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Samstag, 12. August 2017

Von Norwegen nach Schweden - über 10000 Kilometer liegen hinter uns

Donnerstag, 3. August 2017

Ein Faulenzer- und Genießertag bei herrlichem Sonnenschein. Noch einmal Wäsche gewaschen, Blog aktualisiert und Mails beantwortet und ansonsten: RELAXT! So einen Tag braucht man auch ab und zu mal...

Standort: N 65° 12' 38.5“ E 12° 00' 46.7“
gefahrene Strecke: 0 km


Freitag, 4. August 2017

Der Tag begann mit der vorerst letzten Fährüberfahrt. Weiter ging es auf der Traumstraße 17, dem Kystriksveien. Wie auf einer Berg- und Talbahn schlängelt sie sich zwischen Bergen hindurch und um Fjorde herum. Ständig wechselten sich wunderschöne Aussichten ab, lediglich durch einige Tunnelpassagen unterbrochen.




Doch wie alles hat auch die LV17 ein Ende, nämlich kurz vor Steinkjer. Wir kürzten allerdings das letzte Stück ab, indem wir in Höylandet auf die 775 abbogen. Nach 13 km stießen wir bei Gartland wieder auf die E6, der wir südwärts fogten. In Steinkjer tankten wir und füllten den Kühlschrank auf, was dringend nötig war. Diesmal kauften wir bei REMA1000 ein, einer Ladenkette ähnlich Aldi. Leider ähnelten die Preise so gar nicht denen bei Aldi, obwohl es die günstigste Kette in Norwegen sein soll. Für die meisten Norweger dürften die hohen Preise jedoch kein Problem darstellen, da sie angeblich im Schnitt zwei bis drei Mal so viel verdienen wie im gleichen Job in Deutschland. Dies ist allerdings keine gesicherte Aussage.

Wir fuhren dann durch eine Landschaft, die wie in einem deutschen Mittelgebirge wirkte, nur dass wir hier nie über 200 m Höhe hinauskamen. Nicht schlecht staunten wir, als wir Erdbeerfelder sahen, die eben abgeerntet wurden. Erdbeeren nur 330 km südlich des Polarkreises, wer hätte das gedacht.

Ungefähr 60 km vor Trondheim gingen wir abseits der E6 auf Stellplatzsuche. Leider erfolglos. Weder an einem der zahlreichen kleinen Seen noch an einem Fjord entdeckten wir etwas Brauchbares. So schwierig hatten wir uns die Suche in Norwegen nicht vorgestellt. Schließlich fanden wir dann nahe der E6 doch etwas. Ein geschotterter Parkplatz, der zur Friluftsomrade (Erholungsgebiet) Hammarsbukta gehört. Nicht besonders schön, für eine Nacht aber allemal akzeptabel.

Standort: N 63° 32' 27.9“ E 10° 50' 42.0“
gefahrene Strecke: 286 km


Sonnabend, 5. August 2017

Seit gut einem Monat war es in der Nacht erstmals wieder richtig dunkel. Daran müssen wir uns erst wieder gewöhnen.

Heute hatten wir wieder einen reinen Fahr-Tag. Es macht einfach Spaß, durch solch schöne Landschaften zu fahren. Nach Trondheim fuhren wir nicht hinein. Solch große Städte sind nun mal nicht unser Ding. Auf der E6 ging es bei sonnigem Wetter nach Süden.

Irgendwo am Fluss Gaula legten wir eine kleine Pause ein. Dieser Fluss ist bekannt für die vielen Lachse, die sich in seinem klaren Wasser tummeln. Wir staunten nicht schlecht, als wir sie aus dem Wasser springen sahen. Dem Angler am Ufer gingen sie aber nicht an den Haken.

am Fluss Gaula
der Kerl saß auf einer Goldwing

Bei Oppdal bogen wir auf die 70 ab und fuhren nun westwärts. Leider trübte es sich wieder ein und die ersten Tropfen fielen. Später gerieten wir von einem Schauer in den nächsten. Zu allem Überfluss bekam Jutta auch noch üble Zahnschmerzen.

