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Freitag, 23. Juni 2017

Von Lettland nach Estland

Freitag, 16. Juni 2017

Bei wiederum strahlendem Sonnenschein brachen wir auf. Wir folgten der A1 gen Norden. In Salacgrive tankten wir und kauften noch mal ein, da das Leben in Estland vermutlich etwas teurer sein wird.

Ein Foto an der Grenze mit dem Landesschild Estlands musste entfallen, da es kein solches gab. Witzig fand ich, dass in den ehemaligen Grenzabfertigungsgebäuden nun Spezialmärkte für Alkoholika untergebracht sind.Die bisherige A1 heißt in Estland einfach 4. Ihr folgten wir zunächst bis nach Pärna, um uns dann auf kleinen Sträßchen immer entlang der Küste zu bewegen.

Unterschiede zu Lettland bemerkten wir zunächst kaum. Lediglich die Ortsnamen muteten schon fast finnisch an mit vielen ä und ö, und diese möglichst auch noch doppelt. Kein Wunder, denn Estnisch und Finnisch gehören der gleichen Sprachgruppe an.

Auch hier in Estland ist es schwierig, einen Stellplatz am Strand zu finden, da sich fast alles in privater Hand befindet. Die Grundstücke hier erwecken alle einen sehr gepflegten Eindruck, noch schöner als in Lettland.

Laut Karte und Navi sollte sich bei Kulli ein Campingplatz befinden. Den fanden wir auch. Ein wunderschöner Platz direkt am Meer, das Gras frisch gemäht, aber das Tor war verschlossen und niemand war zu sehen. Schließlich fanden wir doch einen jungen Mann, der an einem der etwas älteren, aber hübschen Holz-Gästehäusern herumwerkelte. Er sprach gut englisch, telefonierte mit der Besitzerin und meinte dann ganz freundlich, wir könnten für 3 Euro pro Person und Nacht bleiben.

Wieder einmal hatten wir einen riesigen Platz für uns ganz alleine. Schnell stellte sich jedoch Gesellschaft ein, unangenehme Gesellschaft! Ganze Mückenschwärme lechzten nach unserem Blut! Und am Abend würden es noch viel mehr werden, prophezeite der junge Mann. Das kann ja heiter werden.

Später liefen wir hinüber zum total flachen Strand. Unglaublich, das Wasser hatte fast Badewannentemperatur, geschätzt 27 bis 28 Grad. Klar, es war nur wenige Zentimeter tief und die Sonne ballerte wie verrückt. Weiter draußen, so ca. 50 bis 70 Meter, wären es 16 Grad, hatte der junge Mann schon angekündigt.

Am Abend spazierten wir ein paar hundert Meter hinüber zu einem kleinen Motel, das aber noch geschlossen war. Auch hier alles wunderschön angelegt. Das Meer lag ruhig wie ein Spiegel vor uns. Auf einer kleinen Insel in 200 m Entfernung schnatterten und kreischten Vögel. Wir gingen zurück, standen noch eine Weile am Strand und genossen die nun herrschende unglaubliche Stille. Es war ein Paradies! Wenn nur die verdammten Mücken nicht gewesen wären! Noch ein bisschen in der Dämmerung draußen sitzen ging einfach nicht. Spray und Moskitospiralen schienen die Biester noch anzulocken.

ein riesiger Platz ganz allein für uns

Wasser - warm...

...und flach

Standort: N 58.43060 E 23.68850 
gefahrene Strecke: 142 km


Sonnabend, 17. Juni 2017

Selbst am frühen Morgen flogen die Mücken ihre Attacken. Gern wären wir hier noch einen Tag länger geblieben, aber leider...

Als wir weiterfuhren, staunten wir immer wieder über die sehr gepflegten Grundstücke und Häuschen, die da und dort hauptsächliche im Wald auftauchten. Wir erreichten die 10 und bogen dann auf die 31 ab. Oft warnten Schilder vor Elchen, doch leider sahen wir keinen dieser Kolosse.

Kurz vor Haapsala wurden wir gestoppt. Ein großer Pulk Radrennfahrer preschte an uns vorüber. Es müssen weit über hundert Fahrer gewesen sein, wahrscheinlich alles Amateure, denn Begleitfahrzeuge gab es, außer den beiden Vorauswagen, keine.




