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Sonntag, 17. September 2017

Von Öland nach Sassnitz und nach Hause

Donnerstag, 17. August 2017

Weil uns der Platz so gut gefiel, blieben wir gleich noch einen Tag hier stehen. Niemand hetzt uns, keine Termine. Von wegen „Rentner haben niemals Zeit“, Wir haben alle Zeit der Welt und genießen sie.


Freitag, 18. August 2017

Ein penetranter Geruch lag am Morgen in der Luft. Der nächtliche Regen hatte den unten am Ufer aufgehäuften Tang und die Algen durchweicht, und diese dunkelbraune Masse verströmte nun üblen Gestank. Grund genug, wieder weiterzuziehen.

Somit verabschiedeten wir uns auch von der Insel Öland. Über die sechs Kilometer lange und an der höchsten Stelle 42 m hohe Öland-Brücke gelangten wir zurück aufs Festland nach Kalmar. Von dort aus fuhren wir immer nahe der Küste nach Süden. Dabei hielten wir ständig Ausschau nach einem neuen Stellplatz. Schnell wurde uns klar, dass es hier an Südschwedens Küste sehr schwer werden wird, irgendwo wild campen zu können, da praktisch die gesamte Küste besiedelt ist.

Weit wollten wir heute sowieso nicht fahren, so dass wir zufrieden waren, schon nach 100 km Fahrt einen ruhigen Campingplatz gefunden zu haben.Offensichtlich ist die Hauptsaison schon fast beendet, denn nur noch wenige Gäste hielten sich im Björkenäs-Camping auf. Also gerade richtig für uns, wenn es schon ein Campingplatz sein muss. Die überfüllten Campingplätze oder Womo-Stellplätze, die wir bisher gesehen hatten, sind der pure Horror für uns. Hier hingegen verteilten sich die wenigen Womos, Caravans und Zelte im weitläufigen Gelände. Wir hätten uns sogar direkt ans Ostseeufer stellen können, doch zogen wir einen windgeschützten Platz weiter hinten im Gelände vor.

Seit ewigen Zeiten spielten wir wieder mal Minigolf. Allerdings bestand die Anlage aus nur acht Bahnen, die in ziemlich erbärmlichen Zustand vor sich hin gammelten. Drei Durchgänge spielten wir, wobei wir die achte und letzte Bahn nur in der letzten Runde nutzten, da sie heimtückischerweise die eingelochten Bälle verschluckte und nicht wieder hergab. Wer gewonnen hat? Der Bessere... ;-)

Der nachmittägliche starke Wind legte sich am Abend, der Himmel klarte auf und das Sternenzelt einschließlich Milchstraße erstrahlte über uns.


Donnerstag, 17. August 2017

Von Östergötland auf die Insel Öland

Freitag, 11. August 2017

Welch herrliche Ruhe herrschte an diesem Platz! Kein Verkehrslärm, kein Geschrei verzogener Gören, nur die Geräusche der Natur. Ein wunderbarer, sonniger Morgen begrüßte uns.

Bis zu der kleinen Fähre, die uns zur Insel Torpön im Sommensee bringen sollte, brauchten wir nur wenige Minuten. Vor über 20 Jahren verbrachten wir zwei Mal unseren Urlaub auf Torpön in einem gemieteten Häuschen. Ohne Schwierigkeiten fand ich es wieder. Viel hat sich seither nicht verändert. Zufällig war der Sohn des Besitzers anwesend, mit dem wir uns nett unterhielten. Voller Stolz zeigte er uns das an der Stelle der alten Sauna neu errichteten Badehaus, ebenfalls mit Sauna und sogar kleinem Pool. Auch das Bootshaus stand noch so wie damals. Sogar das Ruderboot, mit dem wir damals über den See geschippert sind, lag noch am selben Steg.

vor über 20 Jahren unser Ferienhäuschen

Wir verließen die Insel wieder und fuhren auf der 131 und später auf der 134 bis Eksjö. Bei diesem herrlichen Wetter wollten wir nicht den ganzen Tag im Auto verbringen. Also suchten wir uns beizeiten einen Stellplatz. Zehn Kilometer südlich von Eksjö stellten wir uns auf einen schön angelegten Badeplatz an einem See. Später kamen noch einige Einheimische dazu. Die Kinder badeten ohne Scheu in dem nicht allzu warmen Wasser. Wenn ich da so an unsere Enkelkinder denke...