Am Sumadals-Fjord verließen wir die 70. Weiter ging es erst auf der 62 immer an diesem Fjord entlang. Viel sahen wir nicht von ihm, da Wolken und Nebel die Sicht versperrten. Ein paar Kilometer fuhren wir noch auf der 660. bis wir auf einem hübschen Rastplatz für die Nacht einparkten.

Standort: N 62° 45' 08.3“ E 08° 01' 28.7“
gefahrene Strecke: 261 km

am Sumadals-Fjord


Sonntag, 6. August 2017

Juttas Zahnschmerzen quälten sie die ganze Nacht und Besserung war nicht in Sicht. Mit Tabletten musste sie bis morgen durchhalten, denn wo sollten wir hier am Sonntag einen Zahnarzt auftreiben? Sie konnte den Tag nicht wirklich genießen, obwohl es gleich drei Highlights gab.

Das erste geschah kurz vor Andalsnes. Ich starrte gebannt auf den Tacho, und dann passierte es: Die Kilometeranzeige klappte um und zeigte nun eine Zahl an, die nicht viele Autos erreichen: 300 000! Da musste auch gleich die Hupe ihren Glückwunsch los werden. Ein paar Erinnerungsfotos gehörten natürlich auch dazu. 16 Jahre ist er nun schon alt und dürfte mit dieser Kilometerleistung nun wohl auch eingefahren sein...



Hinter Andelsnes stieg die Strecke stark an, nun auf der 63. Man konnte meinen, wir führen durchs Hochgebirge, so gewaltig wirkten die Berge. Dann ragte vor uns eine Felswand fast senkrecht bis in den Himmel. Es sind genau 405 Meter Höhenunterschied, die der berühmte Trollstigen hier überwindet. In elf Serpentinen windet sich die schmale Straße mit zwölf Prozent Steigung hinauf in schwindelerregende Höhe. An manchen Stellen können sich Autos nur mit äußerster Vorsicht begegnen, weil es so eng zugeht.

Wie Spielzeug sahen die Autos aus, die langsam an dieser Wand empor krochen. So schwierig konnte es wiederum auch nicht sein, wenn sogar Busse diese Strecke meistern. Nach einer kleinen Pause reihten auch wir uns ein und begannen den Aufsteig. Schon nach den ersten zwei, drei Haarnadelkurven stockte uns fast der Atem beim Blick in die Tiefe. Dabei war das erst der Anfang! Vor einer steinernen, schmalen Brücke stoppten wir und bestaunten den Stigfossen, einen riesigen Wasserfall. Weiß schäumend donnerten hier gewaltige Wassermassen 300 Meter herunter. Der auffrischende Wind trieb helle Gischtschwaden über das Tal.

Mit doch etwas feuchten Handflächen erreichten wir den großen Parkplatz in 700 m Höhe und sahen zunächst viele Menschen, viele Busse, viele Wohnmobile und Autos. Und dann sahen wir plötzlich gar nichts mehr. Innerhalb weniger Minuten hüllten sich das Plateau und die umliegenden Bergriesen in dichten Nebel. Trotzdem liefen wir auf einem einige hundert Meter langen Betonpfad zu einer Aussichtsplattform, die kühn über den Abgrund hinausragt. Nun war Geduld angesagt. Und tatsächlich riss nach einigen Minuten der Nebelvorhang auf und gab für wenige Sekunden den Blick frei auf die gesamte atemberaubende Straße. Die Zeit reichte gerade aus, um schnell ein paar Fotos zu schießen, dann verschwand alles erneut in undurchdringlichem Grau,

Nun noch eine Erklärung für die ganz Neugierigen. Trollstigen heißt nichts anderes als Troll-Stiege oder Troll-Leiter. Hier müssen dem Volksglauben nach die Trolle hinaufsteigen, um zum Schloss soria Moria in Jotunheimen, dem höchsten Gebirge Skandinaviens, zu gelangen.

Anfahrt zum Trollstigen

an dieser fast senkrechten Wand windet sich der Trollstigen hinauf


der Stigfossen


für wenige Sekunden freie Sicht...