Nach 9 km auf der 9 zweigten wir nach Norden ab, bis wir bei Elbiku einen Campingplatz ansteuerten. Zum wild Campen gab es wieder keine Möglichkeit. Was wir fanden, war kein richtiger CP. Es nannte sich „Roosta Conference and Holiday Village“ (www.roosta.ee). 35 oder noch mehr dunkelrot gestrichene Holzhäuser verteilten sich locker in einem Kiefernwald. Neben den asphaltierten Wegen gab es einige kleine Plätze für jeweils ein Wohnmobil. Nicht gerade unser Stil, aber für eine Nacht und 13 Euro ganz ok.

Zum wiederum herrlichen, fast weißen breiten Sandstrand waren es nur 200 m Fußweg. Ein Surfbrettverleih machte noch keine großen Umsätze, da nur wenige Gäste den Strand bevölkerten. Direkt vor unserem Stellplatz lag das Ende eines scheinbar doch recht langen Kletterparcours hoch in den Bäumen. Einige Mutige nutzten die Gelegenheit.

Einen Schreck jagte Jutta uns ein, als sie die Hecktür vom Gecko zuwarf und anschließend meinte: „Den Schlüssel hast du doch, oder?“ Ich hatte ihn natürlich nicht einstecken. Stattdessen lag er im nun rundum verschlossenen Auto. Na prima! Alles war aber nur halb so schlimm. Mit einem Trick, den ich hier natürlich nicht verraten werden´, konnte ich doch das Auto wieder öffnen. Ohne diesen Trick hätten wir erst mal ein richtiges Problem gehabt.

Spät am Abend spazierten wir noch mal hinunter zum Strand. Spiegelblank lag das Meer vor uns. Kaum eine Welle kräuselte die spiegelnde Wasseroberfläche. Tiefe Stille umgab uns, kein Lüftchen regte sich. Was für ein krasser Gegensatz zum Sturm an den letzten Tagen. So ruhig hatte ich noch nie ein Meer gesehen. Es war schon nach 22 Uhr und die Sonne schickte sich an, hinter dem Horizont abzutauchen. Unglaublich zarte Farben umspielten den orangeroten Feuerball, dessen Strahlen immer noch ein bisschen wärmten. Blassblau über Hellviolett und leicht grünliche Töne bis zu dunklem Grau tief unten an der Horizontlinie ergaben ein so erhabenes und auch beruhigendes Bild, wie es kein Maler sich je erdenken könnte. Weit draußen auf dem Meer schickte ein Fischerboot sein tiefes, gleichmäßiges Brummen zu uns ans Ufer. Langsam, sehr langsam sank die nun rotglühende Sonne immer tiefer, bis sie um 22:40 Uhr endgültig verschwunden war. Was für ein Schauspiel, das wir erleben durften!

Zurück am Auto holte uns die Wirklichkeit schnell wieder ein. Einige Russen feierten bei lauter Musik bis weit in den Morgen hinein.






Standort: N 59.15735 E 23.51928 
gefahrene Strecke: 119 km


Sonntag, 18. Juni 2017

Trotz bedeckten Himmels beschlossen wir, einen weiteren Tag hier zu verbringen. Allerdings zogen wir an eine viel schönere Stelle um, direkt hinter den flachen Dünen am Strand. Hier störte uns kein Lärm der anderen Gäste, dafür hörten wir das Rauschen der Wellen, die die ruhige See von gestern Abend abgelöst hatten. So gefiel uns das schon viel besser!

Am Nachmittag kamen zwei junge lettische Familien vorbei und interessierten sich für unser Auto und die Route von 2015, die ja noch auf den Seitenflächen klebt. Mit Englisch konnten wir uns gut verständigen. Als ich über die Freundlichkeit der Menschen in Zentralasien sprach, sagte einer zwei bemerkenswerte Sätze: „Gehst du freundlich auf die Menschen zu, werden sie auch freundlich zu dir sein. Kommst du als Idiot, wirst du nur auf Idioten treffen.“ Das sollte sich so mancher Tourist hinter die Ohren schreiben!