Am Abend gesellte sich ein älteres Pärchen (sie 77, er 74 Jahre) mit einem Womo zu uns. Sie luden uns sogar zu einer Flasche wirklich guten französischen Rotwein ein. Als Gegenleistung wollten sie von uns möglichst viel über unsere Mongoleireise vor zwei Jahren erfahren. Wir plauderten den ganzen Abend sehr nett miteinander und genossen den edlen Tropfen.

Standort: N 57° 34' 02.6“ E 15° 00' 25.4“
gefahrene Strecke: 95 km



Sonnabend, 12. August 2017

Nach einer wiederum wundervoll ruhigen Nacht weckten uns die trompetenden Rufe der Kraniche, die sich auf einer nahen Wiese wohl ihr Frühstück suchten. Kaum standen wir draußen, als ein einzelner Schwan dicht an uns vorüber und dann über den See flog. Natur pur eben! Mutter Natur ließ uns dann allerdings auch schnell zusammenpacken, denn sie bedachte uns mit ordentlich Regen.

Auf der 31 erreichten wir gegen Mittag den kleinen Maleras. Dort besuchten wir die Glashütte. Hier kauften wir damals einige sehr schöne Kristallskulpturen. Ich liebäugelte nun mit der Skulptur eines Wolfes, das ich schon vorher im Internet gesehen hatte. Im Original gefiel es mir dann allerdings gar nicht mehr so toll. Als ich dann noch den Preis sah, verging mir die Kauflust endgültig.

Unser nächstes Ziel war die Insel Öland. Bis Nybro nahmen wir die 31, danach die 25 bis Kalmar und schließlich die 137 hinüber auf die Insel. Natürlich fuhren wir über die mehr als 6 km lange Brücke ,die den Kalmarsund in kühnem Bogen überspannt und Öland mit dem Festland verbindet. In einem Touristencenter versorgten wir uns mit Infomaterial über die Insel und gingen danach in nördlicher Richtung auf Stellplatzsuche. Bis Borgholm nutzten wir die 136. Danach fuhren wir auf Sandwegen direkt an der Küste entlang. An einigen Stellen hätten wir schon bleiben können, da aber ein kräftiger Wind vom Festland her wehte und kein Baum oder Strauch Windschutz bot, versuchten wir es auf der Ostseite der Insel.

Und siehe da, gleich im ersten Anlauf fanden wir einen idealen Platz. Breite Wacholderbüsche boten ausreichend Schutz vor der steifen Brise. Wir hatten frei Sicht auf die Ostsee, deren Sandstrand nur 100 m entfernt vor uns lag. Wir wunderten uns, dass niemand weiter hier stand. Lag es vielleicht an den getrockneten Kuhfladen, die die Wiese zierten? Sehr zufrieden mit unserer Platzwahl konnten wir beruhigt schlafen gehen.

Standort: N 57° 06' 53.3“ E 17° 00' 07.0“
gefahrene Strecke: 231 km


Sonntag, 13. August 2017

In der Nacht wachte ich auf, weil irgendetwas nicht stimmte. Nur was? Gespannt lauschte ich in die stockdunkle Nacht. Da war es wieder. Das Auto schaukelte, und zwar heftig! Und gleich noch mal. Vom Wind war nichts mehr zu hören. Erdbeben? Dann ein Schnauben neben dem Gecko. Als gleich darauf das Geräusch hinzu kam, als würde Gras abgerupft, wusste ich, wer unsere Nachtruhe störte. Die Kühe stillten auch nachts ihren Hunger. Dass da plötzlich ein Auto im Wege stand, schien sie nicht im Geringsten zu stören. Wir konnten beruhigt weiter schlafen. Am Morgen sahen wir, dass die Tiere offensichtlich auch durstig waren, denn sie hatten den Tau vom Ersatzrad und den Scheiben geleckt.

Es folgte ein Ruhetag bei angenehmem Wetter. Einige Schweden kamen mit ihren Autos, hielten sich für ein paar Stunden am Strand auf und verschwanden wieder. Unsere Anwesenheit störte und interessierte niemanden.

Standort: N 57° 06' 53.3“ E 17° 00' 07.0“
gefahrene Strecke: 0 km


Montag, 14. August 2017

Weil die Wettervorschau einen sonnigen Tag prophezeite, verlängerten wir unsere Pause um einen weiteren Tag. Bei wolkenlosem Himmel lagen wir fast den ganzen Tag am Sandstrand und dösten in der Sonne. Nur das Wasser lockte nicht zum Baden. Nicht, weil es zu kalt gewesen wäre. Schwarzbraune Algen trieben darin auf der gesamten Länge des ansonsten schönen weißen Sandstrands. Na ja, man kann eben nicht alles haben. Trotzdem war es ein herrliche fauler Tag!

