Blog durchsuchen:

Montag, 28. September 2015

Riesiges Istanbul, Griechenland, Albanien

Vorab: Zum letzten Eintrag (Schüsse und Nüsse in der Türkei) habe ich noch einige Fotos hinzugefügt, die ich beim letzten Mal nicht mehr hochladen konnte, da ich den Raum, in dem WLAN funktionierte, nicht weiter nutzen durfte (siehe weiter unten). Schaut also einfach noch mal rein.


22. September 2015

Wir waren sehr gespannt, wie wir Istanbul erleben würden. Viel hatten wir schon von anderen Reisenden gehört, vor allem über den extremen Verkehr. Einer hatte zehn Stunden gebraucht, um die Stadt zu durchqueren, andere klagten über die aggressive Fahrweise dort.

Um es kurz zu machen:  Ja, es herrscht mächtiges Gedränge auf den Straßen. Unendlich viele Fahrzeuge quälen sich durch die Stadt. Trotzdem geht es noch einigermaßen gesittet zu. Wir hatten jedenfalls keinerlei Probleme. Ulan Bator und Bishkek waren da entschieden schlimmer!

Irgendwie überkam uns schon ein eigenartiges Gefühl, als wir auf sechsspuriger Straße im Stop and Go auf die gewaltige Hängebrücke zurollten, die den Bosporus überquert und somit Europa und Asien verbindet. Von der Brücke hat man einen grandiosen Blick auf den Bosporus und die Stadt.

In der Stadt suchten wir einen Stellplatz, dessen Koordinaten wir von französischen Freunden bekommen hatten. er sollte sich direkt am Marmarameer befinden. Von da aus hätten wir einen Tel der Stadt zu Fuß erkunden können. Natürlich gab es eine Straßensperrung wegen Baumaßnahmen. Wir fanden nach einigem Umherirren doch den Platz, doch leider versperrten auch hier Bauzäune den Zugang. Nun war guter Rat teuer. Wir wussten, dass es fast unmöglich ist, in dieser riesigen Stadt einen vernünftigen Stellplatz zu finden. So gerne wir noch hier geblieben wären, beschlossen wir, doch weiterzufahren. Vielleicht ergibt sich später noch einmal eine Gelegenheit, diese beeindruckende Metropole mit über 14 Millionen Einwohnern näher kennenzulernen.

Aber auch so bekamen wir schon einen Eindruck von den Ausmaßen dieser modernen Stadt. Hier wurde und wird gebaut ohne Ende. Auf der hügeligen Schnellstraße fuhren wir in westlicher Richtung, und immer wieder tauchten neue Satellitenstädte mit riesigen Wohnblocks und in den Himmel ragenden Bürotürmen auf. Irgendwie fühlten wir uns ein bisschen an Moskau erinnert. Allerdings fuhren hier längst nicht so viele Luxuskarossen herum wie in der russischen Hauptstadt. Und noch etwas fiel uns auf. Wir sahen fast keine neu errichteten Moscheen. Und der Anteil der verschleierten Frauen schien uns auch wesentlich geringer als auf dem Lande.


Nach 300 km steuerten wir bei Gelibolu einen Campingplatz an, der direkt am Meer lag. Einige Wohnmobile und Caravans standen noch auf dem Platz. Gegen Vorkasse durften wir bleiben. Der Besitzer machte uns klar, dass immer wieder Leute verschwanden ohne zu bezahlen. Einige Stunden später wussten wir auch warum. So verdreckte Sanitäranlagen hatten wir bisher noch nicht gesehen. Wir wären auch am liebsten wieder abgehauen. Aber 50 Lira (ca. 14 Euro) hatten wir ja schließlich schon bezahlt. Meine Begeisterung kannte keine Grenzen mehr, als ich am Abend als Einziger im nicht mehr bewirtschafteten Restaurant saß (nur dort   funktionierte WLAN) und ich gegen 20 Uhr vom Besitzer mehr oder weniger rausgeschmissen wurde, weil er jetzt schlafen gehen wollte. Klasse Service...


sechsspurig über den Bosporus


der Bosporus







immer wieder tauchen neue Satellitenstädte auf
Wohntürme ohne Ende

23. September 2015


Irgendwie hatten wir keine Lust mehr auf die Türkei. Also auf nach Griechenland. Die Grenzabfertigung der Türken ging sehr flott vonstatten. Vor der griechischen Grenze stauten sich dann die Fahrzeuge, da es nur eine gemeinsame Spur für LKW und PKW gab. Eine Lücke zum Vordermann durfte man nicht lassen, denn sofort kamen mehrere Autos von hinten und versuchten, sich in diese Lücke zu zwängen. Auch die griechischen Beamten zeigten sich sehr freundlich und korrekt. Nach zweieinhalb Stunden lag auch diese Grenze hinter uns.

Der immer wieder einsetzende Regen ließ von der Landschaft nicht sehr viel erkennen. So buchten wir uns in Alexandropouli auf einem riesigen Campingplatz ein. Hier blitzten die Waschräume und Toiletten vor Sauberkeit. Die Stellplätze waren für einen Campingplatz recht großzügig bemessen. Trotzdem ist es für uns eine Umstellung, auf Campingplätzen zu übernachten. Fünf Monate lang standen wir ja fast ausschließlich irgendwo in der Natur, wo es uns gerade gefiel und meist ohne Nachbarn. Dieses Gefühl der Freiheit fehlt natürlich auf einem Campingplatz. Aber daran werden wir uns wohl gewöhnen müssen.

