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Montag, 18. Mai 2015

Nächtliche Flucht

Nun noch mal eine etwas ausführlichere Schilderung unseres letzten Moskau-Tages, der beim letzten Post etwas knapp weggekommen war. Es gibt dabei evtl. einige Wiederholungen. Das liegt daran, dass ich den alten Text beim Schreiben dieses neuen Posts nicht zur Verfügung hatte und nicht mehr genau wusste, was ich schon geschrieben hatte...  ;-)

Ein Taxi fuhr uns direkt bis zum Roten Platz, der allerdings immer noch gesperrt war. Wir bummelten noch einmal durch das Stadtzentrum, liefen wieder durch das riesige Kaufhaus GUM, in dem wohl wirklich fast alle Nobel-Modelabels der Welt vertreten sind (Preise sind größtenteils gar nicht erst angeschrieben und staunten eigentlich über alles, was es zu sehen gab, nicht zuletzt über die Moskauer Schönen, die mit unglaublich hohen Highheels durch die Stadt flanierten. In einer Fußgängerzone trafen wir sogar Lenin und Stalin, beide unglaublich gut zurecht gemacht, Lein mit Spitzbärtchen und der Iskra unterm Arm, Stalin mit großem, grauem Schnurrbart und der unvermeidlichen Tabakspfeife. Bereitwillig ließen sie sich mit uns fotografieren. Es kam, wie es kommen musste und wie ich es schon geahnt hatte: Stalin hielt die Hand auf. Sehr energisch verlangte er 1000 Rubel! Für sich! Und für seinen Genossen Lenin nochmals die gleiche Summe! Das waren mal locker rund 34 Euro für ein paar Fotos. Eine einträgliche Geschäftsidee! Wenige Minuten später beobachteten wir, wie die beiden Spätkommunisten auch russische Touristen auf die gleiche Art und Weise um den gleichen Betrag abzockten. Touristen-Pech oder -Blödheit...

Schon ziemlich pflastermüde ließen wir uns von einem Taxi zum Kiewer Bahnhof kutschieren. Von da fahren die Schiffe auf der Moskwa ab. Gut 1 ½ Stunden lang genossen wir das herrliche Wetter und die wunderbaren Aussichten vom Schiff aus. Die Moskauer (oder Moskowiter?) ließen es sich an den Ufern des Stromes gut gehen. Sie sonnten sich auf großen Liegen, picknickten, spazierten, joggten, radelten. Die Jüngeren waren mit Skateboards, Wakeboards, Rollern und Rollerblades unterwegs.

Auch vom Schiff aus bietet Moskau wunderschöne Ansichten. Moskau City, ein Geschäftsviertel mit vielen spektakulären Wolkenkratzern in atemberaubender Architektur, sieht auch von hier großartig aus. Die gewaltige rote Kremlmauer wird überragt von vielen goldenen Kuppeln und Zwiebeltürmen der Kirchen und Klöster. Und schließlich die riesigen Gebäude der Lomonossow-Universität im sogenannten Zuckerbäcker-Stil (in dem auch die damalige Stalinallee in Ostberlin errichtet wurde), an der 2012 über 38000 Studenten immatrikuliert waren.

Unser Fazit: Moskau ist wirklich großartig! Man müsste sich eigentlich mehr Zeit dafür nehmen. Und das sagen wir, die eigentlich gar nicht so sehr die „Städtegucker“ sind... 

(Alle Fotos zu Moskau findet Ihr im Post "Moskau - was für eine Stadt".)

Einen Tag später fuhren wir rund 220 km weiter ostwärts bis zu der fast 1000-jährigen Stadt Susdal. Ein wunderschöner Campingplatz am Rande der Stadt, der auch verwöhnten westlichen Ansprüchen standhält, gefiel uns sofort. Am Abend ließen wir uns den selbst gegrillten Schaschlik schmecken. Natürlich wurde ordentlich mit Wodka nachgespült.