Standort: N 57° 06' 53.3“ E 17° 00' 07.0“
gefahrene Strecke: 0 km

Wacholderbüsche boten guten Windschutz



Blick auf Kälahamn



Dienstag, 15. August 2017

Nach fast drei Ruhetagen wollten wir weiter ziehen. Zunächst war die Nordspitze Ölands unser Ziel. Trollskogen, also Troll-Wald, nennt sich ein Waldgebiet auf einer Landzunge. Wir wanderten auf einem Pfad durch diesen Urwald. Rieseneichen breiteten ihre gewaltigen Kronen aus. Die Älteste schätzt man auf 900 Jahre! Ehrfurcht erfasste uns beim Anblick dieser uralten Lebewesen, die seit Jahrhunderten allen Stürmen und Wetterunbilden trotzen. Ehrfurcht und Respekt vor unserer Natur!

Rieseneichen

900 Jahre alt

Totholz - Lebensgrundlage vieler Insekten
Schiffswrack von 1906

An der äußersten Spitze der Landzunge wunderten wir uns über den verkrüppelten Wuchs der Kiefern. Ihre Stämme und Äste wachsen krumm und verbogen, bilden Kreise und Schlangenlinien, als würden sie sich vor Schmerzen krümmen und aller paar Monate ihre Wuchsrichtung ändern. Ursache dafür sind die Stürme, die hier direkt am Meer über sie hinweg fegen. Nun wussten wir auch, wie der Wald zu seinem Namen kam. Mit ein bisschen Fantasie kann man sich hier ganz gut vorstellen, wie Trolle und andere unheimliche Gestalten ihr Unwesen treiben.

Urwald

verkrüppelte Kiefern im Trollwald




wilde Äpfel
Grabhügel aus der Eisenzeit
Nach diesem Waldspaziergang besuchten wir noch den Leuchtturm, genannt „Langer Erik“, der für uns allerdings nicht die große Attraktion darstellte. Interessanter waren da schon die wild geformten Kalksteinfelsen an der Küste bei Byrums. 490 Millionen Jahre alt ist dieses Gestein. Damals lag dieses Gebiet jenseits des Äquators am Boden eines Meeres. Urzeitliche Lebewesen sanken nach ihrem Tod auf den Grund und bildeten dort dicke Schichten. Der Druck des Wassers verdichtete sie immer mehr, bis sie schließlich zu Kalkstein erstarrten. Dieser wurde und wird auch heute noch entlang der Küste abgebaut und verarbeitet. Bei Jordhamn besichtigten wir die einzige erhalten gebliebene Schleifmühle. Diese Windmühle mahlte kein Korn zu Mehl, sondern schliff die Kalksteinplatten glatt, die dann zum Bau von Fußböden u.a. verwendet wurden.

In Köpingsvik wollten wir wieder mal einen Campingplatz nutzen. Drei von ihnen sahen wir uns an, doch keiner gefiel uns. Dicht gedrängt standen die Womos eins neben dem anderen. Letztlich fanden wir in der Stadt einen öffentlichen Stellplatz. Für 100 Kronen , relativ rihig gelegen mit sauberen Toiletten, also alles ok.

Standort: N 56° 52' 45.2“ E 16° 43' 14.7“
gefahrene Strecke: 124 km

Leuchtturm "Langer Erik"
Kalkstein-Küste bei Byrums

alte Schleifmühle

mit Gras gedeckte Häuser neueren Datums

Mittwoch, 16. August 2017

Leichter Nieselregen ließ uns schnell zusammenpacken und losfahren. Nur wenige Kilometer weiter besuchten wir die gewaltige Ruine des Schlosses Borgholm. Für die Schweden stellt es wohl eine große Attraktion dar, für uns war es lediglich die Ruine eines 1806 abgebrannten großen Schlosses.

