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Dienstag, 6. Oktober 2015

Badeurlaub in Albanien und Crash in Montenegro

29. September 2015

Gestern Nachmittag kamen Petra und Rolf aus München mit ihrem Landrover Defender hier an. Sie sind ähnlich wie wir unterwegs und wollen Albanien ein bisschen kennenlernen, allerdings nur für zwei oder drei Wochen. Schnell merkten wir, dass wir ganz ähnlich ticken. Wir gingen gemeinsam ins nahe gelegene Restaurant zum Essen und verbrachten einen lustigen Abend.

Am späten Vormittag brachen wir mit zwei Fahrzeugen auf und überquerten den 933 m hohen Thana-Pass. Über Elbasan und Rrogozhina erreichten wir bei Divjaka das Mittelmeer. Vor einem Pinienwald erstreckt sich kilometerweit flacher, dunkler Sandstrand. Fast zehn Kilometer zieht sich ein flacher Landstreifen, der nur aus Sand besteht, parallel zur Küste hin und bildet so die Karavasta-Lagune. Hier soll es sogar Pelikane geben. Wir sahen einmal mehrere große, weiße Vögel über dem Meer dahinfliegen, konnten aber nicht erkennen, ob es Pelikane waren. Wir fuhren drei oder vier Kilometer auf diesem Sandstreifen in südlicher Richtung und fanden dann einen idealen Stellplatz, sozusagen fast im Meer. Leider fand sich auch hier wieder der allgegenwärtige Müll.

Die Sonne brannte uns auf den Pelz, während heftiger auflandiger Wind die Temperaturen erträglich gestaltete. Weiß gekrönte Wellen preschten ununterbrochen ans flache Ufer. Keine Menschenseele weit und breit, ein herrliches Fleckchen Erde. Der Sturm blies eine Menge Sand durch die Luft und verhinderte dadurch unseren Grillabend, ließ aber am späteren Abend nach, so dass wir beruhigt schlafen gehen konnten.

der Thana-Pass liegt hinter uns
Sandstrand fast ohne Ende




30. September 2015

Wir blieben zu viert an diesem einsamen Fleck. Am frühen Morgen fuhr ein Streifenwagen der Polizei vorbei, später ein paar Angler, ansonsten waren wir völlig allein hier. Jutta und ich liefen ein ganzes Stück den Landstreifen entlang, ohne sein Ende zu Gesicht zu bekommen. Außer einer riesigen, leider aber toten Krabbe gab es nichts Besonderes zu sehen. Auch heute blies der Wind wieder übers Meer, schwächte sich aber am Nachmittag stark ab. Seit langer Zeit saßen wir am Abend wieder mal an einem Lagerfeuer.


heute wurde das Grillen nachgeholt



1. Oktober 2015

In dem kleinen Städtchen Divjaka füllten wir unsere Lebensmittelvorräte auf. Auf dem Markt kauften wir frisches Obst, Gemüse und köstliche Oliven, alles zu unglaublich günstigen Preisen. Einmal mehr wunderten wir uns über die Textilien-Händler auf dem Markt. Auch in anderen Orten hatten wir schon gesehen, dass ganze Berge von Klamotten auf der Straße oder dem Fußweg lagen und Leute darin herumwühlten, um etwas Brauchbares zu finden. Gleich daneben türmten sich Unmengen von getragenen Schuhen. Wir vermuten, dass all diese Dinge aus den Kleiderspenden-Containern stammen, die bei uns in Deutschland herumstehen. Aber Genaues wissen wir nicht und deshalb möchte ich mich hier auch nicht weiter darüber auslassen.

auf dem Markt in Divjaka
Enten in der Plastiktüte
Obst zum Spottpreis
Kleidermarkt (Fotografieren unerwünscht!)

Während wir in nördlicher Richtung übers flache Land fuhren, sahen wir auch hier, wie schon an den vorigen Tagen, dass in Albanien sehr viele Wohnhäuser gebaut werden. Meistens handelt es sich um Ein- oder Zweifamilienhäuser, die uns durchweg gut gefielen. Großzügig und hell baut man hier, im landesüblichen Stil mit vielen Balkonen. Allerdings sahen wir auch viele unvollendet geblieben Häuser. Ob da das Geld ausgegangen ist?