Auf dem Campingplatz in Susdal


Schaschlik auf dem Feuer


Am nächsten Tag radelten wir mit gemieteten Fahrrädern in die kleine Stadt, die nur 11000 Einwohner zählt. So viele Kirchen und Klöster haben wir noch nie auf einem Fleck gesehen. Manche leider noch in erbarmungswürdigem Zustand (viele Kirchen wurden in der Sowjetzeit zu Lagerhallen, Klubhäusern oder Theatern umfunktioniert, andere verfielen einfach), doch einige wurden inzwischen aufwändig restauriert. Auch wenn wir keiner Religion angehören, üben diese Bauwerke einen großen Reiz auf uns aus. Wie international hier das Publikum ist, beweist ein junger Australier, der sich von uns mit seiner holländischen Frau vor dem Susdaler Kreml fotografieren ließ.

Auf dem Campingplatz konnten wir unsere Wäsche per Waschmaschine für 150 Rubel waschen, in Moskau kostete es das Dreifache!

in Susdal

typische russische Holzhäuschen


Der Susdaler Kreml

die Maria-Geburts-Kathedrale 


Nikolaus-Holzkirche


Einen Tag später ging es weiter auf der M7 in Richtung Kasan. In Wladimir stockten wir unsere Vorräte auf, und zwar in einem Globus-Markt in Dimensionen, wie wir sie noch nicht kannten. Hier gab es praktisch alles zu kaufen. Ein vielleicht 30 Meter langes Regal voller unterschiedlichster Wodkasorten in allen Preislagen. Gegenüber das Whiskyregal mit Flaschen, die wir noch nie gesehen hatten. Lebensmittel aus aller Herren Länder. Obst, Gemüse, Milchprodukte, eine 20 Meter lange Fischtheke, gefolgt vom ebenso langen Fleischstand, danach die Käseabteilung. Uns gingen die Augen über! Vielleicht 50 oder mehr verschiedene Biersorten, darunter deutsche, die ich in Alsfeld in noch keinem Getränkemarkt gesehen habe. Aber es gab auch Haushaltswaren, Kinderspielzeug, Computerzubehör und und und… Es war einfach der Hammer! Und ehe ich es vergesse: Wenige Kilometer vor Wladimir steht ein riesiges Ferrero-Werk. Vielleicht deswegen wird hier überall das volle Ferrero-Sortiment angeboten.

riesiger Globus-Markt in Wladimir

Genug Einkaufsstress. Nach gut hundert Kilometern stoppte uns eine Polizeikontrolle. Hm, was will der uniformierte Mann von uns? Ich verstand kein einziges Wort, obwohl ich doch einige Jahre lang die russische Sprache gelernt hatte (ist aber verdammt lange her), außer „Passport“. Ein zweiter freundlicher Herr gesellte sich dazu, auf dessen lila Weste „Immigration Control“ stand. Aha, alles klar.Er prüfte unsere Pässe und Visa. Zum Glück hatten wir in Susdal die berühmt-berüchtigte Registrazia machen lassen (ein Stempel auf einem bei der Einreise ausgestellten Papier, das bei der Ausreise unbedingt vorgewiesen werden muss!). So war er zufrieden und wünschte uns stschastliwowo puti (gute Reise).

Am späten Nachmittag fanden wir einen Stellplatz sozusagen auf der grünen Wiese. Ein herrlicher Sonnenuntergang über einer riesigen Weite beendete unseren Tag.

Am Folgetag trennten sich Michas und unsere Wege. Er fuhr weiter nach Süden in Richtung Samara, wir in Richtung Osten. Wir hatten eine schöne Zeit und viel Spaß mit ihm. Er hat noch einen weiten Weg vor sich, denn er will noch bis nach Wladiwostok! Einige Kilometer hinter Kasan legten wir unseren Schlaf-Stopp ein.

Ab jetzt liegen viele reine Fahrtage vor uns. Unser Fernziel ist der Baikalsee, der noch über 4000 km von uns entfernt ist.