Am Abend wollten wir duschen gehen. Dazu mussten wir an der Rezeption den Schlüssel holen. Da die Dusche schon belegt war, bekamen wir den Schlüssel für die Sauna, die wir sogar benutzen durften. Kostenlos! Das hätte sonst 25 Euro gekostet. Wir ließen es uns nicht zweimal sagen und genossen es.

Wieder am Gecko angelangt, entzündete ich ein kleines, gemütliches Feuer. Das Holz hatte ich schon am Nachmittag gesägt. In Ermangelung von Birkenrinde dienten trockene Kiefernnadeln als Starter. Funktionierte einwandfrei. Doch kaum loderten die Flammen lustig empor, als der Regen einsetzte. Schade. Wir verzogen uns ins Auto und horchten bald an den Isomatten.

dieser Platz gefiel uns schon viel besser


eine harmlose Blindschleiche kroch direkt unter unseren Stühlen entlang
Standort: N 59.15735 E 23.51928 
gefahrene Strecke: 0 km


Montag, 19. Juni 2017

Die Regenwolken waren verschwunden. Die Sonne brannte schon am Vormittag vom wolkenlosen, dunkelblauen Himmel. Kaiserwetter oder, wie wir früher gesagt haben (als wir noch jünger waren), Wetter zum Helden zeugen.

Wir wanderten ein ganzes Stück den Strand entlang. Außer einem Pärchen mit einem riesigen wolfsartigen Hund sahen wir keinen Menschen.

Im Wasser waberten direkt am Ufer schwarzgrüne Algen. Wer ins Wasser will, muss erst durch diese eklige Brühe hindurch waten. An manchen Stellen lagerte sich das Zeug auf dem Sand ab und bildete dort fast schwarze, übel riechende Haufen. Aber was soll`s. Das ist Natur.

Wir sahen viele kleine verendete silbrige Fischchen auf dem Sand liegen. Ob das Sprotten waren? Nur Bernstein fanden wir keinen. Dafür stehen die Chancen in dieser Jahreszeit wohl eher schlecht. Im Herbst und Winter findet man ihn eher.

Die Sonne brannte. Eine leichte Brise brachte willkommene Abkühlung.So einen herrlichen Tag wollten wir nicht im Auto sitzen und fahren. Also verlängerten wir noch einmal um eine Nacht.

Den Nachmittag verbrachten wir lesend und in der Sonne dösend. Einfach herrlich! Diesmal störte auch kein Regen unser abendliches Lagerfeuer. Nervig war lediglich der stärker werdende Wind, der ständig seine Richtung änderte, wodurch wir vom Rauch des Feuers regelrecht geräuchert wurden.

duftende Heckenrosen


Standort: N 59.15735 E 23.51928 
gefahrene Strecke: 0 km


Dienstag, 20. Juni 2017

Regen trommelte aufs Geckodach und weckte uns. Tallinn, das frühere Reval und die Hauptstadt Estlands, war unser heutiges Ziel. Nur knapp 100 km lagen vor uns.

Grün, so weit das Auge blickte. Wälder, hauptsächlich aus Kiefern bestehend, Wiesen und Weiden zogen an uns vorüber. Hier und da ein Dorf oder auch nur einzelne Häuser. Ab und zu auch auch verfallene Stall- und Wirtschaftsgebäude von früheren Kolchosen oder auch verrottende Fabrikhallen aus Sowjetzeiten.

Schnell fanden wir im historischen Stadtkern Tallinns einen sogar kostenlosen Parkplatz. Wieder einmal hatte sich die Sonne durchgesetzt und schenkte uns gutes Licht zum Fotografieren. Außerdem wärmte sie uns ein bisschen, denn es hatte sich merklich abgekühlt und ein kräftiger Wind blies durch die alten Gassen.

Rund um den Rathausplatz walzten die Touristenmassen über das alte Pflaster.Auch hier treten Asiaten mit ihren unmöglichen Selfie-Sticks in unglaublichen Mengen auf. Wir bummelten durch die alte Stadt, betraten und bewunderten zwei Kirchen und andere uralte Gebäude. An vielen Stellen findet man Infotafeln in estnischer und englischer Sprache, auf denen man sehr häufig deutsche Namen ehemaliger Bewohner liest. Die Deutschen spielten eine große Rolle in der wechselvollen Geschichte der Stadt.