Nahe dem Örtchen Spille suchten wir uns am Strand einen Stellplatz und fanden auch hier wieder eine herrliche Stelle. Ein Pinienwäldchen schirmte den Platz zum Dorf hin ab, vor uns lag das blaue Meer. Wenn man sich dann noch den verdammten Müll weg denkt, könnte man es fast schon paradiesisch nennen.


und wieder endloser Sandstrand
leider auch hier: Müll

Vielleicht 500 m entfernt sahen wir am Strand einen der unzähligen Bunker, die in den siebziger Jahren der damalige Staatschef Enver Hodscha im ganzen Land errichten ließ. Auch oberhalb des Strandes in den Bergen sieht man noch diese Zeugen eines an Verfolgungswahn leidenden Menschen. In verschiedenen Quellen werden sehr unterschiedliche Zahlen genannt. Die einen sprechen von 16000 Bunkern im ganzen Land, andere gar von 650000. Die Wahrheit wird wohl irgendwo dazwischen liegen.

Der Pinienwald lieferte reichlich trockenes Holz, so dass wir auch heute wieder den Tag am Feuer ausklingen ließen.

kleiner Bunker direkt am Strand

Herstellungsdatum
große Bunker in den Bergen hinter dem Strand



2./3. Oktober 2015

Die Sonne meinte es an beiden Tagen so richtig gut mit uns. Wir liefen einige Kilometer am Strand entlang, ohne dass uns eine Menschenseele begegnet wäre.

In der Sonne liegen und faulenzen, lesen, und dann wieder einfach nichts tun, so etwas muss auch mal sein.





4. Oktober 2015

Am Morgen begann es zu regnen. Wir fuhren weiter in Richtung Norden, vorbei an Durres, der zweitgrößten Stadt Albaniens, bis auf ein kleines Kap bei dem Dorf Shetaj. Der Regen hatte aufgehört und uns boten sich wunderbare Ausblicke über die herrliche Landschaft. Wir trafen Petra und Rolf wieder, die die letzten beiden Tage ihre eigenen Wege gingen. Gemeinsam fuhren wir einige Kilometer auf einer alten Römerstraße, die schon vor rund 2000 Jahren angelegt worden war. Die Fahrwerke der Autos wurden dabei noch mal ordentlich beansprucht.

das Dörfchen Shetaj

unterwegs auf einer alten Römerstrasse

Auf der E762 ging es weiter durch Lezhe. Später bogen wir nach Südwesten ab und kamen in den Ferienort Velipoje. Dieser besteht anscheinend fast ausschließlich aus Hotels und Restaurants. Wir merkten sehr deutlich, dass die Saison vorbei ist, denn der Ort wirkte wie ausgestorben. Fast alle Einrichtungen waren schon geschlossen. Einen vernünftigen Stellplatz konnten wir nicht finden, stattdessen aber ein nettes Hotel, das noch geöffnet hatte. 20 Euro für ein recht ordentliches Zimmer, da kann man nicht meckern. Das Abendessen im hübschen Restaurant ließ dann aber doch zu wünschen übrig. Na ja, man kann eben nicht alles haben...

unser Hotel in Velipoje


5. Oktober 2015

Eine wenig erholsame Nacht lag hinter uns. Die Mücken im Zimmer ließen uns einfach keine Ruhe. Bei geschlossenem Fenster zu schlafen, war für uns auch völlig ungewohnt, und betonharte Betten trugen auch nicht zum guten Schlaf bei.

Dann gab es ein dummes Missverständnis, wodurch wir meinten, die beiden Münchener seien ohne uns losgefahren, so dass wir dann auch die Stadt verließen. Das Ganze klärte sich dann zwar per SMS auf, doch da standen wir schon an der Grenze zu Montenegro.

noch in Albanien: eine kleine Moschee...
...und 200 m daneben eine Kirche; es geht doch!

