätzchen. Und das ist bis jetzt so geblieben. Auch in Höhen über 2000 m tritt das hässliche Rasseln nicht mehr auf. Bravo und danke, Dan! Wer seine Hilfe auch mal in Anspruch nehmen will oder muss, hier werden sie geholfen: www.4wheelauto.com, Tel. (kostenfrei aus ganz Nordamerika!) 1-866-468-2570.

auf dem Weg nach Edmonton




Lilien sind hier keine Seltenheit
hier wurde uns geholfen

und das ist das Wundermittel, das unseren Gecko heilte

Auf dem Highway 16 ging es dann wieder nach Westen zum Jasper NP. Der Ort Jasper ist genau so touristisch wie der Ort Banff, also nix für uns. Für zwei Nächte machten wir Station auf dem Honeymoon Lake Campground. CAD 15,70 sind in einem NP in Ordnung, zumal alles sehr ordentlich und sauber war. Feuerholz gibt’s kostenlos, allerings allerdings zahlt man für das fire permit (Feuergenehmigung) noch mal CAD 8,80.

im Jasper NP




Von dort aus fuhren wir auf dem Icefield Parkway, einer der schönsten Straßen der Welt (lt. Werbeprospekt) in die Nähe des Columbia Icefield, einem riesigen Gletschergebiet. Zu Fuß stiegen wir hinauf zur Zunge des Athabasca Glacier. Es ist schon beeindruckend, diese gewaltigen Eismassen vor sich zu sehen. Und wenn man sich dann verdeutlicht, dass vor 100 Jahren das Eis des Gletschers an der Stelle, wo wir standen, noch 50 oder mehr Meter hoch war und sich bis zum jetzigen großen Parkplatz des Icefield Center hinzog, dann wird wohl jedem klar, wie stark sich das Klima schon verändert hat. Enttäuscht hatte uns die dreckig graue Farbe des Gletschereises. >Nur die weiter oben in den Bergen liegenden Gletscher zeigten dieses wunderschöne typische Hellblau. Schade nur, dass fast die ganze Zeit graue Wolken den Himmel und die Bergspitzen verdeckten. Erst zum Schluss lugte die Sonne ein bisschen hervor. Wir hätten auch mit einem der sogenannten Snocoaches, umgebaute Busse mit mannshohen Rädern, hinauf auf das Columbia Icefield fahren können, doch CAD 90 pro Person waren uns dann doch entschieden zu teuer.


Athabasca Glacier, der zum Columbia Icefield gehört


die Kratzspuren im Vordergrund hinterließ der Gletscher

der Gletscher 1918 und 2011

vor 100 Jahren reichte die Gletscherzunge bis auf diesen Parkplatz
unser erster Bär, ...

200 mm Brennweite sind da einfach zu wenig :-(

Zurück auf unserem Stellplatz tauchte die Abendsonne den Honeymonn Lake in ein märchenhaft schönes Licht. Neben uns hatten sich zwei chinesische Pärchen mit einem Zelt eingefunden. Selbst um Mitternacht, als es rundum mucksmäuschenstill war, schnatterten sie lauthals herum, als wären sie allein auf dem Platz, bis ein anderer Nachbar sie lautstark zurechtwies. Danach zog sofort Ruhe ein.

am Honeymoon Lake


Am nächsten Morgen standen wir schon sehr zeitig auf, so dass wir an den Athabasca Falls genau das richtige Licht zum Fotografieren vorfanden und auch rechtzeitig genug dort eintrafen, ehe Dutzende Reisebusse ganze Herden von Touristen und Schwärme von Chinesen ankarrten. Dieser Wasserfall gefiel uns richtig gut, weil er irgendwie anders ist als die meisten, die wir schon sahen. Das Wasser schießt förmlich in eine enge Schlucht hinein und tobt dann weiß schäumend durch sie hindurch.

Athabasca Falls




Wenige Kilometer südlich von Jasper wanderten wir ins Valley of the Five Lakes (Tal der fünf Seen). Statt des Bärenspray hätten wir mal lieber Mückenspray mitnehmen sollen, denn die plagten uns heftig. Mit verstopfter Nase und dickem Grippe-Kopf machte das ständige Auf und Ab nicht wirklich Spaß. Wie eine Belohnung erschien dann jedoch der Anblick des Fifth Lake. Sein glasklares Wasser, umrahmt von schwarzgrünen Nadelbäumen, dahinter die Berge und über allem strahlend blauer Himmel. Wie schon einige Male fiel uns auch hier wieder Bob Ross ein, ein amerikanischer Maler, der solche Motive mit seiner speziellen Technik besonders gern malte. Auch der Third Lake wirkte wie aus einem Märchen mit seinem leuchtend grünen Wasser.