Ruine des Schlosses Borgholm


350 - 400 Windmühlen soll es auf Öland geben


in der Mühle

171 Jahre alt

Viel weiter unten im Süden der Insel, aber auch an der Westküste, sollte man lt. Öland-Broschüre in der Bucht von Eckelsude Seehunde und Robben beobachten können. Extra deswegen fuhren wir dorthin. Es endete leider mit einer Enttäuschung. Zuerst sahen wir sehr viele Schwäne und eine Menge anderer großer und kleiner Vögel auf dem Wasser. Diese haben hier ein bevorzugtes Brutgebiet. Mit dem Fernglas entdeckten wir dann tatsächlich noch zwei Seehunde oder Robben. Diese lagen allerdings weit draußen auf Felsbrocken im Meer, ca. 400 m entfernt von uns. Eine gute Beobachtungsmöglichkeit stelle ich mir allerdings schon etwas anders vor. Das bestätigte den Eindruck, den wir bisher schon von dieser Touristen-Broschüre gewonnen hatten. Darin wird auch die kleinste Kleinigkeit als große Attraktion beschrieben.

viele Gänse und andere Wasservögel

Seehunde oder Robben in weiter Ferne

besser geht es mit meinem Objektiv aus dieser Entfernung leider nicht

Als Entschädigung fanden wir wenig später einen wunderschönen Übernachtungsplatz. Ganz allein standen wir auf der etwas erhöhten Küste, sie Steilküste zu nennen, wäre etwas übertrieben, ca. 4 km nördlich von Mörbylanga. Bei totaler Ruhe konnten wir einen traumhaft schönen Sonnenuntergang genießen.

Standort: N 56° 33' 06.3“ E 16° 23' 30.2“
gefahrene Strecke: 78 km

unter unserem Stellplatz die "Kellerwohnungen" der Schwalben



Samstag, 12. August 2017

Von Norwegen nach Schweden - über 10000 Kilometer liegen hinter uns

Donnerstag, 3. August 2017

Ein Faulenzer- und Genießertag bei herrlichem Sonnenschein. Noch einmal Wäsche gewaschen, Blog aktualisiert und Mails beantwortet und ansonsten: RELAXT! So einen Tag braucht man auch ab und zu mal...

Standort: N 65° 12' 38.5“ E 12° 00' 46.7“
gefahrene Strecke: 0 km


Freitag, 4. August 2017

Der Tag begann mit der vorerst letzten Fährüberfahrt. Weiter ging es auf der Traumstraße 17, dem Kystriksveien. Wie auf einer Berg- und Talbahn schlängelt sie sich zwischen Bergen hindurch und um Fjorde herum. Ständig wechselten sich wunderschöne Aussichten ab, lediglich durch einige Tunnelpassagen unterbrochen.




Doch wie alles hat auch die LV17 ein Ende, nämlich kurz vor Steinkjer. Wir kürzten allerdings das letzte Stück ab, indem wir in Höylandet auf die 775 abbogen. Nach 13 km stießen wir bei Gartland wieder auf die E6, der wir südwärts fogten. In Steinkjer tankten wir und füllten den Kühlschrank auf, was dringend nötig war. Diesmal kauften wir bei REMA1000 ein, einer Ladenkette ähnlich Aldi. Leider ähnelten die Preise so gar nicht denen bei Aldi, obwohl es die günstigste Kette in Norwegen sein soll. Für die meisten Norweger dürften die hohen Preise jedoch kein Problem darstellen, da sie angeblich im Schnitt zwei bis drei Mal so viel verdienen wie im gleichen Job in Deutschland. Dies ist allerdings keine gesicherte Aussage.

Wir fuhren dann durch eine Landschaft, die wie in einem deutschen Mittelgebirge wirkte, nur dass wir hier nie über 200 m Höhe hinauskamen. Nicht schlecht staunten wir, als wir Erdbeerfelder sahen, die eben abgeerntet wurden. Erdbeeren nur 330 km südlich des Polarkreises, wer hätte das gedacht.

Ungefähr 60 km vor Trondheim gingen wir abseits der E6 auf Stellplatzsuche. Leider erfolglos. Weder an einem der zahlreichen kleinen Seen noch an einem Fjord entdeckten wir etwas Brauchbares. So schwierig hatten wir uns die Suche in Norwegen nicht vorgestellt. Schließlich fanden wir dann nahe der E6 doch etwas. Ein geschotterter Parkplatz, der zur Friluftsomrade (Erholungsgebiet) Hammarsbukta gehört. Nicht besonders schön, für eine Nacht aber allemal akzeptabel.

Standort: N 63° 32' 27.9“ E 10° 50' 42.0“
gefahrene Strecke: 286 km


Sonnabend, 5. August 2017

Seit gut einem Monat war es in der Nacht erstmals wieder richtig dunkel. Daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen.