Der Grenzübergang hielt wieder mal eine Überraschung für uns bereit. Nach gut einer halben Stunde lag die Grenze hinter uns. Wir waren Montenegro und damit in der Europäischen Union angekommen. Von den Albanern bekamen wir, wie schon bei der Einreise, keinen Stempel in unsere Pässe. Was uns aber viel mehr verwunderte, war, dass nach der albanischen Abfertigung keinerlei Kontrolle mehr stattfand. Wer also aus Albanien ausreist, reist ohne jede Kontrolle in Montenegro und in die EU ein. Unser Reisefreund Micha kann von ganz anderen Problemen bei der Einreise in die EU berichten, allerdings reiste er von Russland nach Lettland in die EU ein (siehe www.nachosten.de).

in Montenegro

Am Nachmittag setzte wieder heftiger Regen ein. Wir sahen uns zwar einen Campingplatz an, doch wir beschlossen, doch lieber ein Hotel oder Pension zu suchen. Wären wir mal lieber auf dem Campingplatz geblieben. Das hätte uns einigen Ärger und Geld gespart.

Nach über 27000 Kilometern passierte das, was ich bis dahin trotz manchmal chaotischstem Verkehr (Ulan Bator, Bishkek) und ziemlich gefährlichen Passagen (Pamir) vermeiden konnte: ein Unfall. Im Küstenstädtchen Budva fuhr ich mit ca. 30 km/h auf eine Kreuzung zu. Plötzlich bog ein entgegenkommender PKW nach links ab und blieb genau vor mir stehen, warum auch immer. Vollbremsung, doch der Gecko verzögerte auf dem schmierseifenglatten Asphalt fast gar nicht. Ich konnte noch nach links ausweichen, traf aber dann mit der linken Stoßstangenecke einen Peugeot-Transporter, der uns entgegen kam, am Heck. Die nächsten Autos im Gegenverkehr konnten glücklicherweise noch rechtzeitig bremsen.

Der Fahrer des Peugeots rief seinen Direktor herbei, doch niemand sprach englisch. Klar war, dass alles ohne Polizei geregelt werden sollte. Das war mir auch sehr recht, denn als Ausländer hat man eh schlechte Karten. Das Dumme war nur, dass der eigentliche Unfallverursacher über alle Berge war. Hätte ich ihn gerammt, wäre der Schaden wesentlich größer gewesen, aber die Schuldfrage wäre ganz eindeutig geklärt gewesen. Er hatte mir schließlich die Vorfahrt genommen. Im strömenden Regen einigten wir uns dann auf 200 Euro, die ich ihm in die Hand drückte. Damit gab es keinen Ärger mit der Polizei. Am Gecko ist die Stoßstange abgeknickt und der Kotflügel samt Verbreiterung verbeult. Der Schaden hält sich also noch in Grenzen. Trotzdem ärgerten wir uns sehr darüber, obwohl es auch viel schlimmer hätte ausgehen können.

In Kotor (italienisch Cattaro) fanden wir nach einigem Suchen ein wunderschönes Appartementhaus direkt am Wasser. Hier lässt es sich aushalten.

nach dem Crash
es hätte schlimmer kommen können


6. Oktober 2015

Wir schliefen herrlich ruhig in bequemen Betten, so dass wir gleich noch für zwei weitere Nächte verlängerten.

Gegen Mittag liefen wir 2 km immer die Uferstraße entlang bis zur Altstadt von Kotor. Die komplett von einer alten Festungsmauer umgeben ist. Wir staunten über die herrliche Landschaft hier. Hohe, schroffe Berge rahmen die Bucht von Kotor ein, in der glasklares Wasser glitzert. Heute spielte auch die Sonne wieder mit.

Gestern erfuhr ich aus dem Internet, dass Kotor auf italienisch Cattaro heißt. Hier fand also im Februar 1918 der berühmte Aufstand der Matrosen von Cattaro statt. Bis Angang der 90er Jahre lagen hier auch Kriegsschiffe der jugoslawischen Marine. Heute sieht man hier nur noch Yachten und Kreuzfahrtschiffe. Gestern sahen wir sogar ein fünfmastiges Segelschiff im Hafen liegen. Leider war es heute schon wieder verschwunden.

In der Altstadt mit vielen historischen Gebäuden aus früheren Jahrhunderten herrschte trotz Nachsaison touristischer Hochbetrieb. Japanische und russische Reisegruppen bestimmten das Bild. Wir schlenderten durch die engen, malerischen Gassen und ließen uns seit Wochen (oder Monaten?) eine Pizza schmecken.

