Blog durchsuchen:

Donnerstag, 3. August 2017

Auf dem Kystriksveien gen Süden

Freitag, 28. Juli 2017

Wie schon vermutet, kann die Fähre von Evenes keine Autos befördern, falls sie überhaupt noch existiert. Wir fanden zwar einen kleinen Hafen, doch deutete dort nichts auf eine Fähre hin.

So fuhren wir also bei herrlichem Wetter auf der E10 um den Herjangsfjord herum nach Narvik. Die Stadt wurde im 2. Weltkrieg völlig zerstört und danach komplett neu aufgebaut. Der Hafen ist ein wichtiger Umschlagplatz für das Eisenerz, das per Eisenbahn aus dem nahen schwedischen Kiruna gebracht wird. Einige Erzfrachter sahen wir im Hafen liegen.

Erzfrachter im Hafen von Narvik

Uns beeindruckte ganz besonders eine im Bau befindliche riesige Hängebrücke, auf der ab 2018 Autos den Herjangsfjord überqueren können. Die beiden Brückenpfeiler, die sicher über 100 Meter hoch aufragen, stehen schon. Auch die mächtigen Drahtseile zwischen ihnen überspannen bereits den Fjord. Es fehlt „nur“ noch die Fahrbahn. Unter anderem sieht man an solchen gewaltigen Bauwerken, dass Norwegen ein reiches Land ist.

die neue Hängebrücke bei Narvik



Einige Kilometer nach Narvik steuerten wir einen schönen Parkplatz direkt am Fjord an, um eine Mittagspause einzulegen. Dort befindet sich eine kleine Gedenkstätte für die Soldaten der Alliierten aus Norwegen, polen, Frankreich und Großbritannien, die hier bei der Schlacht um Narvik im WK II ihr Leben verloren.

Gedenkstätte bei Narvik

Wir stellten uns etwas abseits hinter ein paar Büsche und fanden den Platz so schön, dass wir ihn gleich zum Stellplatz für die nächste Nacht erklärten. In der herrlich warmen Sonne dösend, verbrachten wir den Nachmittag. Der eigentliche Parkplatz füllte sich immer mehr mit Wohnmobilen. Zu uns gesellten sich mit Angelika und Peter zwei Norwegen-Experten, die mit einem alten Mercedes-Truck unterwegs sind. Auch sie haben schon die halbe Welt bereist. Bis weit in die Nacht erzählten wir uns gegenseitig unsere Erlebnisse und Abenteuer.


Standort: N 68° 23' 03.0“ E 17° 15' 14.3“
gefahrene Strecke: 101 km


Sonnabend, 29. Juli 2017

Weil es so schön war und ich unseren Blog auf den aktuellen Stand bringen wollte, blieben wir gleich noch einen Tag am selben Fleck stehen. Abends saßen wir wieder mit Angelika und Peter gemütlich in ihrem Reisemobil zusammen und klönten fast bis Mitternacht.


Standort: N 68° 23' 03.0“ E 17° 15' 14.3“
gefahrene Strecke: 0 km

Ausblick von unserem Stellplatz bei Narvik

Abendstimmung



Sonntag, 30. Juli 2017

Bei Nieselregen verabschiedeten wir uns und setzten unsere Reise auf der E6 fort. Bei Skarberget brachte uns für 157 Kronen eine Fähre über den Tysfjord. Dann führte die E6 durch gewaltige Berge, die wir allerdings nur schemenhaft durch die tief hängenden Wolken erkennen konnten. Nach einer ganzen Reihe von Tunneln bogen wir wenige Kilometer vor Bodö auf den Kystriksveien oder auch LV 17 ab und erreichten bald Saltstraumen. Der Kystriksveien verbindet Bodö und Steinkjer auf einer Länge von rund 650 km und zählt zu den schönsten Touristenstraßen der Welt. Sechs Fähren verteilen sich auf der gesamten Strecke.

Der uns von Angelika und Peter genannte Stellplatz direkt am Saltenfjord ist leider nicht mehr nutzbar. Eine ganze Menge Verbotsschilder untersagen das Campen.