Heute hatten wir wieder einen reinen Fahr-Tag. Es macht einfach Spaß, durch solch schöne Landschaften zu fahren. Nach Trondheim fuhren wir nicht hinein. Solch große Städte sind nun mal nicht unser Ding. Auf der E6 ging es bei sonnigem Wetter nach Süden.

Irgendwo am Fluss Gaula legten wir eine kleine Pause ein. Dieser Fluss ist bekannt für die vielen Lachse, die sich in seinem klaren Wasser tummeln. Wir staunten nicht schlecht, als wir sie aus dem Wasser springen sahen. Dem Angler am Ufer gingen sie aber nicht an den Haken.

am Fluss Gaula
der Kerl saß auf einer Goldwing

Bei Oppdal bogen wir auf die 70 ab und fuhren nun westwärts. Leider trübte es sich wieder ein und die ersten Tropfen fielen. Später gerieten wir von einem Schauer in den nächsten. Zu allem Überfluss bekam Jutta auch noch üble Zahnschmerzen.

Am Sumadals-Fjord verließen wir die 70. Weiter ging es erst auf der 62 immer an diesem Fjord entlang. Viel sahen wir nicht von ihm, da Wolken und Nebel die Sicht versperrten. Ein paar Kilometer fuhren wir noch auf der 660. bis wir auf einem hübschen Rastplatz für die Nacht einparkten.

Standort: N 62° 45' 08.3“ E 08° 01' 28.7“
gefahrene Strecke: 261 km

am Sumadals-Fjord


Sonntag, 6. August 2017

Juttas Zahnschmerzen quälten sie die ganze Nacht und Besserung war nicht in Sicht. Mit Tabletten musste sie bis morgen durchhalten, denn wo sollten wir hier am Sonntag einen Zahnarzt auftreiben? Sie konnte den Tag nicht wirklich genießen, obwohl es gleich drei Highlights gab.

Das erste geschah kurz vor Andalsnes. Ich starrte gebannt auf den Tacho, und dann passierte es: Die Kilometeranzeige klappte um und zeigte nun eine Zahl an, die nicht viele Autos erreichen: 300 000! Da musste auch gleich die Hupe ihren Glückwunsch los werden. Ein paar Erinnerungsfotos gehörten natürlich auch dazu. 16 Jahre ist er nun schon alt und dürfte mit dieser Kilometerleistung nun wohl auch eingefahren sein...



Hinter Andelsnes stieg die Strecke stark an, nun auf der 63. Man konnte meinen, wir führen durchs Hochgebirge, so gewaltig wirkten die Berge. Dann ragte vor uns eine Felswand fast senkrecht bis in den Himmel. Es sind genau 405 Meter Höhenunterschied, die der berühmte Trollstigen hier überwindet. In elf Serpentinen windet sich die schmale Straße mit zwölf Prozent Steigung hinauf in schwindelerregende Höhe. An manchen Stellen können sich Autos nur mit äußerster Vorsicht begegnen, weil es so eng zugeht.

Wie Spielzeug sahen die Autos aus, die langsam an dieser Wand empor krochen. So schwierig konnte es wiederum auch nicht sein, wenn sogar Busse diese Strecke meistern. Nach einer kleinen Pause reihten auch wir uns ein und begannen den Aufsteig. Schon nach den ersten zwei, drei Haarnadelkurven stockte uns fast der Atem beim Blick in die Tiefe. Dabei war das erst der Anfang! Vor einer steinernen, schmalen Brücke stoppten wir und bestaunten den Stigfossen, einen riesigen Wasserfall. Weiß schäumend donnerten hier gewaltige Wassermassen 300 Meter herunter. Der auffrischende Wind trieb helle Gischtschwaden über das Tal.

Mit doch etwas feuchten Handflächen erreichten wir den großen Parkplatz in 700 m Höhe und sahen zunächst viele Menschen, viele Busse, viele Wohnmobile und Autos. Und dann sahen wir plötzlich gar nichts mehr. Innerhalb weniger Minuten hüllten sich das Plateau und die umliegenden Bergriesen in dichten Nebel. Trotzdem liefen wir auf einem einige hundert Meter langen Betonpfad zu einer Aussichtsplattform, die kühn über den Abgrund hinausragt. Nun war Geduld angesagt. Und tatsächlich riss nach einigen Minuten der Nebelvorhang auf und gab für wenige Sekunden den Blick frei auf die gesamte atemberaubende Straße. Die Zeit reichte gerade aus, um schnell ein paar Fotos zu schießen, dann verschwand alles erneut in undurchdringlichem Grau,

Nun noch eine Erklärung für die ganz Neugierigen. Trollstigen heißt nichts anderes als Troll-Stiege oder Troll-Leiter. Hier müssen dem Volksglauben nach die Trolle hinaufsteigen, um zum Schloss soria Moria in Jotunheimen, dem höchsten Gebirge Skandinaviens, zu gelangen.