Ja, und nun ist wieder mal Blog-Zeit. Morgen bleiben wir auch noch hier. Wie es danach weitergeht, erfahrt Ihr, sobald wir wieder Zugriff aufs Internet haben.


Bis bald also. Bleibt schön neugierig...

Blick von unserem Appartement
unser Appartementhaus

Uferstraße zur Altstadt Kotor
kleine Kirche hoch über Kotor
Festungsmauer von Kotor


Hafen von Kotor




Katzen gibt es hier massenweise



Montag, 28. September 2015

Riesiges Istanbul, Griechenland, Albanien

Vorab: Zum letzten Eintrag (Schüsse und Nüsse in der Türkei) habe ich noch einige Fotos hinzugefügt, die ich beim letzten Mal nicht mehr hochladen konnte, da ich den Raum, in dem WLAN funktionierte, nicht weiter nutzen durfte (siehe weiter unten). Schaut also einfach noch mal rein.


22. September 2015

Wir waren sehr gespannt, wie wir Istanbul erleben würden. Viel hatten wir schon von anderen Reisenden gehört, vor allem über den extremen Verkehr. Einer hatte zehn Stunden gebraucht, um die Stadt zu durchqueren, andere klagten über die aggressive Fahrweise dort.

Um es kurz zu machen:  Ja, es herrscht mächtiges Gedränge auf den Straßen. Unendlich viele Fahrzeuge quälen sich durch die Stadt. Trotzdem geht es noch einigermaßen gesittet zu. Wir hatten jedenfalls keinerlei Probleme. Ulan Bator und Bishkek waren da entschieden schlimmer!

Irgendwie überkam uns schon ein eigenartiges Gefühl, als wir auf sechsspuriger Straße im Stop and Go auf die gewaltige Hängebrücke zurollten, die den Bosporus überquert und somit Europa und Asien verbindet. Von der Brücke hat man einen grandiosen Blick auf den Bosporus und die Stadt.

In der Stadt suchten wir einen Stellplatz, dessen Koordinaten wir von französischen Freunden bekommen hatten. er sollte sich direkt am Marmarameer befinden. Von da aus hätten wir einen Tel der Stadt zu Fuß erkunden können. Natürlich gab es eine Straßensperrung wegen Baumaßnahmen. Wir fanden nach einigem Umherirren doch den Platz, doch leider versperrten auch hier Bauzäune den Zugang. Nun war guter Rat teuer. Wir wussten, dass es fast unmöglich ist, in dieser riesigen Stadt einen vernünftigen Stellplatz zu finden. So gerne wir noch hier geblieben wären, beschlossen wir, doch weiterzufahren. Vielleicht ergibt sich später noch einmal eine Gelegenheit, diese beeindruckende Metropole mit über 14 Millionen Einwohnern näher kennenzulernen.

Aber auch so bekamen wir schon einen Eindruck von den Ausmaßen dieser modernen Stadt. Hier wurde und wird gebaut ohne Ende. Auf der hügeligen Schnellstraße fuhren wir in westlicher Richtung, und immer wieder tauchten neue Satellitenstädte mit riesigen Wohnblocks und in den Himmel ragenden Bürotürmen auf. Irgendwie fühlten wir uns ein bisschen an Moskau erinnert. Allerdings fuhren hier längst nicht so viele Luxuskarossen herum wie in der russischen Hauptstadt. Und noch etwas fiel uns auf. Wir sahen fast keine neu errichteten Moscheen. Und der Anteil der verschleierten Frauen schien uns auch wesentlich geringer als auf dem Lande.


Nach 300 km steuerten wir bei Gelibolu einen Campingplatz an, der direkt am Meer lag. Einige Wohnmobile und Caravans standen noch auf dem Platz. Gegen Vorkasse durften wir bleiben. Der Besitzer machte uns klar, dass immer wieder Leute verschwanden ohne zu bezahlen. Einige Stunden später wussten wir auch warum. So verdreckte Sanitäranlagen hatten wir bisher noch nicht gesehen. Wir wären auch am liebsten wieder abgehauen. Aber 50 Lira (ca. 14 Euro) hatten wir ja schließlich schon bezahlt. Meine Begeisterung kannte keine Grenzen mehr, als ich am Abend als Einziger im nicht mehr bewirtschafteten Restaurant saß (nur dort   funktionierte WLAN) und ich gegen 20 Uhr vom Besitzer mehr oder weniger rausgeschmissen wurde, weil er jetzt schlafen gehen wollte. Klasse Service...