...bis der Nebel wieder heranzieht; links der Wasserfall Stigfossen

und schon verdeckt der Nebel wieder das Tal

Wir setzten unsere Fahrt über die Passhöhe in 850 m Höhe fort. Von da ab fällt die Strecke hinab bis auf Null am Norddalfjord. Nach einer 10-minütigen Fährüberfahrt musste der Gecko schon wieder seine Kletterqualitäten beweisen. Es ging wieder hjinauf bis auf 624 m. Und dann lag er vor uns, der weltberühmte und zum UNESCO-Weltnaturerbe zählende Geirangerfjord. Zwei Kreuzfahrtschiffe ankerten am Ende des Fjords. Sie wirkten aus dieser Höhe wie kleine Spielzeugschiffe. Unglaublich, dass diese Riesenpötte durch den engen Fjord bis hierher gelangen können. Ihr Tiefgang stellt dabei kein Problem dar, denn der Fjord ist bis zu 260 m tief. Eine ganze Anzahl winziger Boote pflügte durch das flaschengrüne Wasser. Bis da hinunter ging es nun über viele enge Serpentinen.

Der Ort Geiranger quoll förmlich über vor Touristen und deren Reisebussen. Jutta plagten die Zahnschmerzen immer heftiger, so dass der sicher interessante Rundgang durch den Ort und eine eventuelle Bootsfahrt auf dem Fjord leider ausfallen mussten.

Geiranger-Fjord




Kaum unten angekommen, schraubten wir uns am Ende des Fjords über unzählige Kehren und Schleifen wieder in die Höhe. Auch aus dieser Richtung gab es atemberaubende Ausblicke auf den Fjord. Über 1000 m Höhe erreichten wir dort. Von da an fuhren wir auf der 15 über eine kahle Hochebene mit ganz wenig Vegetation, die sich ganz allmählich nach Osten hin absenkt. Im weiteren Verlauf folgt die Straße dem Lauf des Flusses Otta. Direkt am Flussufer entdeckten wir einen versteckten Platz, wo wir für die nächste Nacht bleiben konnten. Allerdings standen wir direkt neben einer Stromschnelle, wo das türkisfarbene Wasser weiß aufschäumte und dabei gehöriges Getöse verursachte. Dieser Lärm war uns jedoch allemal lieber als der von Autos oder lärmenden Menschen.

Gleich drei tolle Erlebnisse an einem Tag, dreihunderttausendster Gecko-Kilometer, Trollstigen und Geirangerfjord, die Jutta, von schlimmen Zahnschmerzen geplagt, leider nicht wirklich genießen konnte.

Standort: N 61° 59' 02.1“ E 07° 53' 06.6“
gefahrene Strecke: 215 km

am Fluss Otta






Montag, 7. August 2017

Heute wollten wir unbedingt einen Zahnarzt finden. Knapp 100 km bis zur Stadt Otta musste Jutta noch durchhalten.

im Tal des Otta-Flusses


Jutta bekam nicht viel mit von diesen herrlichen Landschaften

Im Ort begann eine kleine Odyssee. An der ersten Adresse deutete nur noch ein vergammeltes Holzschild darauf hin, dass da einst ein Dentist praktiziert hatte. Der zweite Zahnarzt war völlig ausgebucht. Immerhin gab uns die Vorzimmerdame drei Adressen von weiteren Zahnärzten. Also versuchten wir es zwei Ecken weiter im Krankenhaus, nachdem wir zuvor versehentlich bei der Ausländerbehörde gelandet waren, wo wir von Dutzenden mit ihren Smartphones hantierenden Flüchtlingen argwöhnisch gemustert wurden. Eine sehr nette Zahnarzthelferin bedauerte aufrichtig, uns nicht helfen zu können, da sämtliche Termine schon vergeben waren. Sie steuerte weitere Adressen zu unserer Sammlung bei, allerdings von Zahnärzten in größerer Entfernung.

Jutta war der Verzweiflung nahe, als wir den vierten Versuch mitten in Otta unternahmen, hielt sich aber sehr tapfer. Endlich wurde unsere Bitte um zahnärztliche Hilfe erhört. Ohne Wartezeit lag Jutta unversehens auf dem Behandlungsstuhl. Nach einer Röntgenaufnahme legte die junge Helferin eine sterile Zange bereit. Wenige Minuten später war Jutta um einen Zahn und unsere Reisekasse um 240 Euro ärmer. Ziemlich mitgenommen wankte sie ins Auto, war aber froh, diesen Plagegeist endlich losgeworden zu sein.

der Zahn ist raus!