Kurz vor Izhewsk, wo das berühmte AK47 hergestellt wird (um wieviel wäre die Welt schöner, wenn es dieses Gewehr nicht gäbe?) verließen wir die M7 (sie war ab hier sowieso gesperrt) in Richtung Chaykovskiy. Zum wiederholten Male stellten wir fest, dass es gar nicht so einfach ist, einen geeigneten Stellplatz für die Nacht zu finden. Waldwege gibt es kaum. Und wenn, dann führen sie direkt ins nächste Dorf. Wir pennten also fernab der Straße auf einer großen Wiese am Waldrand. Das Schönste daran: Die ganze Nacht trällerte ein Vogel wunderschöne Melodien. Ob es eine Nachtigall war? Keine Ahnung, wie die singen.

Einen Tag später gelangten wir quer durch die Pampa auf recht guten Straßen südlich von Perm auf die E22, der wir nun einige Tage folgen werden. Nach drei Wochen fast ununterbrochenem Sonnenschein gab es nun einen Regentag. Auch das muss mal sein.


die letzten Schneereste im Ural"gebirge"
Wir überqueren nun den den Ural, den man hier gar nicht richtig wahr nimmt. Es ist einfach eine schöne Mittelgebirgslandschaft, ähnlich wie zu Hause. Die größte Höhe, die wir erreichten, waren 437 m. Irgendwo hier auf dem Weg nach Yekaterinburg müssen wir auch die nicht genau definierte Grenze zwischen Europa und Asien überquert haben. Leider gab es keinerlei Hinweis darauf, so dass wir eben irgendwann einfach in Asien angekommen waren, ohne es bemerkt zu haben.

In Yekaterinburg verfuhren wir uns erstmals, da die Beschilderung hier einfach nur katastrophal bzw. nicht vorhanden ist. Auf dem gesamten Weg durch den Ural wunderten wir uns, dass wir diesen überhaupt nicht als Gebirge wahrnahmen. Er stellte sich uns als bezaubernde Mittelgebirgslandschaft dar. Der höchste Punkt, den wir erreichten, lag bei 439 Metern. Was uns besonders auffiel, waren die vielen unglaublich ärmlichen Häuschen in den weit auseinander liegenden Dörfern. Manche sind offensichtlich dem Verfall preisgegeben. Andere, die fast genau so verfallen und reparaturbedürftig erscheinen, sind aber bewohnt. Die Farbe der meisten Holzhäuser ist dunkelgraubraun, die Farbe des verwitternden Holzes. Nur wenige erfreuen sich eines farbigen Anstrichs. In den meisten Dörfern scheint es noch keine Wasserleitung bis in die Häuser zu geben. Stattdessen sieht man manchmal am Straßenrand verrostete Rohre aus der Erde ragen, an denen ein Hebel befestigt ist. Drückt man diesen nach unten, sprudelt Wasser aus dem Rohr. Für uns sehr günstig, da wir ja immer wieder mal unseren Wasservorrat auffüllen müssen. Doch die Dorfbewohner holen sich ihr Wasser auch an diesen Zapfstellen. Da kommt offensichtlich kein Wasser aus dem Wasserhahn, erst recht kein warmes... Manchmal erschreckt uns diese allgegenwärtige Armut. Aber ist das wirklich Armut? Oftmals steht vor einer halb verfallenen Hütte ein Lada, ein Golf, ein Mercedes (zugegeben, meistens älteren Baujahrs). Wir können das alles noch nicht richtig einordnen und bewerten.


