21.
August 2015
Ein
reiner Fahrtag lag vor uns. Und das bei der extremen Hitze! Aber was
hilft's, da mussten wir eben durch. Ein bisschen half uns die
Vorstellung, wie beschwerlich das Reisen vor hunderten Jahren gewesen
sein muss, als die Handelskarawanen mit Kamelen hier entlang zogen
und kostbare Waren von China bis nach Europa und umgekehrt
transportierten. Wir bewegten uns nämlich auf der berühmten
Seidenstraße in Richtung Westen. Heute heißt sie M37 und ist vier-
bis sechsspurig ausgebaut. Auch wenn die Fahrbahn oft sehr holprig
und von Schlaglöchern übersät ist, kamen wir gut voran.
Kleine
Anmerkung zur Seidenstraße: eine einzige Seidenstraße gab und gibt
es nicht. Ein ganzes Netz von Karawanenstraßen diente schon vor 2000
Jahren als Verbindung zwischen Europa und dem Fernen Osten.
Wir
rollen mit 70 km/h durch die ziemlich eintönige Landschaft. Bei
diesem Tempo ist der Durst unseres Geckos am geringsten. Sporadisch
fragten wir an einigen Tankstellen nach Diesel, ernteten jedoch jedes
Mal nur Kopfschütteln. Einmal bot man mir 30 Liter Diesel zum total
überhöhten Preis an, doch so nötig haben wir es noch nicht. Wenn
der Verbrauch nicht ansteigt, sollten wir es mit der gebunkerten
Menge bis Kasachstan schaffen.
In
Navoiy suchten wir nach einem Stellplatz, kehrten dieser eigenartigen
Stadt aber bald den Rücken. Sie wurde in den sechziger Jahren des
letzten Jahrhunderts zu Sowjetzeiten gegründet. Sowjetische
Architekten tobten sich aus. Plattenbauten säumen unglaublich breite
Straßen, Tristess wohin man blickt. Auch die vielen neu errichteten
Gebäude in modernerem Stil ändern den Charakter der Stadt kaum. In
einem kleinen Laden kauften wir Wasser Und Saft. Der alte
Ladeninhaber wischte sich den Schweiß von der Stirn und meinte, so
eine Hitze hat er in 70 Jahren noch nicht erlebt.
Müde
und von der Hitze wie erschlagen fanden wir wider Erwarten doch noch
einen angenehmen Platz zum Schlafen in einer Obstplantage. Wir hatten
uns eben im Schatten niedergelassen und ein kühles Bierchen
genossen, als der Besitzer der Plantage kam. Erst wunderte er sich
über seine Besucher, dann freute er sich. Er sprach nicht viel
besser russisch als ich, so dass sich die Verständigung als etwas
schwierig erwies. Schließlich lief er mit mir durch seine riesige
Plantage und packte mir einen großen Beutel mit Tomaten und scharfen
Chillies voll und versprach, am nächsten Morgen noch mal zu uns zu
kommen.
der Plantagenbesitzer ist erst 36 Jahre alt |
Halb
neun war es schon fast dunkel, um neun lagen wir im Nest. Kurz danach
begann es zu nieseln, so dass wir eine Seitenwand des Dachzeltes
schließen mussten. Danach war an Einschlafen nicht mehr zu denken.
Wir fühlten uns wie in einer finnischen Dampfsauna und der Schweiß
lief in Strömen...
22.
August 2015
Leider
besuchte uns der Plantagenbesitzer nicht noch mal. Und wir wollten
ihm doch ein paar Sachen für seine Kinder mitgeben. Schade...
Die 25
km bis Buchara waren nur noch ein Katzensprung. Das uns von Freunden
empfohlene Hotel „Xasan – Gavhar“ in einer ruhigen Wohngegend
und trotzdem zentrumsnah fanden wir auf Anhieb. Wir wurden von der
Familie freundlich empfangen. Eigentlich wollten wir ja im Auto
pennen, aber das Zimmer, das uns der 14-jährige Sohn Rasul zeigte,
gefiel uns so gut, dass wir uns da einmieteten.
Rasul,
der usbekisch, russisch, englisch und etwas französisch spricht, bot
sich auch gleich als Stadtführer an. Wir nahmen dankend an. Es
machte ihm sichtlich Spaß, uns zu den Sehenswürdigkeiten der mehr
als 2500 Jahre alten Stadt zu führen. Als wir eine Broschüre über
Buchara kaufen wollten, erwies er sich sogar als geschickter
Verhandlungspartner.
Die
Stadt gefiel uns wesentlich besser als Samarkand. Hier kann man sich
mit etwas Fantasie das Leben in früheren Zeiten ganz gut vorstellen.
Die historischen Gebäude liegen alle relativ dicht beisammen. Für
uns besonders angenehm war, dass durch den ständig wehenden Wind die
Hitze nicht mehr so drückend wirkte.
Für den
Abend hatten wir Essen bestellt. Wir trauten unseren Augen kaum.
Mitten im schön angelegten Innenhof war stand unser wunderschön
gedeckter Tisch. Dann kam ein riesiger Teller mit Plow, einem
usbekischen Nationalgericht. Hauptbestandteil des Gerichts ist
gekochter Reis mit dünnen Möhrenstreifen und Rindfleisch. Zwei
ganze, gekochte Knoblauchknollen veredelten das Ganze. Es mundete
vorzüglich, doch wir schafften kaum die Hälfte, so viel hatte man
uns serviert. Frischen Tomaten-Gurken-Paprika-Salat gab es dazu, zwei
riesige blaue und zuckersüße Weintrauben, rote Pflaumen,
Honigmelone natürlich Tee und erstaunlich gutes Bier aus Taschkent.
Was für ein köstliches Abendessen! Wir haben es sehr genossen.
usbekisches Nationalgericht Plow |
Wir
werden morgen hier bleiben und die Stadt weiter erkunden und uns
ausruhen. Und irgendwann gibt es einen neuen Bericht hier im Blog.
Bis dahin bleibt alle schön neugierig...
Der Ark - Zitadelle und Zentrum des Staates (1747 - 1920) |
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