Will man in einem der vielen Restaurants rund um den Rathausplatz etwas essen, muss man eine dicke Brieftasche mitnehmen. Dort nimmt man schon fast utopische Preise. Nichts für uns. Ein paar Straßen weiter kann man für wesentlich weniger Geld satt werden.

Rathausplatz in Tallinn


Blick über die Stadt

Touristen-Gewimmel

Freiheitsdenkmal

sowjetische "Baukunst"

russische Baukunst



Ca. 30 km östlich der Hauptstadt suchten wir nach einem Campingplatz. Der erste lag direkt am Meer. Der einzige windgeschützte Platz war schon besetzt. Als nächstes fanden wir einen wunderschön angelegten Platz auf einem riesigen Privatgrundstück. Highlights waren hier die großen erotischen Holzplastiken. 20 Euro für eine Nacht schreckten uns dann aber doch ab. Zehn Kilometer weiter fanden wir dann endlich einen idyllischen Platz des RKM (staatliche Forstverwaltung) an einem kleinen, verschilften Teich mitten im Kiefernwald. Die hohen Bäume boten Schutz vor dem heftigen Wind. Auch hier standen wir wieder ganz alleine.


Einen Wermutstropfen gab es heute doch. Ich musste feststellen, dass die GoPro-Actioncam eine Macke hat. In ausgeschaltetem Zustand entlädt sie einen voll geladenen Akku in weniger als einem Tag. Ich habe wohl einfach kein Glück, wenn ich irgendwelche Technik kaufe...

Im nächsten Bericht könnt Ihr lesen, ob und wie gut wir die estnisch-russische Grenze passieren konnten und wie es in Russland weitergeht. Bleibt also weiterhin schön neugierig...



noch idyllischer geht es doch kaum, oder?
Standort: N 59.48476 E 25.66943 
gefahrene Strecke: 163 km

Donnerstag, 15. Juni 2017

Von Polen nach Litauen und Lettland

Sonnabend, 10. Juni 2017

Wir gönnten uns für 4 € ein super gutes Frühstück im Restaurant des Campingplatzes. Schade, dass dieser idyllisch liegende CP schon nächstes Jahr verschwinden soll. Dann soll nämlich die 16 zur Schnellstraße oder Autobahn ausgebaut werden. Die Trasse soll genau über das Gelände führen. Aber vielleicht dauert es ja auch noch ein paar Jahre. Schließlich gehört Polen auch der EU an...

Kurz vor 10 h starteten wir. Über Mragowo, Grzycko und Goldap näherten wir uns der Kaliningrader Grenze. Wir konnten uns an dieser herrlichen Landschaft kaum satt sehen. Überall grünt es, so weit das Auge blickt. Dazwischen leuchten riesige Flächen lila blühender Lupinen. Da und dort leuchten rote Mohnblumen, dann faszinieren uns ganze Blumenwiesen, wie es sie bei uns zu Hause kaum noch gibt. Und immer wieder entdecken wir Storchennester In jedem noch so kleinen Dorf gibt es mindestens eins davon. Oft lugen ein oder zwei Baby-Störche über den Nestrand, während Mutter oder Vater Storch stolz über sie wacht.

Lupinen





Am Dreiländereck Polen – Kaliningrad – Litauen versuchten wir, bei Wizajny direkt nach Litauen zu gelangen. Die Landkarte (von Reise-Know-How) zeigte jedoch keine durchgehende Straße. Ein junger Tankwart im Dorf meinte, man könne den Weg problemlos fahren.

Wir vertrauten ihm und der OSM-Karte in der Navi-App, und siehe da, es funktionierte. Eine schmale, asphaltierte Straße führte direkt in den litauischen Vistycio National Park. Wieder mal zeigte sich, dass die Reise-Know-How-Karten nichts taugen.

Direkt am Grenzschild tauschte ich die polnische Flagge an der Vorderseite unserer Dachbox gegen die litauische aus. Die deutsche Fahne bleibt natürlich während der gesamten Reise dran. Bisher kam es bei unseren Reisen in allen Ländern immer gut an, dass wir die einheimische Flagge neben der deutschen zeigten. Für uns ist es ein Zeichen der Freundschaft und des Respekts gegenüber den Gastgebern.

wir verlassen Polen...