Wir verließen Otta auf der E6 gen Süden. Nachdem wir mehrere Mautstellen passiert hatten, verließen wir die E6 und fuhren nun parallel auf Nebenstraßen ohne Mautgebühr und hatten dabei den Vorteil, einen viel besseren Ausblick auf das wunderschöne Gutbrandsdalen zu haben, da die Nebenstraßen oftmals höher als die E6 verlaufen. Ein bisschen erinnerte uns dieses Tal an die Wachau an der Donau. Wir fuhren nun also durch Norwegens längstes Tal das sich auf 320 km erstreckt und in voller Länge vom Fluss Lagen durchflossen wird. Wir folgten dem Fluss am Südwesthang, wo es ständig bergauf und bergab ging. Einige Schotterpassagen gab es auch, die aber fast genau so gut zu befahren waren wie die Asphaltstraßen.

für ganz Skandinavien und Karelien typischer Zaun

im Gutbrandsdalen

Da sich absolut keine Möglichkeit bot, wild zu campen, steuerten wir schließlich einen kleinen Campingplatz ca. 15 km vor Lillehammer an. Wir standen dann auf einer Wiese direkt am Fluss. Sein Wasser floss zwar schnell, aber auf Grund der Breite des Flusses fast lautlos dahin. Am Abend setzte durchdringender Regen ein, der uns beizeiten ins Auto zwang.

Standort: N 61° 14' 42.6“ E 10° 25' 42.4“
gefahrene Strecke: 200 km


Dienstag, 8. August 2017

Mit einem Frühstück in der Morgensonne fing der Tag gut an. Wir trödelten ein bisschen herum und brachen erst kurz vor Mittag auf. 

auf dem Campingplatz Rybakken

Unser erstes Ziel, das norwegische Straßenmuseum, lag in nur 2 km Entfernung. Zu unserem Erstaunen konnten wir es kostenlos besuchen. Eine modern gestaltete Ausstellung zeigt die Entwicklung der Fahrzeuge und Verkehrswege in Norwegen vom Anfang seiner Besiedlung bis in die Gegenwart. Im Parkähnlichen Freigelände bewunderten wir originale Gebäude aus verschiedenen Zeiten und viele Maschinen und Geräte, die hauptsächlich beim Straßenbau eingesetzt wurden. Schließlich gab es noch einen 250 m langen U-förmigen Stollen in einem Berg. Darin befinden sich in fast völliger Dunkelheit Maschinen, nur wenige gedimmte Spotlights spenden etwas Licht, die unter Tage beim Bau von Tunnels verwendet wurden. Ziemlich dramatische Musik ließ die Szenerie schon etwas unheimlich wirken.

Am Ausgang des Stollens erwarteten ein riesiger Kipper und ein gewaltiger Bagger den staunenden Besucher. Der Kipper kann bis 30 Tonnen Last befördern. 1600 PS leistet sein Motor. Ich kam mir regelrecht winzig vor neben diesem Koloss, dessen Räder fast drei Meter Durchmesser haben und wovon jedes 4000 kg wiegt.





Nur einen halben Kilometer vom Museum entfernt befindet sich die olympische Bob- und Rodelbahn, wo 1994 der Hackl-Schorsch die Goldmedaille im Rennrodeln gewann. Jetzt im Sommer kann man mit einem Viererbob mit Rädern die Bahn hinunter sausen. Das Vergnügen dauert reichlich eine Minute, kostet aber stolze 250 Kronen. Bis 100 km/h schnell fährt das Gerät. Irgendwie juckte es mich schon mitzufahren, aber wenn schon, dann würde ich es gern mit einem richtigen Bob auf vereister Bahn tun.


100 km/h

15 Kilometer weiter erheben sich die beiden Olympia-Sprungschanzen über Lillehammer. Hier brannte vor 23 Jahren die olympische Flamme und hier jubelte Jens Weißflog über seine Goldmedaille. Schon der mit grünen Matten belegte Aufsprunghang beeindruckte uns, so steil ist er. Er endet in einem weiten Stadionrund. Darüber thronen die eleganten Betonkonstruktionen der beiden Schanzen. Obwohl Skispringen nicht unbedingt mein großes Interesse findet, würde ich schon gerne mal die Atmosphäre live erleben, wenn die Springer mutig ins Tal segeln. (Ja, ich weiß, Springerinnen tun es inzwischen auch.)