sechsspurig über den Bosporus


der Bosporus







immer wieder tauchen neue Satellitenstädte auf
Wohntürme ohne Ende

23. September 2015


Irgendwie hatten wir keine Lust mehr auf die Türkei. Also auf nach Griechenland. Die Grenzabfertigung der Türken ging sehr flott vonstatten. Vor der griechischen Grenze stauten sich dann die Fahrzeuge, da es nur eine gemeinsame Spur für LKW und PKW gab. Eine Lücke zum Vordermann durfte man nicht lassen, denn sofort kamen mehrere Autos von hinten und versuchten, sich in diese Lücke zu zwängen. Auch die griechischen Beamten zeigten sich sehr freundlich und korrekt. Nach zweieinhalb Stunden lag auch diese Grenze hinter uns.

Der immer wieder einsetzende Regen ließ von der Landschaft nicht sehr viel erkennen. So buchten wir uns in Alexandropouli auf einem riesigen Campingplatz ein. Hier blitzten die Waschräume und Toiletten vor Sauberkeit. Die Stellplätze waren für einen Campingplatz recht großzügig bemessen. Trotzdem ist es für uns eine Umstellung, auf Campingplätzen zu übernachten. Fünf Monate lang standen wir ja fast ausschließlich irgendwo in der Natur, wo es uns gerade gefiel und meist ohne Nachbarn. Dieses Gefühl der Freiheit fehlt natürlich auf einem Campingplatz. Aber daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen.

Gegen Abend hörte der Regen auf, und wir liefen in die nahe gelegene Stadt. An der Uferstraße setzten wir uns in ein hübsches Lokal und ließen es uns schmecken. Dann polterte ein heftiges Gewitter los und der Himmel öffnete seine Schleusen. Es wollte einfach nicht aufhören. Da wir Laptop und Kamera dabei hatten, wollten wir auch nicht durch den Regen laufen und nahmen uns ein Taxi. Man gönnt sich ja sonst nichts...

auf dem Campingplatz in Alexandropouli



24. September 2015

Es regnete die ganze Nacht. Am Morgen stellte sich die Wiese zwischen unserem Stellplatz und dem Meer als kleiner See dar. Zum Glück tröpfelte es nur noch ein bisschen, als wir uns wieder in die Spur begaben. Mit Olivenhainen bedeckte Berge zogen an uns vorüber, als wir mit 90 km/h über die perfekte Autobahn rollten. Irgendwann schüttete es wieder mal wie aus Eimern, so dass wir kaum noch etwas sehen konnten.



Nach 240 km bogen wir ab hinunter zum Mittelmeer. Bei Asprovolta sollte lt. Navi ein kostenloser Wohnmobilstellplatz sein. Dieser entpuppte sich als breite Strandpromenade, an deren Anfang ein großes Schild mit englischer Beschriftung darauf hinwies, dass wild campen verboten sei (wie überhaupt in ganz Griechenland). Es standen ja aber mindestens zehn Womos aufgereiht hier. Barbara und Heinz klärten uns auf, dass sie diesen Platz schon mehrmals genutzt hätten und es nie Probleme gab. Man sollte sich lediglich nicht zu sehr breit machen, wie ein Italiener nebenan, dessen ausgefahrene Markise einen großen Teppich mit Rattanmöbeln darauf beschattete. Da hätte dann die Polizei doch etwas dagegen.Ansonsten fahren die Gesetzeshüter lediglich freundlich grüßend vorbei.

Also reihten wir uns in gebührendem Abstand in die Womos ein. Wie klein doch unser Gecko gegen diese Ungetüme wirkt. Aber er bietet uns alles, was wir unterwegs brauchen, und wir haben die Gewissheit, dass wir fast überall dahin fahren können, wo so ein nicht geländegängiges Womo niemals hinkommt.

Wir liefen ein Stück den kilometerlangen Sandstrand entlang und trafen auf zwei Womos aus Dresden. Hier blieben wir kleben und schwatzten mit 2x Simone, Andreas und Holger ausgiebig. Sie sind Griechenlandkenner und überließen uns leihweise einen interessanten Stellplatzführer. Danke schön auch hier noch mal! Ihr bekommt ihn auf jeden Fall zurück.