Wir liefen zurück zu der großen Brücke, die in 41 m Höhe die Meerenge zwischen Saltenfjord und Skjerstadfjord überspannt. Unter der Brücke jagen aller sechs Stunden 400 Millionen Kubikmeter Wasser mit einer Geschwindigkeit von bis zu 37 km/h von einem Fjord in den anderen und wieder zurück. Dabei können Strudel bis zu vier Metern Tiefe entstehen. Die größten Wirbel bilden sich an Vollmondtagen. Wer da hinein gerät, hat kaum eine Chance, lebend wieder herauszukommen. Selbst Boote sind da schon in die tiefe gerissen worden. Wir sahen also den schnellsten Gezeitenstrom der Welt. Da wir gerade Halbmond haben, erlebten wir die riesigen Strudel leider nicht. Trotzdem beeindruckte es uns sehr, mit welcher Geschwindigkeit und Gewalt die Wassermassen dahinströmen und dabei durcheinander gewirbelt werden. Aber eine ganze Woche wollten wir nicht warten, um die größten Malströme zu sehen.

Einige Kilometer weiter südlich fand sich ein guter Stellplatz für die Nacht. Endlich hatte auch der Regen aufgehört.


Standort: N 67° 09' 58.5“ E 14° 27' 01.7“
gefahrene Strecke: 274 km

Brücke über die Meerenge bei Saltstraumen





Montag, 31. Juli 2017

Kurz nach unserer Abfahrt riss die Wolkendecke auf, und wir konnten die Fahrt auf der 17 gen Süden bei herrlichem Wetter genießen. Nun kam die Schönheit der Berge und Fjorde erst richtig zur Geltung. Blaue Berge, dazwischen glitzerndes türkisfarbenes oder blaues Wasser, grüne Wiesen, auf denen weiße, lila und gelbe Blumen im Überfluss blühten. Es war die reinste Genussfahrt. Durch endlose Kurven und ständiges Auf und Ab fuhren wir sowieso kaum schneller als 70 km/h. Cruisen und genießen...



ob der Bauer schwul ist?  ;-)

Nachdem wir den über sieben Kilometer langen Svartisen-Tunnel hinter uns gelassen hatten, parkten wir am Ende des Holandfjords. Eine Stunde später brachte uns ein Boot (170 Kr p.P.) in 15 Minuten über den Fjord. In 4 km Entfernung lag der Svartisen-Gletscher vor uns. Er ist der zweitgrößte Gletscher Norwegens und der am tiefsten gelegene Europas und befindet sich knapp oberhalb des Polarkreises.

Auf einem bequemen Schotterweg näherten wir uns dem Gletscher, dessen Eis weiß und hellblau in der Sonne leuchtete. Nie hätte ich gedacht, dass Gletschereis tatsächlich so blau aussieht. Nach knapp 3 km endete der Fußweg. Über schräge Felsplatten und große Steinbrocken kletterten wir nun nach oben. Zunächst folgten wir blauen Wegmarkierungen, dann den weißen. Und das sollte sich bald als Fehler herausstellen. Plötzlich endeten die weißen Striche auf den Felsen. Vor uns brauste und tobte das Schmelzwasser des Gletschers in die Tiefe. Die Gletscherzunge lag vielleicht 300 m entfernt von uns. Doch wie sollten wir da hinauf gelangen? Für bessere Kletterer, als wir es sind, wäre es sicher kein Problem gewesen, doch wir kapitulierten vor diesem Aufstieg. Wie wir später erfuhren, hätten wir weiter den blauen Markierungen folgen müssen, um direkt zum Gletscher zu gelangen.


Svartisen-Gletscher

Blick von unterhalb des Gletschers auf den Holandfjord


Die Sonne war längst hinter dicken, regenschweren Wolken verschwunden. Urplötzlich setzte starker Wind ein, der direkt vom Gletscher herunter brauste und uns stark abkühlte. Als die ersten Regentropfen fielen, stand fest, dass wir umkehren. Wir kletterten auf einen Felsbrocken, von wo wir noch einmal zum nun noch blauer erscheinenden Eis hinauf schauten und machten uns dann schleunigst auf den Rückweg über immer schlüpfriger werdende Felsen.

Schmelzwasser des Gletschers

ein letzter Blick hinauf zum Gletscher

Dummerweise trug ich nur ein dünnes T-Shirt, das im Handumdrehen total durchnässt war. Wir schlugen ein sehr flottes Tempo an, um vielleicht doch noch das nächste Boot zu erreichen, doch mehr als drei Kilometer in weniger als einer halben Stunde schafften wir dann doch nicht. Als das Boot in Sichtweite geriet, fuhr es auch schon los.