Blick von der Großschanze auf Lillehammer

Noch rund 100 km fuhren wir in diesem herrlichen Gutbrandsdalen und absolvierten dabei den zehntausendsten Kilometer unserer Reise, bis wir bei Strandlykkia einen eigenartigen Platz für die Nacht fanden. Wir standen in einem funkelnagelneuen Bootshafen. Allerdings lag kein einziges Boot vofr Anker, kein Auto war zu sehen. Die Eisenbahnlinie direkt daneben ist durch eine Stahlwand abgeschirmt. Da die Waggons ohnehin geräuschgedämmt sind, hörten wir nur ein leises Rauschen, wenn ein Zug vorbeifuhr. Gute Voraussetzungen für eine relativ ruhige Nacht.

Standort: N 60° 31' 15.9“ E 11° 14' 25.4“
gefahrene Strecke: 119 km


Mittwoch, 9. August 2017

Es regnete die halbe Nacht. Glücklicherweise setzte der Regen am Morgen für ein. Zwei Stunden aus, so dass wir das Dach mit einigermaßen getrockneten Zeltwänden zuklappen konnten. Bei erneut einsetzendem Nieselregen fuhren wir durch eine trotz des miesen Wetters liebliche Landschaft. Auf kleinen Landstraßen näherten wir uns der schwedischen Grenze. In Skotterud stießen wir auf die E2 und setzten in einem kleinen Supermarkt unsere letzten norwegischen Kronen in Lebensmittel um.

Inzwischen goss es in Strömen. Ohne Halt passierten wir die norwegisch-schwedische Grenze. Bis Karlstadt nutzen wir die E2, danach die E18. Am nördlichen Ende des riesigen Vännernsees versuchten wir, auf der Halbinsel Arnön einen Stellplatz zu finden, leider ohne Erfolg. Die Feld- und Waldwege waren durch den Dauerregen, der immer heftiger wurde, völlig aufgeweicht. Das wäre zwar für den Gecko kein Hindernis gewesen, doch irgendwo auf einer schlammigen Wiese wollten wir auch nicht stehen.

Nach Kristinhamn bogen wir links ab in Richtung einiger kleiner Seen. Dort fanden wir zuallererst einen riesengroßen Birkenpilz und einige schöne, ganz frische Rotkappen (wohlgemerkt vom Auto aus!) und gleich danach einen guten Stellplatz. Und, oh Wunder, es hörte endlich auf zu regnen.

Standort: N 59° 20' 56.5“ E 14° 13' 21.4“
gefahrene Strecke: 313 km


Donnerstag, 10. August 2017

Frische Waldluft, kein Regen, keine Mücken, also ein guter Morgen. Unmittelbar nach unserer Abfahrt lachten uns schon wieder wunderschöne Pilze an, die wir natürlich noch einsammelten. Weiter ging es dann auf der 205, bis wir bei Askersund auf die 50 stießen, die wir kurz vor Motala wieder verließen, um auf schmalen Landsträßchen bis zu dem kleinen Ort Berg bei Linköping zu gelangen. Dort befindet sich der wohl interessanteste Abschnitt des Göta-Kanals, der die Ostsee mit dem Skagerrak verbindet. Interessant deshalb, weil sieben direkt hinterinander liegende Schleusen einen Höhenunterschied von 18 Metern überwinden. Die Boote steigen praktisch eine Treppe hinauf bzw. hinab. Wenn die Schiffe oben angekommen sind, fahren sie anschließend ÜBER eine Brücke. Es wirkte schon eigenartig, als wir unter einem Boot durch diese Brücke fuhren.

Weiter ging unsere Reise auf der E4 bis Mjölby. In Boxholm schwenkten wir nach links ab und fanden kurz vor dem Örtchen Blavik an einem kleinen See einen hübschen Platz für die Nacht.

Standort: N 58° 06' 08.6“ E 15° 06' 32.5“
gefahrene Strecke: 227 km

Gedränge in den Schleusen des Göta-Kanals

Donnerstag, 3. August 2017

Auf dem Kystriksveien gen Süden

Freitag, 28. Juli 2017

Wie schon vermutet, kann die Fähre von Evenes keine Autos befördern, falls sie überhaupt noch existiert. Wir fanden zwar einen kleinen Hafen, doch deutete dort nichts auf eine Fähre hin.