hier mal ein wirklich prachtvolles Holzhaus, was aber eine Ausnahme ist
Was uns aber an diesem wunderschönen Land so richtig stört, ist der allgegenwärtige Müll. Jeder Parkplatz an den Magistralen ist total vermüllt. Die Raststätten, die ohnehin meistens schon nicht sehr einladend aussehen, strotzen nur so vor Dreck und Müll. In den Dörfern und Städten sieht es kaum anders aus. Das haben wir so noch nie gesehen. Der Vergleich sei hier erlaubt: In Afrika haben wir auch viel Müll gesehen. Doch dort liegt der Müll eines Dorfes auf EINEM Haufen und nicht vor jeder Hütte! Uns ist völlig klar, dass der Müll und Abfall der heutigen Zeit ein riesiges Problem ist, vor allem in Gegenden, wo bisher kaum Müll angefallen ist, weil man kaum Verpackungen kannte. Und wenn, dann waren diese biologisch abbaubar. Vor Tagen kauften wir Milch, natürlich auch in Russland im Tetrapack. Früher wurde die Milch im Krug geholt, also ohne Verpackung. Wohin sollen die Leute ihren Müll bringen, wenn es keine Müllabfuhr gibt (was wir hier annehmen)??? Jetzt stehen wir in einem wunderschönen Birkenwald in der Nähe eines Dorfes. Wirklich fast hinter jedem Baum liegt ein Müllhaufen, Plastikflaschen und -beutel, Matratzen, Pappkartons, abgefahrene Reifen... Es ist zum Ko... Aber wir wollen die Leute hier nicht verurteilen. Was würden wir mit unserem Müll machen, wenn er nicht regelmäßig abgeholt würde?

So oder ähnlich sehen hier fast alle Rast- und Parkplätze aus
Liebe Leute, lasst Euch von meinen Abschweifungen bitte nicht abschrecken, weiter unseren Blog zu verfolgen. Ich musste einfach mal Dampf ablassen...

Bleibt bitte weiter schön neugierig.

Den Text habe ich am 16.5.2015 auf unserem Standplatz mitten im Wald weit abseits der E22 geschrieben. Da dort das Telefonnetz ausnahmsweise mal ganz schwach bis nicht vorhanden war, konnte ich nichts hochladen. Gestern war ebenfalls keine Gelegenheit. Heute, also am 18. Mai, nehmen wir uns einfach die Zeit, um alles zu aktualisieren.

Erst mal noch ein paar Bilder:


bunt bemalte Erdölpumpen sahen wir oft in der Umgebung von Tjumen

auch in Tjumen wird in großem Stil gebaut

riesige Baustellen ohne Ende

Regen und unendlich große Felder
Fortsetzung zum 16. Mai:

Ich war gegen Mitternacht gerade fertig mit Schreiben des Blog-Textes, als wir ungebetenen Besuch bekamen. Zwei Autos mit einigen alkoholisierten Leuten fuhren ein Stück zu uns in den Wald, dann wieder zurück auf die Straße, grölten und johlten. Was tun in einer solchen Situation? Wir bereiteten klammheimlich unseren Rückzug vor, alles möglichst leise und in Stockdunklen. Schnell das Dach runterklappen, Jutta blieb hinten im Auto sitzen, da der Beifahrersitz nachts durch unsere großen Stühle besetzt ist. Plötzlich verzogen sich die Randalierer ohne persönlichen Kontakt zu uns. Wir nutzten die Gelegenheit und verdufteten bei strömendem Regen. Wir vermuteten, dass sie nur Verstärkung holen wollten. Vielleicht war auch alles ganz harmlos, aber so waren wir auf der sicheren Seite. Defensiv-Programm sozusagen. Wieder an der E22, brachen erst mal alles einigermaßen in Ordnung und fuhren 20 km weiter bis Bogdanowitsch. Dort verbrachten wir den Rest der Nacht auf dem extrem lauten Parkplatz einer kleinen Raststätte. Na ja, wenigstens vier Stunden geschlafen, dann fuhren wir weiter, der Sonne entgegen...