Verschwitzt und patschnass durften wir nun 80 Minuten auf die nächste Überfahrt warten. Völlig durchgefroren und nass bis auf die Haut kamen wir schließlich am Auto an. Das war uns eine Lehre. Gehe in Norwegen nie ohne Regenklamotten los, auch wenn die Sonne noch so schön scheint!

Weit fuhren wir dann nicht mehr. Ein einsamer Parkplatz diente uns als Stellplatz für die Nacht. Die leichte Enttäuschung über das Nicht-Erreichen des Gletschers machte nun ein fantastischer Sonnenuntergang wett. Die Berge hinter uns glühten tiefrot, Wolken in zartem Karmesinrosa schwebten darüber und das alles bei tiefer Stille. Einfach nur wunderschön!!!


Standort: N 66° 38' 47.6“ E 13° 32' 02.0“
gefahrene Strecke: 131 km





Dienstag, 1. August 2017

Was macht man als Reisender an solch einem verregneten Tag? Richtig, man fährt. Dass wir aber an einem einzigen Tag gleich vier Fähren nutzen würden, hätten wir uns am Morgen nicht träumen lassen. Nach der dritten, mit der wir den Polarkreis verließen, sollte eigentlich auch Schluss sein, aber wir fanden einfach keinen brauchbaren Stellplatz. Auf den Inseln hier wird fast die gesamte Fläche landwirtschaftlich genutzt, meistens als Weideland, aber auch Getreidefelder sahen wir schon. Und der Rest befindet sich in Privatbesitz. Wegen des stürmischen Windes brauchten wir einen geschützten Platz.

Nachdem wir die vierte Fähre verlassen hatten, suchten wir auf der Insel Sömna weiter. Auch da blieben wir erfolglos und standen schließlich abends nach 21 Uhr etwas verzweifelt und ratlos an der fünften Fähre. Die aber fuhr erst am nächsten Morgen. Uns blieb nichts anderes übrig, als unser Glück auf der kleinen Halbinsel Kvalöya zu versuchen. Und siehe da, praktisch im letzten Anlauf fanden wir dann einen winzigen Parkplatz im Wald, wo uns ein Reh neugierig beäugte.


Standort: N 65° 12' 49.7“ E 12° 01' 12.0“
gefahrene Strecke: 238 km





Mittwoch, 2. August 2017

So eine ruhige Nacht hatten wir schon lange nicht mehr erlebt. Eigentlich wollten wir ja gleich früh zur Fähre fahren. Auf einer Infotafel am Parkplatz hatte ich jedoch gesehen, dass nur wenige hundert Meter weiter noch ein Parkplatz sein soll, und zwar direkt am Meer. Den schauten wir uns erst noch an und waren sofort begeistert. Eine kleine Bucht mit Sandstrand lag zwischen zwei Bergen, totale Ruhe herrschte.. Es gab sogar eine blitzsaubere Toilette mit Wasserspülung und eine Dusche (!), allerdings nur mit kaltem Wasser. Und das alles kostenlos! Da das Wetter besser werden sollte, waren wir uns sofort einig: hier bleiben wir noch ein bisschen.

Mit Wäsche waschen, putzen im Auto, Tagebuch schreiben, lesen und ab dem frühen Nachmittag in der Sonne sitzen und dösen verging der Ruhetag wie im Fluge.

"unsere" Bucht auf der Halbinsel Kvalöya

In der Bucht entdeckten wir eine Büste, die wir in genau der gleichen Ausführung schon mehrmals in Norwegen gesehen haben. Wir fragten uns, welche Bedeutung sie wohl haben mag. Eine junge Frau mit einem wunderschönen Mund richtet den Blick hinaus aufs Meer. Aber warum hat der Künstler ihre Augen nicht gestaltet? Der Wind zaust ihr Haar und sie bedeckt frierend ihre Brüste. Wenn jemand diese Figur und ihre Bedeutung kennt und uns darüber aufklären kann, würden wir uns sehr darüber freuen.


Standort: N 65° 12' 38.5“ E 12° 00' 46.7“
gefahrene Strecke: 0,5 km


was mag diese Statue bedeuten?