So fuhren wir also bei herrlichem Wetter auf der E10 um den Herjangsfjord herum nach Narvik. Die Stadt wurde im 2. Weltkrieg völlig zerstört und danach komplett neu aufgebaut. Der Hafen ist ein wichtiger Umschlagplatz für das Eisenerz, das per Eisenbahn aus dem nahen schwedischen Kiruna gebracht wird. Einige Erzfrachter sahen wir im Hafen liegen.

Erzfrachter im Hafen von Narvik

Uns beeindruckte ganz besonders eine im Bau befindliche riesige Hängebrücke, auf der ab 2018 Autos den Herjangsfjord überqueren können. Die beiden Brückenpfeiler, die sicher über 100 Meter hoch aufragen, stehen schon. Auch die mächtigen Drahtseile zwischen ihnen überspannen bereits den Fjord. Es fehlt „nur“ noch die Fahrbahn. Unter anderem sieht man an solchen gewaltigen Bauwerken, dass Norwegen ein reiches Land ist.

die neue Hängebrücke bei Narvik



Einige Kilometer nach Narvik steuerten wir einen schönen Parkplatz direkt am Fjord an, um eine Mittagspause einzulegen. Dort befindet sich eine kleine Gedenkstätte für die Soldaten der Alliierten aus Norwegen, polen, Frankreich und Großbritannien, die hier bei der Schlacht um Narvik im WK II ihr Leben verloren.

Gedenkstätte bei Narvik

Wir stellten uns etwas abseits hinter ein paar Büsche und fanden den Platz so schön, dass wir ihn gleich zum Stellplatz für die nächste Nacht erklärten. In der herrlich warmen Sonne dösend, verbrachten wir den Nachmittag. Der eigentliche Parkplatz füllte sich immer mehr mit Wohnmobilen. Zu uns gesellten sich mit Angelika und Peter zwei Norwegen-Experten, die mit einem alten Mercedes-Truck unterwegs sind. Auch sie haben schon die halbe Welt bereist. Bis weit in die Nacht erzählten wir uns gegenseitig unsere Erlebnisse und Abenteuer.


Standort: N 68° 23' 03.0“ E 17° 15' 14.3“
gefahrene Strecke: 101 km


Sonnabend, 29. Juli 2017

Weil es so schön war und ich unseren Blog auf den aktuellen Stand bringen wollte, blieben wir gleich noch einen Tag am selben Fleck stehen. Abends saßen wir wieder mit Angelika und Peter gemütlich in ihrem Reisemobil zusammen und klönten fast bis Mitternacht.


Standort: N 68° 23' 03.0“ E 17° 15' 14.3“
gefahrene Strecke: 0 km

Ausblick von unserem Stellplatz bei Narvik

Abendstimmung



Sonntag, 30. Juli 2017

Bei Nieselregen verabschiedeten wir uns und setzten unsere Reise auf der E6 fort. Bei Skarberget brachte uns für 157 Kronen eine Fähre über den Tysfjord. Dann führte die E6 durch gewaltige Berge, die wir allerdings nur schemenhaft durch die tief hängenden Wolken erkennen konnten. Nach einer ganzen Reihe von Tunneln bogen wir wenige Kilometer vor Bodö auf den Kystriksveien oder auch LV 17 ab und erreichten bald Saltstraumen. Der Kystriksveien verbindet Bodö und Steinkjer auf einer Länge von rund 650 km und zählt zu den schönsten Touristenstraßen der Welt. Sechs Fähren verteilen sich auf der gesamten Strecke.

Der uns von Angelika und Peter genannte Stellplatz direkt am Saltenfjord ist leider nicht mehr nutzbar. Eine ganze Menge Verbotsschilder untersagen das Campen.