... Dachten wir, doch es regnete den ganzen Tag ununterbrochen. Was soll man an einem solchen Tag machen außer fahren, fahren, fahren... Die Erfahrungen der letzten Tage hatten gezeigt, dass wir frühzeitig mit der Suche nach einem geeigneten Stellplatz anfangen müssen, um vor Einbruch der Dunkelheit einen zu finden. Doch es gestaltete sich mehr als schwierig. Stundenlang fuhren wir durch eine Landschaft, flach wie ein Tisch, mit Feldern, die bis zum Horizont reichen. Unglaublich, diese Felder müssen mehrere Quadratkilometer groß sein. Wenn es dann doch mal ein Birkenwäldchen gibt, in dem man sich für vorbeifahrende Fahrzeuge unsichtbar machen könnte, ist dieses mit Sicherheit völlig versumpft. Nun, wir sind eben in Sibirien. Besonders nervend sind die üblen Straßenabschnitte, wo man wirklich Slalom zwischen den 20 Zentimeter tiefen Schlaglöchern fahren muss. Der Gecko mit seinem harten Fahrwerk ächzte und stöhnte unter dieser Tortur. Die russischen Trucker scheint das kaum zu stören... Uns blieb nichts weiter übrig, als in Ishim auf einem LW-Parkplatz zu übernachten. Links und rechts Ruinen einer ehemaligen Schule, riesige Trucks (sozusagen die großen Brüder unseres kleinen Geckos) rundum, Schlamm bis zu den Knöcheln. Ihr könnt Euch vorstellen, wie wir nach kurzer Zeit aussahen... Und dann sollten wir auch noch 100 Rubel bezahlen. Dafür gab es unzählige Mücken gratis, denen es in unserem Auto besonders zu gefallen schien.

Etwas später kam der Betreiber dieses Parkplatzes und interessierte sich sehr für den Gecko. Mit meinen nur noch rudimentär vorhandenen Russischkenntnissen war eine Unterhaltung schwierig, aber wenn man sich verstehen will, dann klappt das schon. Schließlich lud er uns zu sich in seinen Neubau ein. Ein kleines Gebäude, in dem die Trucker unter sehr einfachen Bedingungen sich frisch machen und auch etwas essen können. Vor einem Jahr fing Wladimir hier an, etwas aus dem Boden zu stampfen. Er lud uns zum Tee ein. Wir hatten ihm zuvor schon einen Wodka angeboten, doch er lehnte dankend ab. Ein Russe, der keinen Alkohol trinkt! Auch das gibt´s. Im strömenden Regen begleitete er uns zurück zu unserem Auto, wünschte uns "спокойной ночи" (gute Nacht) und versprach, extra auf uns aufzupassen. Das war ein netter Abschluss eines eher langweiligen Tages.

Wir schliefen nach der vorhergehenden sehr kurzen Nacht ruhig wie die Murmeltiere, bis uns gegen 6 Uhr die neben uns startenden Trucks weckten. Unser erster Blick gilt immer dem Himmel. Strahlendes Blau lachte uns entgegen. Nachdem wir schon wieder Dutzende Kilometer übelster Straßen, aber natürlich auch gute Abschnitte hinter uns haben. stehen wir jetzt am Straßenrand und ich tippe diesen Text, um ihn jetzt gleich hochzuladen. Danach geht es weiter in Richtung Omsk, immer in der Hoffnung auf einen eingermaßen vernünftigen Stellplatz. Also drückt uns die Daumen...


wenn diese Schilder auftauchen, wird die Straße ganz übel...

unendliche Weite





Sturm bei herrlichstem Sonnenschein 


auch gute Straßenabschnitte gibt es, ja sie überwiegen eindeutig

Sonntag, 10. Mai 2015

Moskau - was für eine Stadt

Gestern beschlossen wir spontan, noch einen Tag länger hier in Moskau zu bleiben. Und es hat sich gelohnt. Bei Traumwetter bewunderten wir die Sehenswürdigkeiten dieser faszinierenden Stadt. Mein Eindruck: hier ist einfach alles viel größer. Riesige Wohnhäuser, aus alten Sowjetzeiten und moderne Neubauten säumen Straßen mit vier, sechs, ja sogar acht Spuren in EINER Richtung! Dazwischen glänzen die vergoldeten Zwiebeltürme unzähliger Kirchen.

Schade, dass der Rote Platz auch heute noch nicht begehbar war, da wegen der gestrigen Parade, die angeblich die größte Militärparade aller Zeiten in Russland war, aufgeräumt wurde. Heute sahen wir zumindest eine kleine Ecke des Lenin-Mausoleums, das während der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestages des großen Sieges komplett versteckt worden war (warum auch immer).