Fifth Lake


 

Third Lake


Unser nächstes Ziel war der Maligne Lake. Auf dem Weg dorthin konnten wir tatsächlich einen jungen Schwarzbären direkt neben der Straße beobachten und fotografieren. Natürlich gab es sofort einen Stau. Und wer fiel dabei negativ auf? Nein, diesmal nicht die Chinesen, sondern Inder, die ihren gemieteten Jeep mitten auf der Straße mit laufendem Motor stehen ließen, so dass der gesamte Verkehr blockiert war. Kommentar überflüssig.

auf dem Weg zum Maligne Lake

unser erster Schwarzbär



Am See angekommen, beeindruckte er uns sofort mit seiner Schönheit. Von majestätischen Bergen umringt glitzerte er in der Sonne. Wir wollten gerne mit einem Boot auf den See hinausfahren, um auch die Insel „Island of Spirit“ sehen zu können. Ein Kanadier hatte uns das vor wenigen Tagen empfohlen. Er meinte, der Preis läge bei CAD 20 p.P. Mich haute es fast um, als ich am Ticketschalter nach den Preisen fragte. Die Touren zum „normalen“ Preis von CAD 77 waren für diesen Tag schon ausgebucht. Wir hätten noch VIP-Tickets bekommen können. Diese sollten CAD 140 kosten, pro Person! Die Kanadier spinnen!

So liefen wir nur ein Stück am Ufer entlangund schossen ein paar Bilder. Eine junge vierköpfige chinesische Familie kam dazu und stellte sich doch genau vor uns und versperrte die Sicht auf den See. Und das nur, um sich in selten dämlichen Posen zu fotografieren. Diese Dreistigkeit nervt uns ungemein. Wir sind wirklich keinen Rassisten, das kann ich mit Fug und Recht behaupten. Deswegen habe ich auch so meine Zweifel, ob es richtig ist, immer wieder das Benehmen der Chinesen zu kritisieren, aber wie gesagt, es nervt...

am Maligne Lake




Auf dem Rückweg nach Jasper konnten wir ein paar Weißkopf-Seeadler fotografieren, die ersten, die wir zu Gesicht bekamen. Tolle Fotos entstanden dabei allerdings nicht, da die Brennweite einfach nicht ausreichte.

Mit dem trotz der vielen Touristen wunderschönen Jasper NP verließen wir auch die Provinz Alberta und kamen nach British Columbia. Erstmals wies ein Schild am Straßenrand darauf hin, dass wir in eine neue Zeitzone kommen und unsere Uhren eine Stunde zurückstellen müssen. Somit gilt für uns nun die Pacific Time mit neun Stunden Unterschied zur deutschen Zeit.

Auch die hohen Berge der Rockies liegen nun erst mal hinter uns. Einige Tage mit sehr wechselhaftem Wetter und kühlen Temperaturen überstanden wir auch ganz gut. Schon auf unserem ersten Stellplatz in British Columbia (BC) wurde die Provinz ihrem Ruf als Land der Mücken gerecht. Aber daran werden wir uns wohl in der nächsten Zeit gewöhnen müssen, dass diese Biester einfach überall sind.

In Prince George fanden wir einen deutschen Bäcker. Wer ihn auch besuchen möchte, hier ist die Adresse:

Pastry Chef Bakery, 380 George St, Prince George, BC V2L 1R3

Die Preise sind zwar gepfeffert (ein Bauernbrot 1,5 Pfund CAD 6,99, ein kleines Stück Kuchen CAD 3,75) , aber man gönnt sich ja sonst nichts, und es schmeckt!

Immerhin stehen wir jetzt wieder mal an einem traumhaft schönen Platz, der fast frei von Mücken ist, nämlich am Cobb Lake. Bei herrlichem Sonnenschein sitze ich am Seeufer, genieße die Stille rundum und tippe diesen Bericht. Nur einen Kilometer von hier sahen wir unseren ersten ausgewachsenen Schwarzbären.

Ob wir noch mehr von diesen großartigen Tieren und vielleicht auch den einen oder anderen Grizzly vor die Linse bekommen und was wir sonst noch demnächst auf unserem Weg durch BC hinauf nach Yukon erleben werden, all das lest Ihr im nächsten Bericht. Also bleibt schön neugierig...


am Cobb Lake

Frühstück mit Brot von einem deutschen Bäcker