Wir liefen zurück zu der großen Brücke, die in 41 m Höhe die Meerenge zwischen Saltenfjord und Skjerstadfjord überspannt. Unter der Brücke jagen aller sechs Stunden 400 Millionen Kubikmeter Wasser mit einer Geschwindigkeit von bis zu 37 km/h von einem Fjord in den anderen und wieder zurück. Dabei können Strudel bis zu vier Metern Tiefe entstehen. Die größten Wirbel bilden sich an Vollmondtagen. Wer da hinein gerät, hat kaum eine Chance, lebend wieder herauszukommen. Selbst Boote sind da schon in die tiefe gerissen worden. Wir sahen also den schnellsten Gezeitenstrom der Welt. Da wir gerade Halbmond haben, erlebten wir die riesigen Strudel leider nicht. Trotzdem beeindruckte es uns sehr, mit welcher Geschwindigkeit und Gewalt die Wassermassen dahinströmen und dabei durcheinander gewirbelt werden. Aber eine ganze Woche wollten wir nicht warten, um die größten Malströme zu sehen.

Einige Kilometer weiter südlich fand sich ein guter Stellplatz für die Nacht. Endlich hatte auch der Regen aufgehört.


Standort: N 67° 09' 58.5“ E 14° 27' 01.7“
gefahrene Strecke: 274 km

Brücke über die Meerenge bei Saltstraumen





Montag, 31. Juli 2017

Kurz nach unserer Abfahrt riss die Wolkendecke auf, und wir konnten die Fahrt auf der 17 gen Süden bei herrlichem Wetter genießen. Nun kam die Schönheit der Berge und Fjorde erst richtig zur Geltung. Blaue Berge, dazwischen glitzerndes türkisfarbenes oder blaues Wasser, grüne Wiesen, auf denen weiße, lila und gelbe Blumen im Überfluss blühten. Es war die reinste Genussfahrt. Durch endlose Kurven und ständiges Auf und Ab fuhren wir sowieso kaum schneller als 70 km/h. Cruisen und genießen...



ob der Bauer schwul ist?  ;-)

Nachdem wir den über sieben Kilometer langen Svartisen-Tunnel hinter uns gelassen hatten, parkten wir am Ende des Holandfjords. Eine Stunde später brachte uns ein Boot (170 Kr p.P.) in 15 Minuten über den Fjord. In 4 km Entfernung lag der Svartisen-Gletscher vor uns. Er ist der zweitgrößte Gletscher Norwegens und der am tiefsten gelegene Europas und befindet sich knapp oberhalb des Polarkreises.

Auf einem bequemen Schotterweg näherten wir uns dem Gletscher, dessen Eis weiß und hellblau in der Sonne leuchtete. Nie hätte ich gedacht, dass Gletschereis tatsächlich so blau aussieht. Nach knapp 3 km endete der Fußweg. Über schräge Felsplatten und große Steinbrocken kletterten wir nun nach oben. Zunächst folgten wir blauen Wegmarkierungen, dann den weißen. Und das sollte sich bald als Fehler herausstellen. Plötzlich endeten die weißen Striche auf den Felsen. Vor uns brauste und tobte das Schmelzwasser des Gletschers in die Tiefe. Die Gletscherzunge lag vielleicht 300 m entfernt von uns. Doch wie sollten wir da hinauf gelangen? Für bessere Kletterer, als wir es sind, wäre es sicher kein Problem gewesen, doch wir kapitulierten vor diesem Aufstieg. Wie wir später erfuhren, hätten wir weiter den blauen Markierungen folgen müssen, um direkt zum Gletscher zu gelangen.


Svartisen-Gletscher

Blick von unterhalb des Gletschers auf den Holandfjord


Die Sonne war längst hinter dicken, regenschweren Wolken verschwunden. Urplötzlich setzte starker Wind ein, der direkt vom Gletscher herunter brauste und uns stark abkühlte. Als die ersten Regentropfen fielen, stand fest, dass wir umkehren. Wir kletterten auf einen Felsbrocken, von wo wir noch einmal zum nun noch blauer erscheinenden Eis hinauf schauten und machten uns dann schleunigst auf den Rückweg über immer schlüpfriger werdende Felsen.

Schmelzwasser des Gletschers

ein letzter Blick hinauf zum Gletscher

Dummerweise trug ich nur ein dünnes T-Shirt, das im Handumdrehen total durchnässt war. Wir schlugen ein sehr flottes Tempo an, um vielleicht doch noch das nächste Boot zu erreichen, doch mehr als drei Kilometer in weniger als einer halben Stunde schafften wir dann doch nicht. Als das Boot in Sichtweite geriet, fuhr es auch schon los.