Nachdem uns die Lenin- und Stalin-Doubles um sage und schreibe 2000 Rubel (fast 35 Euro!) für ein paar Fotos abgezockt hatten (Touri-Pech oder Blödheit), fuhren wir mit dem Taxi zum Kiewer Bahnhof. Von dort bewunderten wir per Schiff auf der Moskwa die Schönheiten dieser Mega-Stadt. Dass unsere Bundesmutti Angie auch heute hier in der Stadt weilte, erfuhren wir erst aus den Nachrichten. Bemerkt haben wir davon absolut nichts.

Für uns war es ein anstengender, aber auch ein wunderschöner Tag, den wir natürlich mit dem einen oder anderen Gläschen Wodka beendeten.

Bitte entschuldigt, dass ich bei den Bildern nicht überall dazu schreiben kann, welches Bauwerk gerade zu sehen ist. Ich weiß es nämlich oftmals nicht.

Morgen rollen wir weiter nach Susdal. Bis bald...   :-)

Kriegsveteranen aus Kirgisien lassen sich bewundern und fotografieren


Abzocker im großen Stil



Alte Wohnblocks aus Sowjetzeiten









Falls jemand eine Wohnung direkt an der Moskwa mit Blick zum Kreml sucht...

Samstag, 9. Mai 2015

Wir haben die Parade erlebt und überlebt!!!

Sechs Uhr schmiss uns der Wecker aus den Federn. Eine Stunde später riefen wir per Taxi-App ein Taxi. Schon diese App ist genial. Man ruft ein Taxi. Das nächstgelegene Taxi meldet sich und erfährt per GPS unseren Standort. Sofort teilt die App mit, welches Fahrzeug kommt (Nissan Almera, yellow), wie der Fahrer heißt und wann es ungefähr eintrifft. Dann kann man live verfolgen, wie sich das Taxi nähert. Nach Ende der Fahrt bekommt man noch einmal den Fahrpreis mitgeteilt. Einfach genial.

Wir ließen uns bis zum Puschkin-Denkmal fahren und bezahlten dafür 430 Rubel (ca. 8 Euro). Wir liefen in Richtung der Absperrungen. Es waren schon riesige Menschenmassen unterwegs, obwohl die Parade erst 10 Uhr beginnen sollte. Immerhin stand schon einige Militärtechnik auf einer ewig breiten Straße, vermutlich Interkontinentalraketen, jedenfalls riesige Raketen auf fahrbaren Untersätzen.

Es sammelten sich immer mehr und noch mehr Menschen an, und alle wollten vorne in der ersten Reihe stehen. Es wurde geschoben und gedrängelt, was das Zeug hielt. Teilweise nahm das beängstigende Ausmaße an, als die dichtgedrängten Menschenmassen ins Wanken gerieten. Glücklicherweise standen wir auf einem halben Meter hohen Mauersims, doch auch da wurde es immer enger. Als gegen halb elf endlich die Motoren der schweren Militärfahrzeuge brummten, ging ein Aufschrei durch die Massen und alle drückten nach vorn. Kleine Kinder weinten, wir konnten uns kaum noch auf den Beinen halten. Teilweise kamen Gedanken an die letzte Loveparade auf...

Hier ist das Gedränge noch normal

 Doch all dies gefährliche Gedränge tat der Begeisterung der Massen keinen Abbruch. Nachrückende Militärfahrzeuge wurden mit lautem Hurra begrüßt. Irgendwann bei der nächsten Menschenwoge konnten wir unsere Stellung nicht mehr halten und zogen uns 50 Meter zurück. Dort sahen wir zwar fast gar nichts mehr davon, was auf der Straße vorbeifuhr, dafür hatten wir aber hinter uns eine riesige Bildwand, auf der man Livebilder vom Roten Platz betrachten konnte.