... und kommen nach Litauen

In Litauen fiel uns sofort auf, dass die Besiedlung viel spärlicher ist als noch wenige Kilometer zuvor in Polen. Und immer wieder kreisten meine Gedanken darum, wie es den Deutschen damals zumute gewesen sein muss, als sie gegen Ende des 2. Weltkriegs ihre wunderschöne Heimat in Ostpreußen verlassen mussten. Wie viele Tränen hier wohl vergossen wurden, welche Tragödien werden sich hier abgespielt haben. Unvorstellbar, welches Leid dieser Krieg erst für die Menschen in den überfallenen Ländern und dann für die Deutschen selbst brachte. So etwas darf sich NIE, NIE, NIE wiederholen!

Aber man zündelt schon wieder. Die NATO hat ihre Truppen inzwischen u.a. in Polen und den Baltikum-Ländern stationiert, obwohl es ja keine NATO-Osterweiterung geben sollte. Und unsere deutschen Politiker sagen zu allem Ja und Amen. Es ist nicht zu fassen! Haben die denn alle keine Ehre im Leib? Deutschland ist drittgrößter Waffenexporteur der Welt. Eine unglaubliche Schande ist das!!!

So, das musste ich mal los werden, auch wenn es vielleicht nicht unbedingt in einen Reiseblog gehört.

Zurück zu unserer Reise. Nach der Grenze fuhren noch ca. 50 km bis Vilkaviskis. Dort standen wir auf einem kleinen, hübschen Campingplatz am Ufer eines großen Sees. Der steinige Strand lädt nicht gerade zum Baden ein. Einige Segelboote und viele Schwäne bevölkerten den See.



Von Nordwesten zog ganz langsam eine dunkle Wolkenfront heran. Am späten Nachmittag trudelte ein Radfahrer-Pärchen ein, das wir irgendwo schon überholt hatten. Peter aus Plauen im Vogtland und seine Freundin Sarah aus England haben schon 3000 km in den Beinen! Sie wollen auch die Ostsee umrunden. Hut ab vor dieser Leistung! Sie führen ebenfalls einen gut geschriebenen und schön gestalteten Blog. Schaut einfach mal rein:
www.findpenguins.com/pesar

Standort: N 54.63863 E 23.00741
gefahrene Strecke: 191 km


Sonntag, 11. Juni 2017

Ein Gewitter und Regen weckten uns. Dicke graue Regenwolken bedeckten den Himmel. Es war schon nach 11 Uhr, als wir endlich aufbrachen und uns herzlich von den beiden Radlern verabschiedeten. Auch der Platzwart nahm uns in seine Arme. „Deutschland gutt!“ meinte er zum Abschied.

Auf der 141 fuhren wir immer in wenigen Kilometern Entfernung zur Kalininigrader Grenze bis Silute und dann weiter bis Klaipeda (früher Memel). Die Stadt ließen wir links liegen. Das war vielleicht ein Fehler, doch bei dem miesen Wetter machen Stadtbesichtigungen nicht wirklich Spaß.

15 km weiter nördlich suchten wir uns bei Karkle einen Campingplatz. Wieder sehr sauber, sehr ordentlich und für 10 € pro Nacht nicht zu teuer.

Hier an der Küste haben die Bewohner offensichtlich mehr Geld, wahrscheinlich durch den Tourismus.. Wir sahen große Siedlungen mit neu erbauten Einfamilienhäusern, die alle sehr hübsch aussahen. Überall wird gebaut. Der Tourismus ist klar am Aufblühen.

Am Nachmittag liefen wir 200 m hinunter zum Strand. Teilweise schöner, heller Sand, teils rund geschliffene Steine. Und das Beste: die Sonne strahlte wieder! Wir beobachteten Paraglider, die die steife Brise nutzten, um durch die Luft zu schweben.