Anfahrt zum Trollstigen

an dieser fast senkrechten Wand windet sich der Trollstigen hinauf


der Stigfossen


für wenige Sekunden freie Sicht...

...bis der Nebel wieder heranzieht; links der Wasserfall Stigfossen

und schon verdeckt der Nebel wieder das Tal

Wir setzten unsere Fahrt über die Passhöhe in 850 m Höhe fort. Von da ab fällt die Strecke hinab bis auf Null am Norddalfjord. Nach einer 10-minütigen Fährüberfahrt musste der Gecko schon wieder seine Kletterqualitäten beweisen. Es ging wieder hjinauf bis auf 624 m. Und dann lag er vor uns, der weltberühmte und zum UNESCO-Weltnaturerbe zählende Geirangerfjord. Zwei Kreuzfahrtschiffe ankerten am Ende des Fjords. Sie wirkten aus dieser Höhe wie kleine Spielzeugschiffe. Unglaublich, dass diese Riesenpötte durch den engen Fjord bis hierher gelangen können. Ihr Tiefgang stellt dabei kein Problem dar, denn der Fjord ist bis zu 260 m tief. Eine ganze Anzahl winziger Boote pflügte durch das flaschengrüne Wasser. Bis da hinunter ging es nun über viele enge Serpentinen.

Der Ort Geiranger quoll förmlich über vor Touristen und deren Reisebussen. Jutta plagten die Zahnschmerzen immer heftiger, so dass der sicher interessante Rundgang durch den Ort und eine eventuelle Bootsfahrt auf dem Fjord leider ausfallen mussten.

Geiranger-Fjord




Kaum unten angekommen, schraubten wir uns am Ende des Fjords über unzählige Kehren und Schleifen wieder in die Höhe. Auch aus dieser Richtung gab es atemberaubende Ausblicke auf den Fjord. Über 1000 m Höhe erreichten wir dort. Von da an fuhren wir auf der 15 über eine kahle Hochebene mit ganz wenig Vegetation, die sich ganz allmählich nach Osten hin absenkt. Im weiteren Verlauf folgt die Straße dem Lauf des Flusses Otta. Direkt am Flussufer entdeckten wir einen versteckten Platz, wo wir für die nächste Nacht bleiben konnten. Allerdings standen wir direkt neben einer Stromschnelle, wo das türkisfarbene Wasser weiß aufschäumte und dabei gehöriges Getöse verursachte. Dieser Lärm war uns jedoch allemal lieber als der von Autos oder lärmenden Menschen.

Gleich drei tolle Erlebnisse an einem Tag, dreihunderttausendster Gecko-Kilometer, Trollstigen und Geirangerfjord, die Jutta, von schlimmen Zahnschmerzen geplagt, leider nicht wirklich genießen konnte.

Standort: N 61° 59' 02.1“ E 07° 53' 06.6“
gefahrene Strecke: 215 km

am Fluss Otta






Montag, 7. August 2017

Heute wollten wir unbedingt einen Zahnarzt finden. Knapp 100 km bis zur Stadt Otta musste Jutta noch durchhalten.

im Tal des Otta-Flusses


Jutta bekam nicht viel mit von diesen herrlichen Landschaften

Im Ort begann eine kleine Odyssee. An der ersten Adresse deutete nur noch ein vergammeltes Holzschild darauf hin, dass da einst ein Dentist praktiziert hatte. Der zweite Zahnarzt war völlig ausgebucht. Immerhin gab uns die Vorzimmerdame drei Adressen von weiteren Zahnärzten. Also versuchten wir es zwei Ecken weiter im Krankenhaus, nachdem wir zuvor versehentlich bei der Ausländerbehörde gelandet waren, wo wir von Dutzenden mit ihren Smartphones hantierenden Flüchtlingen argwöhnisch gemustert wurden. Eine sehr nette Zahnarzthelferin bedauerte aufrichtig, uns nicht helfen zu können, da sämtliche Termine schon vergeben waren. Sie steuerte weitere Adressen zu unserer Sammlung bei, allerdings von Zahnärzten in größerer Entfernung.