Samstag, 29. Juli 2017

Traumlandschaft Lofoten und Wal-Safari

Sonnabend, 22. Juli 2017

Ein herrlich fauler Tag bei Traumwetter. Da wir endlich auch mal wieder etwas Bewegung brauchten, liefen wir los, um auf den Berg hinter unserem Stellplatz hinaufzusteigen. Gleich am Anfang fanden wir direkt am Wegesrand einen wunderschönen Birkenpilz. Den konnten wir natürlich nicht stehen lassen. Ein ganzes Stück weiter trafen wir mitten im Wald auf einen Wohnwagen mit einem PKW daneben. Wenige Schritte weiter verlief sich der nun nur noch als schmaler Pfad erkennbare Weg in sumpfigem Gelände und wir kehrten um. Auf dem Rückweg unterhielten wir uns kurz mit dem Caravan-Besitzer. Er erzählte uns, dass die Deutschen vor knapp hundert Jahren hier eine Eisenbahnstrecke gebaut hätten und dass man von der Spitze des Berges sieben Kirchen sehen könne.


Wieder fast am Anfang des Weges angekommen, bogen wir auf den eigentlichen Wanderpfad ab, der bald steil anstieg. Unglaublich, hier wuchsen sogar Heckenrosen. In Serpentinen wand sich der Pfad den Berg hinauf und brachte uns ordentlich ins Schwitzen. An freien Stellen ergaben sich wunderbare Ausblicke auf den unter uns liegenden Fjord.Erst von hier oben überblickten wir, wie viele Inseln im Fjord verteilt liegen.




Wir überwanden ein Geröllfeld und stiegen weiter hinauf. Dann machte sich leider mein Hüftgelenk immer schmerzhafter bemerkbar, so dass wir nach vielleicht der Hälfte des Aufstiegs umkehren mussten. Schade, aber so ist das eben mit den alten Knochen.

Am Nachmittag saßen wir in der Sonne und beobachteten mit dem Fernglas riesige schwarz-weiß gemusterte Möwen, eine große Entenfamilie und andere Vögel. Dann probierte ich die GoPro mal unter Wasser aus. Da das Wasser sehr flach war, froren mir auch nicht gleich die Füße ab. Viele Muscheln lagen am Grund, einige Wasserpflanzen wiegten sich im Takt der Wellen. Eine Krabbe versteckte sich blitzartig unter einem großen Stein. Sie war zu schnell für mich. Dafür konnte ich einen kleinen Seestern filmen, wie er sich langsam am Boden bewegte. Wie sich später zeigte, sind ausgerechnet die Seestern-Aufnahmen unscharf geworden. Na gut, es war mein erster Versuch.



Spät am Abend, als die tief stehende Sonne hinter einem Berg verschwunden war, umgab uns ein bezauberndes gedämpftes Licht. Die Schneereste auf den Bergen schimmerten zart rosa. Dichter Nebel bildete sich an manchen Stellen über dem reglosen Wasser. Völlige Stille rundum; ein friedvolleres Bild kann man sich kaum vorstellen.

Standort: N 68° 21' 13.5“ E 14° 29' 26.0“
gefahrene Strecke: 0 km


Sonntag, 23. Juli 2017

Es war schon nach zehn Uhr, als es unterm Geckodach zu warm wurde und wir aufwachten. Wie kann man nur so lange schlafen? Weil es schon so spät am Vormittag war und weil uns der Platz so gut gefiel, blieben wir gleich noch einen Tag am selben Fleck. Wir füllten den Wassertank mit frischem Wasser aus dem Bach auf. Ansonsten faulenzten wir den ganzen Tag in der Sonne. Muss auch mal sein.

Standort: N 68° 21' 13.5“ E 14° 29' 26.0“
gefahrene Strecke: 0 km


Montag, 24. Juli 2017

Bei herrlichem Sonnenschein brachen wir auf, um einige der Lofoten-Inseln zu besuchen. Auf der E10 verließen wir die Insel Austvägöy in Richtung Westen. Über eine riesige Brücke gelangten wir zur Insel Gimsöya. Unmittelbar nach der Brücke hielten wir, um das kühne Bauwerk zu fotografieren. Dabei bemerkten wir, dass ein fast weiß leuchtender Ring die hoch am Himmel stehende Sonne umgab, ein sogenannter Halo. Dieser entsteht übrigens durch Reflexion und Brechung des Sonnenlichts an winzigen Eiskristallen in der Atmosphäre. Ich habe schon einige solcher Lichterscheinungen gesehen, aber so deutlich noch nie.