Noch interessanter war es jedoch, den Möwen bei der Jagd zuzuschauen. Hier mal eine komplette Jagdszene:


Ziel erkannt





leider nichts gefangen

also auf zu einem neuen Versuch

Standort: N 55.80907 E 21.07285
gefahrene Strecke: 225 km


Montag, 12. Juni 2017

Es regnete die halbe Nacht. Gegen 9 Uhr ließ er etwas nach, bis er schließlich ganz aufhörte.Der Himmel blieb trotzdem grau verhangen. Somit fiel uns die Entscheidung nicht schwer: Wir wollten weiter.
Auf der A13 gab es so gut wie keinen Verkehr. Wir kamen zügig voran. Palanga, größter Badeort Litauens, wollten wir bei dem Mistwetter nicht besuchen, denn der Himmel hatte inzwischen wieder seine Schleusen geöffnet.

Ein Foto an der menschenleeren Grenze musste trotz Regens sein.



Hier an der Küste unterscheiden sich Litauen und Lettland kaum. Sehr dünn besiedelt, ein bisschen Landwirtschaft, vereinzelt liegende Höfe in mehr oder weniger gutem Zustand. Dazwischen immer mal wieder ein aufgegebenes Haus mit eingeschlagenen Fenstern und zerfallenem Dach. Landflucht gibt es also auch hier, wie in vielen Gegenden dieser Welt.

Als wir die Hafenstadt Liepaja passierten und danach auf die P111 in Richtung Norden schwenkten, hörte auch endlich der Regen auf. Zaghaft blinzelte sogar mal die Sonne durch die Wolken.

Grüne Wälder und Wiesen zogen an uns vorüber. Immer wieder freuten wir uns über die allgegenwärtigen Störche.Einer spazierte todesmutig über die Straße. Der Fahrer des Autos im Gegenverkehr bemerkte ihn zum Glück noch rechtzeitig.

Als die Straße in nur wenigen hundert Metern Abstand von der Küste verlief, wollten wir eine Pause am Strand einlegen. Doch sämtliche Wege, die zum Strand führten, waren gesperrt. Privatgelände. Endlich fanden wir einen breiten Schotterweg, der zu einem unbefestigten Parkplatz führte. Direkt daneben befand sich auf einer gemähten Wiese eine Art Picknickplatz mit ein paar rustikalen Holztischen und -bänken. Hier gefiel es uns so gut, dass wir gleich unser Lager für die Nacht aufschlugen.

Seit dem frühen Nachmittag blies ein kräftiger Wind und fegte den Himmel blank.Die Sonne lachte wieder. Von unserem Platz aus sahen wir die vom Sturm aufgewühlte See. Wellen mit weißen Schaumkronen rauschten ans sandige Ufer. Ein Traum-Platz, und das sogar kostenlos!

Am Abend blies der Sturm immer heftiger und trug dicke, dunkle Wolken heran. Das hinderte uns jedoch nicht, ein ganzes Stück den Strand entlang zu laufen und uns vom Sturm mal so richtig zerzausen zu lassen.

Gegen 22 Uhr gingen wir noch mal zum Strand hinunter, um den Sonnenuntergang zu bewundern, denn die Wolken hatten sich wieder teilweise verzogen. Für uns ist es sehr ungewohnt, dass die Sonne so spät untergeht. Um Mitternacht war es immer noch nicht richtig dunkel. Wir sind eben schon ein ganzes Stück weiter im Norden.

Standort: N 56.98650 E 21.35766
gefahrene Strecke: 143 km







den kleinen Käfern konnte der Sturm nichts anhaben





Dienstag, 13. Juni 2017

Mein 68. Geburtstag. In 32 Jahren werde ich 100. Na klasse.

Der Regen prasselte die ganze Nacht aufs Dach. In einer kurzen Regenpause am Morgen brachen wir auf. In Ventspils stockten wir in einem riesigen Supermarkt unsere Vorräte auf. Hier konnte ich auch dank freiem WIFI die vielen elektronischen Geburtstagsglückwünsche abrufen und beantworten.

Es schüttete wieder wie aus Eimern. Doch je weiter wir nach Norden kamen, desto mehr ließ der Regen nach, bis dann, oh Wunder, sogar die Sonne wieder hervorlugte. Und als Zugabe sahen wir direkt am Straßenrand erstmals auf dieser Reise einen riesigen Elch.