Am Abend luden uns unsere Nachbarn Barbara und Heinz zum Rotwein ein. (Vor vier Monaten hatten wir zuletzt Rotwein getrunken!) Dabei stellte es sich schnell heraus, dass sie heute Geburtstag feierte. Als wir hörten, dass es ihr 71. war, wollten wir es einfach nicht glauben. Wir schätzten sie auf Anfang, höchstens Mitte fünfzig. Und auch Heinz hielten wir für wesentlich jünger, doch auch er ist der gleiche Jahrgang wie seine Frau. Wenn wir in fünf Jahren auch noch so fit sind wie diese Beiden, können wir zufrieden sein. (Und wir sind sehr optimistisch, dass wir das schaffen!) Es war ein schöner Abend mit interessanten Gesprächen. Bei fast Vollmond und angenehmen Temperaturen am leise rauschenden Meer angenehm plaudern ist eben auch mal schön.

Stellplatz bei Asprovolta



25. September 2015

Die Dresdener und deren Reiseführer hatten uns Appetit gemacht auf die Halbinsel Chalkidiki und deren drei fingerförmige Halbinseln. Da sollte es eine ganze Reihe wunderschöne kostenlose Stellplätze geben. Also fuhren wir los, um den ersten "Finger" zu erkunden. Den eigentlichen Finger kann man allerdings nur mit besonderer Erlaubnis betreten, denn da befindet sich die Mönchsrepublik Athos.Frauen haben dort grundsätzlich keinen Zutritt. Immerhin sahen wir den gleichnamigen "Heiligen Berg", dessen 2033 m hohe Gipfel blau durch den Dunst schimmerte.

Wir klapperten einen Stellplatz nach dem anderen ab, wie sie im Reiseführer aufgeführt waren. Wunderschöne Buchten mit hellem Sandstrand gab es, doch leider sah es überall genau so schlimm aus, wie an den türkischen Stränden: Müll, wohin das Auge blickt. Schlimm, einfach nur schlimm! Immer wieder fragen wir uns, was sich die Menschen wohl denken, wenn sie ihr Land so verdrecken. Zumal hier in Griechenland, wo Müllcontainer bereitstehen.

Schließlich fanden wir einen Platz fast ohne Müll. Wir standen unterhalb eines kleinen Kirchleins auf einem Felsvorsprung, der ins Meer ragte. Nach kurzer Zeit merkten wir aber, dass wir uns auch hier nicht sicher fühlten. Wir standen praktisch wie auf dem Präsentierteller und waren schon von Weitem sichtbar. Außerdem kam starker Wind auf, der nun mal für unser Klappdach nicht zuträglich ist.

wie auf dem Präsentierteller

Wir waren durch diese Unmengen von Müll dermaßen enttäuscht und frustriert, dass wir von Chalkidiki nichts weiter mehr sehen wollten. Vermutlich sah es auf den anderen beiden "Fingern" nicht anders aus. Wir fuhren bis in die Nähe von Stavros zurück und richteten uns dort direkt am Strand auf einem Platz für die Nacht ein, der noch am wenigsten verdreckt war.



26. September 2015

Bis gegen 22 Uhr saßen wir gestern noch draußen und lauschten dem Meeresrauschen und tranken Rotwein. Der Mond schielte immer wieder durch die vorüberziehenden Wolken. Die Dunkelheit verbarg gnädig den herumliegenden Müll, so dass es fast romantisch wirkte. Später setzte wieder Regen ein, der bis zum Morgen anhielt.

Bei anhaltendem Regen setzten wir unseren Weg in Richtung Nordwesten fort. Olivenhaine wechselten sich mit Getreide- und Maisfeldern ab. Interessant fanden wir, wie einfach man hier das Mautproblem gelöst hat. Die Autobahn verbreitert sich auf vier bis sechs Richtungsspuren, ein Dach quer darüber, darunter an jeder Spur ein kleines Kassenhäuschen, in dem jemand die Gebühr kassiert. Insgesamt bezahlten wir bisher 10,80 Euro. Wer auf der Autobahn fahren will, muss zahlen. Fertig, aus. Und in Deutschland diskutieren Politiker und "Verkehrsexperten" jahrelang, wie man eine möglichst komplizierte und umständliche Lösung finden kann...

