Das macht wirklich keinen Spaß, und wir sind jedesmal froh, wenn ein solcher Abschnitt hinter uns liegt. Bemerkenswert sind auch die beschrankten Bahnübergänge. Wer hier denkt, er könnte schnell noch durchhuschen, bevor sich die Schranke komplett gesenkt hat, hat ganz schlechte Karten. Seht selbst:
keine Chance für Verkehrsrowdies |
Wir waren eben dabei, den Gecko für die Nacht vorzubereiten, als sich uns ein etwas verwegen aussehender Mann näherte. Vier Hunde begleiteten ihn. Er trug eine doppelläufige Schrotflinte im Arm. Der erste Schreck verflog schnell. Er stellte sich vor und erklärte uns, dass er hier Reste ehemaliger militärischer Objekte bewache. Mit Händen und Füßen, google translator, Wörterbuch und meinem fast perfekten Russisch ;-) verständigten wir uns gut. Einen Wodka lehnte er ab, da er noch keine "Vorspeise" hatte und versprach, uns am nächsten Morgen Tee zu bringen.
Die Nacht war sternenklar und verdammt kalt. Am frühen Morgen zeigte das Thermometer 1 Grad. Kurz vor 7 Uhr hupte es, und tatsächlich brachte unser neuer Freund Abakir Tee. Aber was heißt Tee. Er fragte nach unserem Tisch und tafelte dann auf: einen Topf mit Suppe (Reis, Kraut, Fleisch, lecker), Weißbrot mit weißem Speck belegt, gekochte Eier, eine Thermoskanne mit Tee, Honig, Zucker, Zitrone, einen Beutel mit selbst hergestelltem und getrocknetem Kräutertee für unterwegs, Kekse, Bonbons und schließlich noch eine Flasche Kompott (selbstgemachter Saft aus verschiedenen Früchten, ebenfalls sehr lecker). Wir waren einfach nur baff und verlegen. Ein wildfremder Mensch fährt extra 18 km nach Hause in sein Dorf, besorgt das ganze Essen und bringt es uns in sein Revier, in das wir "eingedrungen" sind. Das ist einfach unglaublich. Wir waren überwältigt, gerührt, einfach nur Gänsehaut. Wir durften zum ersten Mal die vielgerühmte russische Gastfreundschaft erleben. Wir überreichten auch noch ein paar kleine Geschenke, tauschten die Adressen aus und versprachen, ihm nach unserer Heimkehr Fotos zu schicken.
reichliches Frühstück |
unser neuer Freund Abakir |
Was für ein Start in einen Tag mit strahlender Sonne und keinem Wölkchen am stahlblauen Himmel. Besser geht es wirklich nicht!
Die restlichen 200 km bis Irkutsk vergingen wie im Fluge. Dabei feierte unser Gecko ein großes Jubiläum, nämlich seinen 250000. Kilometer. Wir haben volles Vertrauen in ihn, dass er uns so problemlos wieder nach Hause bringt, wie er uns bis hierher ins ferne Sibirien geschafft hat.
Wir fanden den Stellplatz (Empfehlung von anderen Reisenden) hinter dem Hotel Irkutsk auf Anhieb. Nicht wirklich schön, weil sehr schattig und z. Zt. Baustelle, aber bewacht. Bei 23 Grad spazierten wir auf der Uferpromenade der Angara und bewegten uns dabei endlich wieder einmal ein paar Kilometer zu Fuß.
Was mich hier total verblüfft: man sieht kaum typische Asiaten. Fast alle Menschen sehen aus wie Mittel- oder Nordeuropäer. Man ist schon sehr sommerlich gekleidet. Auf der Promenade herrschte schon fast Festtagsstimmung. Es war aber weder Feiertag noch Sonntag. Die Leute hier scheinen sehr entspannt zu sein. Zur Feier des Tages gönnten wir uns wieder mal einen Schaschlik und beobachteten dabei das bunte Treiben. Nachwuchssorgen scheint es hier auch keine zu geben. Sehr viele junge Eltern mit ihren Kindern waren unterwegs. Und nach Armut sieht es hier auch nicht gerade aus. Ladas sieht man nur noch sehr selten. Stattdessen rollen Porsche, Audi, BMW und viele Toyotas durch die Straßen, aber eben jeweils die dicksten und größten Wagen.
Morgen werden wir ein paar Einkäufe erledigen und übermorgen zum Baikal aufbrechen. Wie es dort mit Internet sein wird, wissen wir noch nicht. Also werdet bitte nicht ungeduldig, wenn der nächste Bericht etwas länger auf sich warten lässt.
typischer Wohnblock aus Sowjetzeiten |
wunderschön restaurierte Kirche auf dem Wege nach Irkutsk |
Irkutsk ist erreicht |
Frühling in Sibirien; im Hintergrund das Hotel Irkutsk, hinter dem wir jetzt stehen |
die Angara und Hotel Irkutsk |
Denkmal für Juri Alexejewitsch Gagarin, dem ersten Menschen im Weltall |