Verschwitzt und patschnass durften wir nun 80 Minuten auf die nächste Überfahrt warten. Völlig durchgefroren und nass bis auf die Haut kamen wir schließlich am Auto an. Das war uns eine Lehre. Gehe in Norwegen nie ohne Regenklamotten los, auch wenn die Sonne noch so schön scheint!

Weit fuhren wir dann nicht mehr. Ein einsamer Parkplatz diente uns als Stellplatz für die Nacht. Die leichte Enttäuschung über das Nicht-Erreichen des Gletschers machte nun ein fantastischer Sonnenuntergang wett. Die Berge hinter uns glühten tiefrot, Wolken in zartem Karmesinrosa schwebten darüber und das alles bei tiefer Stille. Einfach nur wunderschön!!!


Standort: N 66° 38' 47.6“ E 13° 32' 02.0“
gefahrene Strecke: 131 km





Dienstag, 1. August 2017

Was macht man als Reisender an solch einem verregneten Tag? Richtig, man fährt. Dass wir aber an einem einzigen Tag gleich vier Fähren nutzen würden, hätten wir uns am Morgen nicht träumen lassen. Nach der dritten, mit der wir den Polarkreis verließen, sollte eigentlich auch Schluss sein, aber wir fanden einfach keinen brauchbaren Stellplatz. Auf den Inseln hier wird fast die gesamte Fläche landwirtschaftlich genutzt, meistens als Weideland, aber auch Getreidefelder sahen wir schon. Und der Rest befindet sich in Privatbesitz. Wegen des stürmischen Windes brauchten wir einen geschützten Platz.

Nachdem wir die vierte Fähre verlassen hatten, suchten wir auf der Insel Sömna weiter. Auch da blieben wir erfolglos und standen schließlich abends nach 21 Uhr etwas verzweifelt und ratlos an der fünften Fähre. Die aber fuhr erst am nächsten Morgen. Uns blieb nichts anderes übrig, als unser Glück auf der kleinen Halbinsel Kvalöya zu versuchen. Und siehe da, praktisch im letzten Anlauf fanden wir dann einen winzigen Parkplatz im Wald, wo uns ein Reh neugierig beäugte.


Standort: N 65° 12' 49.7“ E 12° 01' 12.0“
gefahrene Strecke: 238 km





Mittwoch, 2. August 2017

So eine ruhige Nacht hatten wir schon lange nicht mehr erlebt. Eigentlich wollten wir ja gleich früh zur Fähre fahren. Auf einer Infotafel am Parkplatz hatte ich jedoch gesehen, dass nur wenige hundert Meter weiter noch ein Parkplatz sein soll, und zwar direkt am Meer. Den schauten wir uns erst noch an und waren sofort begeistert. Eine kleine Bucht mit Sandstrand lag zwischen zwei Bergen, totale Ruhe herrschte.. Es gab sogar eine blitzsaubere Toilette mit Wasserspülung und eine Dusche (!), allerdings nur mit kaltem Wasser. Und das alles kostenlos! Da das Wetter besser werden sollte, waren wir uns sofort einig: hier bleiben wir noch ein bisschen.

Mit Wäsche waschen, putzen im Auto, Tagebuch schreiben, lesen und ab dem frühen Nachmittag in der Sonne sitzen und dösen verging der Ruhetag wie im Fluge.

"unsere" Bucht auf der Halbinsel Kvalöya

In der Bucht entdeckten wir eine Büste, die wir in genau der gleichen Ausführung schon mehrmals in Norwegen gesehen haben. Wir fragten uns, welche Bedeutung sie wohl haben mag. Eine junge Frau mit einem wunderschönen Mund richtet den Blick hinaus aufs Meer. Aber warum hat der Künstler ihre Augen nicht gestaltet? Der Wind zaust ihr Haar und sie bedeckt frierend ihre Brüste. Wenn jemand diese Figur und ihre Bedeutung kennt und uns darüber aufklären kann, würden wir uns sehr darüber freuen.


Standort: N 65° 12' 38.5“ E 12° 00' 46.7“
gefahrene Strecke: 0,5 km


was mag diese Statue bedeuten?