Gegen Abend hörte der Regen auf, und wir liefen in die nahe gelegene Stadt. An der Uferstraße setzten wir uns in ein hübsches Lokal und ließen es uns schmecken. Dann polterte ein heftiges Gewitter los und der Himmel öffnete seine Schleusen. Es wollte einfach nicht aufhören. Da wir Laptop und Kamera dabei hatten, wollten wir auch nicht durch den Regen laufen und nahmen uns ein Taxi. Man gönnt sich ja sonst nichts...

auf dem Campingplatz in Alexandropouli



24. September 2015

Es regnete die ganze Nacht. Am Morgen stellte sich die Wiese zwischen unserem Stellplatz und dem Meer als kleiner See dar. Zum Glück tröpfelte es nur noch ein bisschen, als wir uns wieder in die Spur begaben. Mit Olivenhainen bedeckte Berge zogen an uns vorüber, als wir mit 90 km/h über die perfekte Autobahn rollten. Irgendwann schüttete es wieder mal wie aus Eimern, so dass wir kaum noch etwas sehen konnten.



Nach 240 km bogen wir ab hinunter zum Mittelmeer. Bei Asprovolta sollte lt. Navi ein kostenloser Wohnmobilstellplatz sein. Dieser entpuppte sich als breite Strandpromenade, an deren Anfang ein großes Schild mit englischer Beschriftung darauf hinwies, dass wild campen verboten sei (wie überhaupt in ganz Griechenland). Es standen ja aber mindestens zehn Womos aufgereiht hier. Barbara und Heinz klärten uns auf, dass sie diesen Platz schon mehrmals genutzt hätten und es nie Probleme gab. Man sollte sich lediglich nicht zu sehr breit machen, wie ein Italiener nebenan, dessen ausgefahrene Markise einen großen Teppich mit Rattanmöbeln darauf beschattete. Da hätte dann die Polizei doch etwas dagegen.Ansonsten fahren die Gesetzeshüter lediglich freundlich grüßend vorbei.

Also reihten wir uns in gebührendem Abstand in die Womos ein. Wie klein doch unser Gecko gegen diese Ungetüme wirkt. Aber er bietet uns alles, was wir unterwegs brauchen, und wir haben die Gewissheit, dass wir fast überall dahin fahren können, wo so ein nicht geländegängiges Womo niemals hinkommt.

Wir liefen ein Stück den kilometerlangen Sandstrand entlang und trafen auf zwei Womos aus Dresden. Hier blieben wir kleben und schwatzten mit 2x Simone, Andreas und Holger ausgiebig. Sie sind Griechenlandkenner und überließen uns leihweise einen interessanten Stellplatzführer. Danke schön auch hier noch mal! Ihr bekommt ihn auf jeden Fall zurück.

Am Abend luden uns unsere Nachbarn Barbara und Heinz zum Rotwein ein. (Vor vier Monaten hatten wir zuletzt Rotwein getrunken!) Dabei stellte es sich schnell heraus, dass sie heute Geburtstag feierte. Als wir hörten, dass es ihr 71. war, wollten wir es einfach nicht glauben. Wir schätzten sie auf Anfang, höchstens Mitte fünfzig. Und auch Heinz hielten wir für wesentlich jünger, doch auch er ist der gleiche Jahrgang wie seine Frau. Wenn wir in fünf Jahren auch noch so fit sind wie diese Beiden, können wir zufrieden sein. (Und wir sind sehr optimistisch, dass wir das schaffen!) Es war ein schöner Abend mit interessanten Gesprächen. Bei fast Vollmond und angenehmen Temperaturen am leise rauschenden Meer angenehm plaudern ist eben auch mal schön.

Stellplatz bei Asprovolta



25. September 2015

Die Dresdener und deren Reiseführer hatten uns Appetit gemacht auf die Halbinsel Chalkidiki und deren drei fingerförmige Halbinseln. Da sollte es eine ganze Reihe wunderschöne kostenlose Stellplätze geben. Also fuhren wir los, um den ersten "Finger" zu erkunden. Den eigentlichen Finger kann man allerdings nur mit besonderer Erlaubnis betreten, denn da befindet sich die Mönchsrepublik Athos.Frauen haben dort grundsätzlich keinen Zutritt. Immerhin sahen wir den gleichnamigen "Heiligen Berg", dessen 2033 m hohe Gipfel blau durch den Dunst schimmerte.

Wir klapperten einen Stellplatz nach dem anderen ab, wie sie im Reiseführer aufgeführt waren. Wunderschöne Buchten mit hellem Sandstrand gab es, doch leider sah es überall genau so schlimm aus, wie an den türkischen Stränden: Müll, wohin das Auge blickt. Schlimm, einfach nur schlimm! Immer wieder fragen wir uns, was sich die Menschen wohl denken, wenn sie ihr Land so verdrecken. Zumal hier in Griechenland, wo Müllcontainer bereitstehen.

Schließlich fanden wir einen Platz fast ohne Müll. Wir standen unterhalb eines kleinen Kirchleins auf einem Felsvorsprung, der ins Meer ragte. Nach kurzer Zeit merkten wir aber, dass wir uns auch hier nicht sicher fühlten. Wir standen praktisch wie auf dem Präsentierteller und waren schon von Weitem sichtbar. Außerdem kam starker Wind auf, der nun mal für unser Klappdach nicht zuträglich ist.

wie auf dem Präsentierteller

Wir waren durch diese Unmengen von Müll dermaßen enttäuscht und frustriert, dass wir von Chalkidiki nichts weiter mehr sehen wollten. Vermutlich sah es auf den anderen beiden "Fingern" nicht anders aus. Wir fuhren bis in die Nähe von Stavros zurück und richteten uns dort direkt am Strand auf einem Platz für die Nacht ein, der noch am wenigsten verdreckt war.