Auf einer schmalen Asphaltstraße umrundeten wir die kleine Insel. Beim Ort Gimsöy legten wir eine kleine Pause ein und staunten über den herrlichen, schneeweißen Sandstrand. Mangels einer Toilette und zu vieler Touristen eignete sich diese Stelle für uns leider nicht als Übernachtungsplatz.



Weiter ging es zur Insel Vestvagöy. Auch dort umrundeten wir eine kleine Halbinsel an der Nordseite, um anschließend zum Super-Strand von Haukland an der Westküste der Insel zu fahren. Dort sah es tatsächlich fast so aus wie in der Karibik. Hohe grüne Berge umsäumten eine Bucht, in der türkisblaues Wasser an den breiten, weißen Sandstrand plätscherte. Viele Menschen tummelten sich am Strand in der Sonne. Leider fanden wir kein freies Fleckchen für unseren Gecko und uns, weil alles zugeparkt war.

Strand von Haukland

Durch einen Tunnel gelangten wir zum nächsten Strand bei Utakely. Dort war es entschieden kälter, da die Sonne schon nicht mehr über den hohen Berg zwischen den beiden Stränden schauen konnte. Auch hier waren alle Stellplätze schon besetzt.

Utakely

Bis zur westlichsten Insel Moskenesöya wollten wir nicht mehr fahren, obwohl es mich schon gereizt hätte, ein Foto vom Ortsschild des Dorfes mit dem kürzesten Namen, nämlich „A“, zu schießen. Wir fuhren also nur bis Leknes und nahmen dort die 815, die an der Südküste der Insel entlang führt.

Ich müsste mich ständig wiederholen, wollte ich alle Schönheiten dieser Inseln beschreiben. Es ist einfach unglaublich schön hier und mit nichts vergleichbar, was wir bisher von der Welt gesehen haben (und das ist nicht gerade wenig).




Den ganzen Tag über hielten wir die Augen offen, um einen geeigneten Stellplatz zu finden. Es gelang uns nicht. Entweder ist die Küste besiedelt, oder es gibt einfach keine Möglichkeit, von der Straße abzufahren. Natürlich hätten wir auf einen der zahlreichen Campingplätze gehen können, aber da fühlen wir uns meistens nicht so richtig wohl. Hinzu kommen die horrenden Preise, die uns davon abhalten.

Letztlich landeten wir wieder an fast der gleichen Stelle , wie die Tage zuvor. Diesmal fanden wir allerdings einen noch besseren Platz, da wir ein Stück abseits der Straße standen, wo es dann doch noch etwas ruhiger war.

Standort: N 68° 21' 41.8“ E 14° 28' 35.6“
gefahrene Strecke: 262 km



Dienstag, 25. Juli 2017

Die zarten Nebelschleier vom gestrigen Abend schwebten immer noch über dem gegenüber liegenden Ufer. Die strahlende Sonne ließ sie weiß leuchten. Der Tag versprach, ein sonniger zu werden. Warum also nicht noch einen weiteren Tag faulenzen?



Nur 20 Minuten später sah es völlig anders aus. Dicke Nebelschwaden zogen von Norden heran und hüllten alles in dichtes, helles Grau. Die Sonne schaffte es nicht mehr, bis zu uns durchzudringen. Nur manchmal zeichnete sie sich schwach als weiße Scheibe in dem milchigen Dunst ab. Nix wurde es also mit Faulenzen in der Sonne.

Na gut, also fuhren wir eben doch weiter. Nach gut zehn gefahrenen Kilometern war von dem Nebel nichts mehr zu sehen. Wie sagte unser alter Freund Micha: „Wenn dir das Wetter in Norwegen nicht gefällt, warte einfach zehn Minuten.“ Recht hat er.