Nach wenigen Minuten dröhnten dann die ersten Hubschrauber-Staffeln direkt über uns hinweg. In kurzen Abständen folgten riesige Transportmaschinen, strategische Bomber und Kampfjets, die alle in absolut exakten Formationen über uns hinwegflogen. Als eine Flugzeugstaffel in Form einer großen 70 am Himmel auftauchte, kannte der Jubel der Massen keine Grenzen mehr. Den Abschluss der Parade bildete eine Staffel Kampfjets, die Rauchfahnen in den Nationalfarben weiß - blau - rot an den Himmel malten. Auch diese Aktion wurde frenetisch bejubelt. Die Russen haben eben ihren Nationalstolz. Sie sind stolz auf ihre Veteranen und den damals vor 70 Jahren errungenen Sieg über die faschistischen Aggressoren. Und darauf können sie auch stolz sein. Und wir sind mittendrin in ihrem Tag des großen Sieges. Auf einer bekannten deutschen Website las ich kurz nach dem Ende der Parade die Schlagzeile "Putins pompöse Waffenschau". Da fragt man sich, wo der Verfasser diese gesehen haben will...

Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, wenn auch anstrengend und schweißtreibend.





Ein alter Kriegsveteran

Auch die Jüngsten feiern mit...

Freitag, 8. Mai 2015

Moskau ist groß und großartig

Inzwischen sind wir den zweiten Tag in Moskau. Die Fahrt hierher verlief problemlos. Bis zu unserem Campingplatz im Sokolniki-Park mussten wir Moskau fast komplett durchqueren. Das war dann allerdings schon ganz schön stressig. Jutta fuhr, und ich bin mehrere Tode gestorben...  ;-)

Heute Mittag besuchte uns Sergey, den wir schon per Internet kannten. Er hat uns die saugünstigen SIM-Karten für Russland versorgt. Er brachte uns sogar noch Geschenke mit. Einfach, weil er sich freut, dass wir sein Land und seine Stadt besuchen. Er gab uns wertvolle Tipps für morgen, wenn wir die große Parade zur Feier des 70. Jahrestags des großen Sieges über den Faschismus besuchen werden.

Danach liefen wir 3 km durch den riesigen Sokolniki-Park zur gleichnamigen Metro-Station, um von da direkt ins Zentrum zu fahren. Alles kein Problem, wenn man die kyrillische Schrift lesen kann. Den Roten Platz zu finden, war auch nicht schwierig. Leider durften wir ihn nicht betreten, da schon alles wegen der morgigen Parade abgesperrt war.

Im Sokolniki-Park

Trotzdem waren wir überwältigt. Hier ist alles riesig. Der Rote Platz selbst, der Kreml, das GUM (ein unglaublich großes Kaufhaus, in dem wirklich alle Weltmodemarken vertreten sind), alls hat unvorstellbare Dimensionen. Und dann sahen wir endlich die weltbekannte Basilius-Kahedrale, eine Mischung aus russischer und byzantinischer Architektur.Für uns sieht sie einfach nur märchenhaft aus.

Basilius-Kathedrale

Der Kreml




Die Lomonossow-Universität, an der 2012 "nur" 38.150 Studenten immatrikuliert waren
Der Verkehr in Moskau ist unglaublich. Unglaubliche Mengen von Autos rollen in allen Richtungen auf vier bis acht (!) Spuren. Dabei entsteht der Eindruck, dass fast nur teure Wagen gefahren werden.

Überall herrscht schon Festtagsstimmung, denn morgen wird der Jahrestag des großen Sieges gefeiert. Die ganze Stadt ist geprägt von Losungen, Plakaten und Fahnen.


Menschenmassen versammeln sich, singen und tanzen. Was wird das erst morgen werden?

Ziemlich pflastermüde fuhren wir wieder zurück zum Sokolniki-Park und genehmigten uns dort an einer der vielen Fressbuden jeder einen Schaschlik. Kostenpunkt: 970 Rubel, also rund 15 Euro. Es heißt nicht umsonst, Moskau ist die teuerste Stadt der Welt. Eine Kugel Eis, das berühmte мороженое verkniffen wir uns, da eine Kugel zwischen 70 und 80 Rubel kostete (1 Euro entspricht z. Zt. rund 57 Rubel).

Nach wiederum 3 km Fußmarsch bis zum Campingplatz lechzten wir nach einem kühlen Bier...

Wir sind sehr auf morgen gespannt. Ihr hoffentlich auch...