26. September 2015

Bis gegen 22 Uhr saßen wir gestern noch draußen und lauschten dem Meeresrauschen und tranken Rotwein. Der Mond schielte immer wieder durch die vorüberziehenden Wolken. Die Dunkelheit verbarg gnädig den herumliegenden Müll, so dass es fast romantisch wirkte. Später setzte wieder Regen ein, der bis zum Morgen anhielt.

Bei anhaltendem Regen setzten wir unseren Weg in Richtung Nordwesten fort. Olivenhaine wechselten sich mit Getreide- und Maisfeldern ab. Interessant fanden wir, wie einfach man hier das Mautproblem gelöst hat. Die Autobahn verbreitert sich auf vier bis sechs Richtungsspuren, ein Dach quer darüber, darunter an jeder Spur ein kleines Kassenhäuschen, in dem jemand die Gebühr kassiert. Insgesamt bezahlten wir bisher 10,80 Euro. Wer auf der Autobahn fahren will, muss zahlen. Fertig, aus. Und in Deutschland diskutieren Politiker und "Verkehrsexperten" jahrelang, wie man eine möglichst komplizierte und umständliche Lösung finden kann...

In der Nähe von Kastoria zeigte das Navi einen sehr umständlichen Weg in Form einer Schleife zu einem Campingplatz an. Ich fuhr die Schleife in entgegengesetzter Richtung, da dies wesentlich kürzer schien. Wir bogen von der Landstraße auf einen schmalen, schlammigen Feldweg ab, der sich durch lockeren Laubwald schlängelte. Nach einem reichlichen Kilometer war Schluss. Wir standen vor einem Fluss, über den eine hölzerne Fußgängerbrücke führte, die aber auch schon ziemlich baufällig erschien. Da war das Navi offensichtlich völlig falsch informiert, denn eine Straßenbrücke gab es hier sicher noch nie.

Da es hier sehr eben und ruhig war, blieben wir zwischen riesigen Erlen und Walnussbäumen stehen. Hier dürfte uns kaum jemand stören. Die Brücke erwies sich trotz einiger fehlender Holzplanken als stabil. Sie führte tatsächlich auf einen sehr schön angelegten Campingplatz, der allerdings schon seinen Betrieb eingestellt hatte. Wir wunderten uns, wie sauber es hier war.
Stellplatz unter Erlen und Nussbäumen
über diese Brücke wollte uns das Navi schicken


27. September 2015

Eine herrlich ruhige Nacht lag hinter uns. Der Regen hatte auch aufgehört. In einiger Entfernung bemerkten wir ein Auto. Kurz darauf sahen wir zwei Männer, die sich immer wieder bückten. Erst wunderten wir uns, dann wurde schnell klar: Sie sammelten Walnüsse auf. Sofort begannen auch wir, den Erdboden unter den uns umgebenden Nussbäumen abzusuchen. Ich freute mich riesig, als ich feststellte, dass ein Nussbaum direkt neben uns Nüsse trug, wie ich sie aus meiner Kindheit kenne. Auf dem Hof meines Opas stand ein Nussbaum, dessen Nüsse doppelt so groß waren wie die heute handelsüblichen. Die Nüsse ließen sich ganz leicht öffnen, und der essbare Kern fiel fast von alleine heraus. Vor allem aber schmeckten sie vorzüglich. Seit meiner Kindheit hatte ich solche Walnüsse nicht wieder gesehen und gegessen. Und nun sand ich im Norden Griechenlands unter solch einem Baum. Leider lagen nur wenige Nüsse unter ihm. Ich versuchte dann, mit gezielten Steinwürfen noch ein paar Nüsse "abzuschießen", allerdings mit nur bescheidenem Erfolg. Inzwischen tauchten auf der anderen Flussseite noch mehr Nusssammler auf. Offensichtlich ist die Gegend bekannt bei den Einheimischen. Auf dem Rückweg zur Landstraße suchten wir noch unter ein paar Bäumen, doch da waren Andere wohl schneller.

Die schmale Landstraße wand sich immer weiter in die Höhe, so dass wir bald die 1000-Meter-Grenze überschritten hatten. Von der bergigen Landschaft nahmen wir nicht viel wahr, weil meistens Nebel oder Wolkenfetzen die Sicht versperrten. Es war auch merklich kühler geworden. Waren es unten am Mittelmeer noch 27 Grad, fröstelten wir jetzt bei nur noch 18 Grad.

Um 10:30 Uhr erreichten wir den Grenzübergang nach Albanien. Hier wurden wir zum ersten Mal auf unserer langen Reise an den wenigen einheimischen Autos vorbei gewunken. Nach 15 Minuten standen wir auf albanischem Boden. Rekord fast eingestellt.