Bei nun wieder hellem Sonnenschein rollten wir auf der E10 nach Osten und erfreuten uns, wie schon die letzten Tage, an diesen Traumlandschaften, die nie langweilig werden. Wir schwammen im Strom der zahlreichen Womos mit, nicht ohne da und dort anzuhalten, um zu gucken und zu fotografieren. Ein Stück nach Kongsvik bogen wir auf einen Feldweg ab, um zwischen E10 und dem nur wenige Meter entfernten Tjeldsunden eine Mittagspause einzulegen. Tja, und wie das dann manchmal so ist nach dem Essen: man wird faul und schläfrig. So blieben wir noch eine ganze Weile sitzen, bis wir beschlossen, heute gar nicht mehr weiterzufahren und die Nacht hier zu verbringen. Und so saßen wir bis in den Abend hinein in der Sonne und erfreuten uns am Anblick der Berge, die auf der anderen Seite des Sunds auf der Insel Tjetdöya aufrgaten. Der Abendwind raschelte im meterhohen, sich sanft wiegenden Gras und wehte einen süßen Kräuterduft um unsere Nasen...

Standort: N 68° 33' 55.1“ E 16° 25' 32.2“
gefahrene Strecke: 120 km


Moltebeere

Mittwoch, 26. Juli 2017

Wieder einmal gaben wir einer spontanen Eingebung nach. Nirgendwo kann man Wale besser beobachten, als hier oben in Nordnorwegen. Und diese Gelegenheit wollten wir nicht ungenutzt lassen. Bester Ausgangspunkt dafür sei Andenes auf der Insel Anöya, fanden wir im Internet heraus. Das lag nur 184 km entfernt, also ein besserer Katzensprung.

Über E10, 83 und 82 gelangten wir an unser Tagesziel. Leider ließen wir dabei das sonnige Wetter hinter uns. Tief hingen graue Wolken über uns. Die Hoffnung, noch am selben Tag mit dem Schiff um 16 Uhr mitfahren zu können, zerschlug sich, da es schon ausgebucht war. So kaufte ich ein Ticket für den nächsten Tag 11 Uhr. Nur ein Ticket deswegen, weil Jutta nicht dabei sein will. Sie verträgt die Schaukelei auf dem Schiff nicht und wird schnell seekrank. Eine weise Entscheidung, wie sich einen Tag später herausstellen sollte.

Wir suchten uns einen Stellplatz außerhalb des 2600-Seelen-Ortes. Von da aus spazierten wir zum nur zwei Kilometer entfernten Andöy Space Center. Von dort wurden seit den sechziger Jahren schon über 1000 wissenschaftliche Raketen gestartet. Außer ein paar einstöckigen Gebäuden und einer kleinen Rakete davor gibt es jedoch nichts Spektakuläres zu sehen. Daneben befindet sich das Spaceship Aurora, eine Art Erlebnismuseum, in dem man viel über das Weltall und das Polarlicht erfahren kann. Leider hatte die letzte Vorstellung schon begonnen, so dass wir unverrichteter Dinge wieder abzogen.

Standort: N 69° 17' 18.6“ E 16° 02' 38.7“
gefahrene Strecke: 380 km



Donnerstag, 27. Juli 2017

Die Wolken trieben dicht über unseren Köpfen dahin und hüllten alles in düsteres Grau., als das MS „Reine“ mit ca. 80 Passagieren an Bord in See stach, um die Wale zu finden. Es ging eng zu auf dem Kahn, der schon 68 Jahre auf dem Buckel hat, aber immer mal modernisiert wurde. So verfügt er über zwei Hydrophone (Unterwasser-Mikrofone), um die Wale anhand ihrer Klicklaute aufspüren zu können. Vor der Abfahrt wurden bei einer Führung durch das kleine Wal-Museum einige interessante Fakten über die riesigen Tiere erklärt. Der Pottwal, der am häufigsten vor Norwegens Küste gesichtet wird, kann stolz auf einige Rekorde sein. Mit einer Länge von bis zu 30 Metern ist er nach dem Blauwal das zweitgrößte Säugetier und das größte Raubtier der Erde. Sein Gehirn ist mit acht bis neun Kilogramm Gewicht das größte und schwerste aller Lebewesen. Mit seinem riesigen Schallorgan, das in seinem gewaltigen Kopf sitzt und mit dem er die Klicklaute erzeugt, bringt er die lautesten Geräusche hervor (175 dB, lauter als ein startendes Flugzeug).