Jutta war der Verzweiflung nahe, als wir den vierten Versuch mitten in Otta unternahmen, hielt sich aber sehr tapfer. Endlich wurde unsere Bitte um zahnärztliche Hilfe erhört. Ohne Wartezeit lag Jutta unversehens auf dem Behandlungsstuhl. Nach einer Röntgenaufnahme legte die junge Helferin eine sterile Zange bereit. Wenige Minuten später war Jutta um einen Zahn und unsere Reisekasse um 240 Euro ärmer. Ziemlich mitgenommen wankte sie ins Auto, war aber froh, diesen Plagegeist endlich losgeworden zu sein.

der Zahn ist raus!

Wir verließen Otta auf der E6 gen Süden. Nachdem wir mehrere Mautstellen passiert hatten, verließen wir die E6 und fuhren nun parallel auf Nebenstraßen ohne Mautgebühr und hatten dabei den Vorteil, einen viel besseren Ausblick auf das wunderschöne Gutbrandsdalen zu haben, da die Nebenstraßen oftmals höher als die E6 verlaufen. Ein bisschen erinnerte uns dieses Tal an die Wachau an der Donau. Wir fuhren nun also durch Norwegens längstes Tal das sich auf 320 km erstreckt und in voller Länge vom Fluss Lagen durchflossen wird. Wir folgten dem Fluss am Südwesthang, wo es ständig bergauf und bergab ging. Einige Schotterpassagen gab es auch, die aber fast genau so gut zu befahren waren wie die Asphaltstraßen.

für ganz Skandinavien und Karelien typischer Zaun

im Gutbrandsdalen

Da sich absolut keine Möglichkeit bot, wild zu campen, steuerten wir schließlich einen kleinen Campingplatz ca. 15 km vor Lillehammer an. Wir standen dann auf einer Wiese direkt am Fluss. Sein Wasser floss zwar schnell, aber auf Grund der Breite des Flusses fast lautlos dahin. Am Abend setzte durchdringender Regen ein, der uns beizeiten ins Auto zwang.

Standort: N 61° 14' 42.6“ E 10° 25' 42.4“
gefahrene Strecke: 200 km


Dienstag, 8. August 2017

Mit einem Frühstück in der Morgensonne fing der Tag gut an. Wir trödelten ein bisschen herum und brachen erst kurz vor Mittag auf. 

auf dem Campingplatz Rybakken

Unser erstes Ziel, das norwegische Straßenmuseum, lag in nur 2 km Entfernung. Zu unserem Erstaunen konnten wir es kostenlos besuchen. Eine modern gestaltete Ausstellung zeigt die Entwicklung der Fahrzeuge und Verkehrswege in Norwegen vom Anfang seiner Besiedlung bis in die Gegenwart. Im Parkähnlichen Freigelände bewunderten wir originale Gebäude aus verschiedenen Zeiten und viele Maschinen und Geräte, die hauptsächlich beim Straßenbau eingesetzt wurden. Schließlich gab es noch einen 250 m langen U-förmigen Stollen in einem Berg. Darin befinden sich in fast völliger Dunkelheit Maschinen, nur wenige gedimmte Spotlights spenden etwas Licht, die unter Tage beim Bau von Tunnels verwendet wurden. Ziemlich dramatische Musik ließ die Szenerie schon etwas unheimlich wirken.

Am Ausgang des Stollens erwarteten ein riesiger Kipper und ein gewaltiger Bagger den staunenden Besucher. Der Kipper kann bis 30 Tonnen Last befördern. 1600 PS leistet sein Motor. Ich kam mir regelrecht winzig vor neben diesem Koloss, dessen Räder fast drei Meter Durchmesser haben und wovon jedes 4000 kg wiegt.





Nur einen halben Kilometer vom Museum entfernt befindet sich die olympische Bob- und Rodelbahn, wo 1994 der Hackl-Schorsch die Goldmedaille im Rennrodeln gewann. Jetzt im Sommer kann man mit einem Viererbob mit Rädern die Bahn hinunter sausen. Das Vergnügen dauert reichlich eine Minute, kostet aber stolze 250 Kronen. Bis 100 km/h schnell fährt das Gerät. Irgendwie juckte es mich schon mitzufahren, aber wenn schon, dann würde ich es gern mit einem richtigen Bob auf vereister Bahn tun.