Der Regen ließ nach und hörte schließlich ganz auf. Wir fuhren durch eine Berglandschaft, die hauptsächlich von Laubwäldern bestimmt war. Auch hier gab es immer wieder große Walnussbäume. Immer wieder warnten große Schilder vor Bären und anderem Wild, das die Straße kreuzen könnte. Viele Kilometer lang sicherten hohe Zäune die Straße ab.Obwohl wir langsam fuhren und die Augen aufsperrten, konnten wir leider weder Bär noch Wolf entdecken. Schade, das wäre noch ein ganz tolles Erlebnis gewesen.

leider sahen wir keinen einzigen der wilden Gesellen

Nach Korce fuhren wir wie durch einen riesigen Obst- und Gemüsegarten. Dunkelrote Äpfel warteten in den Plantagen darauf, geerntet zu werden. Auf winzigen Feldern wird Gemüse aller Art angebaut. Tomaten, Paprika, Pepperoni, Kohl aller Arten usw. usf. Gestaunt haben wir auch über die vielen schönen, modernen Einfamilienhäuser, die hier in fast jedem Dorf gebaut wurden. Alte, baufällige Hütten sahen wir nur noch selten. Etwas befremdlich wirkten die meistens recht finster dreinschauenden Menschen auf uns. Keine Ahnung, warum sie uns so kritisch mustern.

Apfelplantage

Bald kletterten wir noch mal fast auf 1000 m Höhe, um dann in steilen Serpentinen hinunter nach Pogradec und dem wunderschönen Ohrid-See zu gelangen. Er bedeckt eine Fläche von 360 Quadratkilometern, ist an seiner tiefsten Stelle 287 m tief, gehört zu den ältesten Seen der Erde und entstand vor zwei bis fünf Millionen Jahren.

Blick auf Podgorice unt den Ohrid-See

Am linken Seeufer fuhren wir in Richtung Norden. Ein Campingplatz, der lt. Navi direkt am See sein sollte, existierte nicht mehr. Während wir dort standen und nach Alternativen suchten, bettelten uns zwei Jungen auf sehr aggressive Weise an. Ein Zeichen dafür, dass der Tourismus hier schon länger Einzug gehalten hat. Die Jungen sahen weder verhungert noch verwahrlost aus. Der Ältere sprach sogar etwas englisch und erzählte, dass sie weder Vater noch Großvater hätten, also die Geschichte, die einem weltweit aufgetischt wird. Wir sollten ihnen Euro oder Schokolade geben. Wir sind bei solchen Betteleien immer hin und her gerissen. Soll man ihnen Glauben schenken oder nicht? Wir glaubten ihnen nicht, zumal noch zwei ihrer Freunde sich feixend dazu gesellten.

Da, wo die Straße den See in Richtung Westen verlässt, wies ein Schild auf einen Campingplatz hin. Wir folgten dem Sandweg einen knappen Kilometer und fanden das schön angelegten Erlin-Camp. Hier können wir für 10 Euro stehen, obwohl der Platz eigentlich schon geschlossen ist.

Im 200 m entfernten Restaurant mit herrlichem Blick über den See aßen wir zu Mittag. Eine Speisekarte gab es nicht. Der nette, junge Kellner bot uns Fisch aus dem See und Fleisch an. Was für Fisch, was für Fleisch? Schulterzucken. Egal, wir hatten großen Hunger.

Das albanische Bier schmeckte schon mal vorzüglich.Dann kam ein Salatteller vom Feinsten. Gegrillte Paprikaschoten, anderes uns unbekanntes Gemüse ebenfalls perfekt gegrillt, Kraut, Tomaten, Gurke. Schon das war ein Genuss. Dann wurde für Jutta ein großer, längs halbierter Fisch serviert. Butterzartes, weißes Fleisch von feinstem Geschmack, auf den Punkt genau gebraten. Und ich bekam gleich drei (!) Schweinekoteletts, ebenfalls köstlich. Mit solch einem Gaumenschmaus hatten wir hier nun wahrlich nicht gerechnet. Zu guter Letzt bezahlten wir 2600 Leke, also rund 20 Euro. Wir waren begeistert!

Zurück auf dem Campingplatz trafen wir ein österreichisches Pärchen, die mit ihrem Mercedes-Sprinter Albanien erkunden wollten. Nach einem netten Plausch verabschiedeten wir uns für die Nacht.

im Erlin-Camp am Ohrid-See


28. September 2015

Gestern Abend wurde ich nicht fertig mit Blog aktualisieren. Also sitze ich jetzt hier und tippe. Wir bleiben heute noch hier und ziehen dann morgen weiter in Richtung Tirana. Sobald sich die Gelegenheit ergibt, erfahrt Ihr, wie es uns weiter ergangen ist. Bleibt also schön neugierig...



Mittwoch, 23. September 2015

Schüsse und Nüsse in der Türkei


15. September 2015

Gestern Abend gab es noch eine kleine Überraschung. Ein Türke, wahrscheinlich Dauercamper auf dem hiesigen Campingplatz, brachte uns einen kleinen Fisch, ein bisschen größer als eine Sardine, und fragte, ob wir welche haben möchten. Da sagten wir natürlich nicht nein. Ich gab ihm einen Topf von uns und bekam ihn kurz darauf mit vielleicht 30 dieser kleinen Fische zurück.

