Ungefähr
drei Monate werden wir unterwegs sein, um die Ostsee entgegen dem
Uhrzeigersinn zu umrunden. Alle Vorbereitungen waren getroffen, so
dass wir völlig ohne Stress am 2. Juni gemütlich unsere Reise
antraten.
Unser
Gecko war bestens präpariert und hatte mit 3300 kg auch nur
minimales Übergewicht. Dank seines OME(schwer)-Fahrwerks stellt das
absolut kein Problem dar.
Die
erste Etappe endete im Gartengrundstück unseres Sohnes und seiner
Lebensgefährtin bei Zwickau, wo wir uns wie immer sauwohl fühlten.
Auch unser zweiter Sohn mit Freundin kam dazu, so dass es zum Auftakt
eineinhalb schöne, gemütliche Tage ganz in Familie gab.
Am
Sonntag, den 4. Juni, ging es dann richtig los. Anfangs rollte es
trotz Pfingst-Massenverkehr auf der Autobahn zügig dahin. Am
Nossener Dreieck allerdings ging erst mal gar nichts mehr. Eine ganze
Unfallserie legte den Verkehr in beiden Richtungen fast völlig lahm.
Wir nahmen es gelassen, denn wir haben ja Zeit...
Nach
fast zwei Stunden konnte ich das Gaspedal wieder durchtreten. Vorbei
ging es an Dresden und Bautzen. Bei Bad Muskau überquerten wir die
deutsch-polnische Grenze. Wie angenehm das doch ist, von einem Land
ins andere fahren zu können, ohne stundenlang warten zu müssen und
ohne ewig lange Grenzformalitäten. Das hatten wir auch schon anders
erlebt (22 Stunden waren der Negativrekord an der Grenze von
Usbekistan nach Kasachstan; siehe unsere Reise 2015).
Auf
guten bis hervorragenden Straßen und Autobahnen erreichten wir
Swiebodzin (Schwiebus) und kurz darauf etwas weiter westlich einen
Campingplatz an einem kleinen See. Auf der durch den Regen
aufgeweichten Wiese wollten wir nicht stehen, also verzogen wir uns
in den Wald, sehr zur Freude der dort sich massig tummelnden Mücken.
Das war aber sicher nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, was uns
später in Lappland vermutlich erwarten wird.
Standort:
N 52.243707 E15.397258
gefahrene
Strecke: 338 km
5.
Juni 2017
Der
Wald, in dem wir die Nacht verbrachten, war so dunkel, dass wir am
nächsten Morgen erst 9 Uhr aufwachten. Zwei Stunden später fuhren
wir los.Nur ca. 20 km weiter wollten wir die Bunkeranlagen des
Ostwalls besichtigen, den die Nazis 1936-1938 hier errichteten.
Oberirdisch sieht man fast nichts, und für den unterirdischen Teil
braucht man einen Führer, der leider nicht zur Verfügung stand, so
dass wir unverrichteter Dinge wieder abzogen.
Bald
erreichten wir die S2, die als Autobahn hervorragend ausgebaut ist.
Vier Spuren, breiter Standstreifen, alle Anschlussstellen beleuchtet,
hohe Wildschutzzäune und Lärmschutzwände, wo erforderlich. Hier
hat die EU viele, viele Millionen Euro reingebuttert. Selbst die
Rastplätze sind vom Feinsten. Sehr saubere Toiletten, sogar Duschen
gibt es, überdachte Picknickplätze, Fitnessgeräte,
Kinderspielplatz... Viel mehr geht kaum.
Bei
Gorzow verließen wir die Autobahn und folgten nun der 22 ostwärts.
Herrlich grüne Wälder, Wiesen und Felder wechselten sich ab. Am
späten Nachmittag kamen wir am Charzykovy-See an. Auf dem
Camping-Gelände des Paradise-Hotels fanden wir als einzige Camper
Platz für die Nacht. Das Restaurant des hübschen Hotels direkt am
Seeufer ist wegen Personalmangels (!!!) geschlossen. Kein Wunder,
wenn fast alle Polen in Deutschland arbeiten...