100 km/h

15 Kilometer weiter erheben sich die beiden Olympia-Sprungschanzen über Lillehammer. Hier brannte vor 23 Jahren die olympische Flamme und hier jubelte Jens Weißflog über seine Goldmedaille. Schon der mit grünen Matten belegte Aufsprunghang beeindruckte uns, so steil ist er. Er endet in einem weiten Stadionrund. Darüber thronen die eleganten Betonkonstruktionen der beiden Schanzen. Obwohl Skispringen nicht unbedingt mein großes Interesse findet, würde ich schon gerne mal die Atmosphäre live erleben, wenn die Springer mutig ins Tal segeln. (Ja, ich weiß, Springerinnen tun es inzwischen auch.)


Blick von der Großschanze auf Lillehammer

Noch rund 100 km fuhren wir in diesem herrlichen Gutbrandsdalen und absolvierten dabei den zehntausendsten Kilometer unserer Reise, bis wir bei Strandlykkia einen eigenartigen Platz für die Nacht fanden. Wir standen in einem funkelnagelneuen Bootshafen. Allerdings lag kein einziges Boot vofr Anker, kein Auto war zu sehen. Die Eisenbahnlinie direkt daneben ist durch eine Stahlwand abgeschirmt. Da die Waggons ohnehin geräuschgedämmt sind, hörten wir nur ein leises Rauschen, wenn ein Zug vorbeifuhr. Gute Voraussetzungen für eine relativ ruhige Nacht.

Standort: N 60° 31' 15.9“ E 11° 14' 25.4“
gefahrene Strecke: 119 km


Mittwoch, 9. August 2017

Es regnete die halbe Nacht. Glücklicherweise setzte der Regen am Morgen für ein. Zwei Stunden aus, so dass wir das Dach mit einigermaßen getrockneten Zeltwänden zuklappen konnten. Bei erneut einsetzendem Nieselregen fuhren wir durch eine trotz des miesen Wetters liebliche Landschaft. Auf kleinen Landstraßen näherten wir uns der schwedischen Grenze. In Skotterud stießen wir auf die E2 und setzten in einem kleinen Supermarkt unsere letzten norwegischen Kronen in Lebensmittel um.

Inzwischen goss es in Strömen. Ohne Halt passierten wir die norwegisch-schwedische Grenze. Bis Karlstadt nutzen wir die E2, danach die E18. Am nördlichen Ende des riesigen Vännernsees versuchten wir, auf der Halbinsel Arnön einen Stellplatz zu finden, leider ohne Erfolg. Die Feld- und Waldwege waren durch den Dauerregen, der immer heftiger wurde, völlig aufgeweicht. Das wäre zwar für den Gecko kein Hindernis gewesen, doch irgendwo auf einer schlammigen Wiese wollten wir auch nicht stehen.

Nach Kristinhamn bogen wir links ab in Richtung einiger kleiner Seen. Dort fanden wir zuallererst einen riesengroßen Birkenpilz und einige schöne, ganz frische Rotkappen (wohlgemerkt vom Auto aus!) und gleich danach einen guten Stellplatz. Und, oh Wunder, es hörte endlich auf zu regnen.

Standort: N 59° 20' 56.5“ E 14° 13' 21.4“
gefahrene Strecke: 313 km


Donnerstag, 10. August 2017

Frische Waldluft, kein Regen, keine Mücken, also ein guter Morgen. Unmittelbar nach unserer Abfahrt lachten uns schon wieder wunderschöne Pilze an, die wir natürlich noch einsammelten. Weiter ging es dann auf der 205, bis wir bei Askersund auf die 50 stießen, die wir kurz vor Motala wieder verließen, um auf schmalen Landsträßchen bis zu dem kleinen Ort Berg bei Linköping zu gelangen. Dort befindet sich der wohl interessanteste Abschnitt des Göta-Kanals, der die Ostsee mit dem Skagerrak verbindet. Interessant deshalb, weil sieben direkt hinterinander liegende Schleusen einen Höhenunterschied von 18 Metern überwinden. Die Boote steigen praktisch eine Treppe hinauf bzw. hinab. Wenn die Schiffe oben angekommen sind, fahren sie anschließend ÜBER eine Brücke. Es wirkte schon eigenartig, als wir unter einem Boot durch diese Brücke fuhren.

Weiter ging unsere Reise auf der E4 bis Mjölby. In Boxholm schwenkten wir nach links ab und fanden kurz vor dem Örtchen Blavik an einem kleinen See einen hübschen Platz für die Nacht.

Standort: N 58° 06' 08.6“ E 15° 06' 32.5“
gefahrene Strecke: 227 km

Gedränge in den Schleusen des Göta-Kanals