Und wie bereitet man sie zu? Einfach Kopf abreißen, dabei die Innereien mit herausziehen, abspülen, in Mehl wenden und in Öl braten. Kurz darauf duftete es nach Bratfisch. Goldgelb gebacken wanderten die Fischlein auf den Teller. Ein bisschen Salz darüber, und die Überraschung war perfekt. Nie hätten wir gedacht, dass sie so gut schmecken würden. Wir hatten diese Fische schon massenweise auf Märkten gesehen, wären aber nie auf die Idee gekommen, sie zu kaufen. Wieder um eine Erfahrung und ein super Geschmackserlebnis reicher...

die kleinen Fische sind schon geköpft und ausgenommen...
...und nun fertig gebraten

Morgens 5 Uhr kreischten wieder die völlig übersteuerten Lautsprecher los. Auf so einen Weckruf in dieser extremen Lautstärke und allerschlechtester Tonqualität hätten wir gern verzichtet. Aber ich hatte sowieso nur sehr wenig geschlafen, denn ich ging unzählige Male zur Toilette. Nein, kein Durchfall, den hatte ich vor einigen Tagen, was für mich aber völlig untypisch ist. Keine Ahnung, was die Ursache war. Weil es recht heftig war, bekämpfte ich ihn mit Imodium akut, mit der Folge, dass gar nichts mehr ging. Diese Verstopfung quälte mich schon die letzten Tage und nun die ganze Nacht.

Campingplatz direkt neben der Hochstraße

In der Stadt kauften wir dann ein türkisches Abführmittel, das ganz ähnlich wie ein deutsches wirken sollte, das ich dem Apotheker genannt hatte, nachdem ich es vorher aus dem Internet herausgesucht hatte. Der freundliche Apotheker meinte, ich müsste gleich drei Packungen nehmen, damit es auch ordentlich wirkt.

Ob und wie es wirken würde, konnte ich natürlich erst in Erfahrung bringen, wenn wir wieder einen Campingplatz mit vernünftiger Toilette angesteuert hätten. Das taten wir nach 160 Fahrkilometern nahe Sinop auf einem wirklich hübschen Campingplatz. Außer einem deutschen Wohnmobil war der riesige Platz leer. Klar, die Saison ist zu Ende. Auch sehr angenehm war die klare, frische Luft und die Ruhe hier.

Nun sollte bald das Abführmittel, das einzuführen und nicht einzunehmen war, seine Wirkung entfalten. Lt. Beschreibung des deutschen Mittels sollte die Wirkung nach fünf bis zwanzig Minuten einsetzen. Doch das türkische Zeug funktionierte wohl doch etwas langsamer. Es tat sich nämlich erst mal gar nichts. Also kam auch noch die zweite Packung zur Anwendung. Die Quälerei ging weiter. Inzwischen hatte ich wirklich üble Bauchschmerzen. Das setzte sich fort mit x erfolglosen Toilettengängen und schmerzhaften Krämpfen. Nun wirkte das Mittel offensichtlich, bis dann so gegen 3 Uhr der große Befreiungsschlag kam. Details erspare ich euch. Nun kann ich mir ungefähr vorstellen, wie sich eine Geburt anfühlt... (Mädels, bitte keine Kommentare...).


16. September 2015

Leider gab es noch einen zweiten Grund, weshalb man kaum zum Schlafen kam. Auf dem Campingplatz leben auch zwei Hunde, ein großer und ein kleiner, beide schwarz-weiß. Beide gaben tagsüber keinen Mucks von sich. Kaum war es aber dunkel geworden, fing der Kleine an zu bellen und zu jaulen, warum auch immer. Fast ohne Unterbrechung kläffte und winselte er. Schließlich war er regelrecht heiser, gab aber erst gegen Morgen Ruhe.

Trotzdem gefiel es uns hier so gut, dass wir beschlossen, einen weiteren Tag hier zu verbringen, auch, weil es hier eine Waschmaschine gab. Es wurde nämlich höchste Zeit, unseren Schmutzwäsche-Berg abzubauen.

Den breiten, dunklen Sandstrand bevölkerten Hunderte, wenn nicht Tausende Möwen. So viele Möwen hatten wir noch nie auf einmal gesehen. Am Nachmittag erinnerte uns ein Schwarm von rund zwanzig Kranichen, dass es Herbst wird. Vermutlich kamen sie aus Sibirien und zogen nun gen Süden. Schön, dass wir sie auch hier sehen konnten. Zu Hause, wo manchmal riesige Schwärme von mehreren hundert Vögeln vorüberziehen, können wir diesmal dieses immer wieder faszinierende Schauspiel der Natur nicht erleben.

Tausende Möwen am Strand

17. September 2015

Dieser verdammte Hund bellte wieder fast die ganze Nacht...

Der Chef des Campingplatzes war wirklich der erste englisch sprechende Türke, den wir trafen. Wir unterhielten uns am Morgen eine ganze Weile mit ihm über Gott und die Welt, vor allem aber über die aktuellen Probleme in der Türkei und in Deutschland. Es war ein sehr interessantes und offenes Gespräch. Auch bei dieser Unterhaltung waren wir uns einig, dass die Menschen unterschiedlicher Religionen durchaus friedlich miteinander leben können, wenn es nur nicht immer wieder Fanatiker gäbe und wenn sich nicht immer wieder der eine große Unruhestifter auf der Welt in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einmischen würde...

Wir fuhren weiter entlang der Küste in Richtung Westen. Wer nun meint, auf einer Küstenstraße geht es zügig voran, der täuscht sich ganz gewaltig. Für 120 km benötigten wir fünfeinhalb Stunden! Diesmal nicht, weil die Straße schlecht gewesen wäre. In engen Kurven und Serpentinen wand sich die Straße immer wieder steil bergauf bis manchmal auf 200, einmal sogar auf über 300 Meter Höhe, um dann sofort wieder bis hinunter zum Meer abzufallen. Natürlich gibt es kaum mal eine Leitplanke, die einen Sturz in die Tiefe verhindern könnte. Entsprechend aufmerksam und vorsichtig manövrierte ich unser 3,3-Tonnen-Gefährt über diese Küstenstraße, auf der man eher das Gefühl hatte, im Gebirge zu fahren.