In der Nähe von Kastoria zeigte das Navi einen sehr umständlichen Weg in Form einer Schleife zu einem Campingplatz an. Ich fuhr die Schleife in entgegengesetzter Richtung, da dies wesentlich kürzer schien. Wir bogen von der Landstraße auf einen schmalen, schlammigen Feldweg ab, der sich durch lockeren Laubwald schlängelte. Nach einem reichlichen Kilometer war Schluss. Wir standen vor einem Fluss, über den eine hölzerne Fußgängerbrücke führte, die aber auch schon ziemlich baufällig erschien. Da war das Navi offensichtlich völlig falsch informiert, denn eine Straßenbrücke gab es hier sicher noch nie.

Da es hier sehr eben und ruhig war, blieben wir zwischen riesigen Erlen und Walnussbäumen stehen. Hier dürfte uns kaum jemand stören. Die Brücke erwies sich trotz einiger fehlender Holzplanken als stabil. Sie führte tatsächlich auf einen sehr schön angelegten Campingplatz, der allerdings schon seinen Betrieb eingestellt hatte. Wir wunderten uns, wie sauber es hier war.
Stellplatz unter Erlen und Nussbäumen
über diese Brücke wollte uns das Navi schicken


27. September 2015

Eine herrlich ruhige Nacht lag hinter uns. Der Regen hatte auch aufgehört. In einiger Entfernung bemerkten wir ein Auto. Kurz darauf sahen wir zwei Männer, die sich immer wieder bückten. Erst wunderten wir uns, dann wurde schnell klar: Sie sammelten Walnüsse auf. Sofort begannen auch wir, den Erdboden unter den uns umgebenden Nussbäumen abzusuchen. Ich freute mich riesig, als ich feststellte, dass ein Nussbaum direkt neben uns Nüsse trug, wie ich sie aus meiner Kindheit kenne. Auf dem Hof meines Opas stand ein Nussbaum, dessen Nüsse doppelt so groß waren wie die heute handelsüblichen. Die Nüsse ließen sich ganz leicht öffnen, und der essbare Kern fiel fast von alleine heraus. Vor allem aber schmeckten sie vorzüglich. Seit meiner Kindheit hatte ich solche Walnüsse nicht wieder gesehen und gegessen. Und nun sand ich im Norden Griechenlands unter solch einem Baum. Leider lagen nur wenige Nüsse unter ihm. Ich versuchte dann, mit gezielten Steinwürfen noch ein paar Nüsse "abzuschießen", allerdings mit nur bescheidenem Erfolg. Inzwischen tauchten auf der anderen Flussseite noch mehr Nusssammler auf. Offensichtlich ist die Gegend bekannt bei den Einheimischen. Auf dem Rückweg zur Landstraße suchten wir noch unter ein paar Bäumen, doch da waren Andere wohl schneller.

Die schmale Landstraße wand sich immer weiter in die Höhe, so dass wir bald die 1000-Meter-Grenze überschritten hatten. Von der bergigen Landschaft nahmen wir nicht viel wahr, weil meistens Nebel oder Wolkenfetzen die Sicht versperrten. Es war auch merklich kühler geworden. Waren es unten am Mittelmeer noch 27 Grad, fröstelten wir jetzt bei nur noch 18 Grad.

Um 10:30 Uhr erreichten wir den Grenzübergang nach Albanien. Hier wurden wir zum ersten Mal auf unserer langen Reise an den wenigen einheimischen Autos vorbei gewunken. Nach 15 Minuten standen wir auf albanischem Boden. Rekord fast eingestellt.