Schädel eines Pottwals



Kaum verließ das Schiff den sicheren Hafen, als es auch schon wild zu Schaukeln begann, obwohl die Wellen gar nicht so hoch waren. Es schwankte von einer Seite zur anderen, dann hob sich der Bug hoch in die Luft, gleich darauf das Heck. Es dauerte auch nicht lange, und die ersten Seekranken füllten ihre Kotztüten. Mir machte die Schaukelei glücklicherweise nichts aus. Wenn es mal wieder ganz heftig schwankte, heftete ich meinen Blick an die Horizontlinie. Das beruhigte die Augen. Ab und zu schwappte eine Welle bis über die Reling. Normales Laufen war auf den glitschigen Decksplanken völlig unmöglich. Man musste sich für jeden Schritt guten Halt mit den Händen suchen und sich mit aller Kraft festhalten, um nicht lang hinzuschlagen.




Es dauerte über zwei Stunden, bis der Kapitän die Maschine stoppte und die drei Guides ganz aufgeregt hin und her liefen. 1500 Meter tiefes Wasser lag nun unter uns. Endlich hatte die Besatzung Wale aufgespürt. Und tatsächlich sah man erst eine und gleich darauf eine zweite Rückenflosse aus dem Wasser ragen. Durch das Auf und Ab der Wellen und das stark schwankende Schiff war es nicht leicht, sie im Blick zu behalten. Dann plötzlich hob sich die riesige Fluke (Schwanzflosse) eines Wals aus dem Wasser, um sofort langsam wieder in den Fluten zu versinken. Der Wal ging nun auf Tieftauchgang bis zu 600 Meter tief, um spätestens nach dreißig Minuten wieder an die Oberfläche zurück zu kommen und zu atmen. Der zweite Wal war inzwischen abgetaucht, ohne seine Fluke zu zeigen.

Dann fuhr das Schiff noch einmal ein Stück weiter und traf dabei auf ein anderes Schiff, das ebenfalls auf Wal-Safari war. Und dann sahen wir auch schon die nächsten zwei Wale. Diesmal waren wir näher dran und man konnte deutlich ihre breiten Rücken sehen und ihre gewaltigen Körper erahnen. Ab und zu bliesen sie Wasserfontänen aus ihrem linken Nasenloch. (Das rechte Nasenloch hat sich im Laufe der Evolution umentwickelt und gehört nun zum Schallorgan.)



Alle Passagiere befanden sich jetzt auf dem kleinen Oberdeck und hielten sich krampfhaft irgendwo fest. Ich umklammerte mit dem linken Arm irgendeine schräge Metallstrebe und versuchte, ein paar vernünftige Fotos zu schießen.Plötzlich rief einer der Guides laut „Diving“ und schon erhob sich wieder eine Schwanzflosse, um gleich darauf in der Tiefe zu verschwinden. Leider tauchte auch hier der zweite Wal ohne Abschiedsgruß mit seiner Fluke ab. Trotzdem war es ein großartiges Schauspiel, diese Giganten der Meere leibhaftig gesehen und erlebt zu haben.

Der Wal krümmt den Rücken, bevor er abtaucht




Ein bisschen enttäuscht war ich, als sich das Schiff sofort auf die Rückfahrt begab. Ich hatte gehofft, dass wir so lange gewartet hätten, bis die Wale zum Luftholen wieder aufgetaucht wären. Die Heimfahrt gestaltete sich dann noch heftiger. Immer öfter schoss das Wasser übers Deck. Einmal hatte das Schiff so eine Schräglage, dass ich komplett von meiner Sitzbank rutschte und mich gerade noch so festhalten konnte, um nicht auf den patschnassen Planken zu landen. Und es wurde kalt, richtig kalt. Die Mannschaft verteilte wärmende Decken. Ich war heilfroh, dass ich Handschuhe dabei hatte. Obwohl ich dicker angezogen war als im Winter, kroch mir die Kälte in die Glieder. Letztlich waren alle froh, als wir von Bord gingen und wieder festen Boden unter den Füßen hatten. Jutta wartete schon am Kai. Gemeinsam liefen wir zurück zum Auto.

Am späten Nachmittag fuhren wir dann doch noch reichlich 200 km bis in die Nähe von Evenes, wo wir auf einem Parkplatz übernachteten. Verrückt war nur, dass schon nach 60 km Fahrt die dicken Wolken und der Nebel komplett verschwunden waren und wieder eitel Sonnenschein herrschte.

Standort: N 68° 33' 57.1“ E 16° 39' 51.3“
gefahrene Strecke: 202 km


Nebelbank