Trotzdem konnten wir auch immer wieder wunderbare Ausblicke auf das heute wieder herrlich blau leuchtende Meer genießen. Oft hübsch anzusehen sind die Moscheen mit ihren spitzen Minaretten. Dabei fiel uns auf, dass wahrscheinlich alle Minarette mit neuen Lautsprechern ausgerüstet worden sind. Doch die Lautsprecher hängen in manchen Orten zusätzlich noch an Strommasten oder an Gebäuden, dass auch wirklich der letzte Winkel beschallt werden kann. Wir wissen nicht, wie die Türken darüber denken. Wir empfinden es als Drangsalierung der Bevölkerung. Uns würde es in Deutschland auch nicht gefallen, wenn per Lautsprecher mit maximaler Lautstärke Glockengeläut oder Predigten in jedes noch so kleine Dorf und in jeden Wohnblock übertragen würde. Aber hier in der Türkei ist das nicht unser Problem. Wir sind hier zu Gast und haben es demzufolge zu akzeptieren.

türkische Schwarzmeerküste



eine der unzähligen Moscheen an der Schwarzmeerküste
von allen Minaretten brüllen und kreischen die Lautsprecher in alle vier Himmelsrichtungen

Im kleinen Städtchen Abana fanden wir einen Campingplatz am Meer. Wieder waren wir die einzigen Gäste. Der Chef ließ sich sofort von 30 auf 20 Lira herunter handeln. Er bzw. sein Koch verwöhnte uns dann am Abend mit türkischen Spezialitäten, die wir alle noch nicht kannten. Wie auch, besuchen wir doch dieses Land zum ersten Mal. Satt und zufrieden schliefen wir ein.

Stellplatz in Abana im Garten einer Strandkneipe

18. September 2015

Endlich hatten wir mal wieder eine ruhige Nacht hinter uns, in der wir fest und durchgehend schlafen konnten.

Auch heute setzte sich die Achterbahnfahrt fort. 240 km fast nur bergauf, bergab in endlosen Kurven. Der zweite Gang war heute der am häufigsten genutzte.






Schon seit Tagen sahen wir in den Ortschaften immer wieder große, ausgebreitete Tücher, auf denen Haselnüsse offenbar zum Trocknen liegen. Bisher konnten wir aber nirgendwo Haselnusssträucher entdecken. Heute nun fuhren wir manchmal kilometerlang durch riesige Plantagen, die sich über die Hügelketten hinzogen. Ganze Wälder sahen wir, die nur aus Haselnusssträuchern bestanden. Und überall müssen die Nüsse von Hand geerntet werden. Was für eine Plackerei muss das sein. Allerdings ist die Ernte wohl schon überall beendet, denn man sieht kaum noch eine Nuss am Strauch. Wir fragten uns immer wieder, was mit diesen Unmengen von Haselnüssen passiert.

Noch nicht beendet hingegen ist die Ernte der Walnüsse. In fast jedem Hof steht mindestens ein großer Walnussbaum, aber auch an den Straßenrändern und mitten im Feld sind sie häufig zu sehen. Alt und Jung, Männer und Frauen schlagen die noch grünen Nüsse mit langen Stangen von den Bäumen. Anschließend werden sie eingesammelt und von ihrer weichen, grünen Schale befreit. Walnüsse gibt es hier allerdings wesentlich weniger als Haselnüsse. Immer wieder fahren wir an kleinen Verkaufsständen vorbei, wo beide Nussarten und auch Feigen angeboten werden.

Reife Feigen, dunkelblau bis dunkellila, die schon fast von selbst aufplatzen, wenn man sie nur anfasst, sind ein wahrer Genuss. Man reißt sie in zwei Hälften und schlürft das orangerote oder dunkelrote Fruchtfleisch aus der Schale. Zuckersüß zergeht es auf der Zunge. Ein echter Gaumenschmaus, den man mit den bei uns in Deutschland verkauften Feigen nicht erleben wird.

Der in Filyos ausgewiesene Campingplatz entpuppte sich als öffentlicher Parkplatz ohne jede Einrichtung. Zehn oder zwölf Zelte standen hier, doch keine Menschenseele ließ sich blicken, obwohl die Zelte unverschlossen waren. Eigenartig! Natürlich lagen auch hier wieder Unmengen an Müll herum. Unglaublich! Da hat man hier eine hübsche, mit Palmen bestandene Uferpromenade angelegt, und dann wird alles zugemüllt. Es war wirklich nicht schön hier, doch da wir erst am späten Nachmittag hier eingetroffen waren, blieben wir.

Im Laufe des Abends kamen dann doch noch einige der Zeltbewohner, so dass wir nicht ganz alleine auf dem Platz standen.

Strandpromenade in Filyos


19. September 2015

Heute ist unser 150. Reisetag! 150 Tage voller spannender Erlebnisse, interessanter Begegnungen und mehr als 26000 gefahrene Kilometer. Unglaublich, wie schnell diese fünf Monate vergangen sind.

Bei trübem Wetter fuhren wir weiter westwärts. Ein im Internet im Küstenstädtchen Akcakoca ausgewiesener Campingplatz existierte nicht (mehr). Ca. 20 km westlich der Stadt fanden wir in dem winzigen Dorf Melanagzi einen Campingplatz auf einem Privatgrundstück direkt am Meer.