Wir erreichten Kolkasrags, eine Landspitze, an der die Ostsee und der Rigaer Meerbusen aufeinander treffen. Der Wind pfiff uns um die Nasen, als wir beobachteten, wie die Wellen beider Meeresteile aufeinander trafen und hoch aufspritzten.

Für die Schifffahrt war und ist dies eine sehr gefährliche Stelle, denn hier können sich die Wellen bis zu 7 m Höhe und mehr aufbauen. Rund um das Kap befindet sich der größte Schiffsfriedhof der Ostsee.

von links die Wellen der Ostsee, von rechts die aus dem Rigaer Meerbusen


steinerne Reste des ehemaligen Leuchtturms

Denkmal zu Ehren aller Opfer der See

Auf dem weiteren Weg, nun in östlicher Richtung, hielten wir immer wieder Ausschau nach einem Platz, wo wir wild campen könnten, aber auch hier waren alle Wege in Richtung Küste wegen Privatbesitz gesperrt. Schade! So landeten wir schließlich auf dem sehr schön angelegten Campingplatz von Abragciems. Für 11 € durften wir die blitzsauberen und modernen Sanitäranlagen benutzen.

Hier trafen und schwatzten wir mit Silvia und Bernd, die mit einem Landrover Defender unterwegs nach Norden sind. Ihre Blogadresse: www.keswicktours.blogspot.de

Leider setzte auch hier am Abend wieder der Regen ein.

Standort: N 57.19787 E 23.20630
gefahrene Strecke: 225 km


Mittwoch, 14. Juni 2017

Was für ein Gefühl, wenn einem am frühen Morgen die Sonne vom blauen Himmel entgegenlacht! Und sie blieb mit kurzen Unterbrechungen den ganzen Tag. Wunderbar!

Bis Ragaciems waren es vielleicht nur 20 km. Hier standen wir vor zwei Jahren zusammen mit Micha direkt am Strand. Den Platz fanden wir auf Anhieb wieder. Viel hat sich hier in der Zeit nicht getan. Ein paar Tische und Bänke sind hinzugekommen, mehr aber nicht. Und dabei hatte der Besitzer so große Pläne. Von ihm war weit und breit nichts zu sehen. Trotzdem ein schöner Platz.

Weiter ging es nach Riga. Was uns bis hierher immer wieder auffiel: hier liebt man Flieder! Und der steht derzeit in voller Blüte! Riesige Büsche bilden ganze Hecken, die in allen Farben blühen und natürlich ihren wunderbaren Duft verbreiten. Was für eine Pracht!


Riga wollten wir nicht noch mal besuchen. Das hatten wir vor zwei Jahren schon ausgiebig getan. Durch die Stadt ging es recht schleppend voran. Nach einer guten Stunde lag sie jedoch hinter uns.

Auf der A1 ging es nun genau nach Norden. Bei Saulkrasti suchten wir erneut nach einem Stellplatz, aber wieder waren alle Wege gesperrt. Am frühen Nachmittag fanden wir bei Varzas einen wunderschönen Campingplatz.Hier kostet es zwar 15 € pro Nacht, aber Duschen und WIFI sind völlig ok.

Einen Gang zum herrlichen breiten Sandstrand beendeten wir schnell wieder, da uns ein eiskalter Wind um die Ohren pfiff und wir nicht die entsprechenden Klamotten dabei hatten.

Standort: N 57.36721 E 24.40415
gefahrene Strecke: 147 km


Donnerstag, 15. Juni 2017

Wieder zeigt sich kein einziges Wölkchen am Himmel. Der Entschluss ist schnell gefasst. Wir bleiben heute hier. Es ist wunderbar, wenn man zeitlich nicht gebunden ist!

Ein langer Strandspaziergang tat unseren Knochen gut, das anschließende Bad in der Sonne ebenfalls. Nun ist Blog schreiben angesagt.

Ich hoffe, dass ich nicht zu viel schreibe und Ihr die Geduld beim Lesen verliert.

Morgen werden wir voraussichtlich Estland erreichen. Und demnächst gibt es dann wieder einen weiteren Bericht.

Bis dann, und bleibt immer schön neugierig... :-)

Standort: N 57.36721 E 24.40415
gefahrene Strecke: 0 km