Der Regen ließ nach und hörte schließlich ganz auf. Wir fuhren durch eine Berglandschaft, die hauptsächlich von Laubwäldern bestimmt war. Auch hier gab es immer wieder große Walnussbäume. Immer wieder warnten große Schilder vor Bären und anderem Wild, das die Straße kreuzen könnte. Viele Kilometer lang sicherten hohe Zäune die Straße ab.Obwohl wir langsam fuhren und die Augen aufsperrten, konnten wir leider weder Bär noch Wolf entdecken. Schade, das wäre noch ein ganz tolles Erlebnis gewesen.

leider sahen wir keinen einzigen der wilden Gesellen

Nach Korce fuhren wir wie durch einen riesigen Obst- und Gemüsegarten. Dunkelrote Äpfel warteten in den Plantagen darauf, geerntet zu werden. Auf winzigen Feldern wird Gemüse aller Art angebaut. Tomaten, Paprika, Pepperoni, Kohl aller Arten usw. usf. Gestaunt haben wir auch über die vielen schönen, modernen Einfamilienhäuser, die hier in fast jedem Dorf gebaut wurden. Alte, baufällige Hütten sahen wir nur noch selten. Etwas befremdlich wirkten die meistens recht finster dreinschauenden Menschen auf uns. Keine Ahnung, warum sie uns so kritisch mustern.

Apfelplantage

Bald kletterten wir noch mal fast auf 1000 m Höhe, um dann in steilen Serpentinen hinunter nach Pogradec und dem wunderschönen Ohrid-See zu gelangen. Er bedeckt eine Fläche von 360 Quadratkilometern, ist an seiner tiefsten Stelle 287 m tief, gehört zu den ältesten Seen der Erde und entstand vor zwei bis fünf Millionen Jahren.

Blick auf Podgorice unt den Ohrid-See

Am linken Seeufer fuhren wir in Richtung Norden. Ein Campingplatz, der lt. Navi direkt am See sein sollte, existierte nicht mehr. Während wir dort standen und nach Alternativen suchten, bettelten uns zwei Jungen auf sehr aggressive Weise an. Ein Zeichen dafür, dass der Tourismus hier schon länger Einzug gehalten hat. Die Jungen sahen weder verhungert noch verwahrlost aus. Der Ältere sprach sogar etwas englisch und erzählte, dass sie weder Vater noch Großvater hätten, also die Geschichte, die einem weltweit aufgetischt wird. Wir sollten ihnen Euro oder Schokolade geben. Wir sind bei solchen Betteleien immer hin und her gerissen. Soll man ihnen Glauben schenken oder nicht? Wir glaubten ihnen nicht, zumal noch zwei ihrer Freunde sich feixend dazu gesellten.

Da, wo die Straße den See in Richtung Westen verlässt, wies ein Schild auf einen Campingplatz hin. Wir folgten dem Sandweg einen knappen Kilometer und fanden das schön angelegten Erlin-Camp. Hier können wir für 10 Euro stehen, obwohl der Platz eigentlich schon geschlossen ist.

Im 200 m entfernten Restaurant mit herrlichem Blick über den See aßen wir zu Mittag. Eine Speisekarte gab es nicht. Der nette, junge Kellner bot uns Fisch aus dem See und Fleisch an. Was für Fisch, was für Fleisch? Schulterzucken. Egal, wir hatten großen Hunger.

Das albanische Bier schmeckte schon mal vorzüglich.Dann kam ein Salatteller vom Feinsten. Gegrillte Paprikaschoten, anderes uns unbekanntes Gemüse ebenfalls perfekt gegrillt, Kraut, Tomaten, Gurke. Schon das war ein Genuss. Dann wurde für Jutta ein großer, längs halbierter Fisch serviert. Butterzartes, weißes Fleisch von feinstem Geschmack, auf den Punkt genau gebraten. Und ich bekam gleich drei (!) Schweinekoteletts, ebenfalls köstlich. Mit solch einem Gaumenschmaus hatten wir hier nun wahrlich nicht gerechnet. Zu guter Letzt bezahlten wir 2600 Leke, also rund 20 Euro. Wir waren begeistert!

Zurück auf dem Campingplatz trafen wir ein österreichisches Pärchen, die mit ihrem Mercedes-Sprinter Albanien erkunden wollten. Nach einem netten Plausch verabschiedeten wir uns für die Nacht.

im Erlin-Camp am Ohrid-See


28. September 2015

Gestern Abend wurde ich nicht fertig mit Blog aktualisieren. Also sitze ich jetzt hier und tippe. Wir bleiben heute noch hier und ziehen dann morgen weiter in Richtung Tirana. Sobald sich die Gelegenheit ergibt, erfahrt Ihr, wie es uns weiter ergangen ist. Bleibt also schön neugierig...