Die Besitzerin forderte 30 TL, ich bot ihr 20 TL, womit sie sofort einverstanden war. Als es ans Bezahlen ging, verlangte sie plötzlich doch 30 TL. So etwas hatten wir auch noch nicht erlebt. Wenn ein Preis einmal ausgehandelt ist, wird nicht mehr daran gerüttelt. Eigentlich hätten wir gleich weiterfahren sollen, aber das wollten wir nicht wirklich, da es uns hier ganz gut gefiel.

Auf dem großen Wiesengrundstück standen wir ganz alleine, das Meer direkt vor uns, nur durch einen Stacheldrahtzaun abgetrennt. Wenn schon Zaun, hätte man ja vielleicht auch ein etwas freundlicheres Material nutzen können.

Blick zum Meer, hinter Stacheldraht...
... man kann es aber auch etwas freundlicher fotografieren...

Bald bemerkten wir noch mehr Dinge, die uns bereuen ließen, dass wir uns nicht doch einen anderen Platz gesucht haben. Die sogenannten WCs stanken wie die Pest und starrten vor Dreck. Die Duschen lieferten nur kaltes Wasser und waren so „sauber“, dass man nicht mal mit Schuhen hineingehen wollte. Aber wir hatten schon im Voraus bezahlt, also blieben wir.

Wir wanderten ein Stück am eigentlich schönen, braunen Sandstrand entlang, doch auch da verging uns die Lust recht schnell, denn der gesamte Strand wirkte wie eine einzige, riesige Müllhalde. Es ist einfach nicht zu fassen! Die wenigen Leute, die wir hier am Strand sahen, lagen praktisch mitten im Müll, doch sie schien das nicht im geringsten zu stören. In Russland und der Mongolei dachten wir schon, es wäre schlimm, doch die Türkei übertrumpft in puncto Müll alle anderen Länder bei weitem. Schade, schade, schade...

schöner Sandstrand...

...der in Wirklichkeit...
...wie eine Müllhalde aussieht
schade, schade, schade...
Aber es gab auch Interessantes (was für ein Schiff ist das?)...
...und Schönes zu sehen


Nach Sonnenuntergang breitete sich unheimlich schnell richtig feuchte Luft aus. Im Handumdrehen waren unsere Stühle patschnass. Da wir im Klappdach die Seitenfenster offen gelassen hatten, fühlten sich nun auch die Schlafsäcke feucht an. Unangenehm, in diese Dinger reinzukriechen.

Wir wollten gerade schlafen gehen, als ganz in der Nähe ein MPi-Salve abgefeuert wurde. Erschrocken sahen wir uns an. Was sollte das bedeuten? Einige Augenblicke später knatterten Schüsse am anderen Ende des Dorfes. Es hieß doch, hier an der Schwarzmeerküste wäre alles ruhig. Die Campinplatzbesitzer kamen auch gleich aus ihrem Haus gelaufen, eine Erklärung hatte aber niemand.

Gestern früh in Filyos fielen auch einige Schüsse, doch da war eindeutig jemand auf der Jagd. Peng-peng, immer zwei Schüsse kurz nacheinander, sicher eine doppelläufige Schrotflinte. Doch hier wurde eindeutig mit Automatikwaffen geschossen. Kein Grund, beruhigt einzuschlafen. Da aber weiter keine Schüsse fielen, gaben wir uns Mühe, sie einfach zu vergessen bzw. zu verdrängen.


20. September 2015

Noch bevor das Muezzin-Geschrei ertönte, das glücklicherweise nur sehr gedämpft bis zu uns drang (um 5:35 Uhr!), riss uns eine MPi-Salve aus dem Schlaf. Wie schon gestern Abend kam die Antwort aus dem Dorf sofort. Es folgten noch zwei, drei Garben, dann kehrte wieder Ruhe ein. An wirklichen Schlaf war nun nicht mehr zu denken, obwohl es noch stockdunkel war.

Als wir aufstanden, lachte die Sonne vom blauen Himmel und alles war ruhig. Es gab keinerlei Erklärung für die nächtliche Schießerei. Kein Wunder, dass wir mit der Türkei irgendwie nicht so richtig warm werden.

Auch heute führte die Strecke wieder entlang der Küste durch große Haselnussplantagen. Allerdings wichen die schroffen Berge mit ihren extrem steilen Anstiegen sanften Hügeln. Wir rollten durch eine liebliche Landschaft mit ganz viel Grün.

Haselnussplantagen bedecken die Hügellandschaft
wohin man blickt, überall Haselnusssträucher
Seit wir in der Türkei sind, fiel uns auf, dass hier unwahrscheinlich viele neue Häuser gebaut wurden und werden. Meistens sind es zwei- oder dreistöckige Mehrfamilienhäuser mit vielen Balkons und großen Fenstern. Alle wirken sehr freundlich, hell und modern. Aber es werden auch viel größere Wohnblocks errichtet, selbst in relativ kleinen Ortschaften. Da sich viele der Gebäude sehr stark ähneln, vermuten wir, dass es Standardhäuser sind, die vom Staat gebaut werden. Es wäre interessant, sich mal mit Einheimischen darüber unterhalten zu können. Eins kann man auf jeden Fall feststellen: Es wird fast so viel gebaut wie in Russland, doch hier sehen die Häuser wesentlich schöner aus.