Wir
liefen ein Stück auf dem schön angelegten Uferweg (Fuß- und
Radweg) und wunderten uns darüber, dass sämtliche Hotels und
Pensionen trotz Sommeranfang und schönem Wetter geschlossen waren.
Mittendrin gammelt eine große Investruine vor sich hin. Ein
Vier-Sterne-Hotel sollte hier entstehen. Wir können uns nicht
erklären, warum hier in der herrlichen Umgebung alles tot ist.
Lediglich eine kleine Bar war geöffnet, aber auch da musste man sehr
genau hinsehen, ehe man es bemerkte. Allerdings entdeckten wir auch
viele neue, sehr hübsche Privathäuser. Ganz arm scheinen die Leute
hier also nicht zu sein.
Standort: 53.740265, 17.511223
gefahrene
Strecke: 284 km
Das sollte mal ein Hotel werden |
6.
Juni 2017
Ein
reiner Fahrtag. Über ein paar Nebenstraßen erreichten wir wieder
die 22. Nachdem wir die Weichsel überquert hatten, folgten wir ab
Malbork der 55 in Richtung Norden, bis wir schließlich am Frischen
Haff ankamen. Bei Krynica Morska suchten wir uns auf einem Biwakplatz
einen Stellplatz für die Nacht.
Den
Besuch am herrlichen, breiten, weißen Sandstrand der Ostsee beendete
leider ein Regenguss. Nachdem der Himmel seine Schleusen wieder
geschlossen hatte, liefen wir in den Ort. Auch hier döste alles noch
im Winterschlaf. Der Ort wirkte wie ausgestorben. Wahrscheinlich
beginnt die Saison hier erst im Juli. An dem kleinen Sandstrand am
Haff waren wir ganz allein.
Kaum
waren wir zurück am Auto, da trommelte der Regen schon wieder aufs
Dach.
Standort: 54.3797, 19.42251
gefahrene
Strecke: 161 km
am Frischen Haff |
7.
Juni 2017
Nachdem
es fast die ganze Nacht geregnet hatte, beschlossen wir, gleich
weiterzufahren. Vorbei an Elblag fuhren wir auf der wiederum
perfekten Autobahn S7. Bei Lekta steuerten wir einen wunderschönen
privaten Stellplatz an, den wir schon vor drei Jahren entdeckt
hatten. Relaxen war angesagt. Kein Problem bei totaler Ruhe, blauem
Himmel und Sonnenschein direkt am Seeufer.
Standort:
N 53.28295 E 20.51835
gefahrene
Strecke: 135 km
8.
Juni 2017
Heute
fiel unsere Fahrstrecke noch kürzer aus. Nach nur 75 km erreichten
wir einen weiteren traumhaft schön gelegenen Campingplatz an, den
wir ebenfalls vor drei Jahren schon besucht hatten. Er nennt sich
Campagro „Lorsby“ in Nowe Bagienice direkt an der 16. Da ein
bewaldeter Hügel zwischen Straße und Campingplatz liegt, hört man
fast nichts vom Straßenlärm.
Wir
standen wieder direkt am Seeufer. Fische springen im See, Schwäne
ziehen majestätisch ihre Bahn, Vogelgezwitscher rundum. Natur pur!
Abends saßen wir lange am Lagerfeuer und lauschten den Stimmen der
Nacht...
Standort:
N 53.30331 E 21.73737
gefahrene
Strecke: 75 km
9.
Juni 2017
Ruhetag.
Wir liefen eine Runde um den See (8,5 km). Obwohl es hier viel Wild
geben muss, sahen wir außer vielen Mücken und Vögeln keine
nennenswerten Tiere.
Jetzt
gehen wir gleich ins Restaurant essen, und dort werden ich auch den
Bericht in den Blog hochladen.
Morgen
ziehen wir weiter. Bleibt also schön neugierig...
Morgenstimmung |