Ebenfalls viele Baustellen gibt es auf den Straßen. Man ist offensichtlich dabei, die Küstenstraße entlang des Schwarzen Meeres vierspurig auszubauen. Es gab immer wieder Abschnitte, wo wir einige Kilometer auf schon fertiggestellten autobahnähnlichen Teilstücken fahren konnten. Diese Straße kostet sicher Unsummen, denn es müssen zahllose Tunnels und Brücken gebaut werden. An Stellen, wo die Berge fast senkrecht ins Meer abfallen, hat man die Straße ins Meer hineingebaut, indem man einen breiten Damm aufgeschüttet hat. Auf diesem zieht sich nun die vierspurige Trasse dahin.

Heute wollten wir auf einem Campingplatz übernachten, der uns empfohlen worden war. Da er schlecht ausgeschildert war, fuhren wir erst mal vorbei, fanden ihn dann aber doch in der Nähe von Akcakese. Der im Stile eines Western-Dorfes errichtete Campingplatz direkt am Meer machte auf den ersten Blick einen netten, sauberen Eindruck. Ziemlich geschockt waren waren wir allerdings, als uns der perfekt deutsch sprechende Besitzer, der den Platz schon vor 40 Jahren angelegt hat, die Preise nannte. Für den unteren, einfacheren Stellplatz verlangte er 80 TL, für den oberen mit besserer Aussicht und Poolbenutzung inclusive sogar 140 TL. Das sind immerhin 23 bzw. 40 Euro pro Nacht. Wir entschieden uns natürlich für den billigeren Platz. Wozu brauchen wir einen Pool, wenn wir das Meer vor der Nase haben.

Bis auf ein junges Pärchen, das einen der zahlreichen Bungalows gemietet hatte, waren wir die einzigen Gäste. Die Speisekarte im kleinen Restaurant erschien sehr übersichtlich, die Preise gepfeffert (ein Bier 0,3 l kostete 12 TL, also rund 3,50 Euro!). Immerhin gab es hier WLAN, so dass wir endlich ein paar Nachrichten senden konnten.

Als wir runter zum Auto kamen, war die Wiese patschnass. Auch hier herrschte plötzlich hohe Luftfeuchtigkeit. Was wir am Nachmittag nicht bemerkt hatten, spürten wir jetzt umso deutlicher: Hinter Büschen verborgen befand sich ein kleiner Sumpf. Faulig riechende Schwaden zogen zu uns herüber, was wirklich richtig lästig war.

Direkt daneben befand sich noch ein zweites Camp. Dort spielten einige Russen Gitarre und sangen ihre Lieder. Das störte nicht weiter. Wahrscheinlich hatten sie reichlich Wodka dabei, denn je später es wurde, desto lauter sangen sie. Gegen Mitternacht ging der Gesang allmählich in Gegröle über, und die Lautstärke nahm immer mehr zu. Gegen halb drei Uhr war wahrscheinlich die letzte Wodkaflasche geleert, denn es zog endlich Ruhe ein. Lange hielt sie allerdings nicht an. Wie schon vor wenigen Tagen in Sinop fingen die Hunde an zu bellen und zu jaulen. Wie herrlich war es doch in der mongolischen Steppe und in den tadschikischen Bergen, wo nachts totale Ruhe herrschte.

noch nie sahen wir so viele verwilderte Hunde, die praktisch vom Müll leben
hier war es gleich ein ganzes Rudel mit einigen Welpen

21. September 2015

Obwohl wir gestern dem Besitzer versprochen hatten, eine weitere Nacht zu bleiben, zogen wir es vor, hier zu verschwinden. Der Preis entsprach einfach nicht dem, was wir hier vorfanden. Da hätte alles sauberer und gepflegter sein müssen.

Ich schrieb dem Chef, der erst am Nachmittag wieder aus Istanbul zurück kommen wollte, eine Mail, in der ich mich für unsere vorzeitige Abreise entschuldigte und ihm die Gründe erklärte. Gerne hätten wir uns noch mit ihm unterhalten, doch wir wollten nicht noch eine Nacht hier verbringen.

Witzigerweise machte er uns gestern ganz spontan ein Angebot, das uns schmunzeln ließ. Er meinte, dass wir doch für einige Zeit hierher kommen könnten. Jutta könnte hier arbeiten, und ich würde kostenlos hier wohnen. Genau so ein Angebot nahmen wir vor drei Jahren in Sansibar an, was dann nach sieben Wochen mit unserer vorzeitigen Abreise endete. Nein, so etwas wollten wir nicht noch mal erleben.

Wir fuhren nur 20 km weiter in Richtung Westen und fanden einen Platz ein Stück außerhalb der Stadt Sile. Wir bezahlten 10 TL, um an den Strand fahren zu dürfen. Übernachten kostet für uns nichts.

wir hatten den Strand ganz für uns alleine
im Hintergrund die Stadt Sile
riesige Fahnen bedecken halbe Häuserfronten

Wir genossen den ganzen Tag bei strahlendem Sonnenschein am Sandstrand. Das Wasser ist wunderbar sauber und hat sicher noch so 24 Grad, ist also angenehm zum Baden. Auch hier gab es natürlich reichlich Müll, doch ein Wunder geschah: Am Nachmittag tauchte ein Trupp von ca. 15 jungen Männern und ein Traktor auf, die tatsächlich den größten Teil des Mülls aufsammelten. Na bitte, es geht doch!

nur noch wenige alte Häuser sahen wir in den Bergdörfern
schöne, alte Holzhäuser

fast ausschließlich Männer sitzen in den Teestuben
wahrscheinlich eine Hochzeit (genau konnten wir es nicht erfahren)
das konnte doch wohl nicht das Brautpaar sein???